Gegen 1170 entstehen die ersten lyrischen Werke in mittelhochdeutscher Sprache: Das Hochmittelalter erlebt unter den Staufem eine Blüte der Dichtung. Hartmann von Aue, Wolfram von Eschenbach und Gottfried von Straßburg erzählen in deutscher Sprache die europäischen Sagen neu. Und mit dem Minnesang, der ersten Liebeslyrik in deutscher Sprache, entsteht ein faszinierendes literarisch-musikalisches Phänomen, in dem die ritterlichen Tugenden verherrlicht werden. Doch die Stilisierung der adeligen, meist verheirateten Frau zur vollkommenen Herrin, in deren Abglanz der Verehrer leidend seine Tugenden bewährt, findet bald Kritiker. Bereits Walther von der Vogelweide, bedeutendster Minnesänger und Spruchdichter der Epoche, stellt in einigen Liedern die Idee der ungleichen Liebe in Frage. Neidhart zeigt in seinen satirischen Liedern die Minne als rein körperliches Phänomen, bei dem sich Ritter und Bauern im Streit um Frauengunst bekämpften. Ein kraftvoller und sprachmächtiger Wirklichkeitssinn durchzieht dann auch das Werk des letzten Minnesängers, Oswald von Wolkenstein.
Die Renaissance zeigt hingegen ein wachsendes Interesse der Menschen am Diesseits, eine Neugier auf unbekannte geographische Räume und vergessene Zeiten. Der Reformator Martin Luther ragt mit sprachprägenden ßbersetzungen und Werken aus der vielfältigen Renaissanceliteratur ebenso heraus wie der Nürnberger Schuhmacher Hans Sachs, der wichtigste Meistersinger.
Die Lyrik des Barock schließlich wird vom Dreißigjährige Krieg geprägt: Todesangst und Lebenshunger, tiefe, alles Vergänglich-Irdische verachtende Frömmigkeit und sinnliche Daseinslust - diese antithetischen Grundzüge finden ihren Niederschlag in der Wortkunst dieser Epoche.
75 Gedichte der wichtigsten deutschsprachigen Dichter von Walther von der Vogelweide bis Bertolt Brecht illustrieren exemplarisch die Geschichte der deutschen Lyrik. Die Gedichte, stets be-
zeichnend für Autor, Epoche oder Gattung, werden durch Worterläuterungen und ausführliche Interpretationen namhafter Autoren sowie Literaturnachweise erschlossen und von dem Stuttgarter Staatsschauspieler und bekannten Rezitator Wolfgang Höper vorgetragen. Dazu treten Kurzcharakteristika der Epochen mit Hyperlinks zu weiteren Texten - darunter rund 300 weitere Gedichte - und über 200 Abbildungen, eine kulturgeschichtliche Zeittafel, Zeittafeln zu den Autoren sowie ein Lexikon mit über 150 Grundbegriffen zur Lyrikinterpretation mit vielen Beispielen. Die Navigation ist einfach und übersichtlich, die Handhabung insgesamt sehr benutzerfreundlich, Insgesamt eine sehr gelungene CD-ROM.
Systemanforderungen:
Prozessor: 386DX/33 oder schneller
Speicher: 4MB RAM (8MB empfohlen)
Grafiksystem: 640 x 480 SVGA, 256 Farben
(16 Mio. Farben empfohlen)
Betriebssystem: Microsoft Windows 3.1/95/98/NT
Doublespeed CD-ROM-Laufwerk
16-Bit Soundkarte (kompatibel zu Soundblaster)