Bunte Tuche & gleißendes Metall - Frühe Kelten der Hallstattzeit
Jetzt liegt es endlich vor, das mit Spannung erwartete Buch zur titelgebenden Ausstellung. Die Textbeiträge stammen von K. Banghard (Freilichtmuseum Oerlinghausen), T. Behrens (Glasperlen), S. und H.-P. Crumbach (Textilien, Leder), S. Hagmann (Keltenmuseum Heuneburg), S. Jaroschinski (Metallarbeiten), H. und T. Trauner (Waffenausstattung) und C. Wenzel (Textilien, Leder). Bei der Fertigung der dargestellten Repliken wirkten überdies zahlreiche weitere Personen mit, deren Nennung den Rahmen dieser Besprechung sprengen würde, die im Buch jedoch genannt werden.
Inhaltlich ist "Bunte Tuche..." ein Resümee der Arbeit des Projekts Hallstatt des Vereins "Projekte zur Lebendigen Geschichte e.V.". In welcher Weise die gefertigten Repliken und die an dem Projekt Beteiligten selbst im Kontext der Ausstellung mitwirkten, wird allerdings nicht thematisiert. Stattdessen wird eine Sammlung von Aufsätzen vorgelegt, in denen die Mitglieder des Projekts sich mit Sachkenntnis und in wissenschaftlichem Duktus ihrer jeweiligen Fachgebiete annehmen und zeitweilig auch Hypothesen aufstellen, die in die Umsetzung der Realien Eingang finden. Dies gilt insbesondere für den textilen Bereich.
Sehr stark lebt der Band von den sorgsam und liebevoll zusammengestellten, aussagekräftigen Farbfotos sowie den Zeichnungen bzw. Umzeichnungen von Karin Prusseit und Chris Wenzel. Uneingeschränkte Bewunderung gebührt den Autoren und Handwerkern für die Sorgfalt und handwerkliche Kunstfertigkeit, mit der die hier vorgestellten Realien angefertigt wurden. Die selbst auferlegte Messlatte vor dem Hintergrund des archäologischen Befunds und geschichtlich nachweisbaren Sachverhalten wurde hier offenkundig sehr hoch gelegt.
Tief oder überhaupt nicht angesetzt wurde sie dagegen in Hinblick auf eine redaktionelle Betreuung und formale Aspekte. So mutet es schon seltsam an, wenn S. Crumbach in ihrem Beitrag in der Rubrik "Forschung" wider das mystifizierte Keltenbild schreibt und die Kollegin C. Wenzel nur wenige Seiten weiter munter "Der Feenkönig unter dem Hügel..." titelt. Des Weiteren vermischt sich willkürlich verwendete alte und neue Rechtschreibung mit zahlreichen "echten" Fehlern (Doppeltnennungen, Kasusfehler, Orthografie, Interpunktion etc.). Auch wurde nicht konsistent wissenschaftlich bibliografiert und referenziert.
Zusammenfassend sei bemerkt, dass die Bereitschaft des Keltenmuseums Heuneburg, gemeinsam mit dem PLZG e.V. (dessen Mitglieder überwiegend nicht hauptberuflich in der Archäologie/Vor- und Frühgeschichte verwurzelt sind) ein Buchprojekt anzugehen, mutig und dankenswert ist. Unter dem Aspekt der historischen Darstellung hat das Projekt Hallstatt Herausragendes geleistet. Die formalen Schwächen mag man einem Erstlingswerk dieser Art nachsehen.
Obgleich "Bunte Tuche & gleißendes Metall" bei mir eine Mischung aus Bewunderung und Bauchweh hinterließ, möchte ich es als Pionierwerk wärmstens allen Kelteninteressierten empfehlen und wünsche den Autoren, dass es viele aufmerksame, um Objektivität und konstruktive Kritik bemühte Leser in Laien- und Fachkreisen findet.