Athen: Die Herrschaft des Volkes
Der Film nähert sich den frühen Athenern sowohl dokumentarisch als auch durch die Inszenierung einer überlieferten Alltagsgeschichte, in deren Mittelpunkt die Hetäre Phryne steht. Laut einer ßberlieferung des Geschichtsschreibers Pausanias’ sorgte dieses frühe "Callgirl", das nur in den feinsten Kreisen verkehrte, in Athen für große Aufregung.
Als erste der großen antiken Städte griff Athen nach der Herrschaft über das Mittelmeer. Rund 5000 Jahre vor unserer Zeitrechnung begann für den Stadtstaat ein beispielloser Aufstieg. Die Seemacht erstritt militärische Erfolge, Künste und Wissenschaften erblühten und der Handel florierte. ßber 300000 Menschen lebten damals in der jungen Metropole - eine Zahl, die die Stadt nach langem Niedergang erst wieder im 20. Jahrhundert erreichte. Zwar verlor Athen noch im Altertum seine herausragende Stellung, aber die Bedeutung der Stadt für die Geschichte der Menschheit bleibt unbestritten: In Athen stand die Wiege der Demokratie.
2500 Jahre nach der Gründung rüstet sich die Metropole einmal mehr für die Olympischen Spiele. Im Vorfeld dieses Großereignisses wird jeder einzelne Tempel der Akropolis restauriert - und zuvor Stück für Stück zerlegt. Noch nie war es möglich, den Geheimnissen dieser einmaligen Gebäude so nahe zu kommen. Die Forschungsergebnisse sind erstaunlich. Der leitende Architekt Nikos Toganides muss feststellen: "Heute sind wir nicht mehr in der Lage, solche Bauwerke zu errichten."
Als die Hetäre Phryne, deren Schönheit in ganz Griechenland gerühmt wurde, eines Tages beschloss, nach ihrem Vorbild eine Aphrodite-Statue in Auftrag zu geben, erlebte sie einen spektakulären Prozess. Das Modellstehen galt im jungen Athen als Gotteslästerung und konnte mit dem Tod bestraft werden. Wie konnte eine Sterbliche es wagen, die Göttin der Schönheit mit ihrem Gesicht und ihrer Gestalt abbilden zu lassen? Der Angeklagten gelang es jedoch, das Schlimmste abzuwenden. Das Urteil gab dem Menschen Phryne recht, nicht den Göttern, und zeigt, wie groß das Selbstbewusstsein der demokratischen Athener war.