Gottkönige, Goldschätze und Grabräuber
Dietmar Ossenberg unterwegs
ßgypten - seit Jahrtausenden fasziniert es die Menschheit. Dichter, Denker, Abenteurer, Feldherren und Gelehrte erlagen dem Zauber des Landes. Dietmar Ossenberg hat sich auf die Suche gemacht nach dem Mythos des Landes. "Abenteuer ßgypten" ist keine Reisereportage im herkömmlichen Sinne. Die beiden Filme sind das Resultat aus jahrelangen persönlichen Erlebnissen des ehemaligen Kairo-Korrespondenten. Es ist das Porträt eines Landes jenseits der ausgetretenen Touristenpfade, das seine Vergangenheit braucht, um eine Chance auf eine bessere Zukunft zu haben.
Eine der ersten Stationen der Reportagereise sind die Tempel von Abu Simbel. In einer einzigartigen Aktion vor den Fluten des Nasser-Sees gerettet, blicken die Kolossalstatuen des Pharaos seit mehr als dreitausend Jahren tief ins afrikanische Herz ßgyptens. Zweimal im Jahr lockt ein einzigartiges Spektakel Menschen aus aller Welt an: Zur Winter- und Sommersonnenwende treffen die Strahlen der aufgehenden Sonne auf die Abbilder des Gottkönigs im Allerheiligsten des Tempels. Einst zum Ruhme Ramses II. von findigen Baumeistern erschaffen, hat das Sonnenwunder bis heute nichts von seiner Faszination verloren.
Während die Touristen in Abu Simbel die Baudenkmäler vergangener Epochen bestaunen, ziehen auf dem Nasser-See Fischer auf ihren kleinen Booten hinaus zum Fang. Mit Netzen versuchen sie den zahllosen Nilkrokodilen einige Fische abzuringen. Monatelang hausen die Fischer fernab der Zivilisation auf winzigen Inseln mitten auf dem größten Stausee der Welt.
Einige der Fischer gehören zum Volk der Nubier, das einst über das alte ßgypten herrschte. Heute leben die Nubier zwangsumgesiedelt an den Ufern des Sees. Doch ihre uralten Traditionen haben sie sich bewahrt. Auf einer nubischen Hochzeit verbinden sich islamischer Glaube und afrikanisches Erbe.
Weiter gen Norden erreicht der Nil Luxor, die Hauptstadt des Pharaonenreiches. Das alte Theben ist heute ein Paradies für Archäologen. An keinem anderen Ort des Nillandes konzentrieren sich die Hinterlassenschaften der Vergangenheit so massiv wie hier. Dutzende von Wissenschaftlern durchwühlen die Erde auf der Suche nach der Wahrheit über die Vergangenheit.
Einer von ihnen ist der Deutsche Daniel Polz - Archäologe und Jäger eines verlorenen Schatzes. Er ist sicher, in der Nähe des Tals der Könige die letzte Ruhestätte einer längst vergessenen Herrscherdynastie gefunden zu haben. Doch Polz ist nicht der einzige, der hier gräbt. Direkt neben seiner Grabungsstätte liegt das Dorf der Grabräuber: Kurna. Viele der Häuser haben einen eigenen geheimen Einstieg in die Stadt der Toten, In Jahrhunderten wurden zahllose Stollen in den Berg getrieben. Und auch heute noch steigen die Bewohner des Dorfes nachts hinab in ihre Tunnel auf der Suche nach dem Gold der Pharaonen.
Die Reise geht weiter nach EI Gouna - eine Stadt mitten im Nichts an der Küste des Roten Meeres. Entstanden aus der Idee eines der reichsten Männer der Welt, soll EI Gouna als Modell für ßgyptens Zukunft stehen. In einer lebensfeindlichen Einöde, ohne Süßwasser und Strom, schufen Ingenieure und Architekten eine künstliche Oase für Touristen und Einheimische.
Ausgestattet mit allem erdenklichen Luxus will der Schöpfer El Gounas, der Multi-Millionär Samih Zawiris, seine Stadt zum Magneten für Touristen am Roten Meer machen.
"ßgypten hat 95 Prozent unangetastetes Land. Da gibt es ein unheimlich großes Potential: zweieinhalbtausend Kilometer unverbaute Küste allein am Roten Meer.
Mein Traum ist, dass mehr Leute sich wagen, solche Stadtmodelle wie EI Gouna in ßgypten zu bauen", sagt Samih Zawiris und schmiedet bereits neue Pläne.
Der zweite Teil mit dem Titel "Mumien, Metropolen und Minarette" wird am Montag, 29. Dezember 2003, 1925 Uhr, ausgestrahlt.