Im November des Jahres 1173 wurde dem Vogt zu Schuttrope und seiner Frau als viertes Kind ein Knabe geboren, der auf den Namen Godehardt getauft wurde. Er wuchs am Hof seiner Eltern auf. Mit sechs Jahren wurde er in die Obhut des Grafen von Bentheim gegeben, um dort seine Ausbildung zu erhalten. Er sollte darauf vorbereitet werden, das Amt seines Vaters zu übernehmen. Daher war eine gründliche Ausbildung in Rechnen, Lesen, Schreiben und Benehmen unerlässlich. Der Unterricht war hart und umfangreich, denn zugleich lernte Godehardt, dem Grafen als Knappe zu dienen. Mit zwölf Jahren begann der aufgeweckte Junge sich für die Künste der Medizin zu interessieren. So besuchte er so oft wie möglich den Markt, um fahrenden Badern, Alchemisten und Kräuterhändlern bei der Arbeit zuzusehen und zu lernen. Dies tat er unter dem Mantel der Verschwiegenheit, wusste er doch, dass er als Nachfolger des Vogts bestimmt war und niemals Medicus werden würde. Zwei Jahre später begab es sich jedoch, dass sein Vater bei der Inspektion von Holzfällarbeiten von einem fehlgeleiteten Baumstamm erschlagen wurde. Da Godehardt noch nicht erfahren genug war, um die anspruchsvolle Position des Vogtes einzunehmen, wurde ein anderer Vasall des Grafen zum Vogt ernannt. Der Graf nahm sich jedoch weiterhin der Ausbildung des Jungen an. Da ergriff Godehardt die Gelegenheit und offenbarte dem Grafen sein Interesse an der Medizin. Der Graf beschloss, den Jungen gründlich ausbilden zu lassen, denn an einem Medicus mangelte es in der Grafschaft. Nun begann für Godehardt eine aufregende Zeit des Lernens. Die nächsten Jahre verbrachte er im Kloster Wietmarschen, welches zur Grafschaft gehörte. Er wurde von dem dortigen Medicus in der Kunst der Heilung und Kräuterkunde unterrichte. Nach acht Jahren war seine Ausbildung abgschlossen und er kehrte nach Bentheim zurück. Dort führte er weiterhin ein frommes Leben, wie er es bei den Brüdern im Kloster gelernt hatte. Er arbeitete nun als Medicus im Dienste des Grafen. Den Kräutergarten der Burg erweiterte er nach und nach, bis er alle Pflanzen, die er im Kloster kennen gelernt hatte, selbst im Burggarten ziehen konnte. Als der Graf 1202 auf eine Pilgerreise nach Jerusalem ging, nahm er natürlich seinen Medicus Godhardt mit. Als sie die Heilige Stadt erreichten, bemerkte der Graf, dass sich auf seinem Gesicht und den Armen Knoten bildeten. Bald folgten Geschwüre im Mund- und Rachenraum. Godehardt kam nicht umhin, bei seinem Herren den Ausbruch der Lepra zu diagnostizieren. In Jerusalem fanden sie Obhut beim Orden des Heiligen Lazarus. Den Grafen hielt es nicht lange auf dem Krankenlager. Er wollte nicht auf den schleichenden Tod warten und zog in seinen letzten Kampf gegen die Heiden. Godehardt hatte sich mittlerweile im Leprosorium nützlich gemacht und unterstützte den Frater Hospitalis mit all seinen Kräften. 1208 wurde er dem Ordenshof Breitenbach überstellt, wo er nun das Amt des Frater Hospitalis bekleidet.
Darstellung eines dienenden Bruders im Ordens des heiligen Lazarus zu Jerusalem.
Bekannt auch als der Lepraorden.