Man nimmt dem Ritterkochbuch ein professionelles Hochglanzwerk in die Hand. Da bleibt nichts vom gemütlichen Öko- oder sogar Alternativ-Geschmack der frühen Jahre. Die ambientig-gemütliche „Do it your self“-Atmosphäre sucht man genauso vergeblich wie fundierte historische Informationen. Auf letztere kommt es dem Autor auch nicht an, gewünscht wird eine „historische Zeitreise“ mittels „authentisch mittelalterlich kochen“ und den als nötig postulieren Zugeständnissen.
Und darum soll es in dem Buch gehen: Essen und „in ersten Linie Spaß an der Sache“. In diesen Kanon reiht sich auch der Appell an „historisch Interessierte“ ein, das Bildmaterial als Dekoration zu sehen.
Neben Rezepten werden interessante Anregungen zu „Grundfertigkeiten“ geboten: Brauen, Senf herstellen, Käse bereiten u. ä. Die Rezepte selbst sind nach Bereichen gegliedert: „Unser täglich Brot“, „Das kam auf des Ritters Tafel“ etc.
Die Anleitungen sind übersichtlich gestaltet, leicht nachzuvollziehen und regen mit Kniffen und Hinweisen zum Experimentieren an. Immer wieder eingestreute Erfahrungsberichte und Geschichten schaffen eine Nähe zum Mittelalterfestgeschehen. Dazu tragen auch die Bilder bei.
Die Gerichte an sich unterscheiden sich kaum von einem „Mittelalterstandard“ für die praktische Küche in Heerlagern auf historischen Festen, nur wenige kreative Vorschläge treten heraus.
Neu ist lediglich die Präsentation. Unangenehm fällt jedoch auf, dass zwar im Text auf „viele gute Kochbücher“ verwiesen wird, jede Angabe zu Literatur oder den übernommenen Anregungen jedoch fehlt.
Fazit: Schöne Hochglanzoptik, viel Werbung, Ambiente und schmackhafte „Kessel-auf-dem-Feuer“-Romantik für den heimischen Herd.