Das 11. Jahrhundert wird in der Geschichtsforschung als politischer und ideengeschichtlicher Wendepunkt, als Zäsur verstanden. Zwei Aspekte stehen bei den Betrachtungen dieser Epoche im Vordergrund: die Kirchenreform und der Investiturstreit.
Papst Gregor VII. ist die zentrale Persönlichkeit dieser Zeit, wichtig für beide Aspekte. Es ist daher nur natürlich, wenn der Pontifikat Gregors VII. häufig im Mittelpunkt des historischen Interesses stand, wenn auch oft unausgesprochen und indirekt. Da Gregors Korrespondenz in seinem Register erhalten ist und zudem seine Aufsehen erregenden Handlungen, wie zum Beispiel die Absetzung und Exkommunikation Heinrichs IV, bereits während seines Lebens in den polemischen Schriften des Investiturstreits ihren Niederschlag fanden, ist die Quellenlage verhältnismäßig günstig. Auch die Sekundärliteratur fließt reichlich und in der Geschichte des Kirchenrechts wurden in letzter Zeit bedeutende Erkenntnisfortschritte gemacht.
Das vorliegende Buch verfolgt das Ziel, die Forschung über die Zeit des Pontifikats zu resümieren, bringt aber auch eigene Forschungsergebnisse zur Frühzeit des Mönches Hildebrand, aus dem später Gregoe VII. wurde. Besonders die These der Verfasserin, er sei nicht Mönch, sondern streng reformierter Kanoniker gewesen, und die daraus gezogenen Folgerungen dürften Anlaß zu regen Diskussionen und weiterer Forschung bieten. Darüber hinaus konzentriert sich die Autorin nicht nur auf den Papst, sondern auch auf den Menschen Gregor, beleuchtet auch seine Herkunft, seine Familie und seinen Werdegang bis hin zu seiner Politik und seiner Heiligsprechung nach dem Tod.
Das vorliegende Buch berücksichtigt sicher nicht alle Aspekt zu Gregor, doch gibt es einen guten Einblick in das Leben Gregors VII. Dennoch ist es keine Einführung und keine einfache Bibliographie, dazu fließen auch zu viele Forschungsmeinungen zusammen. Auch stilistisch ist es sicher anspruchsvoller und richtet sich, schon wegen des vorausgesetzten Hintergrundwissens, eher an Fachkundige als an Laien.