Enge, verwinkelte Gassen, steile Steigungen, rotbraune Fassaden und in der Mitte ein großer, Muschelförmiger Platz - wer durch Siena geht, hat das Gefühl, in einer längst vergangenen Epoche zu sein. Die großartige, im Ganzen noch erhaltene Architektur dieser einmaligen gotischen Stadt wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe erhoben.
Doch während die mittelalterliche Struktur der Stadt relativ gut erforscht ist, wurden in der Vergangenheit kaum Untersuchungen, die sich explizit mit den Palästen der angehenden Neuzeit beschäftigen, vorgelegt. Für Historiker und Kunsthistoriker war die sienesische Renaissance bisher von nur geringem Interesse, während vor allem das 13. Jahrhundert und die in dieser Zeit entstandenen Kunstwerke immer viel Beachtung fanden. Sonja Müller hat mit ihrer Arbeit "Palast und Villenabau in Siena um 1500" Abhilfe geschaffen.
Detailliert beschreibt sie zunächst einzelne Gebäude und schließt dann eine Studie zur sienesischen Profanarchitektur an, die geprägt war durch den Einfluß privater Bauherren, die im mittelalterlichen Stadtbild neue Akzente setzten wollten.
Der vorliegende Band, als wissenschaftliche Arbeit konzipiert, ist auch für interessierte Laien, die sich ausführlich mit der sienesischen Architektur beschäftigen wollen, von Nutzen. Das Buch ist auch als Reisebegleiter für Stadtspaziergänge bestens geeignet und wir durch zahlreiche Fotos und Skizzen vervollständigt. Anmerkungen lassen die Argumentation der Autorin nachvollziehbar werden.