Für Erasmus von Rotterdam war Caritas Pirckheimer eine der wenigen Frauen in Deutschland um 1500, die das Attribut einer gelehrten Frau verdiente. Sie las und schrieb Latein und stand in Kontakt zu zahleichen Humanisten und Theologen ihrer Zeit. 1467 wurde sie als Barbara Pirckheimer in einer Nürnberger Kaufmanns-Familie geboren. Während ihre Brüder an italienischen Universitäten studierten, mußte sich Barbara wegen ihres Geschlechts mit dem Unterricht durch den Vater begnügen. Von 1479 bis 1483 besuchte sie die Klosterschule der Klarissinnen und wurde dann Novizin. Ihre überdurchschnittliche Intelligenz fiel früh auf, so wurde sie bald zur Leiterin der Klosterschule und schließlich zur ßbtissin. Als 1517 Luther seine 95 Thesen veröffentlichte, galt Caritas Pirckheimer bereits als intellektuelle Institution und ihr Kloster als Wallfahrtsort für durchreisende Gelehrte.
Dieses Buch eröffnet dem Leser ein Gesamtbild weiblicher Kreativität, Kunstförderung und Kunstpolitik im Deutschland der Frühen Neuzeit. Einzelportraits von Dich-terinnen, Malerinnen und Mäzeninnen fügen sich zu einer Galerie von Frauen die für ihre Zeit recht ungewöhnlich waren: Trotz der festgefahrenen Rollenvorstellungen versuchten sie, ihren Spielraum so weit wie mög-lich auszuweiten. Ferner vermitteln die 15 Beiträge ferner neue Einblicke in das Wirken von Frauen im kulturellen Umfeld ih-rer Zeit sowie in Selektionsmechanismen des kulturellen Gedächtnisses, wenn es um die ßberlieferung von Kunstwerken von Frauen geht und von historischem Wissen über deren Schöpferinnen geht. Liegen hier die Wurzeln der Emanzipationsbewegung?
Neben Caritas Pirckheimer werden in diesem Buch auch so unterschiedliche Charaktere wie Anna Ovena Hoyers, Sophie von der Pfalz, Maria Sibylla Merian, Luise Gottsched, Caroline Luise Markgräfin von Baden-Durlach oder Angelika Kauffmann beschrieben.
Insgesamt ein hochinteressantes und verständlich geschriebenes Werk über ein bisher wenig beachtetes Kapitel der deutschen Geschichte. Zahlreich Anmerkungen und eine umfangreiche Bibliographie machen Lust auf mehr.