Die schriftlichen zeitgenössischen Quellen, die uns heute von den Wikinger erzählen, schildern diese als kühn, zornig, fremdartig oder durch und durch heidnisches Volk, das, vom Meer herkommend, auf dem Festland einfiel, um zu plündern und zu morden. Ein Volkslied spricht gar von, "kriegerischen Wölfen, leidenschaftlich auf hungriger Suche", die vom Schwert und von der See lebten und durch Schwert und See starben. Doch stammen diese Eindrücke meist aus der Sicht ihrer Opfer oder der christlichen Missionare und sind daher rein subjektiv. Die moderne Forschung zeichnet ein anderes Bild er Nordmänner: Sie waren auch außergewöhnlich erfolgreiche Kaufleute, Erpresser und Pioniere der Erforschung der Meere?
Das vorliegende Buch präsentiert eine wegweisende Darstellung der Wikinger und ihrer Zeit unter Berücksichtigung der neuesten Forschungsergebnisse. Ausgrabungen, vorgenommen in so weit auseinander liegenden Gegenden wie Dublin und Neufundland, York, Haithabu und Russland, liefern faszinierende archäologische Ergebnisse, die in diesem reich illustrierten Band beschrieben werden.
Die Kapitel behandeln die verschiedenen geografischen Regionen, in denen sich die Wikinger bewegten, und verfolgen ihre Geschichte von den ersten ßberfällen auf Küstensiedlungen Ende des 8. Jahrhunderts bis zur Einrichtung permanenter Siedlungspunkte, z.B. in England, Russland und der Normandie. Hier kam es dann zum wechselseitigen Austausch mit der jeweiligen lokalen Kultur. Das Erbe der Wikinger und die verschiedenen Versuche in den folgenden Jahrhunderten, es für andere Zwecke zu missbrauchen, werden ebenfalls angesprochen. Von der Wikinger-Saga zur Technologie des Schiffbaus, von Bestattungsritualen zum Pelzhandel bietet der Band einen umfassenden und fesselnden ßberblick über die Aktivitäten und das Vermächtnis der Wikinger.
Noch mehr zum Thema bietet die ebenfalls im Theiss-Verlag erscheinende Zeitschrift "Archäologie in Deutschland" (Band 4/2000) mit dem Schwerpunktthema Ostseehandel. Durch die Handelsbeziehungen der Wikinger, die ihre Wirtschaftszentren in Haithabu bei Schleswig, in Rerik an der Mecklenburgischen Küste und im russischen Nowgorod hatten, kam im nördlichen Mitteleuropa der Nord-Süd-Handel zum Erliegen. Der Artikel berichtet informativ und reich bebildert über den Warenaustausch vergangener Zeiten in einer Region, die seit alters eine Drehscheibe des internationalen Handels war.
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