Thema als Feed (RSS 2.0) Thema als Feed (ATOM 1.0) Gugel Material

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Eintrag #1 vom 20. Feb. 2012 19:46 Uhr Robert Ullmann  Profil   Nachricht Bitte einloggen, um Robert Ullmann eine Nachricht zu schreiben.

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Ich möchte mir ne Gugel nähen für Ende 13. Anfang 14. Jahrhundert, Süddeutschland. Weiß jemand, welches Material in Frage kommt? Gugeln sollen ja halbwegs wetterbeständig sein. Irgendwo (finde es nicht mehr) hab ich hier mal was von ner Ledergugel gelsen. Waren diese auch außerhalb der Seefahrt in Gebrauch?
Ich wittere eine neue Chance meinen unterdrückten Lederfetisch frei zu lassen…Wenn Leder unpassend, ist dann dicke Wollte die einzige Option?

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Eintrag #2 vom 20. Feb. 2012 21:18 Uhr Fabian Griesler   Nachricht

nach oben / Zur Übersicht Leder

ist mir persönlich auch in Seefahrerkreisen nicht bekannt.
Die Funde (London, Herjolfness, Orkney, Bernuthsfeld) legen Wolle nahe.
Gruß,
Fabian

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Eintrag #3 vom 20. Feb. 2012 21:40 Uhr Corinna (Nachname für Gäste nicht sichtbar)   Nachricht Bitte einloggen, um Corinna eine Nachricht zu schreiben.

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Hallo Robert,
soweit ich weiß und auch laut dem Buch "Die Gugel" von Claudia Beckers-Dohlen waren die meisten Gugelfunde aus dicht gewebtem oder gewalktem (nicht gestricktem!) Wollstoff (evtl. zusätzlich mit Wollfett behandelt?), welcher im Übrigen insgesamt sogar länger wasserabweisend bleiben dürfte als (unbehandeltes) Leder. Gegen Ledergugeln dürfte, außer fehlenden Funden, auch die Schwere und Steifigkeit des Materials sprechen, was wiederum sowohl die Bewegungsfreiheit als auch den Gehörsinn einschränkt (schlechtere Schallleitung/-durchlässigkeit als durch gewebte Textilien).
Ob es bisher Gugelfunde aus anderen Materialen - z.B. Leinen oder Seide - gibt, weiß ich leider nicht genau, es wäre aber denke ich durchaus vorstellbar, allerdings für Gugeln, die dem Wetterschutz dienen sollen, denkbar ungeeignet… Gugeln konnten weiterhin verschiedenartig verziert sein (Fellverbrämung, Bestickung etc.).
Mit einer Fütterung z.B. aus dünnerem Wollstoff oder Fell - je nach Darstellung - dürfte eine wollene Gugel m.E. ein optimaler Schutz vor Wind und Wetter sein.
VG Corinna

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Eintrag #4 vom 20. Feb. 2012 22:54 Uhr Benjamin (Nachname für Gäste nicht sichtbar)   Nachricht Bitte einloggen, um Benjamin eine Nachricht zu schreiben.

nach oben / Zur Übersicht Kein Leder

Hallo Robert
Leder würde ich absolut nicht empfehlen. Wie gesagt es ist sehr steif und es kann an Stellen die man viel bewegt (Hals, Nacken etc.) zu Schürfungen kommen. Ich würde dir ne Gugel aus dickem Wollstoff (kann gewalkt sein, muss aber nicht) mit einem Leinenfutter empfehlen. So hast du einen hohen Tragecomfort und sie ist Wetterdicht.

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Eintrag #5 vom 21. Feb. 2012 06:12 Uhr Beate (Nachname für Gäste nicht sichtbar)   Nachricht Bitte einloggen, um Beate eine Nachricht zu schreiben.

nach oben / Zur Übersicht wo das Gerücht von der Ledergugel herkommt

Die im I-Net kursierende Ledergugel ist eine Reko der Skjoldeham-Gugel. Die ist aber im Original aus Wolle!
Der Artikel heißt: "Förslag till vikingatida sjökläder" von Helena Gjaerum.
Nach der Vorlage wurde meines Wissens auch eine Ledergugel für eine Wikingeraustellung gefertigt.
Mal wieder ein schönes Beispiel für die unkritische Übernahme angeblicher Belege aus dem Netz. So was verselbstständigt sich dann auch noch und keiner fragt mehr, wo das eigentlich herkommt. Immer das Orginal angucken!
Und die Mütze aus Bernuthsfeld iat wohl keine Gugel. Hahne hat 1925 (!) lediglich spekuliert, dass die Kopfbedeckung angenäht gewesen sein könnte. Ich weiß, das steht auch im Netz, dass es eine Gugel sei… sogar auf der Museumsseite ist von einem Umhang mit Kapuze die Rede. Es ist aber lediglich eine Spekulation auf sehr schwachen Füssen (wenn man sich den Fund anschaut), kein Beleg.

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Eintrag #6 vom 26. Feb. 2012 13:27 Uhr Andreas (Nachname für Gäste nicht sichtbar)   Nachricht Bitte einloggen, um Andreas eine Nachricht zu schreiben.

nach oben / Zur Übersicht Literaturempfehlung

Als Literaturempfehlung vielleicht mal:
- Woven Into the Earth: Textile Finds in Norse Greenland, 56 Seiten, Verlag: Aarhus University Press (20. November 2004), Sprache: Englisch, ISBN-10: 8772889357, ISBN-13: 978-8772889351
- Kleidung im Mittelalter: Materialien - Konstruktion - Nähtechnik. Ein Handbuch, 432 Seiten, Verlag: Böhlau; Auflage: 1 (13. Mai 2010), Sprache: Deutsch, ISBN-10: 341220482X,
Ansonsten für einen ersten Überblick:
wwwbayreuth1320.de/Resources/Gugeltypologie.pdf

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Eintrag #7 vom 01. Mrz. 2012 17:48 Uhr Robert Ullmann  Profil   Nachricht Bitte einloggen, um Robert Ullmann eine Nachricht zu schreiben.

nach oben / Zur Übersicht Zipfel?

Vielen Dank für die schnellen, zahlreichen Antworten. Ich werde dann auf jeden Fall zur Wollte greifen.
Könntet ihr mir evt. noch einen Ratschlag zum Design geben? Für einen Gemeinen zu Anfang des 14. Jahrhunderts hätte ich jetzt eine Gugel ohne Zipfel genäht. Oder entspricht das nicht den Modevorstellungen dieser Zeit, was Gugeln angeht?

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Eintrag #8 vom 03. Mrz. 2012 13:24 Uhr Corinna (Nachname für Gäste nicht sichtbar)   Nachricht Bitte einloggen, um Corinna eine Nachricht zu schreiben.

nach oben / Zur Übersicht Die Sache mit dem Gugelschwanz...

Hallo Robert,
eine pauschale Aussage bzgl. „welcher Gugelschwanz für welche Zeit“ lässt sich wohl nicht treffen, aber…: Nach allem, was ich bisher so gelesen und an Bildquellen zu Gesicht bekommen habe, waren schwanzlose Gugeln oder Gugeln mit kurzem Zipfelschwanz offenbar eine Art Dauerbrenner – sprich, sie wurden von Beginn bis Ende der Gugelzeit neben den anderen Varianten durchgehend getragen. Dabei scheinen diese Formen allerdings tatsächlich gerade bei der bäuerlichen Bevölkerung sowie der (städtischen) Unterschicht deutlich verbreitet gewesen zu sein – vermutlich aufgrund der Nutzung als Arbeitsgugeln, die im täglichen Gebrauch v.a. praktisch und weniger modisch sein mussten. (Das soll aber nicht heißen, dass ein Bauer nicht ebenso eine Gugel mit längerem Band- oder Breitschwanz gehabt haben kann!) Möchtest Du Deine Gugel also vorrangig als Arbeitsgugel einer Person eher niederen Standes gestalten, liegst Du mit einer schwanzlosen Gugel (oder einer mit kurzem Zipfelschwanz) m. E. unabhängig von herrschenden Modetrends keinesfalls verkehrt. Zu bedenken bleibt vielleicht aber noch, dass Du dann in der Trageweise natürlich entsprechend eingeschränkt bist => längerer Schwanz = in mehr Varianten trag- und nutzbar.
VG und viel Spaß beim Gugelbasteln
Corinna

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Eintrag #9 vom 05. Mrz. 2012 18:49 Uhr Robert Ullmann  Profil   Nachricht Bitte einloggen, um Robert Ullmann eine Nachricht zu schreiben.

nach oben / Zur Übersicht kurzer gugelschwanz

Vielen Dank Corinna. Damit weiß ich alles, was ich wissen wollte.

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Eintrag #10 vom 15. Apr. 2014 22:23 Uhr Jonatan Burkhardt  Profil   Nachricht Bitte einloggen, um Jonatan Burkhardt eine Nachricht zu schreiben.

nach oben / Zur Übersicht Leinenfutter bei gugeln (mänteln)?

Halli Hallo. Sorry, dass ich das Thema jetzt mal Aufwärmen muss.
Immer wieder wird für Wetterkleidung (gugel/mantel)von vielen Leinen als Futter empfohlen. Gibt es dafür vernünftige Gründe/Belege? (Kratzempfinlichkeit der modernen Träger zählt nicht)
Ich trage auch eine Wollgugel mit leinenfutter, "weil man das eben so macht" habe aber dann auf See und bei regen (mit Seitenwind) merken müssen, dass leinen großer mist ist:
Leinen ist eine Pflanzenfaser->wirkt hygroskopisch->saugt sich voll und verteilt das Wasser gut. Auch wenn der Regen auf dem gefetteten Wollstoff schön abgeperlt ist, war das Futter nach einer halben Stunde klatschnass. Zum einen weil der wind den Kragen hochweht, zum anderen durch die reine Luftfeuchtigkeit.
Also bringt mir einen Beleg FÜR leinenfutter und ich will mich arrangieren…
ansonsten müssen alle Leinenfutter über kurz oder lang entfernt oder ersetzt werden. :P

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Eintrag #11 vom 16. Apr. 2014 01:48 Uhr  Profil   Nachricht Bitte einloggen, um eine Nachricht zu schreiben.

nach oben / Zur Übersicht Leinen vs. Wolle.

In den meisten Diskussionen zu diesem und vergleichbaren Themen wird - so es um Wetterkleidung geht - Wolle mit einem Futter aus leichterer Wolle favorisiert. Daß hier mal Leinen unwidersprochen steht, ist eher die Ausnahme und ich würde es aus den sleben Gründen die du anführst, ebenfalls ablehnen.

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Eintrag #12 vom 16. Apr. 2014 10:09 Uhr Jens (Nachname für Gäste nicht sichtbar)   Nachricht Bitte einloggen, um Jens eine Nachricht zu schreiben.

nach oben / Zur Übersicht Fütterungen in der Quelllage

Ob, welches, wann und mit was ein Kleidungsstück gefüttert war, ist höchst unterschiedlich in der Quelllage. Zunächst einmal "braucht" eine Gugel gar keine Fütterung, und die Masse der mir bekannten Funde (London, Herjolfsnes) weißt meiner Erinnerung gar keinen Hinweis auf eine Fütterung auf.
Je nach Zeit, Anlaß usw. erfüllen Gugeln auch unterschiedliche Funktionen - die meiste Zeit waren sie reine Männersache, Mitte 14tes waren sie modisches Accessoir, und als solches in als Wetterschutz ungeigneten Materialen zu finden (feine Seide etwa), sowie in unpraktischen Schnitt (schwer über den Kopf zu ziehen).
Insofern ist die Frage, ob eine Gugel mit Leinen gefüttert wurde, wenn überhaupt, anhand konkreterer Beispiele und Umstände eingrenzbar.
I.A.: klar, warum nicht.
Geht man jetzt rein vom Wetterschutz aus, gibt es praktische Gründe dagegen, und z.B. für Wolle, wenn gefüttert.
Das mit dem Leinenfutter bei Darstellern i.A. würde ich nicht so sehr rein auf die Bequemlichkeit, sondern auch auf einen Hang zu Pauschalisierung und Vereinfachung zurückführen. So ließt man oft irgendwo "….im Mittelalter[…] wurde Kleidung aus Wolle und Leinen gefertigt[…]"
Aber eine Regel gibt es eben nicht. Das kann Seide mit Wolle sein, Wolle mit Seide, Leinen, Leinen mit Leinen, Leinen mit Wolle, gewachstes Leinen, Barchent, mit Pelzfütterung (wo eine Leinenzwischenschicht sinnvoll ist)…

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Eintrag #13 vom 17. Apr. 2014 00:15 Uhr Jonatan Burkhardt  Profil   Nachricht Bitte einloggen, um Jonatan Burkhardt eine Nachricht zu schreiben.

nach oben / Zur Übersicht also lieber ohne

Sorry. leider erst nach meinem Schnellgeschossenen Beitrag habe ich dann auch viele von den anderen Diskussionen gelesen…
Aber danke für die Info. ich werde wohl dazu übergehen Gugeln nicht mehr oder zumindest nicht mit pflanzenfasern zu füttern. ich verstehe die Gugel in meinen bisherigen Darstellungen nämlich vor allem als zusätzlichen Wetterschutz und weniger als Accessoire.
Das mit der Bequemlichkeit hatte ich nur aufgeführt, weil es im middelaldercentret/Sundköbing mal die augenzwinkerde Bemerkung gab, dass die dort vorwiegend Leinengefütterten Gugeln eigentlich nicht sinnvoll begründet werden können (weder durch Quellen noch durch experimente wie meines), sondern vor allem wegen der Befürchtung genäht wurden, die Freiwilligen Darsteller dort würden aus empfindlichkeit sonst gar keine Gugeln mehr tragen.
Die Gugeln dort waren vorher u.a. Vorbilder für meine gewesen, ich habe Sie kopiert ohne etwas daran zu hinterfragen("kommt ja vom Museum") und jetzt habe ich den Salat. ;)
nichtsdestotrotz will ich hier nicht die Arbeit der Museumsleute herabwürdigen, ich habe eine hohe Meinung von Sundköbing.
Jonatan

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Eintrag #14 vom 22. Apr. 2014 10:38 Uhr Jens (Nachname für Gäste nicht sichtbar)   Nachricht Bitte einloggen, um Jens eine Nachricht zu schreiben.

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OT: Das Middelaldercentret macht eine nette Arbeit. Kopieren würde ich da aber, wie auch von irgendwen anders, nix. Erstens ist das Dänemark, zweitens macht jeder Fehler, und drittens: Es gibt es durchaus auch dort einiges an der Klamotte, wo Zweifel angemeldet werden können. Ob und woraus sich das ergibt, entzieht sich meiner Kenntnis, aber ich kenne keine Quellen für die Wämser, die dort getragen werden, um 1400, noch dazu in der Passgenauigkeit (so als Beispiel).
Leinen als Futterstoff generell negieren würde ich aber nicht.

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