Kontinentalgermane um 500-600
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Eintrag #1 vom 10. Sep. 2012 14:26 Uhr
Christopher
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Guten Tag an alle,
Seid längerem sind meine Freundin und ich nun aktive MA- Veranstaltungsbesucher um südhessischen Raum.
Eigene Gewandungen existieren schon, sind aber weder nach historischen Vorbildern noch anhand irgendeiner Zeitskale festzumachen. Ich würde sie als Pseudo- Autentisch bezeichnen.
Nachdem wir jetzt auf mehreren Märkten waren, kristallisierte sich immer mehr eine gewünschte Epoche heraus, nämlich die Rhein-Weser Germanen (besonders Chatten) um eben diese Zeit.
Besonders einige "Heidenmärkte" haben es uns angetan. Sodass die Vorstellung auf einen, aus gewisser lokalität bevorzugten, chattischen Glasperlenmacher und seiner Frau im vorchristianisierter Zeit fiel.
Da das Konzept noch sehr "dürftig" ist, sind wir auch Änderungen noch sehr offen. Einzig die Tatsache, dass es sich um ein zu dieser Zeit noch nicht christianisiertes germanisches Volk halten soll besteht.
Wikinger fallen dabei schon mal raus… da hat man einfach zu viel gesehen :)
Gibt es gerade zum Thema Gewandung Quellen oder einfache Tipps (andere Epoche/Volk). Bin für alles dankbar.
Viele Grüße
Fanni
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Eintrag #2 vom 10. Sep. 2012 17:28 Uhr
Theodor Rosentreter
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Hallo,
ersteinmal finde ich es toll, dass ihr den Schritt vom MArkt-Mittelalter hin zu recherchierter Ausrüstung machen wollt.
Oft wird hier bemängelt, dass Neueinsteiger keine genauen Vorstellungen bezüglich ihres Zeitfensters und der angestrebten Region mitbringen. Das kann man euch wirklich nicht vorwerfen.
Ich muss euch dennoch etwas auf den richtigen Weg bringen. Kurze Recherche (Wikipedia reicht sicher schon) würde euch sicher schnell auf den Stand bringen, dass es im 6. Jh. (das ist ja eure Zeit) keine Chatten mehr gibt. Diese sind wie andere Stämme auch in einem der Großen Stammesverbände aufgegangen die für die Spätantike bzw. das frühe Mittelalter besonders prägend sind. In eurem Fall sind das die Franken.
Nun könnt ihr zwei Wege gehen.
a) ihr ändert eure Zeit und geht in das 1. oder 2. Jh zurück also in die Frühe Kaiserzeit udn stellt dann Mitglieder eines Rhein-Weser-Germanen Stammes dar.
b) Ihr bleibt im 6. Jh. und entschließt euch dazu eine regionale fränkische Darstellung zu beginnen.
Ich persönlich rate euch aus 2 Gründen dazu Variante b) zu wählen.
Erstens verrät schon der kleine Artikel über die Rhein-Weser-Germanen, dass es um deren materielle Kultur eher mau bestellt ist weil entsprechende Beigabenführende Gräber fehlen. Es würde euch also unglaublich schwer fallen etwas gescheites aufzubauen.
Zweitens befindet ihr euch mit dem 6. Jh. in der Kernzeit dessen was in der Forschung gern "Reihengräberkultur" genannt wird. Kurz gesagt: Gräber voll mit Beigaben und Trachtbestandteilen. Ihr werden dann schnell merken, dass 500-600 ein vel zu großes Zeitfenster ist. Eventuell ist dann eher 505-520 n.Chr. der Maßstab in dem ihr vorgehen könnt.
So weit so gut. Ich hoffe ich konnte helfen.
Theo
(Ps: bei den Franken müsst ihr aber eventuell je nach Region auch in dieser Zeit schon auf das "heidnisch" verzichten ;) )
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Eintrag #3 vom 10. Sep. 2012 19:36 Uhr
Christopher
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Erst einmal dankeschön, für die Antwort.
Mir war nicht ganz bewusst (obwohl ich es befürchtet hatte ;)), dass es die Chatten ab dem Zeitpunkt gar nicht mehr gab. Aber die alternative als Franken finden wir nicht verkehrt.
Ich hatte mir vor Jahren in unserem Rathaus ein paar Exponate angeschaut, die Stammen teilweise aus dieser Zeit bzw. wurden mit den Franken in Verbindung gebracht, da muss ich aber noch mal hin fahren.
Bezüglich des Heidentums sehe ich wenig Probleme. Entweder man findet Belege für eine heidnische Verehrung zu dieser Zeit (welche ja angeblich noch stattgefunden hat) und kann diese darstellen oder christianisiert sich eben. Es ging dabei eben in erster Linie um die Heidenmärkte, von welchen wir sehr begeistert waren/sind.
Aber na gut. Dann mach ich mich mal ans fleisige Suchen und sammeln von Daten.
Viele Grüße
Fanni
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Eintrag #4 vom 10. Sep. 2012 21:24 Uhr
Theodor Rosentreter
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Hallo,
freut mich wenn ich helfen konnte.
Was obendrein bein einer fränkischen Darstellung sehr praktisch ist, ist der Fakt, dass es schon einige Gruppen gibt. Ich müsste jetzt selber googlen aber ich denke wenn ihr mit den Schlagworten "Franken, Living History, Reenactment, fränkisch" anfangt seits ihr gut aufgehoben.
Insgesamt kann ich übrigends nur dringlichs von der Darstellung von religiösen Handlungen abraten. Vieles weiß man eben einfach viel zu ungenau oder eben nicht. *kauderwelsch* Das ist schon fürs Christentum in dieser zeit relativ schwierig wenns nicht grad der große Einzug des Kaisers in der Hagia Sophia in Konstantinopel ist …. beim Heidnischen Brauch wirds dann ganz wild.
Das einzige was passieren kann ist, dass euch mal in nem Grab ne Gürtelschnalle mit christlichen Motiven unterkommt. Aber das sollte ja nicht schlimm sein.
Wenn du mir sagst was dir regional (Landkreis grob) vorschwebt kann ich ja mal nach einem passenden Gräberfeld schauen.
Grüße!
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Eintrag #5 vom 11. Sep. 2012 08:47 Uhr
Thorsten
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Wenn Du nach anderen Gruppen der Zeit suchst versuche es mal mit dem Suchbegriff "merowingisch". Gibt ja doch die eine oder andere Gruppe, die zwar die Zeit aber nicht gerade Franken darstellt. Und mit Sachsen, Alemannen, Thüringer und Baiuwaren muss man sich als Franke eh rumschlagen ;)
Thorsten
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Eintrag #6 vom 11. Sep. 2012 10:12 Uhr
Christopher
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Also regional würde ich es gerne auf das rechtsrheinische Gebiet mit den Grenzen Main im Norden und Neckar im Süden, sowie die Bergstraße im Osten begrenzen.
Der Tip mit merowingisch war sehr gut. Unter fränkisch findet man einfach viel zu viel. Und gezielt nach Zeiträumen suchen ist auch schwer, da genau die Region, welche ich mir rausgesucht habe von 400-600 immer wieder anderen Herrschern und Einflüssen unterworfen war, seien es jetzt Franken, Thüringer, Alamannen o.ä.
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Eintrag #7 vom 15. Okt. 2012 14:13 Uhr
Christopher
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Nach langen und teils sehr frustrierenden Recherchen sind wir nun auf einen Konsens gekommen.
Zeittechnisch befinden wir uns jetzt entgültig am Ende des 6. Jahrhunderts. Darstellen werden wir warscheinlich frühe fränkische Christen. Zwar war diese Region zu unserem Zeitpunkt offiziell noch nicht christianisiert, jedoch haben Funde (Ausgestellt in Rüdesheim am Rhein) gezeigt, dass im rechtsrheinischen Bereich schon frühe Christen lebten. Ob die Insignien jetzt nur Deko waren oder wirklich einen glauben bezeugten, weiß man nicht. Letztenendes findet man aber keine Quelle, welche sich auf Pro- Heidentum stützt. Keine Quelle Keine Kekse :P
Einzig mit Textilquellen haben wir massive Probleme. Bezüglich Fiblen, Schmuck und alle anderen Metallenen Gegestände oder auch Gläser und Töpferware habe ich massive Funde in und um meine Region. Gerade durch die heterogenität der Region (alemannische und fränkische Spuren, sich überlappende Kultur) kann man eigentlich kaum etwas falsch darstellen. Bei einem Museumsbesuch, sah ich 2 Fundsachen aus einem Grab (Zeitraum war so gegen Mitte 6 Jahrhundert). Eine allemanische Adlerfibeln und eine fränkische Scheibenfibeln gemeinsam.
Wird warscheinlich daran liegen, dass die Bevölkerung der Region, bei einem neuen Machtwechsel nicht gleich alles wegschmeißt was man vorher hatte (nur weil es alemannisch war) oder umgekehrt. Auch, dass das Gebiet ein Kreuzungspunkt zwischen Thüringern, Sachsen, Franken und Alemannen war erkennt man an den Funden.
Nunja… Fibeln, Gürtelgehänge und Schnallen haben wir jetzt schon auch eine schöne Kette für meine Götergattin konnte als Exponat gesichtet werden und wird nachgebaut.
Aber leider fehlen uns Textilbelege für diese Zeit:(
Auf MA-Märkten wurde uns jetzt schon merhfach von einer Merowingerdarstellung abgeraten, da es eben kaum Textilfunde gibt.
Die Gruppen, welche den Schritt gewagt haben, haben meist auch nur sehr frei interpretierte Darstellungen in ihrer Gewandung. Da mischt sich etwas sächsich in bajuwarisch und weiter in alemannisch. Die Literatur schreibt (Sinngemäß), dass in dieser Zeit eigentlich alle ähnliche Kleidung anhatten und man Anhand der Kleidung kaum Ständeunterschiede ausmachen konnte. Farbtechnisch, solltens bei den Franken nur die roten Beinwickel sein, alles andere naturfarben dann passt das schon.
Auf zeitgenössichen Abbildungen (die Helmplatte von Agilulf [590-615]) erkennt man nur, dass man Schuhe und weitere Hosen trug, welche an der Wade geschnürt waren. Ähnliches erkennt man auch auf einem Elfenbeinrelief (Ende 5 Jahrhundert), was zwar zeitlich zu früh angesiedelt ist, aber wenigstens Anhaltspunkte liefert. Auch dort erkennt man die 2- Bund schnürung (was ich einfach mal so interpretiere. Sandalen sind es definitiv nicht, diese sind in der erwähnten Elfenbeinplastik eindeutig als solche zu erkkenen. Interessant ist, dass die abgebildeten Schuhe eine querstreifung auf dem Vorderfuß auweisen. Leider funzt mein Scanner nicht so wie ich will, dass ich das Bild mal zeigen kann.
Wenn jemand mehr Ideen bezüglich der Textilfunde hat soll er sie mir doch bitte mitteilen.
Gruß Fanni
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Eintrag #8 vom 15. Okt. 2012 15:57 Uhr
Ameli
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Hallo Fanni,
wart Ihr schon im Mainzer Landesmuseum? Nicht im Römisch-Germanischen….
wwwlandesmuseum-mainz.de dort auf Sammlung -> Frühes Mittelalter, um einen ersten Eindruck zu gewinnen.
Dort findet Ihr die ganzen Sachen aus Planig, Langenlonsheim, Bretzenheim etc, Stichwort "Fürst von Planig". Ihr dürft dort auch fotografieren!
Neben Rekonstruktionen findet Ihr auch jede Menge schöner Glasperlen und sogar Spinnwirtel aus Glas.
Viel Spaß!
Gruß
Ameli
-Exilourewäller in der Palz-
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Eintrag #9 vom 15. Okt. 2012 22:49 Uhr
Thorsten
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… wäre das Stiftsmuseum in Aschaffenburg eine Anlaufstelle. Gerade Niedernberg hat auch einiges an Organischen Funden zu bieten.
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