Bereits 1665 formulierte La Rochefoucauld in seinem pessimistischen Aphorismenbuch: "Die wahre Liebe ist wie ein Gespenst: Jeder spricht davon, aber keiner hat es wirklich gesehen". Daran scheint sich auch heute nicht viel geändert zu haben, denn die auf Liebe gegründete menschliche Zweierbeziehung war und ist eine der schwierigsten Lebensaufgaben und nicht immer von Erfolg gekrönt. In Europa war jedoch früher oft politisches Kalkül, Machtgewinn oder Geld der Grund für eine Eheschließung, wie etwa in den Ehen des deutschen Kaisers Friedrich II. oder des englischen Königs Heinrich II.
Heute heiraten hingegen, zumindest in der westlichen Welt, die meisten Menschen aus freiem Willen. Doch viel Ehen scheitern. Was ist der Grund dafür?
In diesem Buch wird versucht, das Wesen von Liebe und Ehe tiefenpsychologisch, philosophisch und anthropologisch zu erklären. In dem weit gespannten Rahmen ihrer ßberlegungen stellen die Autoren Betrachtungen über Liebe, Sexualität, gelingende und misslingende Ehe, Kulturpsychologie und -geschichte an. Dabei werden viele Beispiele aus der Praxis, aus Gegenwart und Vergangenheit, herangezogen und die Liebesbeziehungen einiger bekannter Dichter und verschiedener Protagonisten der Weltliteratur analysiert.
Dabei läuft der Inhalt der Darstellung aber auf eine Meinung, die der Autoren deutlich: Liebe, Ehe und Sexualität hängen mit Charakter, Lebensstil, Entwicklungsgeschichte und kulturellen Rahmenbedingungen zusammen und können nur gelingen, wenn beide Partner versuchen, ihre Personalität zu entwickeln.
Nach all den Darstellungen unterschiedlicher praktischer Beispiele sowie von Forschungsmeinungen aus Geschichte und Gegenwart ist der Leser aber am Ende fast enttäuscht über diese simple Formel. Es wäre sicher besser gewesen, den Rahmen enger zu stecken und weniger Meinungen und Beispiele zu erläutern und das Thema auf den Punkt zu bringen. Der Stil ist insgesamt ist etwas zu schwerfällig geraten, die langatmigen Darstellungen der Forschungsgeschichte beispielsweise ermüden den Leser nur unnötig, selbst wenn die Erklärungen leicht verständlich sind. Auch der schulmeisterliche Tonfall, der immer wieder durchkommt, stört den Unterhaltungswert des Buches. Zwar gibt es am Ende des Buches ein kurzes Literaturverzeichnis, doch sind längst nicht alle Zitate nachvollziehbar, was an den fehlenden Anmerkungen liegt.