Mit der Renaissance verbindet man gemeinhin die Wiedergeburt der klassischen Gelehrsamkeit nach den "dunklen" Jahrhunderten des Mittelalters. Gleichzeitig sieht man in dieser Epoche , die Zeit der größten Künstler, die Blütezeit der Zivillisation.
Daß die Renaissance aber noch weit mehr war als das goldene Zeitalter der europäischen Kultur, beweist Lisa Jardine in dem vorliegenden Buch. Denn gerade in dieser Epoche ging es um Geld un Macht .
Könige und Fürsten, Händler und Geschäftemacher schlugen erbitterte Schlachten um Seide und Gewürze. Aber vor allem ging es dabei natürlich um die machtpolitische Frage, wer die Zentren des internationalen Welthandels kontrollieren würde. Und ganz nebenbei lieferten sie alle sich einen ständigen Wettkampf, wenn es darum ging, die Werke von führenden Künstlern ihrer Zeit wie Michelangelo, Holbein oder van Eyck zu erstehen.
Jardin zeigt in ihrem äußerst ausführlichen Buch, daß sowohl Banken auch Kreditinstitute aktiv an der Ausbildung eines privaten Mäzenentums beteiligt waren. Daher war der Handel für die Kunstwelt von größter Wichtigkeit - und so erklärt sich die eigenartig Verbindung zwischen den Entdeckungsreisen von Kolumbus und da Gama zur Kunst: Ein Seeweg nach Osten bedeutete einen Aufschwung des Handels - und davon profitierte auch die Malerei.
Die Autorin wirft einen erfrischenden, mitunter provozierenden Blick auf diese gegenseitigen Wechselbeziehung und zeigt bekannte und unbekannte Meisterwerke in einem völlig neuen Licht. Der Leser erfährt, was man aus den Abbildungen prachtvoller Gewänder, kostbarer Teppiche und anderer wertvoller Gebrauchsgüter herauslesen kann. Gerade die Kunst wird daher für die Erforschung dieser Epoche besonders wichtig.
Insgesamt hat Jardin eine umfassende, aber ebenso unterhaltsame Kulturgeschichte der Renaissance geliefert. Leichtfüßig, sachkundig und objektiv führt sie dem Leser diese Epoche bildhaft und lebendig vor Augen. Ein rundum gelungenes Buch.