Eintrag #1 vom 26. Apr. 2005 11:23 Uhr
Andreas Vom Mühlenfliess
salve!
auf lagern ist es ja immer ein problem alle organisatorischen dinge zeitlich zu regeln…..
wir stellen das jahr 1220 dar und würden uns freuen, wenn uns jemand bei der frage \"zeit\" hilft.sonnenuhren sind klar, aber ab wann gab es zeitgläser oder sanduhren?????
vielen dank
gruss Terrat
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Eintrag #2 vom 29. Apr. 2005 08:25 Uhr
Joachim Meinicke
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Kurzer Auszug aus dem Lexikon des Mittelalters (und nicht vergessen, Sonnenuhren kennen keine Sommerzeit-)
Joachim,
immer zur falschen Zeit am falschen Platz
"Sonnenuhren waren im chr. Europa während des MA relativ selten. Nur diejenigen Sonnenuhren, die auf Prinzipien beruhten, welche aus der islam. Welt übernommen worden waren, erreichten ihre muslim. Vorbilder an Feinheit. Die vertikale plattenförmige Sonnenuhr und ihre Varianten, die pfeilerförmige und zylindr. Sonnenuhr (Säulchensonnenuhr), wurden möglicherweise unmittelbar aus der Spätantike übernommen, könnten sich aber auch über die islam. Welt erst im 11. Jh. wieder in Westeuropa verbreitet haben. Ein tragbarer Typ der Sonnenuhr wird ‘horologium viatorum’ (Reisesonnenuhr) genannt (obwohl diese Bezeichnung auch für festinstallierte Sonnenuhren verwendet wird). Zwei vertikale Sonnenuhren in Plattenform, deren vereinfachtes Ziffernblatt nur die liturgisch wichtigen Stunden anzeigt, sind erhalten. Eines der beiden Exemplare, aus Silber gefertigt, kann aus stilist. Gründen auf das 11. Jh. datiert werden, wohingegen eine chronolog. Bestimmung des zweiten Exemplars (Eiche, Knochen) nicht leicht fällt. Vertikale Sonnenuhren in Plattenform konnten in eine runde, kompakte und gut transportierbare Zylinderform umgebogen werden; eine derartige Sonnenuhr ist Gegenstand des ps.-bedaischen Traktats »De mensura horologii«. Waren solche Sonnenuhren mit einer auf das Gnomon ausgerichteten Kalendereinteilung ausgestattet, konnten sie für die Orientierung von Reisenden von großem Nutzen sein. Im 14. und 15. Jh. verbreiteten sich verfeinerte Arten der Sonnenuhr wie die ‘navicula de venetiis’; ihre Konstruktion erforderte allerdings math. und techn. Kenntnisse, wie sie von der arab. Wissenschaft vermittelt worden waren. In derselben Periode gewannen richtungsanzeigende Sonnenuhren an Beliebtheit; sie wurden horizontal zur Z. angewendet, indem der Stundenwinkel der Sonne entlang dem Horizont gemessen wurde; Voraussetzung für ihre Herstellung war die Verbreitung des magnet. Kompasses.
Zum Messen einer bestimmten zeitl. Periode waren Instrumente vonnöten, sofern die Zeit nicht durch Zählen oder die Wiederholung eines Satzes, eines Gedichts oder (religiösen) Textes (v. a. des Vaterunsers) von bekannter, etwa gleichbleibender Länge bemessen wurde. In der Zeit vom 9. bis zum 14. Jh. scheinen sog. Kerzenuhren (Kerze) mit Gradeinteilung von Personen, die dies finanziell erschwingen konnten, zur Z. verwendet worden zu sein; wirtschaftlicher war die Sanduhr (Stundenglas), eine Innovation des späten 12. oder frühen 13. Jh. Sie fand rasch Verbreitung für die Z. im Schul- und Universitätsbereich, in der Navigation und bei vorindustriellen Arbeitsabläufen, wurde aber ergänzt - und zunehmend ersetzt - durch die Entwicklung der mechan. Uhren (festinstallierte gewichtsgetriebene Uhren, dann auch tragbare, von einer Zugfeder getriebene Uhren). Die zunehmende Verbreitung von Sonnenuhren war stark bedingt durch das Auftreten der mechan. Uhren, deren Inbetriebnahme und Justierung (’Stellen’) von genauer Kenntnis des Sonnenstandes abhingen."
A.J. Turner
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