Mittelalterliche, vorgeschichtliche und antike Vergangenheit stehen heute hoch im Kurs. Freilichtmuseen und archäologische Parks weisen immer höhere Besucherzahlen auf. Attraktiv ausgestattet mit rekonstruierten Bauten vermitteln sie dem Besucher in anschaulicher Weise, was in Wirklichkeit nur noch als Fundamentrest oder Pfostenloch vorhanden war: Sie rekonstruieren die
Vergangenheit.
In diesem Band erörtert der Autor alle mit der Rekonstruktion historischer Bauten verbundenen Aspekte und stellt verschiedene Möglichkeiten der Präsentation archäologischer Grabungsstätten in Wort und Bild vor: von der Restaurierung bis zu Rekonstruktionen, vom "archäologischen Experiment" bis zum publikumswirksamen historischen Spektakel. Dabei schaut der Autor aber auch, anders als es der etwas irreführende Titel vermuten lassen würde, auch über die Deutschen Grenzen hinaus und stellt etwa das Museum "Wikng Adventure" in Dublin oder das Museumscenter im dänischen Lejre vor, in dem frühgeschichtlicher Haus- und Ackerbau erprobt werden, vor und blickt schließlich bis nach Griechenland und Amerika, wo Antke Bauwerke nachgebaut wurden.
Das Buch ist ein Führer zu über 100 sehenswerten rekonstruierten und wieder aufgebauten archäologische Denkmälern mit Hauptgewicht auf Deutschland, deren historischer Rahmen von der Vorgeschichte bis zum frühen Mittelalter reicht, so z.B. merowingische Sakralbauten, sächsische Siedlungen oder slawische Burgen. Die Texte sind leicht verständlich, reich bebildert und machen neugierig auf die Vergangenheit.
Der große Nachteil des Bandes ist seine unübersichtliche Gliederung: Zwar sind die einzelnen Plätze nach Epochen geordnet, doch springt der Autor ohne jeden Zusammenhang von einem Ort zum anderen, z.B. von Deutschland nach Italien und wieder zurück. Vor allem kann er sich aber nicht entscheiden, ob er in einem Kapitel lieber die archäologische Denkmalpflege oder Beispiele dafür darstellen will. So leitet er in diesem Kapitel, nach einer allgemeinen Einführung, plötzlich zu Archäologischen Parks wie Xanten über. Eine strikte Zweiteilung in einen allgemeinen Abschnitt zur Rekunstruktionsart und einen Katalogteil wäre sinnvoller gewesen. Dazu kommt noch die etwas willkürliche Auswahl der Bilder, die teilweise gar nicht zum Text passen, sowie der vorgestellten Fundplätze.
Es ist schwer, mit dem Inhaltsverzeichnis einen bestimmten Ort in dem Buch zu suchen. So findet sich etwa ein Abschnitt über Trier im Kapitel "Wiederaufbau antiker Steinbauten", während das Kapitel "Römerbauten in Deutschland" fast nur den Limes behandelt.
Auch ein alphabetisch sortierter Katalog der, allerdings nur in Deutschland befindlichen, rekonstruierten Bauten mit Kurzbeschreibungen hilft dem Leser nicht weiter, zudem enthält das gesamte Buch nur eine wenig detaillierte ßbersichtskarte, die ebenfalls nur die Denkmäler in Deutschland verzeichnet.
Der Autor hat hier eine gute Idee aufgegriffen, aus der man jedoch wesentlich mehr hätte machen können. Immerhin enthält das Buch ein thematisch gegliedertes ausführliches Literaturverzeichnis.
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