Eintrag #1 vom 05. Feb. 2014 10:43 Uhr
Ines
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Hallo Ihr lieben,
Ich bin mal wieder auf der suche nach Antworten.
Nach meinem letzten Posting im November 2013 haben wir uns nun etwas umorientiert.
Wir versuchen uns jetzt in Richtung Norweger besiedeln Schottland.
Die Darstellung soll um die 800 auf den Orkneys, genauer gesagt der Insel Vigr ( Wyre) angesiedelt sein.Ausgewanderte Karle, welche sich aus Landnot, schlechter Bedingungen für Landwirschaft, etc. eine Überfahrt auf eine grüne Insel geleistet haben.
Jetzt stehen wir aber vor dem nächsten Problem:
Ein paar wenige Info´s dazu konnten wir schon auftreiben, hauptsächlich Grabfunde und eher wieder gering in Sachen Kleidung.Wir warten momentan noch auf Antwort vom Nesta.
Eines Frage tauchte dann auf:
Blieb die Kleidung / Lebensweise nach Art der Norweger oder wurde die der Pikten addaptiert, einzelne Komponenten, Schmuck, etc. ?
Wäre dies denkbar, bzw. durchführbar?
Das Bildmaterial des schottischen Museums zeugt nur von Funden welche im "Design" durchaus Richtung Pikten gingen (Broschen, Gewandnadeln, einzelne Perlen, Haushaltsgegenstände).
Das bisher im Netz gefundene Bildmaterial erzählt uns von verschiedenen Reenactment / Living History Gruppen, die zum Beispiel einen einfarbigen Mantel gegen einen aus Plaid austauschten.
Bei den Frauen wurde auf Trägerröcke verzichtet.
In diversen Texten wird geschrieben:
…der Einfluss der Wikinger so stark, daß er das "keltische" aufsog wie ein trockener Schwamm.
…..die Orkneys sind auch, heute noch, sichtbar "skandinavisiert" worden.Wenn aber das eine das andere aufgeht, entsteht meistens was neues.
???
Was ratet Ihr uns?
Sollten wir kombinieren oder lieber bei der rein norwegischen Linie bleiben?
Wie verfährt man den in so einem fall der "Auswanderung" ?
Haben wir jemanden hier, dessen Darstellung in diesselbe Richtung geht und der uns ein bisschen auf die Sprünge helfen kann?
Danke schonmal im vorraus für eure Hilfe !
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Eintrag #2 vom 05. Feb. 2014 12:48 Uhr
Ameli
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Hallo Ines,
Die Frage nach der Kleidung ist durchaus spannend und sicher nicht mit "hop oder top" zu beantworten.
Ich habe gerade das Buch
Kollaps - warum manche Gesellschaften überleben oder untergehen
von Jared Diamond, Fischer Verlag
gelesen.
Im Rahmen seiner Ausarbeitung betrachtet er die Besiedelung der atlantischen Inseln durch die Skandinavier aus wissenschaftlicher Sicht: wie gingen sie mit den jeweils vorhandenen Resourcen um? Wie stellten sie sich auf die Umweltbedingungen ein? Welche Wertesysteme behielten sie/verwarfen sie?
Bevor es jetzt JA-ABER… heißt: das Buch ist kein geschichtliches Werk, sondern stammt aus der Feder eines Evolutionsbiologen. Gerade die Überlegungen zu den Wertesystemen einzelner Gesellschaften, besonders der Skandinavier, sind hier durchaus nützlich.
Am Beispiel Grönland zeigt sich, daß die Siedlungsformen der vertrauten Gebiete Norwegen, Schottland, Island im optisch vertrauten (Wiesen für Viehhaltung) Grönland übernommen wurden. Die Techniken der später eingewanderten Inuit wurden nicht übernommen, da man am europäischen Lebensstil festhielt (Viehhaltung, Landwirtschaft, Christentum mit Kirchenbauten und Abgaben). Wie die Geschichte ausging, ist traurig und bekannt….
Nun zu Deiner Frage nach den Orkneys:
Für die erste Generation Siedler kann man durchaus davon ausgehen, daß die Kleidermode "mitgenommen" wurde, siehe die Ausarbeitungen von J. Diamond, bei denen er auch auf Fundberichte verweist. Dann würdest Du Dich an Norwegen orientieren. Die Frage ist dann, ab wann die von Dir bereits beschriebene Vermischung der Formensprache einsetzt. Die nächste Frage, die sich daraus ableitet, ist die nach der Herstellung der Gewandnadeln (als Beispiel): vor Ort oder Importware? In welchem Grabkontext gefunden? Skandinavischer Mensch oder schottischer Mensch? Hier würde eine Isotopenanalyse Aufschluß geben.
Der Skandinavier kann z.B. Ersatz für eine verlorene/defekte Nadel vor Ort in Auftrag gegeben haben. Der Schotte würde vielleicht die Funktion der Nadel übernehmen und mit eigenen Mustern adaptieren (hier verweise ich auf die Entwicklung der Fibelmode bei den Liven und Kuren, das nachweislich erste Stück war skandinavischen Ursprungs, wurde örtlich für eine Livin umgearbeitet).
Das ist jetzt keine direkte Beantwortung Deiner Frage, hilft aber vielleicht, die Funde im Kontext einzuordnen.
Das könnte auch helfen:
Gruß
Ameli
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Eintrag #3 vom 06. Feb. 2014 09:18 Uhr
Ines
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Hallo Ameli ^^
Wie im Titel erwähnt: Andere Perspektiven schaden nie.Ist sicher auch mal interessant von der Evuliotionären Seite zu betrachten.
Meine "Lösung" wäre gewesen uns an den Grabfunden auf den Orkneys zu orientieren.Diese lassen ja durchaus den Rückschluss zu, daß dort noch sehr lange die norwegische Traditionen/ Lebensweise vorherrschte.Lediglich die Art der Begräbnisses lässt darauf schließen, das dies von den Pikten übernommen wurde.Wobei auch die Überlegung des Mangels an Holzes zu jener Zeit an der Örtlichkeit einbezogen werden sollte.Die Pikten nahmen (Ich glaube) Sandstein um Gräber auszukleiden….
Dein Ansatz mit der Neubeschaffung von Reperatut defekter / verlorener Ware hätte ich so auch übernommen.Keine größeren Kleidungstechnischen oder Ausrüstungstechnischen Änderungen.Lieber hier oder da eine kleine neuerung.Da eine "piktische" Arbeit, hier ein "piktisches" Schmuckstück…..
Wäre das denkbar, bzw. Plausibel?
Liebe Grüße, Inés.
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Eintrag #4 vom 07. Feb. 2014 16:41 Uhr
Ameli
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Hallo Inés,
die Antwort hast Du Dir doch selbst gegeben ;-)
Bleibe bei der norwegischen Kleidung, denn die Menschen sind im Selbstverständnis lange Norweger geblieben.
Das deckt sich auch mit den Aussagen von J. Diamond zu Grönland und mit den Grabfunden, die Else Oestergard in ihrem Buch "Woven into the Earth" veröffentlicht hat. Und auch in der Laxdalasaga bleibt Norwegen immer noch präsent, auch wenn die Hauptpersonen zwischen Norwegen, Schottland, Faroer, den Orkneys und Island hin und her ziehen.
Diamond hat übrigens auch beschrieben, daß die Begräbnissitten in Grönland immer nach norwegischem Vorbild übernommen wurden: erst die Arme neben dem Körper, dann die Hände auf dem Bauch aufliegend, dann die auf der Brust gefalteten Hände. Leider beschreibt er nicht, mit welchem Zeitversatz das passierte. Fest steht aber auch, daß es in der Anfangszeit regen Schiffsverkehr zwischen Norwegen, Island und Grönland gegeben hat. Auch Versorgungsfahrten nach Vinland (wegen Bauholz) gelten mittlerweile als gesichert. Aber ich schweife ab…
Was ich mit dem Reparieren meinte, war folgendes:
der Norweger wird aufgrund seines Selbstverständnisses eher bei seinen norwegischen Mustern bleiben. Auch wenn er eine Nadel vor Ort reparieren läßt.
Der Pikte wird sich vielleicht die Funktion des norwegischen Stückes abschauen und seine piktischen Muster darauf anwenden (siehe mein Verweis auf die ursprünglich skandinavischen Schalenfibeln, die dann für den livischen Bedarf umgearbeitet wurden).
Deswegen meine Frage nach dem Grabkontext: norwegischer Mensch mit piktisch beeinflußten Sachen? Auf welches Jahr datiert? Oder piktischer Mensch mit von Norwegern abgeschauten Sachen örtlicher Herstellung? Vielleicht ist die noch ausstehende Antwort da aufschlußreich.
Viel Spaß bei Eurem Projekt!
Gruß
Ameli
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