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Dirk Hoeges

Niccolo Machiavelli - Die Macht und der Schein

€ 25,90 - Beck-Verlag, München 2000
3-406-45864-5

"Neue Betrachtung eines großen Autors und Politikers der Renaissance"

Rezension: Simone Janson   Nachricht

Neue Betrachtung eines großen Autors und Politikers der Renaissance

Die Geschichte Machiavellis ist die seiner Entstellung. Die Ausbeutungen seines Werkes waren nur zu haben um den Preis einer seinen Reichtum verengenden Deutung. Dirk Hoeges, Professor für Romanistik, Literatur- und Kulturwissenschaft an der Universität Hannover, entwirft hier ein neues Bild Machiavellis, das ihn als bedeutenden Schriftsteller der Renaissance würdigt und zugleich seine erstaunliche Modernität zeigt.

Machiavellis Hauptwerk "Il Principe", erschien 1532 und ist neben der Bibel eines der meistverbreiteten Bücher der Weltliteratur. Dieses Werk macht aber auch deutlich, daß Popularität keine Garantie für eine angemessene Rezeption ist: Immer wieder mußte "Il Principe" politischen Ideologien dienen, immer wieder haben solche ausbeutenden Deutungen den Blick auf den Reichtum des Machiavellischen Werks verstellt.

Das vorliegende Buch entwirft sachkundig, jedoch ohne es seinem Leser allzu schwer zu machen, ein neues Bild von Machiavelli. Hoeges beschäftigt sich mit der Geschichte und den Schriften des florentiner Renaissance-Politikers, Autors und Theoretikers und läßt auch den Menschen dabei nicht unbeachtet.
Machiavelli war über 15 Jahre lang einer der wichtigsten Politiker im Dienst von Florenz und kannte in Theorie und Praxis das Wesen moderner Macht. Nach der Rückkehr der Medici im Jahre 1512 muß er die politische Bühne verlassen. Der Verlust seiner ßmter treibt nun die mannigfachen Fähigkeiten Machiavellis in einer Weise hervor, die ihn zu einem der bedeutendsten Autoren der italienischen Renaissance machen. Er ist nur durch sein Gesamtwerk zu verstehen, ist mehr als nur ein Theoretiker der Politik. Diese analysiert er aber mit einem Blick für das Neue auf unvergleichliche Weise.
So ist nach Machiavellis Auffassung die Macht in einer Welt ohne Gott, ohne Transzendenz, nur auf sich gestellt. Sie ist nur zu erobern und zu bewahren, wenn die verschiedenen und ständig wechselnden Phantasien des Publikums bedient und befriedigt werden. Dem Blick des Publikums ausgesetzt, gerät die Macht unter die Vielzahl der Perspektiven. "Der Fürst" muß allen alles scheinen, aber nichts mehr sein. Aber um diese Macht zu vermitteln, braucht der moderne Herrscher die Medien. Sie übernehmen die Arbeit am Schein der Macht. Politik ohne ßsthetik der Macht wird undenkbar.