"Der Mythos der Entdeckungen ist der erste, der nicht von Göttern oder Halbgöttern handelt, sondern von Menschen, von den Taten und Erlebnissen jener, die als erste bewußt dem Unbekannten begegneten."
Doch wer waren diese Helden, die mit Schiffen ferne Länder entdeckten, zu einer Zeit, als man die Welt fast noch für eine Scheibe hielt, von der man herunterfallen konnte? Was trieb diese Männer über den Ozean, auf dem angeblich gefährliche Ungeheuer lauern sollten? Vasco da Gama oder Bartolomeo Diaz waren nur einige von denen, die im Auftrag der portugiesischen Krone den Seeweg nach Indien entdeckten oder Südamerika erkundeten und schließlich besiedelten. In weniger als zwei Jahrhunderten stießen die Portugiesen von ihren heimischen Küstengewässern in alle Weltmeere vor.
Günter Kollert erzählt spannend und eindringlich die Geschichte vor allem der großen portugiesischen Entdeckungsfahrten am Ende des Mittelalters und den Mythen, die daraus entstanden sind. Diese zeigen die Sehnsucht des Menschen nach Utopia, nach einer humaneren und tieferen Welt in der unerschlossenen Ferne.
Aus einem reichen Fundus an Reiseberichten, Liedern und Tagebüchern hat der Autor viele kleine Episoden, in denen die Grenzen zwischen Wahrheit und Dichtung verschwimmen und die so die Grundlage für viele Sagen und Legenden wurden, zusammengestellt. Das Buch gewinnen so eine große Authenzität.
Doch Kollert leistet noch mehr: Durch Parallelen zu Entdeckungsfahrten und Mythologien anderer Kulturen gewinnen die portugiesischen Reiseberichte eine völlig neue Dimension im geistesgeschichtlichen Kontext unserer Welt. Die Wikinger werden dabei ebenso als Entdecker gewürdigt wie James Cook oder der fiktive Kapitän Ahab.
Insgesamt macht dieses Buch deutlich, warum die großen Entdeckungsfahrten auch heute noch eine große Faszination auf den Menschen ausüben. Kollert hat die einzelnen Beiträge seines Buches liebevoll zusammengetragen und seine Quellen dem Leser in einer ausführlich Biographie dargelegt. Die vielen verschiedenen Textarten und Erzählstile, durch de Autor gekonnt zu einer Einheit versammelt, machen das Buch zu einem echten Lesevergnügen. Wer jedoch nach einer allgemein-einführenden Darstellung zur Geschichte der Entdeckungsfahrten sucht, der sollte von diesem Buch lieber die Finger lassen: Zu unsysthematisch sind die einzelnen Themen dargestellt, zu philosophisch ist die Gesamttendenz des Buches. Wer jedoch nach neuen Aspekten zum Thema sucht, dem sei dieses Werk ans Herz gelegt.