Eintrag #1 vom 15. Okt. 2007 20:47 Uhr
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Habs im Mittelalter auch schon so lieder, die man gerne am Lagerfeuer gesungen hat? wenn ja, kann mir jemand Noten schicken?
mfg vlosse
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Eintrag #2 vom 15. Okt. 2007 21:14 Uhr
Lars-Christoph Klein
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Also, fangen wir mal mit den einfachen Liedern an:
Oh Tannenberg, oh Tannenberg,
Wie nass sind deine Fluten.
Es ist nicht nur von oben nass,
Nein, auch von unten, wo das Gras.
Oh Tannenberg, oh Tannenberg,
Wie nass sind deine Fluten.
Oh Tannenberg, oh Tannenberg,
Wie nass sind deine Fluten.
Es ist nicht nur im Zuber nass,
Doch macht es dort am meisten Spaß.
Oh Tannenberg, oh Tannenberg,
Wie nass sind deine Fluten.
Die anderen Strophen hab ich im Moment leider nicht im Kopf…ich trag sie dann mal nach!
Grüße aus Samarkand
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Eintrag #3 vom 16. Okt. 2007 10:18 Uhr
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Mir war neu, daß es die Mittelalterszene und ihre Auswüchse bereits im Mittelalter gab.
Oder warum sonst wird auf die Frage "im Mittelalter" ein Szenelied gepostet?
Zur Fragestellung:
Reine Lagerfeuerlieder in dem Sinne vielleicht nicht, aber ich würde mal diese Kategorie durchwühlen, hier finden sich schon einige Lieder oder zumindest Angaben, wo man solche findet, einige davon sollten es für diese Zwecke auch tun.
Gruß, Ivain
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Eintrag #4 vom 16. Okt. 2007 10:53 Uhr
Georg
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Du schreibst:
>Gab es im Mittelalter auch schon so lieder, die man gerne am Lagerfeuer gesungen hat?
Hm, keine Ahnung, vermutlich ja. Wobei, ‘Lagerfeuer’ dürften eher selten gewesen sein, da man auch "im Mittelalter" daheim im Hause wohnte. Und wie das Leben in militärischen Zeltlagern war, dürfte nicht viel anders als in anderen Militärlagern gewesen sein, somit ist es eher unwahrscheinlich, dass Soldaten im Einsatz abends ans Singen dachten. Wer zivil auf Wanderschaft war, mag vielleicht abends gesungen haben, weiß ich nicht. Kenne ich auch keine Untersuchungen zu.
>wenn ja, kann mir jemand Noten schicken?
Nein.
Georg
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Eintrag #5 vom 16. Okt. 2007 16:53 Uhr
Karen Thöle
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Das Singen am Lagerfeuer ist nur ein kläglicher Rest von etwas, das vor der Erfindung der Schallplatte ganz selbstverständlich war: das Singen zur eigenen Unterhaltung.
Ich halte es für unwahrscheinlich, daß es im Mittelalter Unterscheidungen gab in Lieder, die nur gesungen wurde, wenn ein Feuer brannte, und Lieder die nur gesungen wurden, wenn kein Feuer brannte. Ich denke, daß ein wichtigeres Kriterium war, ob jemand (oder vielleicht sogar jeder) der Anwesenden noch alle Strophen zusammenbrachte. Ich halte es sogar für wahrscheinlich, daß man, so wie es einem einfiel, auch Liebeslieder, sozialkritische Lieder und geistliche Lieder an einem Abend gesungen hat. Auszuklammern sind aber wahrscheinlich einerseits wirklich komplizierte mehrstimmige Lieder, andererseits liturgische Gesänge wie das Kyrie oder Sanctus.
Nun sucht Ihr aber nicht aus wissenschaftlichem Interesse nach solchen Liedern, sondern weil Ihr selber an Eurem Lagerfeuer passende Lieder singen wollt. Da kommt nur etwas in Frage, wo man sich leicht die Texte merken kann, also wohl eher nichts Französisches oder Lateinisches. Und wahrscheinlich stellt Eure Gruppe eine bestimmte Zeit dar, und da wäre es natürlich schön, wenn die Lieder zeitlich dazu passen. Und das kann - je nachdem, welche Zeit Ihr macht - schwierig werden.
Ich zähle Euch mal ein paar Quellen auf, die für Euch interessant sein könnten. Ich empfehle Euch, es damit nicht im Buchhandel zu versuchen, sondern in einer Bibliothek, und dann notfalls mit Fernleihe.
- Carmina burana (1. Hälfte 13. Jahrhundert). Enthält einige mittelhochdeutsche Texte, leider aber keine Melodien. Einige können aber durch Vergleiche mit anderen Handschriften rekonstruiert werden. Ausgabe:
Carmina Burana: lat. - dt.; Gesamtausgabe der mittelalterlichen Melodien mit den dazugehörigen Texten; ßbertr., komment. u. erprobt von René Clemencic. Textkommentar von Ulrich Müller. ßbers. von René Clemencic u. Michael Korth. Hrsg. von Michael Korth. - München : Heimeran, 1979
- Die Lieder Neidharts von Reuenthal. Ich zögere ein bißchen, sie jetzt schon zu nennen. Neidhart lebte am Anfang des 13. Jahrhunderts, aus dieser Zeit gibt es allerdings keine Melodieüberlieferung. Eine Handvoll Stücke mit Melodien gibt es aus dem 14. Jahrhundert, eine ganze Menge von seinen Liedern mit Melodien dann in Handschriften aus dem 15. Jahrhundert. Ob diese Melodien noch viel mit dem zu tun haben mit dem, was im 13. Jahrhundert gesungen werden? Ich bin skeptisch…
Edition: Neidhart-Lieder: Texte und Melodien sämtlicher Handschriften und Drucke, hrsg. von Ulrich Müller; Ingrid Bennewitz; Franz Viktor Spechtler. Endred.: Ruth Weichselbaumer. ßber diese Ausgabe:
deposit.d-nb.de/cgi-bin/dokserv?[
]
- Die Jenaer Liederhandschrift. Sie entstand im 14. Jahrhundert und enthält eine ganze Menge deutschsprachiger Lieder; das bekannteste ist wohl "Loibere risen".
Edition: Die Jenaer Liederhandschrift, hrsg. von Georg Holz; Franz Saran; Eduard Bernoulli.
Bd. 1: Getreuer Abdruck des Textes, hrsg. von Georg Holz [Reprogr. Nachdr. der Ausg. Leipzig 1901].
Bd. 2: ßbertragung, Rhythmik und Melodik, bearb. von Eduard Bernoulli und Franz Saran [Reprogr. Nachdr. der Ausg. Leipzig 1901].
- Mönch von Salzburg: etwa 1400.
Ausgabe: Der Mönch von Salzburg: die Melodien zu sämtlichen geistlichen und weltlichen Liedern, hrsg. von Hans Waechter und Franz Viktor Spechtler. - Göppingen : Kümmerle, 2004 (Göppinger Arbeiten zur Germanistik 719)
- Oswald von Wolkenstein: 1. Hälfte 15. Jahrhundert. Was die einstimmigen Lieder anbelangt, ist es allerdings nicht ganz einfach, da etwas zu finden. Die Gesamtausgabe seiner Lieder von Schatz und Koller schreibt einfach die originale Notation ab, und das kann man als Laie nicht so einfach lesen. Einige Melodien gibt es auch im Anhang einiger Textausgaben, aber dann entweder nicht alle oder mit neugeschaffenen neuhochdeutschen Texten darunter. Vielleicht hilft euch dieses Buch weiter:
Text und Musik bei Oswald von Wolkenstein : Edition und Interpretation der 40 einstimmigen, einfach textierten Lieder in der Fassung der Handschrift B, von Elke Maria Loenertz. - Frankfurt am Main [u.a.] : Lang, 2003
Ach ja, und wenn Ihr dann die Lieder habt, dann laßt bitte die Gitarre weg (meine Assoziation zu "Lagerfeuer-Romantik"), und klampft auch keine Akkorde auf der Cister, Laute, oder was immer Ihr da habt. Das Denken in Akkorden ist eindeutig erst nach dem Mittelalter entstanden.
Frohes Singen wünscht
Karen Thöle
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Eintrag #6 vom 16. Okt. 2007 21:01 Uhr
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ok, danke, die Zeit die wir darstellen ist leider etwas unterschiedlich und noch nicht genau festgelegt, wahrscheinlich so 1. kreuzzug.
mfg vlosse
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Eintrag #7 vom 30. Sep. 2009 08:40 Uhr
Wilfried Masberg
Hey, die Kimbern brachten die Kithara nach Norden und die Gitarreist mit ihrem Kieferndeckel eindeutig ein mittel-
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Eintrag #9 vom 30. Sep. 2009 17:48 Uhr
Martin Fischer
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… gab’s nicht.
Der Grund dafür ist einfach: Sie waren noch nicht erfunden.
Und wenn man sich mal klarmacht, dass die Gitarre wohl eine Weiterentwicklung der spanischen Vihuela ist, die wiederum eine mutierte Laute ist, deren Ursprung im Orient zu verorten ist und durch die Mauren nach Europa vermittelt wurde, halte ich die von meinem Vorschreiber geäußerte Kimberntheorie für teutonisch in seinem allerschlichtesten Sinne. Zumal die herbeizitierte Kithara bis auf die Namensähnlichkeit und ihre grundlegenden Konstruktionmerkmale für gezupfte Saiteninstrumente, die sie im Übrigen mit allen anderen Instrumenten dieser Sippschaft teilt, nichts gemeinsam hat…
Kurz: Die Gitarre als genuin "nord- bzw. mitteleuropäisches Instrument" zu deklarieren ist - freundlich ausgedrückt - äußerst abenteuerlich.
Gruß
Mätes
PS: @Wilfried - nimm’s nicht zu persönlich - das Schiebetor der Marke "Kinderspalter" aus deinem Gruselkabinett beweist zur Genüge, dass du über Humor verfügst. Und der setzt ja bekanntlich eine gewisse Intelligenz voraus. Insofern kann es sich bei dir eigentlich nicht um eine völkische Dumpfbacke handeln…
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Eintrag #10 vom 30. Sep. 2009 18:04 Uhr
Martin Fischer
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… gab’s ohne Ende.
@ Georg: Auch die "harten Jungs" haben mit Sicherheit gesungen - vielleicht mehr Schweinkram und medievalen Gangsta-Style (mag aber Klischee sein…). Jedenfalls gibt es eine ganze Reihe überlieferter Soldatenlieder.
@ Karen: Ich denke, dass die Musikauswahl schon auf die jeweilige Situation zugeschnitten war - jedenfalls ist das in allen mir bekannten Gesellschaften, in denen diese Singtradition noch lebendig ist, der Fall. Es gibt dort Lieder für die Feldarbeit, Reiselieder etc. - zugegebenermaßen aber auch stets eine Anzahl von "Hits", die zu mehreren Anlässen kompatibel sind.
Gruß
Mätes
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Eintrag #11 vom 01. Okt. 2009 14:46 Uhr
Nyna
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Im Stuttgarter Psalter gibt es einige Musikinstrumente, u.A. auch eins das ähnlich wie eine Gitarre gehalten wird und mit einem Pöektrum gespielt wird. Es sieht allerdings eher aus wie eine Fidel und besitzt kein Klangloch wie eine Gitarre…
Yeahhh let´s play *ggg*
wwwwlb-stuttgart.de/index.php?id=3547&set[mets]=http%3A%2F%2Fhttp://wwwwlb-stuttgart.de%2Fdigitalisate%2Fcod.bibl.fol.23%2Fmets.xml&set[image]=329&set[zoom]=default&set[style]=
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Eintrag #12 vom 01. Okt. 2009 19:18 Uhr
Martin Fischer
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… gab es schon - waren aber eben nur gitarrenähnlich.
Etwa so, wie ein Kettcar einem LKW ähnelt…
Was man im verlinkten Psalter ja gut erkennen kann.
Und was "let’s play" angeht, wäre ja - neben der halbwegs zu erahnenden Spielweise - z.B. auch die Frage nach der Stimmung dieser Gerätschaft interessant - von der Frage nach dem Sinn oder Unsinn einer typologischen Ableitung der Gitarre von dem abgebildeten Ding mal ganz abgesehen…
Gruß
Mätes
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Eintrag #13 vom 13. Okt. 2009 13:26 Uhr
Wilfried Masberg
nun, dann haben sowohl mein Latein als auch mein Geschichtslehrer gelogen.
Ich bleibe dabei:
Die Kithara ist ein uraltes instrument
Der Name klingt wie Gitarre
Kiefern wachsen nicht in der für Gitarrendecken notwendigen Qualität im Mittelmeeraum, sondern in den Alpen und ab Schleswig.
@Martin:
völkisch ist in der Tat nicht meine Welt, nur angesichts einer U-Fibel mit Nadel von einem Durchmesser der Fibel ca 8 mm, Drahtdurchmesser ca heute 0,5mm (Original vielleicht max 1 mm, mit Schlangenköpfchen, die auch noch Augen hatten, autochtone Ware aus dem Salzgittergebiet ( Harzer Kupfer mit Zinn= Bronze) wehre ich mich dagegen, wenn alles aus dem Frümi oder so von den Römern usw kommen soll.
Zurück zum Thema:
Die Gitarre war nicht im allgemeinen Gebrauch
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Eintrag #14 vom 13. Okt. 2009 17:57 Uhr
Georg
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Wilfried,
du schreibst: >>Die Kithara ist ein uraltes instrument
Der Name klingt wie Gitarre<<
Die Kithara ( κιθάρα ) ist ein antikes griechisches Instrument, das in etwa einer Leier ähnelt.
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Eintrag #15 vom 14. Okt. 2009 13:23 Uhr
Wilfried Masberg
Richtig, die Kithara kann mit einer Lyra verwechselt werden,wenn ich mich nicht täusche, könnte der Wortstamm aber auch in Sitar enthalten sein.
Der Thread heißt Noten für Lagerfeuerlieder.
Und kann jetzt jemand dem Frager helfen?
Mit Noten und Text? Für die sicher im MA nachgewiesene Laute?
Diese Diskussion sollten wir in einem anderen Thread weiterführen.
Vielleicht
"der Beitrag Mittel und Nordeuropas zur Kultur, Landwirtschaft und Gesellschaftsstruktur des Mittelalters?
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Eintrag #16 vom 14. Okt. 2009 14:19 Uhr
Claudia
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Falls Du es noch nicht bemerkt haben solltest, Wilfried: Karen Thöle hat dem Fragesteller in Beitrag 5 bereits ausführlich geantwortet und Quellen genannt.
Das war übrigens 2007.
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Eintrag #17 vom 14. Okt. 2009 15:08 Uhr
Nyna
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also etymologisch hat Wilfried sogar recht…
allerdings hat die griechische Kithara nichts mit dem als Gitarre bekanntem Instrument im gegenständlichen Sinne zu tun.
die Bezeichnung ist aber im Lateinischen/Italienischen sehr ähnlich : Chitarra…
und es gibt eine Chitarra teutonica die sg. Chrotta bekannt seit dem FMA, die befindet sich auch auf den Abb. des Stutt. Psalters. sie wurde gezupft, der mit dem Plek gespielt und ab dem 11. Jhd. wurde sie auch gestrichen, so gesehen ist das was ich verlinkt habe, doch eine Gitarre ;O)
Quelle: Heinrich Zelton: Gitarren Lexikon, Hamburg 1996.
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Eintrag #18 vom 15. Okt. 2009 17:22 Uhr
Wilfried Masberg
jau, aber da ich nun dummerweise auch Lieder suche, vorzugsweise "niederdeutsch", bringen mich z.B. diese Quellen nicht wirklich nach vorn :-)
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