Führer zu Fundstätten des Mittelalters und der Frühzeit
Das Interesse an dem, was der Boden aus schriftloser Zeit bewahrte, ist ungebrochen. Die Arbeit und die Ergebnisse landesarchäologischer Forschung geben Aufschluß über Lebensweise und Umwelt unserer Vorfahren, von deren materiellem Erbe wir auf Wirtschaftsbeziehungen, kulturelles und soziales Verhalten, Siedlungsgewohnheiten, Bestattungsbräuche und kultische Handlungen schließen können. Und viele Geländedenkmäler kann man noch heute sehen: Besteigt man beispielsweise den Runden Berg bei Bad Urach von der Nordwestseite her, erkennt man nach wenigen Metern die Reste einer Steinmauer und weitere rechteckige Steinbauten, von denen einer besonders gut erhalten ist. Beides gehört zu einer Burgbefestigung, die zu karolingischer Zeit auf dem Runden Berg stand. Doch die Siedlungsgeschichte des Berges beginnt noch viel früher: Das Fundmaterial aus dem 3.-6. Jahrhundert und dem 7.-8. Jahrhundert weist die Hochfläche des Berges als Siedlungsplatz verschiedener wohlhabender Familien aus. Zunächst waren es Alamannen, die den Berg zu ihrer Wohnstätte erkoren, ihn im 6. Jahrhundert wieder aufgaben. Ab der Mitte des 7. Jahrhunderts wurde er zum Sitz einer spätmerowingerzeitlichen Adelsfamilie.
Der vorliegende Führer hilft archäologisch Interessierten, solche Geländedenkmäler aufzuspüren und bietet eine Reihe von Hintergrundinformationen: Von Aalen bis Wutöschingen, von Badenweiler bis Villingen-Schwenningen begleitet er zu den schönsten Geländedenkmälern Baden-Württembergs. Objekte aus allen Epochen von der Altsteinzeit bis zum frühen Mittelalter machen den Leser bekannt mit der Archäologie einer Landschaft, die der Mensch seit Beginn seiner Siedeltätigkeit in einzigartiger Weise geprägt hat.
Neben den verständlich geschriebenen Erläuterungen zu über 90 archäologischen Fundstätten enthält der Band einen geschichtlichen ßberblick, der auch auf aktuelle Entwicklungen hinweist und eine synoptische Zeittafel, die die Fundstätten in einen überregionalen geschichtlichen Zusammenhang stellt. Mit den ausführlichen Beschreibungen der Wander- und Lehrpfade und Angaben zu archäologischen Museen und Freilichtanlagen mit ßffnungszeiten sowie Hinweisen auf Aktionen und Vorführungen erhalten Leser und Besucher die Möglichkeit, die archäologische Fundstätte nicht nur als isoliertes Denkmal zu erfahren, sondern auch sich die Lebenswelt des beispielsweise frühmittelalterlichen Menschen auf greifbare Weise zu erschließen. Zudem werden Hinweise zur Anreise gegeben, einfache Kartenskizzen erleichtern die Ortsfindung. Für Laien werden die gängigsten Fachbegriffe in einem Glossar erläutert.