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Arnold Angendt

Geschichte der Religiosität im Mittelalter

€ 68,00 - Primus-Verlag, Darmstadt, (2) 2000
3-89678-172-3

"Religiöse Vorstellungen im Mittelalter"

Rezension: Simone Janson   Nachricht

Religiöse Vorstellungen im Mittelalter

Die Religiositätsgeschichte der mittelalterlichen Christenheit ist bis heute noch nicht geschrieben worden. Arnold Angenendt, Professor für Kirchengeschichte an der Universität Bochum, stellt in diesem Buch die mittelalterliche Religiosität in ihrer inneren Struktur dar. Er zeigt eindringlich und sachkundig, daß nicht primär die gelehrte Theologie für die Entwicklung religiöser Verhaltensmuster entscheidend waren, sondern die simplen Logiken und die religiösen Bildwelten, die auf die Menschen verschiedener Mentalität und sozialer Schichtung wirkten, oftmals auf ganz unterschiedliche Weise. Der Autor schildert zunächst die theologische Forschungsgeschichte, um dann auf Aspekte wie die mittelalterliche Geisteswelt, Philosophie, Gottes-und Jenseitsvorstellungen ausführlich einzugehen. Dabei ist es sein Anliegen, auch den Menschen, der unter all diesen Einflüssen stand, darzustellen. Das gelingt Angenendt aber nur am Rande, da auch er sich nur auf die schriftliche ßberlieferung und besonders kirchengeschichtliche Quellen berufen kann.
Daher ist sein Werk eine vor allem eine geistesgeschichtliche Darstellung, die aber immer in den zeitlichen Kontext eingebettet ist und so den wechselseitigen Einfluss von religiöser und politischer Geschichte zueinander zeigt. Besonders interessant ist aber, daß hier eine präzise entwicklungsgeschichtliche Perspektive herausgearbeitet wurde: Der Betrachtungsbogen reicht vom Zusammenbruch des römischen Reiches und der damit verbundenen Rearchaisierung des Christentums über die europäische Achsenzeit des 12. Jahrhunderts bis zum Spätmittelalter und zur Reformation. So setzte beispielsweise im Hochmittelalter setzte eine Rationalisierung ein, die dann im Spätmittelalter zum Tragen kam und dirket zur Reformation führte.
Insgesamt schafft es Angenendt mit diesem Werk, die religiösen Vorstellungen des Mittelalters dem modernen Menschen näher zu bringen und leistet damit einen entscheidenden Beitrag zum Verständnis dieser Epoche. Dennoch ist sein Buch keine leichte Lektüre, da es thematisch weit ausholt und hohe Ansprüche an seinen Leser stellt. Gerade deswegen ist sein Buch aber für alle, die sich in irgendeiner Weise mit der mittelalterlichen Theologie beschäftigen, unumgänglich.