Stiefelfrage
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Eintrag #1 vom 05. Sep. 2010 22:41 Uhr
Marc Rademacher
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Hallo Leute,
ich hoffe, dass ihr mir helfen könnt.
Ich bin zur Zeit dabei meine "Jugendsünden" im Bezug auf meine Gewandung auszubügeln.
Bei der Suche nach neuem Schuhwerk bin ich über diese "Reiterstiefel des 15. Jahrhunderts" gestolpert ( wwwschuhnagel.de/shop/shopindex.htm (Kategorie Spätmittelalter und Schuhwerk, sorry Dirktverlinkung klappt da irgendwie leider nicht)).
Die Frage ist jetzt, ob diese Stiefel in die von mir auserwählte Zeitspanne von 1450-1500 passen. Ich kenne den Händler eigentlich als geschichtstechnisch versierten Menschen, aber ich wollte mich doch gerne nochmal absichern um einen erneuten Fehlkauf zu vermeiden.
Ich danke schonmal im Voraus für eure Hilfe.
Gruß
Marc
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Eintrag #2 vom 06. Sep. 2010 08:13 Uhr
Dorothee
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…wer Kleidung aus Baumwolle für das Hochmittelalter verkauft, ist für mich nicht besonders versiert.
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Eintrag #3 vom 06. Sep. 2010 08:36 Uhr
Jens
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Hallo Marc,
Also die Schuhe, die ich vom Handelsherr "live" kenne, entsprechen im Modell zwar grob, im Detail, will heissen Nahtart, -verlauf etc. nicht den Funden. Wie übliche eine Frage des Anspruchs.
Jedenfalls weissen die Beschreibungen auf der Seite schon grobe Fehler auf, Beispiel:
"Der Schuhschnitt ist von mir exakt nach Belegen des Mittelalters geschnitten .
Authentisch ist hier gemeint : Die Arbeitsweise des wendenähens ist mit gepechtem Leinenfaden und Schweineborste handgenäht , genau so wie die Funde, Gemälde und Beschreibungen es belegen.
Das Oberleder wird direkt auf das Sohlenleder aufgenäht und zur Nahtverstärkung und besseren Abdichtung ein sogenanter Rahmen eingenäht. Der gesamte Schuh wird in originaler Arbeitsweise auf Links fertig genäht und dann gewendet."
Das ist in dieser Forum Unfug; entweder ein Schuh ist wendegenäht, oder Rahmengenäht, letzteres ist ja die Nachfolgekonstruktionsweise, die sich langsam nach 1500 durchsetzt.
Prinzipiell empfehle ich schlicht, selber Vorlagen rauszusuchen, und im Detail zu vergleichen. Wenn Du dir die Zeit "rausgesucht" hast, dann schau dir doch einfach mal eine Latte Bilder und Funde an, beides gibt es genug.
Übrigens wirst Du mit einem solchen Zeitfenster keine besonders hohe Qualität erreichen, so denn angestrebt, es ist schlicht zu groß. Zwischen der Mode, Wehrtechnik etc. um 1450 und der um 1500 gibt es teils erhebliche Unterschiede
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Eintrag #4 vom 06. Sep. 2010 14:56 Uhr
Marc Rademacher
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Hi,
danke schonmal für die Antwort. Mir ist durchaus bewusst das 50 Jahre normalerweise eine zu große Spanne sind um ein exakte Darstellung zu erreichen, aber das ist ein Kompromiss den ich eingehen musste.
Auch bei der A-sache bis ins kleinste Detail mach ich mittlerweile abstriche, da man nach meiner Erfahrung dann alles selber machen muß, oder wirklich richtig tief in die Tasche greifen muß.
Ich versuche bei den Sachen die ich mir neu zulege darauf zu achten das sie von Form, schnitt und Material in die Zeit passen. Wenn also eine Naht oder ihr verlauf nicht ganz genau passen kann ich zur Zeit damit leben, solang der Gesamteindruck doch stimmt. Zumal die meisten Veranstaltungen die ich in meiner Umgebung erreichen kann eh Lichtjahre von großen A entfernt sind. Von daher wurde es mir schon helfen ob die Art dieser Stiefel passt. Dann könnte ich mich auch auf die Suche nach welchen machen wo auch die Details besser stimmen.
Gruß
Marc
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Eintrag #5 vom 06. Sep. 2010 15:40 Uhr
Jens
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Hallo Marc,
Ganz ehrlich: Du brauchst keine Absätze darüber zu schreiben, warum du was _nicht_ kannst. Überlege dir doch lieber mal, warum und ob Du was kannst. Alles eine Sache des Willens. Es gibt keinen sinnvollen, logisch nachvollziehbaren Grund, warum man seine Darstellung nicht enger festlegen können sollte, und nicht auf Details achten könnte.
Wenn Du nun wissen willst, ob solche Stiefel wie im Bild in dem von dir beschriebenen Zeitrahmen getragen wurden: nein, aus genannten Gründen.
"So ähnliche", d.h. prinzipiell Lersen: Ja. Eben von Reitern. Ansonsten wiederrum: nein.
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Eintrag #6 vom 06. Sep. 2010 15:53 Uhr
Ulrich Busse
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Marc, ungeachtet der fachlichen Hinweise von Jens ein weiterer Aspekt:
der wendegenähte Reiterstiefel von Maucher kostet 250,00 EUR, für wenig mehr (275,00 bis 300,00) bekommst Du bei Stefan von der Heide ( wwwknieriem.net) Schuhe, die in Optik, Material und Fertigungsweise den historischen Vorbildern weitaus näher kommen. Das Kostenargument ist insoweit fadenscheinig …
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Eintrag #7 vom 06. Sep. 2010 16:30 Uhr
Jens
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und neben Stefan gibt es weitere anbieter, z.B. Klaus Öchsler wwwder-wendeschuhmacher.de
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Eintrag #8 vom 06. Sep. 2010 21:50 Uhr
Thorsten
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Nur kurz als Einwurf, da Michael Maucher vielleicht nicht der beste aber meiner Erfahrung nach sicher kein unfähiger Schuhmacher ist. Bei seinen wendegenähten Schuhen bezeichnet er - meines Wissens nach schuhmacherich korrekt - mit Rahmen das Stück Leder zwischen Oberleder und Sohle (welches im Englischen "Welt" heißt). Rahmengenäht heißt ja, dass die Sohle - in der Entwicklung des späten Mittelalters - an eben diesem Rahmen angebracht wurde, wodurch im Produktionsprozess das Wenden überflüssig wurde.
Er unterscheidet auf seiner Website auch klar zwischen den wendegenähten und rahmengenähten Schuhen. Einzig bei einem Paar Schuhen hat er sich mißverständlich mit "authentisch rahmen- und wendegenäht" ausgedrückt.
Thorsten
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Eintrag #9 vom 07. Sep. 2010 08:56 Uhr
Jens
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Moin,
Die für mich bis dato eher als modern angenommene Bezeichnung "Rahmen" für die in der mir bekannten Fachliteratur (siehe z.B. Fingerling, Untersuchung der Lederabfälle der Latrine im Augustinereremitenkloster in Freiburg im Breisgau) i.d.R. schlicht "Randstreifen" oder andernweitig "Kether" genannten Verstärkungsstreifen bei mittelalterlichen(!) Schuhen ist mir zwar neu, aber das erklärt es freilich, und ist ob er Bezeichnung "Rahmengenäht" eigentlich auch logisch ;)
Ich will übrigens nicht ausschliessen, dass Michael Maucher auch tolle Schuhe produziert, nur die Modelle, die ich in ich glaube Freienfels in der Hand hatte,gehörten nicht dazu. Vermutlich sollte man sich, mir der Vorlage ausgestattet, am besten wieder selber ein Bild machen.
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Eintrag #10 vom 07. Sep. 2010 11:00 Uhr
Frank
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Euch ist schon aufgefallen, das er die gleichen Schuhe verkauft wie CP, oder?
Z.B. die 18. Jh….
Oder einige Modelle die er unter HoMi und SpäMi einordnet, sind die gleichen wie CP. Und als ich seinen Stand vor 3 Wochen sah, hatte er genau die Schuhe dabei.
Gruß
Frank
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Eintrag #11 vom 07. Sep. 2010 11:43 Uhr
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Die Stangenware verkaufen er, C. Pohen und gefühlte Drölfhundertsiebenunddruffzig andere Reseller.
Um die gehts nur grade nicht.
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