Eintrag #1 vom 18. Jan. 2010 21:19 Uhr
Crystal
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Hallo,
nachdem ich jetzt tagelang im Internet gesurft und unzählige Threads durchforstet habe, stell ich meine Fragen dann doch lieber explizit, entchuldigt bitte, wenn so ein Thread dann nun doch schon existiert.
Ich möchte mein erstes "richtiges" Gewand nähen.
Ich möchte die Frau eines reichen Händlers (Gewürze), Zeitraum 1190 bis 1215 in Franken darstellen.
Die Vorstellungen meines Gewandes richten sich auf ein Chemise, Cotte und Bliaut, welches aus feiner Wolle, bzw Seide bestehen soll, soweit haben meine Recherchen allerdings noch nicht gereicht - sowie Gürtel und Tasche aus vegetabilem Leder (Tasche in Arbeit) und diversem Beiwerk.
Dieser Thread bezieht sich jedoch allein auf die Cotte, welche nun mein erstes selbstgenähtes Kleidungsstück werden soll.
Für mein erstes Gewand habe ich beschlossen, auf das Merkmal "handgewebt" zu verzichten, auch wende ich mein Augenmerk von der Schafrasse erstmal ab.´Da ich das Nähen erst lernen muss, wäre die Gefahr einfach zu groß, einen derart "wertvollen" (im Sinne von teuer) Stoff zu verhunzen.
Ich habe mir einige Stoffproben zuschicken lassen, ungefärbter Wollstoff von braunen Schafen, leinwandbindung, diamantköperbindung, fischgradbindung.
Habe ich soweit richtig recherchiert, dass die Leinwandbindung die häufigst verbreiteste webart zu dieser Zeit war?
Kam die Diamantköperbindung oder Fischgradbindung noch vor, war sie teuer? (Ich hätte eben den Stoff in Diamantköperbindung bevorzugt, da am schönsten)
Gab es noch Tweed?
Zudem würde ich gerne Ärmel und Halsausschnitt mit einer Borte, bzw Stickereien verzieren, habe aber leider kaum Quellen gefunden, wie diese genau ausgesehen haben. Ich habe gelesen, dass die Borten in der Regel sehr breit waren, ich wäre riesig dankbar, wenn mir jemand Quellen nennen könnte!
Sorry für die blöden Fragen, wenn sies denn waren - aber ich blick grad nimmer durch :-)
Freundliche Grüße
Crystal
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Eintrag #2 vom 21. Jan. 2010 21:14 Uhr
Claudia
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Ich bin kein Spezi fürs 12. Jh., deshalb nur ein paar rudimentäre Infos:
Meines Wissens laufen Diamantköperbindungen schon weit früher aus. Bei Fischgrat bin ich nicht völlig sicher. Dazu solltest Du besser noch ein paar Funde nachprüfen.
Für Wolle sind Gleichgratköper oder Leinwandbindung eine sichere Bank, die waren auf jeden Fall sehr verbreitet. Für eine Frau aus "betuchteren" Verhältnissen, gerade eine, die es sich leisten kann, den unpraktischen, repräsentativen Bliaut zu tragen, würde ich keine naturbraunen Wollstoffe empfehlen. Da sollten es doch schon feine Wollstoffe in kräftigen Farben sein. Die Farben so aussuchen, daß sie auch mit Naturfarben färbbar sind. Für einen Bliaut wäre wahrscheinlich Seide noch passender, aber Seide in korrekten Mustern dürfte schier unbeschaffbar sein.
Auf dieser Seite hat jemand einige Quellen zu Kleidung des 12. Jh. zusammengstellt:
(Warum deerjenige allerdings eine Tunika und Hose des 4. Jh. dazwischengemischt hat, wissen die Götter). In der Zusammenstellung ist jedenfalls auch ein erhaltener Bliaut.
Ansonsten gibt es hier eine Datenbank zu erhaltenen Textilien:
heatherrosejones.com/survivinggarments/index.html
Die enthält zwar keine Bilder, aber Hinweise, wo etwas publiziert ist und wo ausgestellt bzw. aufbewahrt.
Bei Borten solltest Du extrem vorsichtig sein. Es ist immer sehr schade, wenn der Eindruck eines guten Kleides durch völlig unbelegte Borten verdorben wird. Am besten mal einige der Kirchenschätze bzw. Dommuseen besuchen, die viele Textilien enthalten, um ein paar Eindrücke zu gewinnen.
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Eintrag #3 vom 08. Feb. 2010 20:10 Uhr
Crystal
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die Tipps, besonders auch die Links haben mir sehr weitergeholfen, vielen Dank hierfür! Ich habe mittlerweilen auch noch ein paar weitere Quellen gefunden.
Ich werde mir für die Cotte wohl einen grünen, pflanzengefärbten feinen Wollstoff in gleichgratköperbindung zulegen, ich schätze, da mach ich erstmal nichts falsch.
Nun bin ich gerade auf der Suche nach dem passenden Schnitt, habe aber schon einige gute Schnittmuster gefunden, ich möchte mich gerne an Funden orientieren. Bevor ich mich über den Wollstoff mache, wird jedoch erstmal ein Bettlaken von mir herhalten müssen :-)
Danke für den Hinweis mit den Borten, ich habe mittlerweilen rausgefunden, dass es extrem schwierig ist, im Netz geeignete Quellen zu finden, da werde ich deinen Ratschlag, einige Museen zu besuchen, befolgen :-)
Freundlche Grüße
Crystal
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