Wappenrolle

Mein Name ist Froedrik und ich komme vom Hof Scarpanac (Scharpenacken) auf den Südhöhen der mittleren Wyppa (Wupper). Ich bin ein freier borachtrischer Bauer, der im Jahre 785 hierher kam, weil ich das Kämpfen leid war und die Ruhe der Wälder liebe. Meine Frau Lejkna ist eine stolze Wikingerfrau aus Svealand (Schweden), die als Ziehtochter des Sachsenherzogs Widukind nach Franken gekommen war. Wir sind nicht reich an Land, aber auch nicht arm an Dingen. Wir besitzen ein Pferd, ein paar Rinder und Schweine. Lejkna hat goldene Hände bei der Herstellung von Stoffen und Kleidung. Sie näht für viele andere Höfe und verdient sich damit etwas Geld. Ich selbst habe mich als alter Kämpfer dem Schutz des Waldes verschrieben, der von verschiedenen Gefahren bedroht wird. Dazu haben unsere Tochter Flavia und ich zusammen mit den jungen, aufgeschlossenen Erben der umliegenden Höfe eine Schwurgemeinschaft gebildet, die "Huoter des Dales". Lejkna verehrt die nordischen Götter und ich bete am liebsten zu Erce, der Erdmutter, weil sie, wie ich glaube, von allen Göttern - inklusive des christlichen Gottes - die älteste ist.

Die Borchter (auch Boruakter u.ä., vormals Brukterer) waren ursprünglich ein fränkischer Stamm, der jedoch bei der Expansion der Sachsen von Nordosten unter deren Herrschaftseinfluss geriet. Sein Hauptsiedlungsgebiet lag an der Ruhr. Höchstwahrscheinlich war der Stamm aufgrund dieser Vorgeschichte lange Zeit ein Puffer zwischen den ribuarischen Franken am Rhein und den Sachsen in Westfalen. Nach der Eroberung der Sachsen durch Karl den Großen kam den Borchtern die Aufgabe zu, das bislang nahezu unbewohnte Waldland zwischen Rhein und Ruhr (das spätere Bergische Land) planmäßig zu besiedeln. Aufgrund der Nähe zum Herrenhof Suelmiu (Schwelm) ist hier ein Ausgangspunkt für die Besiedlung des östlichen Wupperbogens anzunehmen. Die borachtrischen Siedlungen sind heute noch an der Endung -inghausen zu erkennen (z.B. Heckinghausen, Lüttringhausen u.ä.). Etwa um die gleiche Zeit (nicht genau bekannt, vermutlich zwischen dem 7. und 9. Jahrhundert) kamen vom Rhein ribuarische Siedler, die ebenfalls hier erste Höfe anlegten. Möglicherweise ist diese Mischbesiedlung auch der Grund, warum der Raum historisch nicht sicher einem der damaligen Gaue zugeordnet werden kann. Zumindest hat sich der Hergang in den Wuppertaler Dialekten und in der jahrhundertlang unruhigen Grenze zwischen Rheinland und Westfalen (die direkt östlich des Hofes Scarpanac lag) bis heute erhalten.

Weitere umfangreiche Informationen zur Geschichte des Raumes im Speziellen, der Frankenzeit zwischen Rín und Ruor im Allgemeinen, sowie zu unseren Aktivitäten gibt es - gehalten in einem lockeren Erzählstil und illustriert mit vielen Fotos aus der Living History-Szene - auf unserer Homepage, die übrigens regelmäßig gepflegt und erweitert wird.