Als Papst Urban II. am 27. November 1095 in Clermont mit einer flammenden Rede zur Rettung des Heiligen Landes aufrief, ahnte niemand, das daraus eine Bewegung werden sollte, die für nahezu 200 Jahre Mitteleuropa mit dem Nahen Osten verband: Die Kreuzzugsidee war geboren.
Knapp vier Jahre später eroberte ein Kreuzfahrerheer Jerusalem, tötete viele seiner Bewohner und plünderte die wohlhabende Stadt. Doch war der Grund für diesen Zug wirklich die Rettung des Heiligen Landes?
Nein, meint Allan Oslo, denn die Geschichte des ersten Kreuzzuges stellt er als eine Geschichte der Fehlinterpretation von Quellen dar. Die Kreuzzüge, die er allesamt als Heilige Kriege mit Petrus-Banner bezeichnet, hätten einzig das Ziel gehabt, die Macht der römisch-katholischen Kirche auszuweiten. Der Autor schildert zum Beweis dieser und weiterer provokanter Thesen ausführlich, doch immer leicht polemisch, die hochdramatischen Ereignisse während des ersten Kreuzzuges, der von 1095 bis 1099 dauerte. Dem Leser werden einzelne Kriegszüge und Schlachten ebenso anschaulich vermittelt wie die politischen Intrigen und Ränkespiele hinter den Kulissen.
Doch Leider fehlt Oslos interessantem Denkansatz eine fundierte Untermauerung. Allzu schnell erweist sich seine Argumentationskette als Aneinanderreihung bloßer Behauptungen. Aus welchen Quellen jedoch Oslo seine Ideen, die mitunter wenig plausibel und glaubhaft scheinen, speist, verrät er dem Leser kaum.
Insgesamt ist Oslos Buch eine unterhaltsam zu lesendes, sehr populärwissenschaftliches Buch, mit neuen Gedanken zu einem alten Thema, die man jedoch nicht immer für bare Münze nehmen sollte.