Farbkombinationen bei Kleidung um 1470
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Eintrag #1 vom 15. Nov. 2009 17:33 Uhr
Stefan Hoffmann
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Hallo zusammen,
ich lese hier schon eine ganze Weile hier und da mit, jetzt habe ich es auch endlich mal geschafft, mich anzumelden.
Und zwar hätte ich da eine Frage, zu der ich noch nie irgendwas gefunden habe.
Ich versuche mich derzeit an meiner ersten Darstellung um 1470 im Süddeutschen Raum.
Ich will da auch alles selber nähen und frage mich nun, was für Farbkombinationen denn genau möglich sind. Denn außer "alles war wunderschön bunt" habe ich da noch gar keine Infos gefunden. Gab es da irgendwelche NoGos?
(Jetzt mal ganz unabhängig vom Stand der Person und den Kosten der Farben.)
Geplant hatte ich vielleicht irgendetwas mit Blau-orange-weiß, eventuell mit ganz wenig schwarz als Kontrast. Damit sollte es zwar nach meinem bisherigen Wissenstand keine Probleme geben, aber interessieren würde es mich schon mal.
Grüße, Stefan
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Eintrag #2 vom 15. Nov. 2009 18:47 Uhr
Andrej Pfeiffer-Perkuhn
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Die Frage verstehe ich nicht so recht. Die entsprechenden Vorlagen zeigen doch recht gut was so üblich war. Ich würde mir da etwas heraussuchen anstatt mir Gedanken zu machen ob das was ich gerne hätte auch passt. Grad drei oder mehr Farben sind eher ungewöhnlich. Wenn man Schecke und Hose ansieht ist das oft komplett einfarbig oder eben jedes teil in einer Farbe. Mi-Partie findet man eher selten, dreifarbige Sachen gibt es dagegen eingie auf Bildenr und an Figuren, das scheint mir aber immer auf den Dienstherrn zu verweisen.
Ich würde die gängigen Bildvorlagen wie den Hausbuchmeister, Ludwig Henfflin, die Richenthalchronik usw. ansehen und etwas entsprechend nachmachen.
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Eintrag #3 vom 15. Nov. 2009 19:09 Uhr
Stefan Hoffmann
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zugegeben vielleicht etwas wirr formuliert von mir. Aber es gibt ja gewisse Farbkombinationen, bei denen man heute sofort fehlenden Geschmack unterstellt bekommen würde und die die meisten Leute wohl nicht tragen würden. (Besonders grelle/beißende Farben o.Ä.)
Da frage ich mich, ob es damals schon ein Modebewusstsein in der Richtung gab.
Natürlich ist es sehr schwer, da man aus Funden oder Abbildungen zumeist nur entnehmen kann, was es gab und nicht, was es nicht gab.
Aber vielleicht existieren ja irgendwelche mittelalterlichen Modezeitschriften mit Informationen dazu.
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Eintrag #4 vom 15. Nov. 2009 21:03 Uhr
Laura
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Hi,
ich stimme Andrej zu, ich seh das Problem nicht so. Natürlich kann man nicht sehen was es nicht gab. Aber schau dir doch einfach an welche Farbkombination es offensichtlich gab. Da suchst du dir eine aus und gut isses. Ansonsten kannst du meiner Meinung nach nach Lust und Laune einfarbige Hosen zu einem andersfarbigen Wams und Rock anziehen. Solange die Farben an sich ok sind (also historisch Korrekt) machst du sicher nix flasch. Im schlimmsten Fall bist du halt ein Mensch mit schlechtem Geschmack dar. Aber das ist vermutlich auch authentisch *g*
Wenn du dich fragst ob es schon damals "Regeln" gab wie "Grün mit Blau trägt nur die Sau" (hat meine Oma öfter mal gesagt), dann wüssten wir das nur wenn das jemand niedergeschrieben hätte. Oder du kannst mal alle Farbkomi auf möglichst vielen Gemälden auswerten und schauen ob Personen, die negativ oder dumm dargestellt auffällig oft eine bestimmt Farbzusammenstellung tragen, die bei anderen Personen eher nicht vorkommt…. Vielleicht findest du so was raus. Im Grunde denke ich aber, dass man solche pauschalen Regeln für keine Zeit aufstellen kann. es gibt viele Arten von Grün und verschiedene Blautöne! Ich denke der einzige praktikable Weg ist, sich wirklich viele Gemälde anzuschauen. Dann entwickelt sich mit der Zeit ein Gefühl dafür, was "richtig" aussieht und was nicht.
Es ist eine interessante Fragestellung, allerdings sehe ich in der "Szene" eher noch die vorgelagerten Probleme, dass die Farben an sich nicht schön sind, und die Kleidung nicht gut sitzt.
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Eintrag #5 vom 16. Nov. 2009 09:12 Uhr
Jens
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Hallo,
Vielleicht sind diese greislichen Pseudo-Farbregeln nach dem Schema "Grün steht für Hoffnung" gemeint, die so durch die Marktszene geistern: um dergleichen brauchst du dir keine Gedanken machen, Stefan.
Wohl aber um den regionalen Bezug.
Denn: Ob bestimmte Farben bei bestimmten Kleidungsstücken einer gesetzlichen Regelung unterlagen, kannst Du am ehesten aus den lokalen (städtischen) Luxusverordnungen entnehmen.
Und vor allem: den Färbungen.
Je nachdem Was du darstellst solltest Du, so Du denn nicht ohnehin gleich zu pflanzlich gefärbten Tuchen greifst, darauf achten, wie und ob diese damaals in diesem Ton gefärbt worden wären, und in welchem Preisspekturum das lag.
Beispielsweise ist ein dunkler, satter, blaustichiger Grünton i.d.R. das Ergebnis einer Doppelfärbung aus Reseda (gelb) und Waid/Indigo (blau), d.h. eine Doppelfärbung, und damit nicht gerade erste Wahl für eine Darstellung eines kleinen Handwerkers, Tagelöhners etc.
Noch stärker macht sich das auf dem Land bemerktbar, hier bestand ja nur die Möglichkeit, auf, wenn existent, hiesige Färber zurückzugreifen, in die Stadt zu gehen, um dort teuer Tuche zu kaufen, oder in Hausfärbung mit sammelbaren Mitteln zu färben.
"Modezeitschriften" gibt es sicher keine ;) Was wer wann tragen sollte bzw. was nicht hast du maximal bei Hoffesten im hohen Adel.
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Eintrag #6 vom 16. Nov. 2009 18:24 Uhr
Stefan Hoffmann
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für die Antworten.
Naja, ich dachte mir sowas schon^^
Es ging mir jetzt auch weniger darum, dass ich Angst hatt, die falsche Farbe zu wählen ("Da! Schaut Euch den an, der trägt Gelb!", sondern mir ist vielmehr beim Grübeln über verschiedene Farben die Frage ganz allgemein gekommen.
Wenn ein Mensch aus dem Jahr 3000 einen Bankangestellten aus dem Jahr 2000 darstellen will und dabei zu einem grünen Anzug mit gelben Sonnenblumenmotiven greift wäre das eher eine unglückliche Wahl - insofern war die Überlegung, inwiefern uns sowas heute passiern könnte.
Aber wie es aussieht kann man zusammenfassend also sagen, dass man wohl nichts genaues weiß.
Dann wäre für mich die Frage vom Tisch, es sei denn, jemand weiß noch etwas ;)
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Eintrag #7 vom 17. Nov. 2009 20:11 Uhr
Andreas
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Zitat: "Aber wie es aussieht kann man zusammenfassend also sagen, dass man wohl nichts genaues weiß."
Möglicherweise findet der Mensch aus dem Jahre 3000 ja Fotografien von Bankangestellten aus dem Jahre 2000. Dann macht er nichts anderes als wir, die wir uns nach den Gemälden der damaligen Zeit richten. Halte Dich doch einfach an die (zahlreich vorhandenen) Gemälde aus dem ausgehenden 15. Jahrhundert, und gut is. ;)
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Eintrag #8 vom 17. Nov. 2009 22:58 Uhr
Jens
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Entschuldigung: gestatten, ich, Spielverderber, mal wieder.
Eben nicht.
Bilder langen nicht.
Diese können Symbolhaft, Meinungsbildend, gar politsch, oder schlicht aus Unwissenheit falsch sein.
Wie ich schrieb, gehört dazu auch mal in ein paar Texte reinzugucken, die Funde zu vergleichen- die in dem Fall zugegebenermaßen eher mau sind- und vor allem das Ganze dann plausibel mit dem eigenen Ziel abzugleichen.
Da sieht man dann z.B. schon mal, welche Farben teils sehr beliebt waren, dass bestimmte Töne in bestimmten Regionan Regelungen unterlagen, dass bestimmte Töne gegenüber anderen sehr teuer waren etc.
Teils kann es enigmatisch sein ("mailändisch Rot"), manchmal aber auch logisch: sehr viele Erwähnungen von den üblichen Sammelpflanzen wie Birkenblätter und co. kenne ich im städtischen Umfeld z.B. nicht.
Dafür steht dann teils in den Inventaren klar was von viel schwarz bei bestimmten Leuten. Guckt man dann einige Prtraits an, kommen die Herren in solchem daher: liefen die wirklich dauernd schreiend bunt rum? Oder nicht eher schon obenrum mindestens gedeckt? Was für ein Rot war denn nun beliebt, wie könnte das zu erreichen gewesen sein?
Und: spielt gar mein Alter eine Rolle, der quietschbunte Jüngling wie er im Bild rumspringt, schön und gut, aber was ist mit dem gesetzteren Alter?
Einfach nach Bild machen ist einfach und man sieht zunächst ja mal keinen Fehler.
Aber wirklichkeitsgetreu muss das noch lange nicht sein.
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