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Entwicklungslinien im Frühen MittelalterAls sich Karl der Große Weihnachten 800 im Petersdom zu Rom als erster fränkischer König vom Papst zum Kaiser krönen ließ, war das der glanzvolle Höhepunkt seiner insgesamt fast fünfzigjährigen Regierung. Karl begründete damit die das Mittelalter durchziehende Verbindung des deutschen Herrschers mit dem Papst. Der Kaiser hatte weite Teile Europas unter seiner Herrschaft vereinigt und mit der sogenannten karolingischen Renaissance die in Vergessenheit geratene lateinische Buchkultur der Antike wieder zum Leben erweckt. Gerade deswegen wird er heute gerne als Vater des Abendlandes bezeichnet. Doch ist dem karolingischen Herrscher wirklich soviel Neues zuzuschreiben oder führte Karl nur eine Entwicklung weiter, die bereits in der Spätantike unter Kaiser Konstantin dem Großen begonnen hatte? Dieser verwandelte in seiner Regierungszeit zwischen 324 und 337 das vom Zerfall bedrohte Römische Reich in ein christliches Imperium und legte damit den Grundstein für das christlich geprägte Mittelalter. Doch natürlich waren an diesem Transformationsprozeß noch viele weitere Faktoren beteiligt, allen voran die sogenannten barbarischen Völker, die das Römische Reich - und mit ihm Europa - ab dem dritten nachchristlichen Jahrhundert tiefgreifend veränderten. |