Wollweberei Afrika
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Eintrag #1 vom 19. Apr. 2005 09:54 Uhr
Sonja Magnavita
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Hallo,vielleicht kann mir hier irgendjemand weiterhelfen?? Ich habe eine Frage zu Wolltextilien. Und zwar hab ich gelesen, daß in Afrika südl. der Sahara nur Z-gesponnene Fäden für Textilien verwendet worden sind. In ßgypten dagegen soll es vor allem S-gedrehte Garne gegeben haben. Welcher Region würde man denn ein Schußrips-Gewebe zuordnen, bei dem die Kettfäden S-gedreht und die Schußfäden Z-gedreht sind? Ist das für irgendwo typisch (im ersten Jahrtausend n. Chr.)?
Und noch eine andre Frage: in einem Buch habe ich gelesen, dass zum Wolle Spinnen nur große und Schwere Spinnwirtel in Frage kommen, während in einem andren Buch genau das Gegenteil steht (kleinere leichtere Spinnwirtel sprechen eher für Wollweberei). Wie denn nun??
wär schön ein paar antworten zu bekommen ;-))
Sonja
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Eintrag #2 vom 19. Apr. 2005 10:15 Uhr
Manu
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Hallo Sonja,
zu den Spinnwirteln kann ich Dir sagen dass es darauf ankommt was für einen Faden Du spinnen möchtest. Umso feiner der Faden sein soll umso leichter muss der Wirtel sein.
Wenn Du einen sehr dünnen Faden spinnen möchtest, den Du zum Nähen verwenden kannst (nach vorherigem Verzwirnen), würde Dir der Faden bei einem schweren Wirtel ständig reißen.
Liebe Grüße
Manu
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Eintrag #3 vom 19. Apr. 2005 10:20 Uhr
Sonja Magnavita
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Hallo Manu,
danke für die antwort. Würde man einen Faden von ca. 0,4 mm fein nennen?
lg,
Sonja
Sonja
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Eintrag #4 vom 19. Apr. 2005 10:30 Uhr
Manu
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Hallo Sonja,
0,4 mm? Das nenne ich durchaus fein. :-)
Liebe Grüße
Manu
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Eintrag #5 vom 19. Apr. 2005 11:18 Uhr
Sonja Magnavita
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O.k.!
noch was andres: ist es sehr ungewöhnlich, wenn der Kettfaden aus zwei s-gedrehten Fäden zu einem S-Zwirn verarbeitet wurde? ich les immer dass man aus 2 S-Fäden ein Z-garn macht, bzw. dass ein S-Garn aus 2 Z-Fäden besteht.
Sonja
Sonja
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Eintrag #6 vom 19. Apr. 2005 11:37 Uhr
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Meiens Wissens nach verzwirnen sich zwei Fäden doch nur gegen ihre eigene Drehung ?
Der Versuch, andersrum zu Arbeiten müßte das ganze doch aufdröseln ?
Gruß, Ivain
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Eintrag #7 vom 19. Apr. 2005 11:40 Uhr
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Und selbst wenn es nicht direkt aufgeht, halte ich eine entgegengesetzte Zwirnung für haltbarer, da die Drehung des Zwirns gegen die der Fäden wirkt und sich das ganze somit selber stabilisiert.
Gruß, Ivain
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Eintrag #8 vom 19. Apr. 2005 11:50 Uhr
Sonja Magnavita
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Ja, aber es geht wohl prinzipiell schon.. ich wollte nur wissen ob das sehr ungewöhnlich ist. Altägyptische Textilien haben teilweise solche S-Zwirne ("two-ply thread S-spun and S-twisted"). ich würde gerne wissen ob sowas nur dort vorkam oder obs hin und wieder auch woanders so gemacht wurde.
Sonja
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Eintrag #9 vom 19. Apr. 2005 12:13 Uhr
Claudia
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Zwirnen in gleicher Richtung wie Spinnen?
Sowas kenne ich bisher nicht aus dem Fundgut. Ist mir selber auch nur einmal passiert, als ich beim Zwirnen nicht aufgepaßt habe. Und dieser Zwirn war nicht gut…
Was hingegen häufiger vorkommt ist daß die Kettfäden eines Stoffes in eine Richtung gesponnen wurden und die Schußfäden in die andere. Kommt wohl bei den germanischen Textilien häufig vor.
Manchmal wurden Fäden verschiedener Spinnrichtung beim Weben auch absichtlich eingesetzt, um bestimmte Muster zu erzeugen (die Kelten der Hallstattzeit haben sowas gemacht, soweit ich weiß).
Zum Spinnwirtel:
Eine Rolle spielt dabei auch die Länge der Fasern. Kurzstapelige Fasern spinnt man eher mit leichten Wirteln oder teilweise auch mit anderen Techniken (Laufspindel, Spindel nur in der Hand zwirbeln, etc.) als langstapelige. Da gibts recht zahlreiche Möglichkeiten. Und Wolle kann recht unterschiedliche Längen und Qualitäten aufweisen. Ich bin mir nicht so sicher, daß man aus dem einzigen Faktor "Gewicht des Wirtels" ablesen kann, welches Material da versponnen wurde.
Gruss, Claudia
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Eintrag #10 vom 20. Apr. 2005 11:32 Uhr
Dr. Nicole Schneider
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Was ich so nach über-die-Schulter-Mitlesen von eisenzeitlichen Textilfunden in Nordeuropa wiedergeben kann ist, dass dort s/s s/z z/z gesponnene Garne verwendet wurden, zeitweilig mit Häufung zu bestimmten Epochen (Genaueres im NESAT 2).
Noch ein anderer Aspekt: In Altägypten ist auch Baumwolle verarbeitet worden, oder?
Ansonsten haben eine Reihe neuzeitlicher Spindeln eine bevorzugte Laufrichtung und die Tatsache, ob man Links- oder Rechtshänderin ist, scheint auch eine Rolle zu spielen; zumindest anfangs ist es einfacher, die Spindel in die eine oder andere Richtung anzudrehen.
MfG
Nicole
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Eintrag #11 vom 20. Apr. 2005 13:39 Uhr
Sonja Magnavita
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Hallo,
danke für den hinweis! ja, auch baumwolle und Leinen in ägypten, ich glaube sogar hauptsächlich. Bei unseren funden aus Westafrika ist keine baumwolle dabei, nur Wolle von Tieren (nur von welchen wissen wir nicht…). Ich versteh nur nicht so ganz warum jemand überhaupt einen Faden in s/s oder z/z verspinnt. Hat das denn für irgendetwas Vorteile?? es muss doch einen grund geben, das so zu machen, oder? vielleicht wird der stoff damit nachgiebiger oder sowas?
Sonja
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Eintrag #12 vom 20. Apr. 2005 17:43 Uhr
Sylvia Crumbach
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Hallo Sonja,
ich will nicht meckern, aber in welchen Veröffentlichungen steht das denn?
Ich habe grob was in Gedanken, daß die frühen Gewebe in ßgypten aus Leinen sind …….
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Eintrag #13 vom 20. Apr. 2005 19:12 Uhr
Dr. Nicole Schneider
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nun die Baumwolle ins Spiel gebracht habe:
Wie alt ist denn Sonja’s Altägypten?
Ende der 4. Sothis-Periode (rund 1300 vor bis rund 100 nach Christus, ergoogelt) jibbet angeblich von den Kopten eingeführte Baumwolle, nach anderen Infos kam die mit den Griechen oder wuchs als Strauch halbwild in Nubien.
Ciao
Nicole
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Eintrag #14 vom 21. Apr. 2005 09:29 Uhr
Sonja Magnavita
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Hallo,
nun habe ich hier gerade eine lange antwort geschrieben aber sie ist irgendwie verschwunden. Also nochmal, aber diesmal kuerzer falls sie auch verschwindet: ich hatte auch erstes Jt. vor Chr. im kopf, ich habe nochmal nachgeschaut aber nur sichere nachweise für das 3. Jh. v. Chr. gefunden. also nicht gerade Altägypten. Ich habe wirklich sogar nichts mit ßgypten zu tun (wie man sieht..), ich wollte mich nur in unser textiles Fundmaterial einarbeiten. Wir haben Wolltextilien südlich des nigerbogens gefunden. Die datieren aus dem 4. bis 7. Jh. n. Chr. Ob es in der Zeit dort wollschafe (oder andere vliestragende Tiere) gab ist nicht bekannt, Dromedare, die es vielleicht dort schon in der Zeit gab (aber auch nicht erwiesenermaßen) eignen sich aber wohl nicht, sondern nur die zweihöckrigen kamele. Ich komme auch dauernd mit den deutschen begriffen durcheinander, weil ich eher mit englischer literatur zu tun habe. Was wir vorliegen haben sind jedenfalls "weft-faced plain weave" mit schussfäden die Z-gedreht sind und kettfäden "two-plied, s-spun and s-twisted".
anscheinend gibt es sonst in sub-saharischem Afrika nur Z-gesponnene fäden, die allenfalls mal S-verzwirnt wurden, wenn überhaupt. Aber es gibt auch kaum funde, daher ist diese aussage ziemlich schwach. Falls "unsere" textilien importiert worden sind, dann woher? Könnte man das über Fadendrehung/Webart rauskriegen? ich habe dieses zitat gefunden "The S-direction of the spin distinguishes Egyptian textiles from those of the rest of the world, throughout the Dynastic period and beyond". Kann man das denn wirklich behaupten?
lg,
Sonja
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Eintrag #15 vom 21. Apr. 2005 09:42 Uhr
Sylvia Crumbach
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Hallo Sonja,
dazu müßte ich die Unterlagen zu "kopitischen" Textilen durchsehen - eventuell auch die Publikation zu den Funden von Palmyra.
Ein Ansprechpartner ist vielleicht das Gustav-Lübke Museum in Hamm. Dort ist ein umfangreicher Katalog zur Sammlung kopitischer Textilen erarbeitet worden.
Vielleicht eine spannende Anmerkung: Es gibt für das erste oder 2 . Jahrh.u.Z. für das römische Köln einen Nachweis für Gewebe aus Kamelwolle. (pub. im Arch. Korrespondenzblatt).
*Vielleicht auch für euch interessant, Nicole*
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