Trippen im 12. Jahrhundert
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Eintrag #1 vom 03. Jun. 2013 18:38 Uhr
Benjamin
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Funde / Abbildungen von Trippen im 12. Jahrhundert
Hallo zusammen
Ich habe soeben einen ziemlich matschigen Anlass hinter mir. Ich habe nun den Entschluss gefasst, mit Trippen zu machen. Leider finde ich fast keine Abbildungen / Funde von Trippen von der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts (meine Darstellungszeit: 1180). Könnt ihr mit weiterhelfen?
Liebe Grüsse
Elfraor
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Eintrag #2 vom 03. Jun. 2013 20:41 Uhr
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… das wird eng.
Die frühsten Belege, die ich kenne, liegen da doch merklich später.
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Eintrag #3 vom 03. Jun. 2013 21:43 Uhr
Benjamin
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Funde / Abbildungen von Trippen im 12. Jahrhundert
Ich habe mal Abbildungen vor 1180 gesehen (auf einer Säule glaube ich.). Aber es ist durchaus denkbar, das Trippen getragen worden sind, oder?
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Eintrag #4 vom 04. Jun. 2013 08:44 Uhr
Carola
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Rein von der Logik her gebe ich Dir recht. Es ist denkbar. In gewissem Rahmen sogar wahrscheinlich. Trippen sind schließlich nicht mehr, als Holzbrettchen, die man sich unter die Füße bindet. Die isolierende Wirkung von Holz war bekannt (Holzbretter als "Fußablage" finden sich auf zahlreichen Miniaturen). Das Prinzip der Sandale war bekannt (durch zahlreiche Miniaturen von Mönchen und Propheten belegt). Eigentlich ist es naheliegend, beides zu kombinieren.
Eigentlich …
Denn wenn es getan wurde - warum gibt es (im Gegensatz zu Sandalen und Holzbrettchen) praktisch keine Abbildung? Ich meine zwar auch, eine zu erinnern, aber die ist italienisch und damit auf den deutschen Raum nur sehr bedingt übertragbar. Die Darstellbarkeit ist jedenfalls kein Ausschlusskriterium, da sich schließlich auch Sandalen darstellen lassen.
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Eintrag #5 vom 04. Jun. 2013 09:52 Uhr
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Denkbar sind viele Sachen, vor allem all die, die später wirklich erfunden wurden, schließlich hat sie dazu jemand erdenken müssen.
Mit der Argumentation kann man aber so ziemlich alle Ideen und späteren Erfindungen in früherer Zeit verwursten, solange diese keine weitergehende Technologie notwendig machen würden.
Ob das dann mit der Darstellung eines festen historischen Zeitrahmens etwas zu tun hat, darf irgendwann bezweifelt werden. Da zieht sicher jeder seine Grenze anders, aber Trippen sind so etwas, daß (im deutschen Raum) nicht nur für mich als klassisches Modeaccessoire des beginnenden Spätmittelalters geprägt ist, und - nach aktuellem Wissensstand - so garnicht ins 12. passen wollen.
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Eintrag #6 vom 04. Jun. 2013 10:24 Uhr
Jens
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…wurden hier schonmal teils behandelt
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Eintrag #7 vom 04. Jun. 2013 21:55 Uhr
Benjamin
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Liebe Carola
Ja genau, diejenigen aus dem italienischen Raum meine ich oder war es das Tessin? Ich bin mir nicht mehr sicher. Also dann lässt sich folgendes schlussfolgern: Trippen wurden im 12. Jhd. nicht oder nur sehr selten getragen. Sie waren auf jeden Fall nicht soweit verbreitet/in Gebrauch, dass sie Platz in Abbildungen, auf Statuen etc. bekamen, richtig?
Dann wird ich wohl in Zukunft auch mit nassen Füssen rumlaufen müssen….
Gruss
Elfraor
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Eintrag #8 vom 04. Jun. 2013 22:41 Uhr
Jan Keupp
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Wer sucht, der findet! Am Hauptportal der Kathedrale von Vézelay sind einige wunderschöne Exemplare aus der Mitte des 12. Jhs. zu betrachten. Allerdings kann ich nicht mit absoluter Sicherheit garantieren, dass sie nicht einer späteren Restaurierung zu verdanken sind. Mitte des 19. Jhs. waren sie immerhin schon vorhanden: a403.idata.over-blog.com/3/74/67/31/[
]/conversion[
]
Den Hinweis verdanke ich übrigens u.a. folgender sehr spannender Materialsammlung: archive.org/stream/dictionnairerai03violuoft#page/[
]/[
]. Es lohnt sich das Blättern in diesen alten Werken. Datierungen sind natürlich nochmals selbst nachzuprüfen, aber die Sammlung an sich ist an Materialfülle kaum zu überbieten!
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Eintrag #9 vom 05. Jun. 2013 01:45 Uhr
Andre Henning
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Vielen Dank für diesen interessanten Hinweis! Mit etwas Abstand erinnere ich mich daran, wie ich staunend vor diesem Portal stand…
Ergänzend dazu noch: Es handelt sich hierbei um ein Detail aus dem Bogen der Weltvölker - konkret wird dieser Teil den "Armeniern" zugeschrieben*. Leider konnte ich bisher in diversen Kunstführern zu Burgund und im Netz keine genauere Angabe finden, warum gerade diesem Volk. Jedenfalls kann man diese Darstellung so interpretieren, dass die offensichtlichen Überschuhe einem exotischen "Volk" (siehe auch Rest der Kleidung) zuzuschreiben sind - andere Figuren auf dem Portal tragen jedenfalls auf den ersten Blick nichts Vergleichbares.
Insofern ist zumindest der Text in der genannten Literatur mit Vorsicht zu genießen, da hier die Trippe als Accessoire eines Bauern bezeichnet wird… Als Beleg für die allgemeine Verwendung im Alltagsleben des 12. Jhdts. ist das Portal also zumindest kritisch zu hinterfragen.
Ansonsten kann ich mich meinen Vorrednern nur anschließen: Gehäufte Nachweise für Trippen in Mitteleuropa ab ca. 1300, davor vereinzelt im 13. Jhdt.
* Siehe z.B. in der französischen Wikipedia-Variante: fr.wikipedia.org/[
]/Basilique_Sainte-Marie-Madele[
]
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Eintrag #10 vom 05. Jun. 2013 11:47 Uhr
Jan Keupp
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Stimmt, es sind die Armenier. Und als Repräsentanten des Volkes werden hier schwerlich Bauern gezeigt. Bei aller Sammelleidenschaft bleibt in den älteren Werken häufig die Detailgenauigkeit und Datierung auf der Strecke. Nachprüfen ist stets Pflicht, blättern lohnt sich aber dennoch. Mit dem Exotik-Argument wäre ich allerdings generell vorsichtig. Es ließe sich kritisch auf einen Gutteil der Bildzeugnisse anwenden, ob nun die Königin von Saba oder das letzte Abendmahl in einem jüdischen Haushalt abgebildet sind. Fremdheit denken heißt immer auch das Eigene reflektieren.
Um an dieser Stelle zwischen Phantasieprodukt und "Realie" unterscheiden zu können, bräuchte es in jedem Fall zusätzlicher Quellen. Hier wird es mindestens dünn, aber immerhin finden sich archäologische Nachweise von hölzernen Unterschuhen/Trippen im London des 12./13. Jahrhunderts: books.google.de/books?[
] (S. 91ff.). Ausdrücklich wird hier allerdings vermerkt, dass die breite Überlieferung erst im 15. Jahrhundert einsetzt.
Ich stimme Andre also voll zu: Für eine "allgemeine Verwendung im Alltagsleben des 12. Jhdts." ist die Belegdichte schlicht zu gering. Als extravagantes Accessoire, ggf. mit exotischem Flair, wäre der Gebrauch von Trippen zumindest vorstellbar. Man muss aber nicht alles machen, was machbar erscheint.
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Eintrag #11 vom 05. Jun. 2013 12:58 Uhr
Jan Keupp
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Ich sehe gerade, Jens Börner hat in einem früheren Threat bereits auf die Londoner Funde hingewiesen. Lesen spart oft Arbeit…
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