Eintrag #1 vom 23. Sep. 2012 10:38 Uhr
Rolf
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Hallo,
ich bin nicht nur neu hier bei Tempus Vivit, sondern auch recht neu beim Thema Reenactment.
Auf der Suche nach jemandem, den ich darstellen könnte bin ich über die flämischen Milizen gestoßen, wie sie in der Schlacht von Courtrai (1302)gekämpft haben.
Gäbe es für einen höheren Bürger, der in einer solchen Miliz kämpft glaubhaft einen geschlossenen Helm bzw einen mit Visier zu tragen? Evtl. bei Anführern?
Oder sind Bilder, auf denen etwas derartiges zu sehen ist eher mit Vorsicht zu geniessen?
Was mich zu den Flamen führt ist die Tatsache, dass ich vermute, dass sie bisher nicht so oft verkörpert werden und dass sie auch ungewöhnlichere Waffen verwendet haben, die mal etwas anderes wären. Zum Beispiel der Goedendag.
Aber ich will auf jeden Fall etwas mit geschlossenem Helm darstellen, daher würde ich mir im Zweifel eher etwas anderes suchen.
Als weitere Frage:
Auf einigen der Illustrationen dieser Schlacht sind auch Falchions zu sehen. Jedoch habe ich in einem anderen Thread hier im Forum die These gelesen das sei eher künstlerische Freiheit, würklich verwendet worden seien die kaum. Kann dazu jemand was sagen?
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Eintrag #2 vom 24. Sep. 2012 10:07 Uhr
Jens
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Servus,
Meiner Erinnerung nach kamen Helme mit aufschlächtigem Visier eher etwas später. Davon abgesehen halte ich solche für eine explizit auf den Kampfm nzu Fuss ausgerichtete Darstellung um 1300 eher für suboptimal. Insbesondere die frühen Helme sind ja gerade für den Reiteranangriff optimiert, mit der Möglichkeit, die Atmung durch Öffnen des Visiers zu verbessern, ohne den Helm (wie beim Kübelhelm) abnehmen zu müssen.
Zur der Provinienz: Naja. Die Goedendag ist in der Tat eine sehr lokale Waffe, aber damit erschöpft es sich auch. Exotisch anmutendere Konstruktionen findet sich des öfteren im 14ten, insbesondere etwas später, da muss man nicht erst nach Flandern. Das Problem ist halt, dass es sehr oft hinderlich ist, wenn man die Landessprache nicht beherrscht, weil ettliche Publikationen eben nicht in deutsch oder englisch erhältlich sind, und man halt auch bei hiesigen Veranstaltungen dann etwas deplaziert ist.
Falchions: Wieso soll das künstlerische Freiheit sein? Falchions sind auch durch Originale gut belegbar. Die Frage ist aber, ob du da nicht einige exostischere Konstruktionen meinst. Hast Du mal ein Beispiel?
Ansonsten zweck geschlossenen Helm: ich kenne ja deine Gründe nicht, unbedingt etwas mit geschlossenen Helm machen zu wollen, ich kann dir aus meiner darstellerischer Erfahrung aber nur unbedingt davon abraten, Zeit oder gar Örtlichkeit an einem einzelnen Gegenstand, noch dazu so etwas unwichtigem wie einen geschlossenen Helm, festzumachen. Und "geschlossen"e Helme gibt es bereits seit dem 13ten- wen Du Visierhelme meinst, die werden erst sso ab den 30gern des 14ten üblicher, und dann wirklich primär bei Reitern. Zu Fuss würde ich im frühen 14ten zu Beckenhaube oder (und! gibts ab 1340 auch) Eisenhut greifen.
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Eintrag #3 vom 24. Sep. 2012 15:13 Uhr
Rolf
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Der Hauptgrund für einen geschlossenen Helm (sei es nun Topfhelm oder Visierhelm) ist der, dass ich neben dem Reenactment bzw. Lagerleben auf Mittelaltermärkten auch mit dem Showkampf anfangen will ich mir meine Lehrer sagten ich solle mir aus Sicherheitsgründen einen geschlossenen Helm besorgen.
Natürlich kann ein erfahrener Kämpfer, gerade mit Schild, sein Gesicht vermutlich auch selbst einigermaßen schützen aber ein Anfänger eben nicht.
Und zwei Helme zu haben, einen der zur Rolle passt und einen zweiten halte ich persönlich für nicht so sinnvoll.
Deswegen habe ich, wegen des Sicherheitsaspektes, durchaus vor meine Wahl einer Rolle nach der dazu passenden Ausrüstung zu richten.
Und falls die Frage kommt: Nein, ich hab nicht vor meine Showkampfkarriere mit einem Goedendag zu beginnen. Der wäre nur zur "Zierde".
Zum Falchion:
Ich hatte mich an dieses Zitat aus einem anderen Thread hier im Forum erinnert und den möglicherweise falsch verstanden:
Ronald Vetter schrieb: "In vielen Bildquellen werden besondere Klingenformen wie beipsielsweise die des Falchions gerne dazu benutzt, die “Bewegungsrichtung” des haltenden Ritters, bzw. Bewaffneten anzuzeigen, bzw. zu verdeutlichen.
Vergl. hierzu die Abblidungen im Alexanderroman, bei dem sogar noch 1340 - 44 Ailletten an der Rüstung von Rittern für selbigen Zweck eingesetzt werden.
Daher ist es m.E. nach Legitim die Verwendung von Falchions in der Realität eines Kampfes Ritter vs.Ritter zu hinterfragen."
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