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Friedrich Prinz

Von Konstantin zu Karl dem Großen - Das Werden Europas

€ 34,90 - Artemis & Winkler, Düsseldorf 2000
3-538-07112-8

"Entwicklungslinien im Frühen Mittelalter"

Rezension: Simone Janson   Nachricht

Entwicklungslinien im Frühen Mittelalter

Als sich Karl der Große Weihnachten 800 im Petersdom zu Rom als erster fränkischer König vom Papst zum Kaiser krönen ließ, war das der glanzvolle Höhepunkt seiner insgesamt fast fünfzigjährigen Regierung. Karl begründete damit die das Mittelalter durchziehende Verbindung des deutschen Herrschers mit dem Papst. Der Kaiser hatte weite Teile Europas unter seiner Herrschaft vereinigt und mit der sogenannten karolingischen Renaissance die in Vergessenheit geratene lateinische Buchkultur der Antike wieder zum Leben erweckt. Gerade deswegen wird er heute gerne als Vater des Abendlandes bezeichnet. Doch ist dem karolingischen Herrscher wirklich soviel Neues zuzuschreiben oder führte Karl nur eine Entwicklung weiter, die bereits in der Spätantike unter Kaiser Konstantin dem Großen begonnen hatte? Dieser verwandelte in seiner Regierungszeit zwischen 324 und 337 das vom Zerfall bedrohte Römische Reich in ein christliches Imperium und legte damit den Grundstein für das christlich geprägte Mittelalter. Doch natürlich waren an diesem Transformationsprozeß noch viele weitere Faktoren beteiligt, allen voran die sogenannten barbarischen Völker, die das Römische Reich - und mit ihm Europa - ab dem dritten nachchristlichen Jahrhundert tiefgreifend veränderten.

Der Historiker Fried-rich Prinz bietet hier eine Gesamtdarstellung der gut fünfhundertjährigen Epoche von ca. 300 bis 800 n.Chr., in der sich Europa - zwischen Krise und Neuanfang - von einer "halbbarbarischen" Randzone der spätrömischen Mittelmeerzivilisation zu einer kulturellen Einheit entwickelte. Der Autor berücksichtigt dabei alle Völker und Kulturen, die am vielschichtigen Prozeß der Europäisierung des Abendlandes teilhatten. Neben der weströmischen und byzanti-nischen Kultur behandelt Prinz auch eingehend neue Kräfte wie Slawen, Iren oder Germanen, von den Ost- und West-goten über die Langobarden, Sachsen und Angel-sachsen bis zu den Franken. Dabei verfolgt Prinz die Geschichte von Christentum und Schriftkultur ebenso wie von Städtewesen, Handel, Grundherrschaft, König-tum, Adel, Ehe, Familie, Sexualität oder sozialer Stellung der Frau. Insgesamt vermittelt das Buch einen spannenden und nachdrücklichen Einblick die Entwicklungen der Wirtschafts-, Sozial- und Institutionsgeschichte des frühen Mittelalters und zieht eine klare Verbindungslinie von Konstantin zu Karl.