"Gewalt und Unterhaltung im antiken Rom"
Kein anderes Monument in Rom ist über die Jahrhunderte hinweg im kollektiven Gedächtnis so verankert wie das Kolosseum: als Monument der kaiserlichen Baupolitik und als berühmtester Schauplatz der damaligen Unterhaltungsindustrie.
Neueste Ausgrabungen, Computeranimationen und die Methoden der experimentellen Archäologie erlauben einen ungeahnten Blick in die Welt des Kolosseums, wo Gewalt und Unterhaltung eng beieinander lagen.
Das Kolosseum, im Jahre 80 n. Chr. erbaut, galt als Wunderwerk der Technik und wurde als achtes Weltwunder gefeiert. Es ragte 50 Meter in die Höhe und fasste rund 50 000 Zuschauer. Gleichzeitig war die Arena ein Ort der Grausamkeit und Brutalität, wo die Gladiatoren ihr blutiges Handwerk ausübten. An einem Tag wurden bis zu 5 000 Tiere niedergemetzelt. Nicht nur der Eintritt war frei, auch Essen und Trinken wurden kostenlos verteilt, und so gehörten "panem et circenses" zum Programm der Volksbelustigung, das die Kaiser inszenierten, um das Volk bei Laune zu halten. Zum Tod verurteilte Verbrecher, Kriegsgefangene oder auch Freiwillige wurden in Gladiatorenschulen trainiert, um im Zweikampf gegeneinander anzutreten. Die Sieger in diesem antiken "Showbusiness" wurden wie Helden gefeiert. Es gab den Brauch, gefangene Barbaren und Staatsfeinde den wilden Tieren vorzuwerfen - eine besonders schaurige Art der Hinrichtung. Viele Christen fanden bei den Verfolgungen im 3. Jahrhundert n. Chr. auf diese Weise den Tod, weil sie den Götter- und Herrscherkult ablehnten. Erst von christlichen Kaisern wurden die grausamen Veranstaltungen verurteilt und 438 n. Chr. abgeschafft. Elli G. Kriesch schildert in ihrer Dokumentation die blutige Show, der etwa 300 000 Menschen im antiken Rom zum Opfer fielen.