Jagd um 1300
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Eintrag #1 vom 27. Sep. 2011 18:22 Uhr
Anne Neumann
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Wie kann ich mir eine Jagdgesellschaft aus dieser Zeit vorstellen?
Hallo an Alle!
Ich beschäftige mich zur Zeit mit dem Thema "Beizjagd um 1300". Gerade habe ich ein Buch überflogen "Jagd und höfische Kultur im Mittelalter" und warte noch auf zwei bestellte Bücher ("Die Geschichte der Jagd im Mittelalter" und "Das Falkenbuch Kaiser Friedrichs II").
Das erstgenannte Buch war zwar recht informativ, aber leider hat es mir kein Bild über eine solche Jagdgesellschaft eröffnet. Mit Jagdgesellschaft meine ich eben einen Adeligen und sein Gefolge.
Mich interessiert welche Vorbereitungen für eine Beizjagd getroffen werden mussten bzw. getroffen wurden. Mit wieviel Mann fand eine solche Jagd statt, wer nahm an einer solchen Jagd teil und zu welcher Jahreszeit fand sie statt?
Mir geht es also nicht so sehr darum, wie eine solche Jagd technisch abläuft, sondern eher das "drumherum".
Ich hoffe Ihr könnte was mit meiner Frage anfangen :-) und freue mich über Antworten.
Grüße!
Anne
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Eintrag #2 vom 28. Sep. 2011 13:48 Uhr
Anne Neumann
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Ich erweitere Mein Thema mal noch etwas:
In "Jagd und höfische Kultur im Mittelalter" wurde beschrieben, das nervenstarke und handliche Pferde für die Beizjagd genutzt wurden. Weiß jemand welche Rassen das betrifft? Die Frage ist vielleicht schwierig zu beantworten, da ich in einem Eintrag hier (ich glaube es war ein Artikel aus der Bibliothek) genommen habe, das es keine wirklichen Rassezüchtungen gab. Aber, mit welcher heutigen Rasse wäre so ein Pferd am ehesten vergleichbar?
Generell interessiert mich auch, wie diese Pferde geschirrt waren.
Außerdem interessiert mich wie die Jäger gekleidet waren. Ebenfalls im o.g. Buch habe ich gelesen, das es Berufsjäger gab, die einer Jagdgesellschaft angehörten. Wie waren sie gekleidet? Sicher nicht "grün" :-), oder?
Und, aus einer anderen Quelle (leider habe ich vergessen welche das war, da ich so viel gelesen hatte) habe ich entnommen, das der Adel eher in "ziviler" Kleidung jagen gegangen ist. Ich bin mir nicht sicher ob das auch auf die Beizjagt zutrifft. Im Alexander Roman von Ulrich von Ezenbach (kenne nicht das Original, sondern nur Interpretationen ;-)) wurde eine solche Jagdgesellschaft, vor allem der Adel, als "Selbstdarsteller" in bester Kleidung dargestellt. Wieviel wahres steckt in dieser Theorie?
Mich würden Antworten sehr freuen!
Anne
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Eintrag #3 vom 28. Sep. 2011 17:15 Uhr
Radi
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Ann,
this will surely help - especially regarding the meaning and value of "time".
Best Regards
R adi
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Eintrag #4 vom 28. Sep. 2011 17:47 Uhr
Anne Neumann
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… und das tut mir leid, vor allem für die, die mir helfen möchten.
Also, danke für den Hinweis. Ich versuche mal meine Fragen strukturiert vor zu bringen.
Thema: Beizjagd
Zeit: 1250-1300 (ca.)
Ort: Deutschland
Fragen:
Wer nahm für gewöhnlich an einer solchen Jagd teil?
Welche Pferde wurden für eine solche Jagd genutzt?
Welche Kleidung trugen die Akteure (Adelige und Jäger/Falkner)?
Welche Vorbereitungen wurden getroffen?
Wie wurden die Vögel über weitere Strecken transportiert.
Kennt jemand noch Lit. in der ich nachlesen kann?
Ich hoffe das ist jetzt übersichtlicher.
Grüße!
Anne
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Eintrag #5 vom 28. Sep. 2011 20:23 Uhr
Dr. Nicole Schneider
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Hallo Anne,
zu den Pferden gibt es reichlich Infos in dem anderen Thread, man kann keinen richtigen Rassebezug herstellen.Ein Teil der Abbildungen zur Beizjagd, allerdings 14. Jhdt, ist im Codex Manesse zu finden, auch wenn der nur allzu gerne für alles mögliche herangezogen wird.
Warte einfach mal ab, dass du das "de arte venandi cum avibus" von Friedrich II bekommst, Standardwerk allerdings erste Hälfte 13. Jhdt und Italien.
MfG
Nicole
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Eintrag #6 vom 28. Sep. 2011 23:28 Uhr
Stefan
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Für alle ohne Doktorhut und Latein-Kenntnisse
das “de arte venandi cum avibus” von Friedrich II
… meint: "Das Falkenbuch Kaiser Friedrichs II."
siehe Anfangsposting
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Eintrag #7 vom 29. Sep. 2011 11:18 Uhr
Frank
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Schau dir die Bilder an, das dürfte einige Fragen beantworten.
Bei der Mode wäre ich dann aber vorsichtig, da die Kleidung doch teils sehr, "prächtig" dargestellt wird. Formen sind zwar gleich, Farbe aber teils überdeutlich "italienisch".
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Eintrag #8 vom 29. Sep. 2011 19:46 Uhr
Anne Neumann
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Endlich habe ich "Das Falkenbuch ..." und,
konnte damit tatsächlich ein paar meiner Fragen beantworten, zumindest was Falkner trugen.
Generell schon Mal ein Dank an Euch für die Antworten.
Sollten noch andere Mitleser Anmerkungen machen können, dann sind diese immer noch gern gesehen.
Grüße,
Anne
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Eintrag #9 vom 30. Sep. 2011 10:28 Uhr
Jens
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Hallo,
Ja, ich fürchte ich habe eine Anmerkung, die aber leider deine Freude vlt. etwas schmälert. Nun weiss ich natürlich nicht, was Du sonst so angesehen hast, aber der Ausruf "ich habe das Falkenbuch, jetzt weiss ich was Falkner trugen" reizt mich zu dem Hinweis, dass man auf Basis einer Bilddarstellung sich nicht zu so einer Aussage hinreissen lassen sollte. Ob denn nun das eine realistische Darstellung der Kleidung einer Jagdgesellschaft ist, in Form und vor allem Farbe, ist nämlich schon etwas diskutabel. Das Ziel, diese realistisch darzustellen, war nämlich selten gegeben. So wie Du in mittelalterlichen Kochbüchern keine genauen Angaben findest, in Fecchtbüchern keine Schritte, sind bildliche Darstellungen selten darauf ausgelegt, genau die Realität abzubilden. Sie sollen erinnern, sie sollen anregen, sie sollen idealisieren, sie sollen Gefühle, Ressentiments wecken, politische Aussagen tätigen. Manche sind sie freilich auch realistisch- aber eben primär dann, wenn alles obige rausfällt. Und um das zu verifizieren, langt eine Bildquelle eben nicht aus.
Daher wäre ich mit so einer Aussage sehr vorsichtig. Ob Falkner nun mit quietschbunter Kleidung durch die Botanik galoppiert sind, ist etwas zweifelhaft- es gibt ja Berichte über die Kleidung, die zu solchen Anlässen getragen wurde, z.B. aus Mitte/2. H 14tes aus England. Da wurde durchaus dem Anlass Rechnung getragen.
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Eintrag #10 vom 30. Sep. 2011 11:13 Uhr
Anne Neumann
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Aber, ich hatte mir das Falkenbuch mit Interpretationen und weiterführenden Litquellen (die ich mir wohl noch ansehen werde) gekauft.
Hier wurde zur Kleidung geschrieben, das eben diese bunten Darstellungen eher der "Schönheit" des Buches dienen sollten, das Falkner wohl eher in gedeckten Farben unterwegs waren. Außerdem gab es sehr viele Darstellungen von Falknern die überwiegend braune Kleidung trugen. Daher nehme ich an, ohen die weiterführende Lit zu kennen, das es tatsächlich eher Kleidung in Erdtönen und, das sie wohl eher recht schlicht war (zumindest während der Arbeit mit den Tieren).
Sollte ich bei meiner Interpretation einen Fehler begangen haben, dann bitte ich um Berichtigung.
Grüße!
Anne
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Eintrag #11 vom 01. Okt. 2011 22:06 Uhr
Frank
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Das Buch hat F.II. selber geschrieben. Die uns überlieferte Handschrift ist eine Kopie seines Sohnes Manfred. Wohl erst 126x entstanden.
Inwiefern die Pracht der Kleidung schon im Original vorhanden war, weiß niemand. Selbst wenn!
Friedrich II. war der gräßte Kaiser des heiligen Reiches. Er war Oberhaupt und Schutzpatron aller Christen. Er hat Päpste ignoriert, gedemütigt oder ausgetauscht. Er hat sich dreimal bannen lassen. Ihm war das scheinbar völlig egal. Mir wäre aus dem Kopf niemand bekannt der sich von ihm abgewandt hat, nur weil er mal wieder gebannt war. Er zog nach Jerusalem, als er im Kirchenbann stand, seine Männer folgten ihm. Er krönnte sich zum König von Jerusalem, die Stadt welche er ohne Kampf, nur durch Diplomatie, von den Moslems erhalten hatte. (Ja ich weiß, das ein oder andere kleine Scharmützel gab es).
Aus diesem "einen" Grund, würde ich die Farben aus dem Buch nicht für Kleidung in Deutschland des 13. Jh. verwenden.
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Eintrag #12 vom 06. Nov. 2011 12:14 Uhr
Erich
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Ich kann Jens nur zustimmen, die Bildquellen folgen durchaus eigenen Traditionen. Niemand würde ja auch auf die Idee kommen, die Bilder in heutigen Modezeitschriften im eigenen Straßenalltag zu erwarten, obwohl es schon Verbindungslinien gibt.
Mir fällt dazu eine Episode aus dem Novellino ein: Dort reitet Kaiser Friedrich II. an einem Bettler vorüber, der ihn nicht erkennt. Er hält ihn aber wegen seiner grünen Kleidung für einen Falkner des Hofes. Diese Aussage stimmt mit den Angaben im Falkenbuch überein, dass bei der Vogelpflege praktische Kleidung in Naturfarben zu bevorzugen sei.
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