Ab dem 13. Mai 2001 wird in Berlin eine Ausstellung zum Thema "Europas Mitte um 1000" zu sehen sein. Dieses großangelegte, museale Highlight, entstanden durch die Kooperation von Deutschland, Ungarn, Polen, Tschechien und der Slowakei führt seine Besucher mit zahlreichen außerordentlichen Exponaten in die Welt des Mittelalters ein. Ab dem 7. Oktober sind die Exponate auch in Mannheim und danach in vier weiteren europäischen Ländern zu besichtigen.
Das vorliegende Handbuch bietet, gerade erschienen, einen Vorgeschmack auf diese Ausstellung. Dabei wird der Eintritt der Westslawen und Ungarn in den abendländischen Kulturkreis und die damit beginnende Genese Mitteleuropas besonders thematisiert.
Ob Fernhandel oder Raubzug, kriegerische Expansion oder Gesandtschaft, ob christliche Mission, heidnische Reaktion, adlige Heiratspolitik oder dörfliche Nachbarschaft: der Kontakt zwischen Westslawen und Ungarn sowie den benachbarten Kulturen, dem byzantinischen Reich im Südosten und dem ostfränkischen, späteren römisch-deutschen Reich im Westen, erfolgte auf verschiedenen Ebenen und mit unterschiedlicher Intensität. Um die Jahrtausendwende führte jedoch schließlich das Streben nach Teilhabe an der lateinisch-christlichen Kultur zur Ausbildung von Strukturen, die die Zugehörigkeit der eben entstandenen oder noch im entstehen begriffenen Reiche - Böhmen, Polen und Ungarn - zum Abendland begründeten.
Das kiloschwere, alles andere als handliche Begleitbuch ist in drei Bänden erschienen: Band eins und zwei sind die Handbücher, die, reich bebildert, mit zahlreichen informativen Begleittexten das Hintergrundwissen zur Ausstellung vermitteln. So wird von den internationalen Autoren das Vergangenheitsbild der modernen Nationen ebenso beschrieben wie die Länder und Landschaften zur Jahrtausendwende oder der Handel und Verkehr. Neben diesen eher allgemeineren Ausführungen gehen die Wissenschaftler in gesonderten Kapiteln auch auf die speziellen Gegebenheiten in den einzelnen Regionen wie Böhmen oder Ungarn ein. Die 146 Autoren greifen für ihre 195 Beiträge auf anschauliche archäologische Zeugnisse und Schriftquellen aus Archiven zurück. Unter anderem werden Burgen und Paläste, Städte und Dörfer, Kirchen und heidnische Heiligtümer sowie Grab- und Depotfunde werden in ihrer Entwicklung vorgestellt. Der dritte Band ist schließlich der Katalogband mit gelungenen Aufnahmen der Artefakte und ausführlichen Beschreibungen.
Insgesamt machen diese Begleitbände große Lust auf die Ausstellung, sind jedoch auch zu deren Nachbereitung geeignet. Aber auch diejenigen, die die Ausstellung nicht besuchen wollen, finden hier ein ausführliches, sehr anschauliches Kompendium, daß ihnen die Welt um das Jahr 1000 vor Augen führt.
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