Folge 2/4, "Varusschlacht und Gotensaga"
ZDF In vier Teilen lässt die Dokumentationsreihe "Sturm über Europa" die Zeit der germanischen Völkerwanderung wieder aufleben und zeigt anhand wissenschaftlicher Aussagen und nachgestellter Szenen eine der faszinierendsten Epochen der europäischen Geschichte.
Weitere Sendetermine: 22.02. 14:00 auf ARTE, 03.03. 01:50 auf ARTE
m Mittelpunkt des zweiten Teils der Reihe steht die Geschichte der Goten, die lange Zeit mit dem Römischen Reich in Frieden lebten, bis auch sie von den herannahenden Hunnenkriegern gezwungen wurden, ihr Land zu verlassen und auf römisches Gebiet auszuweichen.
Varusschlacht und Gotensaga
Im Jahr 9 n. Chr., auf dem Höhepunkt der römischen Macht, besiegte der Cheruskerfürst Arminius Roms Truppen. Drei Tage dauerte die Schlacht, die 20.000 Legionäre das Leben kostete. Kaiser Augustus soll gerufen haben "Varus, Varus, wo sind meine Legionen?" Generationen von Archäologen haben das Schlachtfeld vergeblich gesucht. Heute haben sie die Beweisstücke in der Hand: Eine versilberte Gesichtsmaske, Dolche, Bleigeschosse, Münzen zeigen, dass die römischen Legionen nicht im Teutoburger Wald, sondern in Kalkriese bei Osnabrück vernichtet wurden. "Die römische Weltherrschaft, die an der Küste des Ozeans nicht Halt gemacht hatte, fand jetzt am Ufer des Rheins und der Donau ihre Grenze", schrieb ein römischer Chronist. Doch zwischen Rhein und Donau klaffte eine Lücke. Der Limes, heute Weltkulturerbe, sollte sie schließen. Aber er war nie mehr als eine Polizeigrenze, mit der die Römer den kleinen Grenzverkehr kontrollierten. So sehen es heute die Historiker. Längst war das Imperium auf die Zuwanderung der Germanen angewiesen. Sie stellten Soldaten, Generäle und wurden Hauptstützen des römischen Heeres.
"Mit drei Booten kamen sie vom Ende der Welt über das Meer. Sobald sie ihre Schiffe verließen und an Land gingen, gaben sie demselben sogleich ihren Namen: Gothiskandza, die Gotenküste." Erzählt die berühmte Gotensaga des Jordanes einen Mythos oder eine tatsächliche Geschichte? Kamen die Goten aus Skandinavien über die Ostsee? Nach Meinung der Archäologen haben die Goten Schweden von Polen aus besiedelt, die Urheimat der Goten lag somit an der Weichsel. An der Geschichte der Völkerwanderung ändert das nichts. "Als nun die Zahl des Volkes immer mehr zunahm, fasste König Filimer den Entschluss, dass das Heer mit Weib und Kind auswandern solle." Die Goten ziehen entlang der Weichsel flussaufwärts bis ans Schwarze Meer und die Donau. "Im Land des Volkes der Goten", auf der Krim, in Rumänien, Bulgarien und Ungarn gehen wir auf Spurensuche. ßberall haben die Goten Gräber und Schätze hinterlassen. Was verraten sie über die germanischen "Barbaren", die einmal die antike Welt verändern werden? Die so genannte Wulfila-Bibel, die von unschätzbarem Wert ist, zeigt, dass die Goten bereits um das Jahr 350 aus ßberzeugung Christen wurden. Die Donau war die Grenze zwischen dem Römischen Reich und dem Land der Goten. Deshalb trafen sich der Anführer der Goten, Athanarich, und Kaiser Valens im Jahr 365 in der Mitte des Flusses, um einen Friedensvertrag zu schließen. Die Welt schien in Ordnung. Doch dann tauchten am Horizont Reiterhorden auf, die Hunnen, die "fürchterlichsten aller Krieger". Ein Sturm fegte über Europa.