Kopfbedeckung Spätmittelalter
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Eintrag #1 vom 19. Feb. 2011 19:23 Uhr
Clemens Nimscholz
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Hat vielleicht irgend jemand von euch eine Ahnung wo man solch einen wunderschönen Hut herbekommen kann?
Vielen Dank, Clemens
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Eintrag #2 vom 19. Feb. 2011 20:39 Uhr
Udo Brühe
…sollte erstmal die Frage stehen, was du eigentlich darstellen willst?
Nicht jeder gesellschaftlichte Stand ist für einen solchen Hut prädestinert.
Du solltest dir also zunächst einmal darüber Gedanken machen. Eine fundierte Recherche anhand der aktuellen Qullen ist somit unabdingbar.
Ich bin kein Experte für das - offensichtliche - 14./15. Jhd., sondern bespiele selber die Mitte des 18. Jahrhunderts, aber ich bin mir sicher, daß sich da der der eine oder andere Bezug finden lässt, den man ableiten kann.
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Eintrag #3 vom 19. Feb. 2011 21:40 Uhr
Clemens Nimscholz
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Danke für deine Antwort. Einen bürgerlichen Schreiber/Buchmaler.
Aber abgesehen davon finde ich den Hut toll und hätte ihn gerne. Auch dann wenn ich ihn nicht in meiner Darstellung tragen kann.
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Eintrag #4 vom 19. Feb. 2011 21:41 Uhr
Andrej Pfeiffer-Perkuhn
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Das Problem an diesem Hut ist ersteinmal das man nicht sicher sagen kann was das für ein Hut ist. Eine Möglichkeit wäre eine Pelzkappe, die wäre eher für höhere Stände geeignet, die andere Möglichkeit wäre das es sich um einen Filzhut handelt. Unter der Bezeichnung Biberkappe finden sich ähnliche Hüte z.B. auf den Kaltnadelradierungen des Meisters des Amsterdamer Kabinetts aber auch in diversen Handschriften. Ich habe selbst mal versucht einen solchen Hut zu rekonstrieren und habe eine vage Idee wie man diese Optik erreichen könnte, nämlich indem man den Filz nach der Herstellung des Hutes kardiert.
Schöne Grüße
Andrej
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Eintrag #5 vom 20. Feb. 2011 20:27 Uhr
Clemens Nimscholz
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Hallo, ich habe solch einen Hut auch schon auf mehreren Abbildungen gesehen und gebe dir recht, es könnte Pelz oder Filz sein. Ich tendiere aber eher zu Filz. Kardieren ist eine gute Idee. Wenn du es versuchst berichte doch bitte mal davon.
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Eintrag #6 vom 21. Feb. 2011 09:48 Uhr
Katrin Auer
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Achtung, Verwechslungsgefahr!
Was versteht Ihr unter Kardieren?
Im mittelalterlichen Sinne würde man wohl darunter verstehen: Aufrauhen eines gefilzten / gewalkten Textils mit Hilfe von Kardendistelköpfen (sehr schön zu sehen bei den Nürnberger Hausbüchern). Das macht das Tuch weich und flauschig, aber nicht so "igelig" wie auf dem Bild.
Oder Ihr meint moderne Karden, also diese Bretter oder Walzen mit kurzen Metallstacheln drauf? Damit könnte man den Effekt wohl erzielen, aber gab es diese Dinger im Spätmittelalter schon?
Zusatzfrage: Für andere Zeiten kenne ich Nachweise von Flokati-artigen Textilien, diese entstehen aber nicht durch das Aufrauhen oder Aufrupfen gewalkter Stoffe, sondern eher mit so etwas wie Teppich-Knüpftechniken. Gibt es dafür Nachweise im SMA?
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Eintrag #7 vom 21. Feb. 2011 11:02 Uhr
Jens
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Katrin, Andrej weiss glaub ich, was Kardieren ist ;) Den Begriff gibt es in zwei Verwendungen, einerseits Tuch aufrauen, andererseits Fasern bei der Wollverarbeitungen trennen, letzteres wären diese flachen Handkarden, die du erwähnst, die sind schon spätestens ab dem 14ten nachweisbar: wwwdiu-minnezit.de/1475_handkarden.html
Mit beiden würde aufrauen theoretisch klappen. Ich habe selber mir so einen Hut machen lassen, da werde ichd as mit dem Aufrauen auch mal ausprobieren, persönlich tendiere ich aber eher zu einer Pelzlösung, mit begegnen heute immer noch viele alte Damen im Bus, die Hüte haben, die optisch dem sehr nahe kommen ;)
Kunstpelz: gibt es unter den Herjolfnessfunden Fragmente, soweit ich mich erinnere. Kommt dem aber nicht nahe. Gestrickt und Verfilzt wäre noch eien Möglichkeit.
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Eintrag #8 vom 21. Feb. 2011 11:04 Uhr
Andrej Pfeiffer-Perkuhn
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Im 15. Jahrhundert wurden Stoffe nch dem Weben kardiert und dann mit großen Scheren geschoren. Daher gehe ich davon aus das der Effekt des kardierens recht stark ist.
Ich habe bei meinem Hut an einer Stelle ein Loch ausbessern müssen indem ich mit eine Nadel nachgefilzt habe. Das Ergebnis auf der Rückseite sah erstmal sehr ähnlich aus wie diese Hüte. Da es zudem noch derartige Hüte mit beulenartigen Oberflächen gbt kann das wiederum ein Hut nach längerer Benutzung sein.
Das sind natürlich alles nur Hypothesen, aber es könnte sich lohnen das auszuprobieren.
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Eintrag #9 vom 21. Feb. 2011 11:13 Uhr
Andrej Pfeiffer-Perkuhn
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Ich glaube bei einigen Abbildungen auch daran das dort Pelz zu sehen ist, bei einigen Kaltnadelradierungen des Meisters des Amsterdamer Kabinetts z.B.
Allerdings gibt es dann wieder viele Hüte einfacherer Knechte mit solchen Hüten, noch dazu in bunten Farben und mit melonenartigen Krempen.
Ich vermute daher das wir es zu allem Überfluss mit mehreren ähnlichen Tpen aus unterschiedlichen Materialien zu tun haben.
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Eintrag #10 vom 21. Feb. 2011 11:39 Uhr
Clemens Nimscholz
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Ich glaube das es Filz ist weil ich eben auch heute gebräuchliche Mützen kenne die einen ähnlichen Eindruck machen.
Es wäre auch gar nicht verwunderlich wenn der Adel solch Mützen aus Pelz trug und die unteren Stände dies aus billigerem Material imitierten.
Ich würde das ja wirklich gern mal ausprobieren. Nur leider kann ich nicht filzen. Kennt jemand von euch eine gute Anleitung in der erklärt wird wie man filzt?
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Eintrag #11 vom 22. Feb. 2011 11:04 Uhr
Wolfgang Ritter
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Hmm, das scheint wirklich schwierig zu sein, bei Karen Larsdatter ( wwwlarsdatter.com/hatters.htm) gibt es ein paar Links zu den Hausbüchern der Mendel’schen Zwölfbrüderstiftung, aber da sieht man nur den Verkaufsstand, nichts zur Herstellung. Im Begleittext heißt es zwar einige Male, dass die "gezotteten" Hüte "Wollhüte mit Florbesatz" seien, die Herklunft dieser Aussage findet sich aber nicht.
Am intessantesten erscheint mir noch der Link auf das Ständebuch von 1568, da doret ein bisschen was an Breschreibung zur Herstellung steht: commons.wikimedia.org/[
]/File:De_Stände_1568_Amm[
]
Ansonsten könnte ich schwören, vor einiger Zeit mal ein BIld und Kurzbeschreibung eines Fundes gesehen zu haben, wo tatsächlich auf einen WOllfilz ein mit Fransden versehenes Tuch appliziert war. Ich finde es aber leider beim besten Willen nicht mehr.
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Eintrag #12 vom 22. Feb. 2011 15:11 Uhr
Clemens Nimscholz
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Von den Wikingern weiss ich das sie eine Art Pelzimitat herstellten indem sie beim Weben von Wolltuch längere Tierhaare mit einwebten, vielleicht ist der Überzug aus etwas ähnlichem. Ich würde ja zu gern den Fund sehen den du gesenen hast :-) Aber wenn du es vergessen hast kann man wohl nichts machen.
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Eintrag #13 vom 22. Feb. 2011 19:37 Uhr
Constantin
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In Schloss Gottdorf gibt es einige Textilfragmente, die m.E. auf das 14. datiert sind. Darunter befindet sich ein Stück gewebter Pelz.
Ist es vielleicht sowas?
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Eintrag #14 vom 22. Feb. 2011 20:02 Uhr
Clemens Nimscholz
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Schwer zu sagen, da ich den Hut nur von Zeichnugen kenne auf denen die Details vom Hut nicht sonderlich exakt ausgearbeitet sind. In dem Zusammenhang wäre es noch interessanter den Fund zu sehen.
Aber ich will meinen das die Richtung von dem Gewebe schon mal nicht verkehrt aussieht. Es wird ja in den Texten zu den Bildern die Wolfgang verlinkt hat auch darauf hingewiesen das es sich um einen Hut für die kalte Jahreszeit handelt. Würde also passen.
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Eintrag #15 vom 22. Feb. 2011 20:20 Uhr
Clemens Nimscholz
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Hier noch mal drei Bilder bei denen die Oberflächenstruktur besser zu erkennen ist.
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Eintrag #16 vom 23. Feb. 2011 15:20 Uhr
Clemens Nimscholz
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Die kurze Erklärung bei dem Bild des Ständebuchs
>Gezogen Hut und auch gebicht.<
Was könnte das gebicht heißen? Ob sich dahinter das "zottlig machen" verbirgt?
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Eintrag #17 vom 23. Feb. 2011 16:05 Uhr
Ina
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Laut :
-> gebicht
"Gewicht" (der Waren); (Regensburg 1383-1387, in: Runtinger II, S. 69 und passim; III, S. 253f.); vgl.: wychte.
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Eintrag #18 vom 24. Feb. 2011 12:58 Uhr
Clemens Nimscholz
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Danke, aber Gewicht scheint mir in dem Zusammenhang irgendwie unpassen. Wenn ich mich nicht völlig vertue.
Kehrt hie hereyn ir Kauffleut all/
Schauwt / ob mein arbeit euch gefall /
Von guter Wolln / sauber / nicht bil(z?)et /
Wol gschlagen / gwalcken und gefilzet /
Auch wol geformbt und zugericht /
Gezogen hut und auch bebicht /
Auch mach ich der Filzlocken viel /
Wenn der kalt Winter anbrechen will
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Eintrag #19 vom 24. Feb. 2011 13:52 Uhr
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Laut Grimmschen Wörterbuch heißt "gebicht" "gepecht", also mit Teer/Pech abgedichtet.
Ein Regenhut?
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Eintrag #20 vom 24. Feb. 2011 15:54 Uhr
Ina
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Oder einfach ein "schwerer" Hut -> schwer = mehr Gewicht = bessere Qualität :-)
Keine Ahnung. Ich hab auf die Schnelle nur den Link gefunden.
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Eintrag #21 vom 10. Nov. 2011 10:32 Uhr
Clemens
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@ Jens
Ich habe selber mir so einen Hut machen lassen,
Wo hast du dir den Hut denn machen lassen, oder anders gefragt kannst du mir mit der Adresse eines Filzers behilflich sein der solche Hüte anfertigen kann?
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Eintrag #22 vom 22. Nov. 2011 14:49 Uhr
Jens
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So ich habe mal unseren Rekoversuch online gestellt, mit Quellen: wwwdiu-minnezit.de/1475_hausbuchhut.html
Meiner Ansicht nach ergibt sich auf Basis derer ein recht eindeutiges Bild, insofern als dass die Bilder vornehmlich Hüte mit nachträglich aufgebrachtem Faserflor zeigen. Freilich ist nicht auszuschliessen, dass es auch andere Konstruktionsmethoden gab.
Empfehlen kann man hier vor allem:
"Jutta Zander-Seidel: "Item ein Zottechter Huet …" - Kopfbedeckungen des 15. bis 17. Jahrhunderts mit nähtechnisch aufgebrachtem Flor, in: Historische Textilien. Beiträge zu ihrer Erhaltung und Erforschung, hrsg. v. Sabine Martius/Sybylle Ruß, Nürnberg 2002, S. 223-236.
"
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Eintrag #23 vom 25. Nov. 2011 11:08 Uhr
Clemens
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Hallo Jens,
sehr schön das sich für diese Hüte eine Rekonstruktion gefunden hat, vielen Dank dafür.
“Jutta Zander-Seidel: ”Item ein Zottechter Huet …“
Findet sich in dem Buch eine Beschreibung wie der Faserflor angefertigt wird, oder wie ich vermute eine detailierte Beschreibung dieser Hüte?
Gibt es irgendwo ein HOWTO wie man diesen Faserflor anfertigt, oder wenn nicht, könntest du eines verfassen?
Vielen Dank nochmal, Clemens
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Eintrag #24 vom 19. Okt. 2012 15:42 Uhr
Jens
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Hab den Post völlig übersehen. Ist noch Interesse an sowas da? Dann würd ich ggfs. mal sowas machen, ich hab derzeit grad wieder einen solchen Hut in der Mache.
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Eintrag #25 vom 19. Okt. 2012 22:18 Uhr
Clemens
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Ja sehr großes Interesse sogar und ich wäre Dir sehr dankbar.
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Eintrag #26 vom 29. Okt. 2012 11:47 Uhr
Bettina Drexler
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Hallo Jens,
ja, wäre auch sehr an einer Anleitung interssiert.
Gruß
Schoferin
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