Der Aufstieg und Niedergang der katharischen Häresie vom 12. bis zum Anfang des 14. Jahrhunderts war ein bedeutendes Ereignis in der Geschichte Westeuropas. Die Reaktion, die das Katharertum hervorrief, führte auf direkte Weise zum Albigenserkreuzzug, zum Ende eines möglichen, sich über die Pyrenäen erstreckenden okzitanischen Staates und zur erfolgreichen Einverleibung des Südens in die französische Monarchie.
Das Katharertum kam ebenso wie andere Häresien im 12. Jh. auf, wurde aber von den zeitgenössischen Vertretern der Kirche mehr als jede andere gefürchtet, und seine verstärkten Erfolge, besonders in bestimmten Teilen des Languedoc, Nord- und Mittelitalien, lösten in der Kirche eine Krise aus. Die von Papst Innozenz III. in Gang gesetzten Maßnahmen zur Untersuchung und Verurteilung von in Sünde lebenden Geistlichen wurden von anderen dazu benutzt, sie als eine neue und furchtbar wirkungsvolle Maschinerie zur Untersuchung, Verurteilung und Unterdrückung der Häresie einzusetzen. Die Bischöfe verzichteten zwar nicht auf ihre traditionelle Verpflichtung, die Häresie niederzuschlagen, doch ihre Tätigkeit wurde durch Inquisitoren, die das Papsttum nur für diesen Zweck ernannte, angespornt, unterstützt und bisweilen auch von ihnen übernommen. Diese Inquisitoren waren Männer, die sich, mit außerordentlichen Vollmachten über Leben und Tod ausgestattet, ganz ihrer Aufgabe widmeten. Sie erwarben umfangreiches Wissen über die Häretiker, deren Bräuche und Glaubensauffassungen, das sie in Handbüchern über Untersuchungsverfahren, Abhandlungen über die Feinde der Kirche, Widerlegungen ihrer Lehren und den Verteidigungen des orthodoxen Glaubens festgehalten haben. Es ist möglich, daß die damaligen Päpste diese Verfahrensweisen als vorübergehende angemessene Maßnahmen erachtet haben, die sie wieder aufheben könnten, wenn der Sieg über die Häresie errungen wäre. Aber es sollte anders kommen: Der Unterdrückungsapparat überlebte die Katharer lange Zeit gelangte als die so genannte Inquisition, deren anhaltende Bedeutung für die katholische Kirche bekannt ist, zu trauriger Berühmtheit.
Die Erforschung der Katharer gestaltet sich nicht einfach, denn oft sind nur die Quellen ihrer Verfolger erhalten, so daß im Laufe der Zeit viele phantastische Gerüchte entstanden sind. Im vorliegenden Buch werden Aufstieg und Fall der Katharer sowie ihre Verfolgung detailliert, kompetent und mit wissenschaftlichem Anspruch, aber dennoch unterhaltsam dargestellt. Damit trifft Lambert mitten ins Herz der religiösen Mentalität dieser Zeit und verdeutlicht, wie vielgestaltig die mittelalterliche Geisteswelt war.