Schwertknauf begradigen
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Eintrag #1 vom 22. Mai. 2013 08:18 Uhr
Bernd
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Hallo,
ich habe mir am letzten Wochenende ein Jino-Schwert gekauft. Ein schönes Teil, aber leider ist der Scheibenknauf leicht verdreht aufgenietet. (Siehe Foto1)
Da ich die Standard-Wicklung der Jino-Schwerter nicht mag, habe ich die Wicklung und das darunterliegende Gewebe entfernt und so das Schwert bis auf den Erll freigelegt.
Nun ist obige Schiefstellung des Knaufs nicht übermäßig gravierend, aber wenn ich das Metall schon freigelegt habe, wollte ich den Knauf eben auch begradigen, zumal sich gezeigt hat, dass die Öffnung für den Erll im Knauf offensichtlich ebenfalls schief sitzt und wohl anders gedacht war. (Siehe Foto2)
Mit einfacher Hebelechanik ist da freilich nichts zu machen, das Ding ist ja festgenietet. Kleine Nägel wie Keile zu benutzen, habe ich auch versucht - erfolglos, was andererseits hoffentlich für die Qualität der Vernietung spricht. Ich habe auch versucht, den Knauf mit einem Heißluftfön zu erhitzen, damit er sich etwas dehnt, doch auch das reichte nicht aus.
Es wirklich richtig zu erhitzen traue ich mich nicht, da ich nicht weiß, wie sich das auf die Eigenschaften des Stahls auswirkt und mir zudem (abgesehen vom Gartengrill) auch die technischen Möglichkeiten fehlen.
Hat jemand einen Tipp für mich, wie ich die Begradigung des Knaufs durchführen könnte? Ist der Gartengrill eine Option oder mache ich damit den Stahl kaputt? Geht das überhaupt? (Ein klares NEIN ist auch hilfreich.)
Vielen Dank für Eure Hilfe!
Bernd
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Eintrag #2 vom 22. Mai. 2013 11:49 Uhr
Jens
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Servus,
Also ich hätte das Ding schlicht nicht gekauft bzw. zurückgegeben.
Aber wenn dem aus welchen Gründen auch immer nicht geht, sehe ich nur die Möglichkeit, die Vernietung aufzumachen, zu gucken, warum das so ist (Angel verdreht?) und das zu richten und wieder zu vernieten. Das geht auch insofern als dass man den Knauf am, Nietlocch ansenken kann, und damit dann genug Material der Angel zum Vernieten hat- dann kann man das ganze auch Plan vernieten (d.h. Versenken) und Verschleifen. Sieht auch besser aus als diese grobe Nietung (die zu Gravuren auch so garnet passt).
Allerdings, ganz ehrlich, ob sich der Aufwand lohnt, bezweifel ich.
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Eintrag #3 vom 22. Mai. 2013 18:19 Uhr
Tilo
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Hallo!
Knauf in den Schraubstock spannen (Schonbacken benutzen) und mittels Parierstange, als Hebel, richten.
Sollte problemlos funktionieren.
Bloss nicht erhitzen!
Die Vernietung nicht öffnen!
Grüsse
T.
PS: Ohne Gewähr.
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Eintrag #4 vom 22. Mai. 2013 18:54 Uhr
Bernd
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… für raschen die Antworten.
@Jens: Leider ist Dein Vorschlag keine Option für mich, mangels Ahnung in puncto Metallverarbeitung. Und wie Du schon sagst, loht der Aufwand nicht. Es ist nur ein kleiner Schönheitsfehler, den ich in Kauf nehme, was aber nicht heißt, dass ich nicht versuche, ihn zu beseitigen, wenns geht.
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Eintrag #5 vom 22. Mai. 2013 18:54 Uhr
Bernd
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… für raschen die Antworten.
@Tilo: Das geht nicht. Hab ich wiegesagt versucht, sogar mit erwärmtem (aber noch lange nicht glühendem) Knauf. Der Erll verdreht sich leicht und geht dann wieder in die Ausgangsposition zurück. Ich versuchs nochmal, aber ich fürchte, das Ding sitzt fest. (So soll es ja auch sein.)
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Eintrag #6 vom 22. Mai. 2013 19:28 Uhr
Jens
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Tilo, wenn man einen Knauf einfach mittels Fixierung Drehen könnte, wäre entweder die Vernietung sehr schlecht, oder die Angel an der Stelle des Knaufes schlicht rund, oder die Angel an der Stelle des Knaufes zu weich. Alles Dinge, die suboptimal bei einem Schwert wären. Das von Bernd beschriebene Verhalten weist auf eine korrekt gehärtete Angel nebst nicht-runder Vernietung (sieht im Bild ja auch danach aus) oder Angel hin- mehr Gewalt, und sie würde schlicht brechen.
Man könnte halt die Niet flachfeilen, ankörnen, ausbohren, Knauf abnehmen, und dann gucken, woran es liegt- vermutlich an leicht flach/schiefer Angel (kann ich beim Bild net ausmachen) oder Nietloch (is das bei Foto2 gemeint?). Das könnte man nur mit Erhitzen der Angel, Drehen, und erneutem Anlassen und Abschrecken beheben (sonst ist die Angel danach weich). Und dann Knaufnietloch ansenken und erneut vernieten.
Man könnte halt das Ding schlicht auch einem halbwegs kundigen Schmied geben, dass er das macht, kostet halt ein paar Euro fünfzig.
Aber ich glaub, das lohnt hier nicht. Ich würde es als billiges Übungsschwert nehmen, zumal es ein Ricassio hat, was für pre-1500 i.d.R. eh net passt. Ich würde mir allerings auch nicht die Mühe eines besonderen neuen Griffes machen.
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Eintrag #7 vom 22. Mai. 2013 20:19 Uhr
Bernd
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Hallo Jens,
Deinen hilfreichen Beschreibungen nach denke ich inzwischen auch, dass ich es lassen sollte. (Oder ich frage bei Gelegenheit mal einen Schmied.)
In der Tat ist es ein Übungsschwert (was sonst, will ja nicht echt in eine Schlacht ziehen).
Aber ich verstehe nicht, warum Du das Schwert als "billig" abtust. Es hat wunderbare Eigenschaften, liegt toll in der Hand, lässt sich gut führen udn die Qualität des Stahls ist so gut wie man es von einem solchen Schwert erwarten kann. Preislich liegt es mit 250€ sicher nicht in der Kategorie eines authentischen scharfen Replikats in Handarbeit eines deutschen Schmieds, klar ist es tschechische "Massenware". Dennoch ist es für mich ein gutes Schwert fürs historische Fechten. Den Schönheitsmakel habe ich bereits beim Kauf bemerkt, doch empfinde ich das nicht als so eklatant, dass ich deshalb das Schwert nicht haben will.
Zum Beispiel bearbeite ich auch die Parierstange noch ein wenig mit einer Feile und auch die Spitze muss noch gekürzt werden. Ich finde schon, dass ich mir die Mühe machen sollte. Und ein angenehmer schöner Griff, vielleicht noch eine Gravur im Knauf, erhöhen für mich die Ästhetik des Ganzen und damit den Spaß am Hobby.
Jedenfalls danke für die Hilfe. Denn dies ist im Endeffekt das klare NEIN, das ich einerseits befürchtet hatte, das mir andererseits aber zeigt, dass ich nicht anderes "murksen" sollte.
Grüße, Bernd
P.S.: Bitte noch eine Frage für die Unwissenden wie mich: Was ist ein Ricassio?
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Eintrag #8 vom 22. Mai. 2013 23:10 Uhr
Jens
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…weils schief und krumm (guck dir mal die Nietung an, bisserl Verschleifen wäre da net gewesen) und damals sicher net grad die repräsentativste Waffe gewesen wäre (wenn die Ausführung historisch wäre). Ausserdem ist Krondak trotz aller Nutzbarkeit- die will ich garnet abtun- jetzt ja auch net grad die Topmarke (Optisch und hist. Vorlagentreue) Und mit 250€ wie Du schreibst auch halt net grad das teuerste Modell. Versteh nicht, was Dich jetzt daran stört? Wenn Du zufrieden bist, prima. Allerdings stellt sich mir persönlich die Frage, ob 300€ für nen Teil von Arma Bohemia z.B. (die haben auch auch günstigere Sonderangebote) in sauberer Vernietung, historischer Klinge und besserer Endpolitur nicht gar die bessere Wahl gewesen wären (so zur Legende, man müsse nen Schweinegeld ausgeben).
Wen Du dir die Arbeit mit Griff und co. machen willst- dein Ding. Ich (!) würd mir das für wasd schöneres aufheben-
Ricasso (da isn I reingerutscht) = Fehlschärfe. Im konkreten Fall eine nicht durchgehende Hohlkehle.
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Eintrag #9 vom 23. Mai. 2013 00:00 Uhr
Bernd
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Hast sicher nicht unrecht, die Verarbeitung könnte besser sein. War aber auch davon ausgegangen, dass tschechische Ware in dem Preissegment immer so verarbeitet sei. (Ist übrigens Jino, nicht Krondak, kenne aber beide.) Die Vorlagentreue ist mir bei dem Schwert nicht so wichtig, ist halt tatsächlich eine Übungswaffe und gehört zu keinerlei Darstellung. Aber Danke für den Tipp mit Arma Bohemia, die kannte ich noch nicht. Hab gleich was für meinen Wunschzettel gefunden :-)
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Eintrag #10 vom 23. Mai. 2013 11:02 Uhr
Tilo
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@Jens, der Knauf sollte auch nicht auf der Angel "verdreht" werden, da geb ich dir recht.
Mit meiner Methode sollte die Angel verdreht werden, sodass Knauf und Parierstange optisch zueinander passen.
Man muss dabei allerdings auch über einen bestimmten Punkt drehen, um das zu erreichen.
Wenn man davon keine Ahnung hat, besser einem Metallbauer geben.
Grüsse
Tilo
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Eintrag #11 vom 23. Mai. 2013 11:59 Uhr
Jens
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Tilo, wenn man die Angel drehen könnte, ohne dass sie in die aktuelle Position zurückfedern täte, wäre sie schlecht gehärtet, d.h. zu weich. Das sollte eben nicht gehen, genausowenig wie mit der Klinge. Das ist ja der Witz. Wenn Du da über einen bestimmten Punkt drehst, riskierst Du schlicht einen Bruch.
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Eintrag #12 vom 29. Mai. 2013 21:35 Uhr
Bernd
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Sooo, habe mich nun doch dazu durchgerungen, den Knauf abzumachen. Nicht nur des Ziels wegen, auch, um mich mal mit dem Metall zu bechäftigen. Wer nichts ausprobiert, lernt nichts.
Dank der Tipps, die ich hier erhalten habe, habe ich also nun den Knauf entfernt. Leider war es nicht möglich, es mit seitlichem Anfeilen des Niets zu erledigen, da war ein ganz schöner Klumpen Metall oben drauf. Musste ordentlich reinbohren, etwa einen halben Zentimeter und ausfräsen, aber nun ist es geschafft. Es hat sich herausgestellt, dass die Bohrung im Knauf deutlich größer ist (nämlich rund), als der flache schmale Erl. Nur durch den fetten Niet und die halbwegs passgenaue Öffnung an der Unterseite war der Knauf so fest. An dieser Öffnung (sie war auf einem der Fotos zu sehen) war die Angel so geschliffen, dass der Knauf fest saß. Theoretisch, denn die Angel war nicht 100%ig sauber geschliffen, deshalb saß der Knauf leicht schief.
Nun habe ich de Wahl, ob ich die Angel so zurechtfeile, dass der Knauf schließlich wieder aufgesetzt werden kann, wodurch das Schwert am Griff insgesamt etwa 1cm bis 1,5cm an Länge verlieren dürfte - was verkraftbar wäre, da ich die Klinge ohnehin um 5cm kürzen und abrunden wollte, oder ob ich was anders probiere:
Falls es nämlich möglich ist (und damit meine ich möglich für einen Schmiedeanfänger ohne Erfahrung bei Wärmebehandlung, sodass die Angel später nicht beim ersten Schlag durchbricht oder ich die Struktur des Metalls zerstöre), ein Stück Metall einfach anzuschmieden, dann wäre das ja vielleicht auch eine Option: Dann verlängere ich die Angel um ein paar cm, sodass der Griff nachher so lang ist wie jetzt und ich trotzdem genug Material habe, um den Griff wieder festzunieten. Denkt Ihr, dass letzteres machbar ist?
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Eintrag #13 vom 30. Mai. 2013 10:51 Uhr
Tilo
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Nein.
Gruss
T.
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Eintrag #14 vom 30. Mai. 2013 10:51 Uhr
Tilo
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Nein.
Gruss
T.
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Eintrag #15 vom 30. Mai. 2013 11:30 Uhr
Theodor Rosentreter
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Hallo Bernd,
ohne Erfahrung in sachen Feuerschweißen kannst du dir das abschminken …. also schon rein praktisch. Dann ist da noch der theoretische Teil: Bei den Temperaturen die du dafür brauchst machst du dir den Rest des Schwertes kaputt.
Nimm den Kürzeren Griff ;)
lg Theo
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Eintrag #16 vom 30. Mai. 2013 11:57 Uhr
Bernd
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Alles klar, vielen Dank!
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Eintrag #17 vom 31. Mai. 2013 11:47 Uhr
Jens
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Gründe, dafür, dass das Anschmieden net klappt:
- Das ist ne Sollbruchstelle
- Die Härtung würde kaputtgehen
- Selbst wenn Du nachhärtest, hast du am Ende ein Endstück mit extrem hoher Härte, das man mies vernieten kann
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Eintrag #18 vom 31. Mai. 2013 11:50 Uhr
Bernd
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… ich lass die Finger vom Versuch, das zu verlängern.
Ich werde die Angel so feilen, dass der Knauf etwa 1,5cm näher an der Parierstange sitzt als vorher und versuchen, den überstehenden Teil der Angel mit einem Kugelhammer platt zu klopfen.
Hoffe, das klappt auch wirklich kalt.
Danke nochmal!
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