Wo liegen die Anfänge?
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Eintrag #1 vom 08. Jan. 2008 15:04 Uhr
Nicole Müller
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Wer hat denn wo mit "dem Hobby" angefangen?
Hallo!
Wie schon erwähnt schreibe ich meine Diplomarbeit zur Lebendigen Geschichte. Im Zuge meiner Recherchen ist bei mir die Frage entstanden, wo denn das Ganze angefangen hat.
Wo und wann waren denn die ersten "Verrückten" die auf die Idee kamen "Mittelalter" zu machen, und das als regelmäßiges Hobby?
Ich habe irgendwo im Hinterkopf (die Quelle weiß ich leider nicht mehr), das Kramer, Zunft und Kurzweyl in den 70érn als erste ihrer Gattung angefangen haben, ihre Interpretation von "Mittelaltermärkten" zu machen.
Aber ich will nur ungern annehmen, dass damit alles angefangen hat.
Ich weiß, das einer der ersten "Living History Versuche" 1922 von dem urzeitlichen Institut in Thübingen gestartet wurde, in Form des Filmes "Das Pfahlhaus", wo es um eine Steinzeitliche Belebung ging.
Wem sind noch Quellen bekannt, wo >Lebendige Geschichte<, , entstanden ist?
Bin mal sehr gespannt,
alles Gute
Nicole
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Eintrag #2 vom 08. Jan. 2008 15:46 Uhr
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Erste Erzählungen über historisierende Veranstaltungen kenne ich bereits aus dem Mittelalter, und wenn ich nicht irre, gabs das schon bei den Römern.
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Eintrag #3 vom 08. Jan. 2008 16:15 Uhr
Roland Schulz
hallo nicole,
was ist denn das genaue thema deiner arbeit? steht das "nachstellen" einer bestimmten epoche (mittelalter?) im vordergrund oder geht es um die versuche einer begrenzten und nachgestellten szenerie, eines ereignisses im allgemeinen?
wenn letzteres der fall sein sollte, dann kannst du eigentlich bereits die nachgestellten schlachten und kriege der römer gegen z.b. die karthager anführen, die man bereits afaik im späten ersten jahrhundert nach chr. in teilweise sehr pompösen inszenierungen aufführte.
der historische anspruch war damals allerdings weniger im vordergrund. wichtig war die brillanz römischer heerführer zur schau zu stellen und das publikum zu unterhalten.
so gesehen befinden sich die meisten sogenannten mittelaltermärkte in einer direkten nachfolge römischer geschichtverbiegung.. ;-)
gruß,
roland
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Eintrag #4 vom 08. Jan. 2008 17:40 Uhr
Nicole Müller
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Hallo!
Das wusste ich noch gar nicht, dass die Römer schon "Reenactment" gemacht haben. Man lernt halt nie aus ;) Na klar, Circus Maximus…. Aber schonmal Danke!
Meine Diplomarbeit handelt über lebendige Geschichte unter pädagogischen Gesichtspunkten. Da ich bei dem Definitionsteil gerne auch den Ursprung von LG definieren würde, habe ich mich auf die Suche gemacht.
Da es über Lebendige Geschichte leider nicht so schön einfache Lexikoneinträge/ Fachbücher gibt,wovon man sich alle erforderlichen Informationen ziehen kann, muss ich mir alles Zusammensuchen, im einzelnen.
Deswegen die Recherche zu den Anfängen von lebendiger Geschichte, in puncto "Geschichte erleben/ "nachspielen" / Lernen" (also eher Musemspädagogisch) und um evtl. eine zeitliche Parallele zu finden, wann diese ganzen "MA"- Märkte angefangen haben.
Mir stellt sich gerade die Frage, ob zuerst der "MA-Markt" da war, und dann einige infizierte sich gedacht haben: "Och dass will ich auch, ich mach Riddä"
oder
ob es zuerst Geschichtsinteressierte (Historisch/ romantisch ambitionierte) mit dem Hobby gab, und sich daraus die "MA-Märkte" entwickelt haben?
mfG
Nicole
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Eintrag #5 vom 08. Jan. 2008 18:28 Uhr
Lena Pechar
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Verhältnis Pädagogik - lebendige Geschichte
Hallo Nicole,
wenn es um eine Diplomarbeit für Pädagogik geht, würde ich die Ursprünge in jedem Fall in der bürgerlichen Gesellschaft suchen, sonst wird es schwer, eine Pädagogik hinter den Maßnahmen nachzuweisen.
Desweiteren würde ich mal bei den Verbänden der MuseumspädagogInnen anfragen, in wie weit der Bereich der "lebendigen Geschichte" tatsächlich didaktisch und/oder pädagogisch legitimiert ist. Die Antwort dürfte nicht besonders einheitlich ausfallen, fürchte ich. (Eine mir bekannte Zeitschrift der MuseumspädagogInnen ist übrigens die Standbein/Spielbein. Vielleicht findet sich da mehr?)
Zur historischen Pädagogik fallen mir spontan die Namen Gamm und Fertig ein - allerdings haben die sich meines Wissens nicht mit Museumspädagogik beschäftigt, sondern vor allen Dingen mit dem Verhältnis von Geschichte und Pädagogik.
Meinem Kenntnisstand nach gibt es "das" Betätigungsfeld der historischen Museumspädagogik auch nicht, sodass sich ein Blick in den Diskurs um Laienarbeit - Professionalisierung, Lern - Lerverhältnisse, Histotainment - Bildungsauftrag eher lohnt. Sowohl Museen mit pädagogischen Abteilungen als auch pädagogische DidaktikerInnen sind hier bestimmt hilfreich.
Viel Erfolg für deine Arbeit!
Lena
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Eintrag #6 vom 09. Jan. 2008 07:56 Uhr
Sylvia Crumbach
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Ich würde vorschlagen die allgemeine Literatur zum Thema zu beschaffen und durchzuarbeiten. Scheinbar sind noch garkeine Grundkenntnisse vorhanden.
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Eintrag #7 vom 09. Jan. 2008 11:49 Uhr
Oliver
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Hi Nicole,
Ich würde empfehlen Kontakt mit Museen aufzunehmen, die mit solchen Veranstaltungen Jahrzehnte lange Erfahrung haben und teilweise sich in ihren Räumen mit der Adoptionen von Geschichte beschäftigen, zu nennen wären Oerlinghausen und Enger z.B.
Auch sind Bücher einen Blick wert, VS Books ( wwwvs-books.de) hat mehrere Bücher im Angebot, die sich weites gehend damit beschäftigen.
Aktuelle Beispiele findest Du dazu auch hier im TV:
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Eintrag #8 vom 16. Jan. 2008 01:25 Uhr
Nicole Müller
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Danke für den Link, aber wie erwähnt forsche ich in einem anderem wissenschaftlichen Ressort.
Hierbei kann folgende Literatur hilfreich sein:
Schmidt, M. (2000): "Museumspädagogik ist keine experimentelle Archäologie", in: Experimentelle Archäologie und Museumspädagogik, Archäologische Mitteilungen aus Nordwestdeutschland, Beiheft 20: 81-89.
Woher die Sicherheit stammt, über meinen Forschungsstand zu urteilen erschließt sich mir nicht.
Mir ging es um die Anfänge von "Living History" und "Mittelaltermärkten", da ich erst seit nen paar Jahren dabei bin, und die "alten" Hasen manchmal von früher erzählen (ihre ersten Märkte in den 80érn, als alle noch begeistert ihre Widderhornborte trugen :) ).
Sodele, alles Gute
Nicole
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Eintrag #9 vom 16. Jan. 2008 09:25 Uhr
Georg
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Genau aus diesem Grunde wirst du um das Werkzeug des Individuialinterviews nicht rumkommen.
Suche dir Leute, die bereits seit dreißig oder mehr Jahren "im Hobby" sind und frage die. Internet ist dir hier nur wenig hilfreich.
Tatsächlich gibt es eine ganze Menge an Gruppen und Veranstaltungen, auf deren Schultern die heutige "Szene" (bzw die Szenen) stehen. Als da wären (nur mal so aus dem Handgelenk einige genannt):
lokale Veranstaltungen zu denen seit mehreren Jahrzehnten mittelalterliche Kostüme getragen werden, wie zB die "Landshuter Hochzeit", der "Further Drachenstich", etc
der deutsch-österreichische Fantasyclub FOLLOW, der seit Mitte der 60er Jahre Kostümveranstaltungen in mittelalterlichem Ambiente durchführt und seinerseits von der SCA inspiriert wurde, sowie seine Folgegruppen,
die Themenrestaurants die seit den 60er Jahren "Rittermahle" anbieten (hier liegt angeblich der Ursprung des ‘Marktsprech’),
die in den 70er Jahren aus Frankreich und England kommenden Rittershows
die von der US-Army in Deutschland nach amerikanischem Vorbild organisierten "Renaissance Faires", an denen seit Anfang der 80er Jahre auch deutsche Gruppen teilnahmen
diverse Burg- und Stadtfeste die im Zuge der Mittelalterwelle der 80er Jahre entstanden
u.v.m.
Die von dir erwähnten "Märkte" sind eigentlicb erst eine neue Erscheinung.
Wie gesagt: suche dir "alte Hasen" und führe Einzelinterviews durch, du kommst um die persönliche Befragung nicht herum, wenn du eine seriöse Studie abliefern willst und nicht ein Runterleiern von Szenegerüchten oder Werbelügen einzelner Clubs oder Individuen.
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Eintrag #10 vom 16. Jan. 2008 09:34 Uhr
Nyna
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diese Liste ist ziemlich umfassend, aber es kommen auch Titel mit Living History drin vor und jede Mende Adressen, die interessant sein könnten
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Eintrag #11 vom 16. Jan. 2008 17:10 Uhr
Andrea Wagner
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…aber vielleicht solltest du auch die Vorformen in Betracht ziehen.
Georg hat ja mit Rittermahl etc. schon einiges genannt, was zu den Vorläufern in dem Bereich zählen könnte.
Bohrst du tiefer in die Geschichte, findest du neben "historischen" Dioramen in Museen Anfang des 20. Jahrhunderts auch z.B. Passionsspiele, die durchaus unterhaltend-belehrend und auch kostümiert angelegt waren.
Inwieweit der Mittelalterboom der Romantik über das Neubauen z.B. der Rheinburgen hinausging, weiß ich nicht. Sieht man aber z.B. die Kunst der Präraphaeliten oder solche Sachen wie Neuschwanstein, könnte man dort auch nachschauen, ob es eine Art von Verkleiden-Darstellen-Unterhalten-Lehren gab.
Schau auf jeden Fall mal nach Museen, die nachweislich schon Anfang des 20. Jh. existierten (so 20er Jahre…). Ich bin kein Pädagoge, aber gerade in der Zeit wurden doch neue Lehr-/ und lernformen versucht, oder?
Noch ein anderer Hinweis: im Alamannenkatalog ist eine recht nette Darstellung über die Alamannen im Unterricht zu verschiedenen Zeiten. Vielleicht finden sich dort noch interessante Literaturangaben.
Liebe Grüße und viel Erfolg
Andrea
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Eintrag #12 vom 17. Jan. 2008 08:55 Uhr
Sylvia Crumbach
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Hallo Nicole,
der Arktikel von Herrn Schmidt wird Dir zu den Mittelaltermärkten in keinster Weise weiterhelfen.
Vielleicht kannst Du Dir hier einen ßberblick verschaffen:
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Eintrag #13 vom 17. Jan. 2008 09:02 Uhr
Georg
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Hallo Nicole, ist es nicht exar Beiheft 29? Du schriebst 20. Ich meine der Artikel ist in Beiheft 29, wenn es der ist, den ich auch meine :)
edit- @sylvia: danke für deinen Eintrag. Dein Artikel trifft die Problematik gut, wenn auch deine Datierung auf die 70er mE etwas spät ist, ich würde die Urspünge des Hobby-Mittelalters eher in den 60ern sehen, aber wie auch du richtig schreibst, ist dieses Thema noch ungenügend dokumentiert. Insofern setze ich gewisse Hoffnungen in Nicoles Arbeit.
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Eintrag #14 vom 18. Jan. 2008 09:25 Uhr
Katrin Auer
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In Ergänzung zu dem, was Georg und Andrea geschrieben haben, noch ein Hinweis:
Es gibt vor allem im Rheinland Gruppen, die einmal als Karnevalsverein angefangen haben und sich als klischeekompatible Ritter-, Wikinger- oder Römertruppe ins jecke Treiben stürzten. ßber den Versuch, ihre Kosütmierung zu verbessern, entwickelten sich einige dieser Gruppen dann immer mehr zu einer historisch belegbaren Darstellung. Es gibt heute Gruppen, die beides machen (Karnevalsprinz und im Sommer "Mittelaltermarkt"), andere agieren nur noch im museumspädagogischen oder im sonstigen Living-History Bereich und sind ganz weg vom Karneval.
Auch reine Karnevalsvereine mit historischem oder ethnischem Motto machen übrigens heute so etwas wie "Lagerleben" mit zum Thema passenden Zelten, Lagerausrüstung etc. (z. B. das "Kölner Stämmelager"). So etwas entspricht sicher nicht den Anforderungen historischer Belegbarkeit, reicht von der Qualität her aber durchaus an einiges im Bereich "Mittelaltermarkt" heran *fg*.
Sicher nicht die Haupt-Abstammungslinie der heutigen Mittelalter-Veranstaltungen, aber doch eine interessante Seitenlinie…
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Eintrag #15 vom 18. Jan. 2008 09:55 Uhr
Sylvia Crumbach
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Das ist das Problem bei kurzen Artikeln: Man kann nicht auf alles eingehen.
Die Anfänge dieser "Seitenlinie" liegen noch früher - vor dem WKI mit dem große Thyssen-Rittertunier.
Hervorragend publiziert im Ausstellungkatalog, Mittelalter im Ruhrgebiet
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