Werte im Mittelalter
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Eintrag #1 vom 16. Sep. 2000 14:26 Uhr
Marcus Wilms
Hallo Freunde des Mittelalters, Da ich einen Händler-Charakter verkörpere, arbeite ich gerade an einer Wertliste. Dabei bin ich aber leider auf keine Aussagekräftigen Quellen gestoßen. Vielleicht könnt Ihr mir ja helfen. Welcher Kaufkraft entsprach im Mittelalter: 1 Unze Gold, 1 Unze Silber, 1 Unze Kupfer, Verschiedene Edelsteine nach Karat, Wäre schön wenn Ihr die Kaufkraft vielleicht auch mit dem heutigen DM Wert vergleichen könntet. (1Unze= 30g, 1Karat=0,2g) Danke Schonmal… Gruß Marcus
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Eintrag #2 vom 16. Sep. 2000 16:25 Uhr
Matthias Doettlaff
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Hallo Marcus, das ist nicht leicht zu beantworten. Das Hauptzahlungsmittel des Mittelalters ist neben Naturalien Silber. Die Wikinger bewerteten es nach Gewicht und zerhackten dabei Münzen, Barren etc. Aus dem Museumskatalog von Haithabu stammt folgende Aufstellung: Westeuropa: 1kg Getreide: 3g Messer: 3g Schnalle: 5g Sporen: 20g Lanze: 51g Steigbügel: 126g Schwert: 126g Mitteleuropa: Schild und Lanze: 137g Kuh oder Ochse: 137g Helm: 410g Pferd: 478g Schwert mit Scheide: 478g Kettenhemd: 820g Nordeuropa: 10 Hühner: 1g Mantel: 12g Sklave: 306g Pferd: 306g Osteuropa: Schaf: 15g Schwein: 30g Kuh: 100g Ochse: 125g Sklavin: 204g Pferd: 300g Für das Frühmittelalter ist das zumindest schonmal ein Anhaltspunkt. Mit der Kaufkraft von heute ist das aber kaum zu vergleichen. 1g Silber kostet heute ungefähr 1,50DM, ein Pferd aber doch etwas mehr als 450,-DM und für 1,50DM gibt es nichtmal 1 Huhn. Noch ein Beispiel aus Lüneburg: im 14. Jh entspricht ein einfaches, eingeschossiges Einfamilienhaus in der Stadt einem Gegenwert von einem halben Faß Salz. Ein paar solcher Häuschen aus dem 16. Jh sind dort noch erhalten. Gold hat im Mittelalter erstmals ab der zweiten Hälfte des 13. Jh eine größere Bedeutung. Nach der Römerzeit prägte Genua ab 1252 wieder Golddenare, Florenz im gleichen Jahr Florins, in Frankreich tauchen ab 1266 erstmals Goldtaler auf und Venedig führt ab 1284 Dukaten. Flandern, Kastilien und Böhmen folgen im 14. Jh dieser Entwicklung. Gold ist im Mittelalter in erster Linie ein Metall für die Herstellung kostbarer Gegenstände und Schmuck. Es ist zu der Zeit aufgrund der rückläufigen Versorgung aus Afrika ziemlich selten. Kupfermünzen werden allgemein recht skeptisch betrachtet, besonders in ländlichen Gebieten, da der Nennwert nur selten mit dem Materialwert in Verbindung stand. Diese landeten dann schon weit eher im Opferstock der Kirchen, als Münzen aus Edelmetallen. Die Umrechnung der einzelnen Währungen ist recht komplex und lokal unterschiedlich. Ein Beispiel aus dem Sachsenspiegel zum Thema Schmerzensgeld (3. Buch, Art. 45): "§1. Nun vernehmet aller Leute Wehrgeld und Buße. Fürsten, freie Herren, schöffenbare Leute, die sind gleich an Buße und an Wehrgeld. Doch ehret man die Dürsten und freien Herren mit Gold zu geben und gibt ihnen zwölf goldene Pfennige zur Buße; deren Gewicht soll jeder drei Pfennig-Gewicht Silbers wiegen. Das Pfennig-Gewicht Goldes nahm man da für zehn Silbers. So waren die zwölf Pfennige dreißig Schillinge wert. Den schöffenbaren und freien Leuten gibt man zur Buße 30 Schillinge pfündiger Pfennige; deren sollen 20 Schilling eine Mark wiegen. Ihr Wehrgeld sind achtzehn Pfund "pfündiger Pfennige". §2. Jegliches Weib hat ihres Mannes halbe Buße und Wehrgeld. Jegliche Jungfrau und unverheiratete Frau auch hat halbe Buße, je nachdem, daß sie geboren ist. Der Wert des Geldes weist aufgrund von Messen, Konvois und Staatsausgaben auch bereits in der frühen Neuzeit jahreszeitliche Schwankungen auf und anscheinend gibt es auch für das Mittelalter Hinweise auf solche ökonoimischen Schwankungen. Ein venezianischer Kaufmann dazu im 15.Jh: "In Genua ist Geld im September, Januar und April teuer, weil dann die Schiffe auslaufen […] in Rom oder überall, wo der Papst sich aufhält, schwankt der Geldpreis gemäß der Zahl der vakanten Benbefizien und der Reisen des Papstes, der den Geldpreis überall dort in dei Höhe treibt, wo er sich aufhält […] in Valencia verteuert sich Geld im Juli und August wegen Weizen und Reis […] in Montpellier gibt es drei Messen, die das Geld sehr teuer machen […]." Literatur: Hildegard Elsner: "Wikinger Museum Haithabu: Schaufenster einer frühen Stadt" Jaques le Goff: "Kaufleute und Bankiers im Mittelalter", Fischer Taschenbuch Verlag 1989 Jean Favier: "Gold und Gewürze", Junius Verlag 1992 "Sachsenspiegel - sächsisches Landrecht Anno 1220 - 1230", Reprint Verlag Leipzig Grußvoll, Matthias Topasius
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Eintrag #3 vom 17. Sep. 2000 12:15 Uhr
Ranes Haduwolff
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Grüß Euch, Matthias, Deiner Darstellung, daß das Gold in der 2. Hälfte des 13. Jhdt erst Bedeutung erhalten hat, muß ich widersprechen. Zu nenne ist da u.A. der Gold-Byzantiner, der "Besant", der zur Bezeichnung eines eigenen Ritter-Söldnerstandes wurde, und in Outremer/Palästina/Mittelmeerraum zum allgemein anerakannten Zahlungsmittel wurde. Ebenso wurde schon in Köln im frühen 12. Jhdt. weitverbreitetes Goldmünzgeld geprägt. Noch wichtiger ist die in der damaligen christlichen Welt der von Friedrich II. von Hohenstaufen geprägte Augustale, die in den zwanzigern des 13. Jhdt. zur Staatswährung im italisch/sizilischen Reich wurde, und aufgrund seiner Zuverlässigkeit in Gewicht und Wert hohes Ansehen gewann. (Mein Münzbuch ist derzeit verliehen, daher nicht mehr.) Ansonsten schau mal in den Stauferzeit -Katalog.
Euer Haduwolff
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Eintrag #4 vom 17. Sep. 2000 15:13 Uhr
Marcus Wilms
Hallo zusammen, danke schonmal für die netten Antworten. Aber könnte mir jemand beantworten was denn so ein normaler Arbeiter bzw. Bauer denn so ungefähr verdiente. Was konnte er sich leisten, wenn überhaubt. Wäre toll wenn ihr das auch auf die angegebene Werteliste hier im Posting beziehen könntet, damit ich einen besseren Eindruck von der Kaufkraft eines Mittelaltermenschen bekomme. Danke… Gruß Marcus
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Eintrag #5 vom 17. Sep. 2000 15:51 Uhr
Ranes Haduwolff
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Grüß Euch, lieber Marcus, nenne es nicht Kaufkraft, sondern Tauschkraft. Der einfache Mensch des MA, ausser in den Städten, hat zumeist seine Geschäfte im Tauschhandel getätigt. Kaum ein Bauer besass überhaupt Geld, vielleicht ein paar Pfennig für alle Fälle. Das Ei gegen die Nadel, die Kuh gegen ein Haus, das Schwein gegen Tuch und Kochkessel, so sah es wohl aus. Die Arbeitskraft wurde selten in Geld entlohnt. Der Bauer war meist Pächter, und lieferte für seine Pacht Naturalien ab, der Ritter tat seinen Dienst für das Lehen, und so mancher Handwerker werkelte für eine angemessene Gegenleistung. Das nannte sich Naturalwirtschaft, und die bestand bis ins 14. Jhdt. etwa hinein, bis sie weitgehend durch die immensen Menschenverluste durch die Pest zusammenbrach. Danach zählte die Kaufkraft des Geldes mehr. Andererseits wuchsen grade im ausgehenden 12. und in der 1. Hälfte des 13. Jhdts. die Märkte und Marktflecken zu jungen Gemeinden und Städten, weil sie dem aufstrebenden Handel eine Plattform für das Gedeihen bot. So konnte der Bauer auch mal auf den Markt gehen, und für ein paar Kupferstücke oder Weisspfennige etwas Tuch kaufen, sein Schweinderl an den Städter bringen, und vor allem die neuesten Nachrichten hören. Die Details dieser Seite des mittelalterlichen Lebens kannst Du am besten im Katalog "Stadtluft, Hirsebrei und Bettelmönch" nachlesen. ISBN 3-8062-1059-4 Theiss-Verlag Stuttgart 1992/3, ich glaub, das Ding gibts noch. Absolut geniales Buch!!!
Euer Haduwolff
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Eintrag #6 vom 18. Sep. 2000 18:22 Uhr
Hallo Haddu! Trotzdem werden aber in allen möglichen Büchern auch unterschiedliche Währungen wie: Schilling, Rheinischer Gulden, Preußischer Gulden, Mark, Pfennig, Kreuzer usw. genannt. Soll das heißen, daß nur die Oberschicht mit diesem Geld handelte? Gruß v. Arlen
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Eintrag #7 vom 27. Sep. 2000 13:20 Uhr
Clarissa Westphal
Ich hätte da eine allgemeine Frage zum Geld bzw. zum Wert. Womit zahlte man auf Märkten die Ware um 1350? Welche Währung war zu welcher Zeit aktuell? Ich finde es albern, auf Märkten mit Silberlingen zu zahlen. Dat ist doch Utopie.
Gottes Gruß
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Eintrag #8 vom 27. Sep. 2000 17:33 Uhr
Thorsten
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Moinmoin Clarissa, 1350? Höre ich 1350? Sollten es mehr als wir "lucky few" sein? Werde auf jeden Fall mal in meinen Büchern nachschlegen, aber mit Pfennigen wäret Ihr imho schon mal im grünen Bereich. Thorsten (Goedendag - Infanterie um 1350)
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Eintrag #9 vom 27. Sep. 2000 18:25 Uhr
Christoph Bitter
Hallo Clarissa! Ich hab in Vondern mal einen Schmied gefragt, warum "Silberlinge" Er begründete dies in etwa so: Wenn ich Mark nehmen würde, würde ich meine Ware über Wert verkaufen. Schillinge, Dukaten und Gulden geht auch nicht, denn da würde ich sie unter Wert verkaufen. Außerdem sind alle diese Währungen ja immer noch existent. Die einzige Möglichkeit ohne Probleme zu bekommen, ist eben diese Fantasywährung, die aber jeder Touri versteht. Soviel das Kommentar eines Schmiedes. Gruß v. Arlen
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Eintrag #10 vom 09. Okt. 2000 19:49 Uhr
Matthias Doettlaff
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Hallo Ihr, hat etwas länger gedauert, aber ich habe mich erstmal noch ein bischen tiefer in das Thema eingelesen… Dafür ist es auch ein bischen ausführlicher ausgefallen. Marcus, eine ausführlichere Aufstellung, als ich sie mit den Unterlagen des Wikingermuseums Haithabu geliefert habe, ist kaum möglich. Ich versuche sie aber dennoch zu ergänzen. Zuvor ist es aber sinnvoll, erstmal genauer auf das Geld an sich einzugehen. Hadu, ich habe mir Deine Anregung zu Herzen genommen, und mir auch den Stauferkatalog geliehen und für die folgenden Ausführungen mitverwendet. 1. Das Geld Die Karolinger machten in Ermangelung von Gold aus nicht mehr zugänglichen arabischen Quellen Silber quasi zum einzigen Münzmetall ihres Reiches. Die letzte Goldprägung im fränkischen Herrschaftsgebiet fand um 820 statt. Dabei ging es Ludwig dem Frommen offenbar nicht um Gold als Zahlungsmittel, sondern nur um die Demonstration, daß das Recht, Goldmünzen zu prägen auch weiterhin zu den Regalien zählte. Die von ihm geprägten Triens (1,5g) gelangten anscheinend niemals in Umlauf. Gold als Zahlungsmittel war in Europa mit Ausnahme des arabischen und byzantinischen Raumes verschwunden. Goldmünzen aus letztgenannten Gebieten tauchten gelegentlich zwar auf, hatten jedoch außerhalb, also von Frankreich bis zum Kiewer Reich keine wirtschaftliche Bedeutung. Ihr Wert war dermaßen hoch, daß sie nicht zum Haldel geeignet waren und fast ausschließlich als Geschenk im Sinne besonderer Anerkennung weitergegeben wurden. Man kann stattdessen beobachten, daß zu karolingischer, ottonischer, salischer und staufischer Zeit, also kontinuierlich bis Mitte des 13. Jh Goldmünzen oft zu Schmuck verarbeitet wurden. Wieviele Münzen eingeschmolzen wurden, ist nicht mehr feststellbar, dafür sind aber einige zu Angängern oder Fiebeln umgearbeitete Goldmünzen aus römischer Zeit oder Byzanz und den arabischen Territorien gefunden worden. Schmuck aus Silbermünzen ist weitaus seltener. Die von den Kreuzzügen nach West- und Mitteleuropa gebrachten arabischen und byzantinischen Goldmünzen wurden in nicht geringer Zahl in den Kirchenstaat exportiert, da die päpstliche Kurie den Klöstern mit vorliebe den Zins in Goldpfennigen, den Bisantii (byzantinisch mit einem Gewicht von 4,55g) oder Marabotini (spanisch-maurisch mit 3,9g) abverlangte. Das führte dazu, daß diese die Goldmünzen erstmal ankaufen mußten. Silbermünzen sind neben Naturalien also zum Hauptzahlungsmittel des frühen und hohen Mittelalters geworden. Die denari novi werden 794 erstmalig erwähnt, was die Münzrefürm für 793/794 vermuten läßt. Ludwig der fromme verfügte 825 sehr eindeutig, daß man von nun an 240 Münzen aus einem Pfund Feinsilber prägen solle. Das Pfund lag bei ca 490g, was bedeutete, daß eine Silbermünze bei 2g lag. Das Pfund ist eine rechnerische Größe, da verständlicherweise niemand auf die Idee gekommen ist, ein knappes halbes Kilo zu einer Münze zu prägen. Für größere Summen wurden stabförmige Barren aus Feinsilber verwendet, die zwischen 100g und 400g lagen. Die Wikinger handelten lange Zeit mit Gewichtsgeld, was die früher schon gezeigte Tabelle verdeutlicht. Ab dem 10. Jh werden auch in Haithabu Münzen geprägt und lösen langsam das Hacksilber ab. Die karolingischen Silbermünze hieß Denar. Ihre Entsprechung im deutschen Raum ist der Pfennig. In den englischen Territorien war das der Penny, der im deutschen Raum als Sterling gern gesehen war. Das Pfund (Talent, Livre, Pound, …) ist die rechnerische Größe von 240 Pfennigen (Deniers, Pennies, …), der Schilling (Sou) entspricht 12 Pfennigen, die Mark 20 Schillingen (144 Pfennigen). An sich könnte die Geschichte des Geldes hiermit relativ simpel bleiben. Nur sahen die Münzherren in ihrem Recht zur Münzherstellung eine Einkommensquelle. Die Folge war die Inflation. Die erste Geldentwertung fand bereits 865 durch Karl den Kahlen statt. Dieser ließ aus einem Pfund Feinsilber 264 Denare prägen, währen weiterhin 240 für ein Pfund gerechnet wurden. Allein im regnum teutonicum brachten weit über 400 Münzstätten ihre Emissionen in Umlauf, Tendenz steigend. Die Prägungen einiger Münzstätten, die eine stabile Münzgröße beibehielten, entwickelten sich zu einer Art Leitwährung. In Deutschland kam diese Rolle dem Kölner Pfennig zu, die er bis 1857 halten konnte. Mit 1,461g entsprach er einem Zehntel kölner Lot (2 Lot sind eine Unze, in Köln zu 29,22g). Am Kölner orientierten sich die meisten anderen deutschen Münzstätten, meist in der Größenordnung von Gewichtsbruchteilen zu 2/3, 1/2 und 1/3. Der Basler war mit 0,365g, also einem Viertel des Kölners der leichteste deutsche Pfennig. Englische Pennies, die Sterlinge, wurden vor allem auch in Westfalen nachgeprägt, da ihr Silbergehalt relativ konstant hoch blieb. Die Prägung war nördlich und östlich der Weser bis weit nach Skandinavien und Polen einseitig, also eine Seite war flach, während die andere die Prägung zeigte, oder wurden auf weichem Blei gestempelt, was dann auf der Vorderseite das Prägebild, die Rückseite dessen Negativ zeigte. Erstere Münzen heißen Brakteaten, letztere Halbbrakteaten oder Hohlpfennige. Der Inflation aber nicht genug wurde besonders in Frankreich auch der Feingehalt der Münzen vermindert. Im regnum teutonicum lag der Feingehalt meist zwischen 976/000 und 625/000. Der Denier tournois, die Münze des französischen Königs, hat auf dem Höhepunkt der Inflation zwischen 1230 und 1250 bei einem Gewicht von 1,27g nur noch einen Anteil von 0,35g Feinsilber. Zum karolingischen Denar ist das ein Verlust von 83%. Die Silbermünze ist inzwischen nicht mehr silbern sondern schwarz und besteht zum größten Teil aus Blei und etwas Kupfer. Erste Schritte, statt mit Blei wieder mit Silber zu bezahlen, machte Venedig im Jahr 1203. Florenz festigt vorsichtig diesen Trend 1237 mit dem Soldo. Diese Silbermünze ist in Anlehnung an den römischen Solidus (einer römischen Goldmünze im Wert von 12 Silbermünzen) entstanden und hat einen Wert von 12 Denaren. Zu dieser Zeit machen sich die lombardischen Städte erste Gedanken über eine Goldwährung, und ob es denn tatsächlich alleiniges Privileg des Kaisers sei, Gold zu prägen. Andere Münzstätten folgen mit silbernen Großmünzen, wie Ludwig der Heilige 1266 den Gros tournois (15 Deniers) und dem Sou tourois (12 Deniers), Edward III folgt mit dem Groat 1279, Böhmen mit dem Groschen 1296. In Deutschland wurden im 14.Jh kaum Großmünzen geprägungt. Statt dessen hatten die Turnosen (Gros tournois) und Prager Groschen ein internationales Verbreitungsgebiet, was zu einem bedeutenden Teil in der Reaktivierung unrentabler Minen in Frankreich mit neuen Techniken und den böhmischen Silbervorkommen begründet ist. Lübeck, Lüneburg und Hamburg setzten 1365 mit dem Witten im Wert von 4 lübecker Hohlpfennigen einen eigenen Maßstab. Daraus entstand eine Organisation, die man den "Wendischen Münzverein- nennt. Das Verbreitungsgebiet des Witten erstreckte sich von Westfalen bis Skandinavien und Pommern. Der Wendische Münzverein prägte im 15. Jh weitere Großmünzen, wie die Sechslinge, 1432 den Schilling und 1468 den Doppelschilling. Nach dem Tod Friedrichs II machen sich die italienischern Städte denn auch ans Gold und wie in meinem früheren posting schon erwähnt, beginnen Genua und Florenz 1252 als erste mit einer eigenen Goldwährung. Nichtsdestotrotz bleibt Gold ein seltenes Material und taugt nur für große Summen. Der Normalmensch des hohen Mittelalters wird kaum einmal eine Goldmünze gesehen, geschweigedenn in der Hand gehabt haben. Die Einführung von Goldmünzen in Frankreich und England erfolgt eher aus Prinzip als als wirtschaftlichen Gründen. Die Prägung der Augustalen Friedrichs II wird von Charles von Anjou mit der ßbernahme Siziliens quasi als politisches Glaubensbekenntnis weitergeführt. Henry III wagt den Schritt zum Gold 1257 und scheitert. England hat erst ab 1344 eine Goldwährung. Die Franzosen versuchen sich mit Goldmünzen ab 1266 und führen den Denier d´or à l´écu ein. Aus dieser Zeit stammen sehr wenige Münzen und es wird vermutet, daß viele davon heimlich eingeschmolzen wurden. Goldmünzen aus Norditalien und Frankreich waren im 14. Jh zwar in Deutschland im Umlauf, aber geprägt wurde zu dieser Zeit nur in wenigen Münzstätten. Die große Ausnahme ist hier auch wieder Lübeck, wo mit kaiserlichem Privileg 1340 die ersten Goldmünzen geprägt wurden, im gleichen Jahr wie Frankfurt/M. Die Emission Lübecks zwischen 1342 und 1371 umfaßt die beeindruckende Menge von 700.000 lübecker Gulden. Erst im 15. Jh nimmt die Zahl der Goldmünzstätten zu, zunächst Lüneburg und Hamburg, sowie Dortmund und Nürnberg, in geringem Umfang auch Bremen, Münster und Osnabrück. Gulden sehr schlechter Qualität wurden in Diepholz und Ostfriesland geprägt. Kölner Goldprägungen werden vor dem 14. Jh (abgesehen von der Römerzeit) nirgends erwähnt (Hadu, kann es sein, daß die von Dir genannten Prägungen Medaillen waren?). Rheinische Gulden wurden sehr mißtraurisch betrachtet, da sie anscheinend oft gefälscht wurden. Fälschungen hatten oft einen Kern aus Kupfer oder auf eine Ronde aus Gelbbronze/Messing wurde beidseitig eine dünne Schicht Gold aufgebracht. Im 13. Jh taucht vermehrt der bargeldlose Transfer mittels des Wechsels auf. Auf diese Weise konnte der gefährliche und lästige Transport einiger Zentner Münzen einigermaßen umgangen werden. Edelsteine kommen als Handelsgut im Sinne von Geld nicht vor. Das Mittelalter kennt den Karatbegriff nicht, ebensowenig wie man auf eine besondere Reinheit der Steine achtete. Edelsteine sind Waren, die fast ausschließlich als Schmuck oder zur Verzierung von Gegenständen verwendet wurden. Wenn man die Steine in Kronen, Kreuzen oder Bucheinbänden betrachtet, kann man feststellen, daß sie in einer Art gearbeitet sind, die heutigen Trommelsteinen ähneln. Z.T. sind diese Steine sogar durchbohrt, was eindeutig auf eine vormalige Verwendung als Schmuck, etwa als Halskette, hinweist. Bis zum 15. Jh sind sie bestenfalls mugelig geschliffen. Erst ab dieser Zeit taucht der Altschliff auf, der facettierte Steine erzeugt. Einer Reihe von Steinen wurden heilende Kräfte zugeschrieben, besonders denen in der Bibel genannten, was deren Preis zusätzlich erhöht haben dürfte. 2. Was man für Geld erwerben konnte Die Geschichte des Geldes zeigt, daß die Preise zu jeder Zeit stark von der Qualität des Geldes und der Beschaffbarkeit der Ware abhängig ist. Etwas wie einen Tagelohn oder Wochenlohn kann man vielleicht für eine bestimmte Gegend während eines konreten Zeitraumes ermitteln, aber für das gesamte Mittelalter oder ganz Deutschland oder gar Europa ist das nicht machbar. Aufgrund der Unterschiede der Währung heute zu damals ist die Umsetzung einer "Wertetabelle" meines Erachtens nicht realistisch machbar. Zum mittelalterlichen Markt gehören neben der öffentlichen Waage zur Gewichtsbestimmung der Münzen auch immer die Wechsler. Zum Wert des Silbers im Frühmittelalter habe ich ja schon einiges an Anhaltspunkten geliefert. Ergänzend kann man vielleicht noch nennen, daß der Hort im friesischen Tzummarum mit einer Größe von 2789 Silbermünzen (zusammen etwa 4kg) der größte aus karolingischer Zeit ist und etwa 20 Pferden oder 80 Kühen entspricht. Auszüge aus der Marktordnung der Stadt Landshut von 1256: 2. Wir verordnen, graues Tuch herzustellen, das 5 Spannen in der Länge hat und die beste Elle soll für 10 Pfennig verkauft werden. (…) 5. Wir verordnen 2 1/2 Pfund Rindfleisch für einen Pfennig zu verkaufen und ebensoviel Hammelfleisch und drei Pfund Ziegenfleisch. Die Leute, die es anders machen, werden der Stadt 6 Schilling und dem Richter 60 Pfennig zahlen. (…) 11. Wir verordnen, daß zwei gute Würste, die in der Größe das vorgeschriebene Maß besitzen, für 1 Pfennig verkauft werden, sie dürfen aber nur aus reinem Schweinefleisch gemacht sein. Von einem Mutterschweindürfen keine hergestellt werden. Zuwiderhandelnde werden 1 Pfund zahlen und ein Jahr von ihrem Handwerk ausgeschlossen sein. (…) 20. Lotterbuben in jeder Art und fahrende Schüler mit langem Haar halten wir fern. Die Leute, die sie über eine Nacht hinaus beherbergen, verurteilen wir zu 1 Pfund. Die Stadt Nürnberg leistete sich die ersten besoldeten Apotheker. Meister Bertold bekam zwischen 1367 und 1378 einen Jahressold von 16 Pfund, Meister Heinrich von 1377 - 1392 einen Jahressold von 8 Pfund. Leute, die zur Brandbekämpfung eingeteilt waren, erhielten ihre Entlohnung nach der Reihenfolge ihres Eintreffens mit Wasser und Löschgerät am Brandort, um so einen Anreiz zu schaffen, möglichst früh dort zu erscheinen. Im spätmittelalterlichen Nürnberg bedeutete das für den ersten Wagen 4 Pfund, 60 Pfennige für den 2. Wagen, 10 für den vierten Wagen. In Wien erhielten die Fuhrleute im Brandfall je nach Eintreffen 100, 60 und 30 Pfennige. In Köln kostete 1407 ein kleines Brot 4 Pfennige, ein Malterbrot zu etwa 7 Pfund und 5 Lot Gewicht lag bei 16 Pfennigen. Ein Tagelöhner mußte in der ersten Hälfte des 15. Jh für den Gegenwert eines Guldens in Sachsen knapp einen Monat arbeiten. Um 1511 hat ein Handwerksgeselle beim Nürnberger Stadtbauamt ein Jahreseinkommen von etwa 25 Gulden (was den jährlichen Heizkosten für ein Patrizierhaus in der Stadt gleichkommt). Es scheint vielfach Usus gewesen zu sein, Tagelöhner nicht, oder nur unvollständig auszubezahlen, was immer wieder zu offener Unzufriedenheit und Aufständen geführt hat. Im Januar 1331 verweigerten die Maurer, die am Westminster arbeiteten, montags und dienstags dir Arbeit, da sein Weihnachten der Lohn ausstand. 1378 gab es einen Aufstand in Florenz bei den zünftigen Wollarbeitern und anderen Tagelöhnern. 1450 kostet ein einfaches, niedriges Bauernhaus mit etwa 50 Quadratmeter incl. Stall in der Oberpfalz 6 Gulden, 1477 sind es 8 Gulden, 1499 gibt es ein solches Haus für 7 Gulden. Soviel kostet zu der Zeit auch ein Ackergaul oder drei Kühe. Um 1500 liegt die Miete eines Nürnberger Stadthauses vergleichbarer Größe (plus Keller) jährlich bei 2 - 2,5 Gulden pro Haushalt. Häuser mit kleinerer Wohnfläche (20 - 30 Quadratmeter) sind mit 1 - 1,5 Gulden billiger in dm Mietkosten, aber vermutlich auch wohl sehr beengt und ärmlich. Der Verkaufswert eines solchen Hausen liegt bei 20 - 30 Gulden. Ich hoffe, das hilft beim Verständnis der Werte im Mittelalter ein wenig weiter… Grußvoll, Matthias Topasius Literatur: Otto Borst: "Alltagsleben im Mittelalter", Insel Verlag Frankfurt/M, 1983 Hildegard Elsner: "Wikinger Museum Haithabu: Schaufenster einer frühen Stadt" Jean Favier: "Gold und Gewürze", Junius Verlag 1992 Jaques le Goff: "Kaufleute und Bankiers im Mittelalter", Fischer Taschenbuch Verlag 1989 Harry Kühnel: "Alltag im Spätmittelalter", Verlag Styria, 1984 "Spiegel der Zeiten", Band 2, Diesterweg 1969 "Kunst und Kultur der Karolingerzeit", Katalog zur Ausstellung Paderborn 1999, Band I und III, Verlag Philipp von Zabern, 1999 "Das Reich der Salier", Publikation zur Ausstellung des Landes Rheinland Pfalz 1992, Jan Thorbecke Verlag, 1992 "Die Zeit der Staufer", Katalog der Ausstellung Stuttgart 1977, Band I - III, Württembergisches Landesmuseum "Der Sassen Speyghel", Katalog zu den Ausstellungen 1995, Band II, Isensee Verlag Oldenburg, 1995
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Eintrag #11 vom 10. Okt. 2000 09:27 Uhr
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Wow.
Gruß, Ivain
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Eintrag #12 vom 17. Okt. 2000 17:32 Uhr
Matthias Doettlaff
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Hallo alle, ich muß noch eine Korrektur vornehmen: Kupfer kommt im Mittelalter nur in Legierungen der Silbermünzen vor, etwa dem Heller, dem Pfennig der Stadt Schwäbisch Hall. Gleich zu Beginn der Münzprägung (Barbarossa verlieh der Stadt 1180 das Münzrecht) hatte dieser Pfennig nur einen Feingehalt von 500/000, bestand also zur Hälfte aus Kupfer. Er konnte sich aber überregional durchsetzen und wurde als 1/3 Kölner gerechnet. Erst im 16.Jh wurden Münzen geprägt, die nur aus Kupfer bestanden. Und: Facettschliffe haben sich ebenfalls erst im 16.Jh etabliert, nicht bereits im 15.Jh. Vielleicht noch eine Ergänzung: Goldmünzen in Schmuck umzuarbeiten war bereits bei den Germanen beliebt, so etwa bei den Langobarden in Oberitalien. Zum Teil wurden sogar goldene Münzimitate gegossen, die dann als Schmuck verwendet wurden. Grußvoll, Matthias Topasius
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Eintrag #13 vom 21. Nov. 2000 15:26 Uhr
Christian Peitz
Gott zum Gruße! Das mit den Silberlingen auf den MA-Märkten ist kurz erwähnt worden. Hat sich denn schon mal einer der Händler darüber Gedanken gemacht, wie das nach Einführung des Euro (speziell in der ßbergangszeit mit 2 Währungen) aussehen soll? Bei dem krummen Kurs hätte ich echt was gegen eine grobe Umrechnug von 2:1! Haben wir dann wirklich den Wechsler am Markttor sitzen? Und wie nennen wir das Ding, da die Münze ja 2-farbig ist? Ich weiß, eigentlich blöde Fragen, interessiert mich aber doch.
Gehabt Euch wohl, Euer Kristan von Katzenelnbogen
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Eintrag #14 vom 22. Dez. 2000 08:08 Uhr
Andreas Bichler
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Hallo alle zusammen Wie bereits erwähnt geht es um Wiener Pfennige aus der Zeit von: Friedrich II. 1230-1246 König Ottokar 1251-1276 und Albrecht I. 1282-1308 Hat jemand ev Informationen wie hoch deren Wert zur damaligen Zeit war? Grüsse
Andreas
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Eintrag #15 vom 12. Jan. 2001 08:20 Uhr
Sonja Hofbauer
Hallo Andi, und alle die´s sonst noch interessiert… Für die von Dir angegebenen Zeiten habe ich leider nichts gefunden, aber einige wenige Angaben für davor und danach: Mitte des 15. Jahrhunderts konnte ein Wiener Maurer mit ca. 24 Pfennig pro Tag rechnen und der Preis für eine alte Henne lag bei 13 Pfennig. Andererseits gibt es aus dem Jahr 1192 eine Urkunde der Regensburger Kaufleute in Wien der zufolge die Beschimpfung als "Hurensohn" bereits mit 40 Pfennig Strafe geahndet wurde. Drei Jahrzehnte später legt das älteste Wiener Stadtrechtsprivileg bereits eine Strafe von 60 Pfennig fest. Viel ist es leider nicht, aber alle Angaben stammen aus: Opll, Ferdinand: Leben im mittelalterlichen Wien ISBN: 3-205-98913-9 Also, keine verbalen Entgleisungen! Das kann teuer werden! ;-) Schönen Tag noch!
Sonja
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Eintrag #16 vom 25. Feb. 2005 15:45 Uhr
Dirk Jerusalem
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Oh was für ein alter Thread …
mein Komentar ist zwar leicht OT, aber worüber ich stolperte ist diese Aussage von Matthias:
"… Und: Facettschliffe haben sich ebenfalls erst im 16.Jh etabliert, nicht bereits im 15.Jh. …"
mit dem etabliert meint er vielleicht das richtige. Aber anscheinend gibt es da auch so ein Szenenlegende, daß es Facetten an Edelsteinen erst in der Neuzeit gab und man früher dazu nicht in der Lage war. Dies ist schlichtweg falsch.
Ohne viel danach gesucht zu haben gibt es facettierte Bergkristalle (also Mohs’che Härte 7-7.5) aus dem 13. Jahrhundert in den Funden der Ausgrabung in Oberursel-Bommersheim und (sogar fast identische) facettierte Kugeln in dem Fuchsenhof Fund.
Auch als Paternosterkugeln gewertete facettierte Objekte aus der Konstanzer Fischmarktgrabung (13-14 Jh.) aus Gagat/Jet (okay, das ist technisch nicht verwunderlich denn das ist einfach bearbeitbar wg. geringer Materialhärte) liegen im Konstanzer ALM in der Dauerausstellung.
Gruß,
Terricus
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Eintrag #17 vom 08. Mrz. 2005 19:06 Uhr
Michael Oeser
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In der Tat ein seeeeehr alter thread. Und die Frage von Christian hat die Zeit beantwortet: Den Euro nennen wir Goldrandtaler (auch schön doof)
pax vobiscum
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Eintrag #18 vom 21. Jan. 2006 18:36 Uhr
Hans-Heinrich Glasmachers
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Ich habe eine Frage. Ich interessiere mich für meine Vorfahren. Dabei habe ich zweierlei festgestellt. Einer meiner Vorfahren war selbstständiger Kapitän für Hansekaufleute. Er hätte sich 1521, nach einem verlorenen Prozess, ein neues Schiff kaufen müssen. Ich gehe davon aus, dass es eine Kogge mit drei Masten und circa 150 Lasten hätte sein sollen. Ich frage mich nun, wieviel musste man dafür wohl ausgeben. Mein Vorfahr hat dann wohl ein Schiff gestohlen, oder es ist ihm vom dänischen König übergeben worden. 1526 ist er dann bei einer Seeschlacht gefallen. Seine Gegner haben eine Beute von 6370,- Mark Lübsch gemacht. Wieviel wäre das wohl heute in -? Wie viel war das Geld damals wert? Wenn es jemand weiß, so würde ich mich freuen, eine Antwort zu bekommen.
Swerting
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Eintrag #19 vom 21. Jan. 2006 19:59 Uhr
Hilmar Becker
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Eintrag #20 vom 22. Jan. 2006 10:56 Uhr
Michael Glüsenkamp
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Hallo Hans-Heinrich,
einen interessanten Vorfahren hast Du da gefunden; anscheinend aus der Kategorie "Seebär" oder "Haudegen".
"Ich gehe davon aus, dass es eine Kogge mit drei Masten und circa 150 Lasten hätte sein sollen."
Die Benutzung eines Koggen um 1520 scheint unwahrscheinlich, da dieser Schiffstyp schon zu Beginn des 15. Jahrhunderts von größeren Konstruktionen abgelöst wird. Wahrscheinlich handelt es sich beim o.g. Schiff um ein "Kraweel", für das drei (selten fünf) Masten und eine Zuladung von 150 Last (~300 metrische Tonnen) standard gewesen dürften.
"Seine Gegner haben eine Beute von 6370,- Mark Lübsch gemacht. Wieviel wäre das wohl heute in -? Wie viel war das Geld damals wert?"
Mit einer Umrechnung in Euro kann ich keinesfalls dienen, dafür hingegen mit einigen Preisreihen, bzw. Rechnugen. Diese beziehen sich auf die Osnabrücker Altstadt von 1519, die bis dahin den größten Siedlungsanteil stellte.
Für das Jahr 1519 liegen die Gesamtausgaben der Stadt bei 3198 Mark, 3 Schilling und 7 Pfennig. Hierin enthalten sind die Kosten für:
- Renten u. anleihen, Bewirtung, Baukosten (einschl. Ausbesserung der Mauern, Gräben, Türme), - Verteidigung (einschl. Schützenfest), laufende
- Kosten städtischer Eigenbetriebe,
- städtische Fürsorge (einschl. Armenspesiung u. -kleidung),
- Verwaltungskosten (einschl. Stadtpersonal)
Um einen realeren Wertbezug zu geben möchte ich eine Rechnung von 1517 heranziehen, die für den Kauf zweier Pferde steht, die sozusagen ein "Schnäppchen" waren: Diese kosteten 22,25 Gulden rheinisch, was etwa 33,4 Mark lübsch entspricht.
Um’s kurz zu machen: 6370 Mark sind weit mehr als die Jahresausgaben einer hansischen Mittel- oder Landstadt.
mfg,
Michael
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Eintrag #21 vom 22. Jan. 2006 13:23 Uhr
Hans-Heinrich Glasmachers
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Hallo Michale
Danke für Deine Information. Es ist sehr schwierig, den richtigen Bezug zu den Dingen zu bekommen. Die Informationen aus dieser Zeit sind doch sehr gering. Was ich weiß ist, dass mein Vorfahr in der letzten Seeschlacht einen dreimastigen Stangenkraier gesegelt hat. Davor hat er einen Boygert gesegelt. Was er als Kapitän der Hanse gesegelt hat, weiß ich nicht genau. ßber den Stangenkraier gibt es nur sehr wenige Informationen. Nach dem Boyert habe ich noch nicht weiter gesucht. Die Informationen über die Seeschlacht sind auch sehr einseitig. Ich habe versucht, sie nachzuvollziehen. Das ist mir nicht gelungen. Die Angaben sind von den Siegern. Auf der anderen Seite gab es keine ßberlebenden. Was ich den Siegern abnehme, ist aber die Höher ihrer Beute.
Was ich weiß ist, das mein Vorfahr für Christian II von Dänemark tätig war. Manche nennen diesen König den "Guten", ander nennen ihn den "Tyrannen". So sind die Informationen immer sehr einseitig. Um jedoch zu erfahren, warum die Menschen damals so gehandelt haben, wie sie es taten, muss man einen ßberblick über den finanziellen Hintergrund haben. Daher wollte ich wissen, was meinen Vorfahren nach einem verlorenen Prozess dazu getrieben hat, sich gegen die Hanse zu stellen. Er war übrigens dänischer Bürger.
Noch einmal Danke für die Info
Swerting
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Eintrag #22 vom 23. Jan. 2006 01:51 Uhr
Joachim Dittrich
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Da hätte ich nun auch eine Frage.
Es geht um die Steckelburg in der hessischen Rhön (bei Schlüchtern), deren sogenannter Bastionsturm für 200 Gulden im jahre 1509 erbaut sein soll - daß dies nicht stimmt, sondern der Turm bereits 1389/90 entstand, steht mal nicht zur Debatte..
War für einen halbrunden, massiven Turm mit zwei Stockwerken inklusive Keller der Geldaufwand von 200 Gulden ausreichend? Ich habe da meine Zweifel.
Gibt es Vergleichsmöglichkeiten?
Achim v. Hohenberg gen. de Clavis; ie genôte
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Eintrag #23 vom 23. Jan. 2006 23:18 Uhr
Martin Wünsche
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Hallo Groschi,
eine Berechnung der Kosten eines Wehrturmes findest du auf unserer HP: wwwher-unde-massenie.de.
Den Artikel findet man unter Währung/Kostengegenüberstellung.
Okham
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Eintrag #24 vom 30. Jul. 2007 22:51 Uhr
Martin
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Hallo
da ich gerade über die darstellung eines Gewürzhändlers nachdenke, wollte ich fragen, ob jemand weiß, wie viel die gängigen bzw. edlen gewürze um 1275 rum wert waren. Konkreter: wie viel gramm hacksilber/gold musste ein Händler für ein Gramm sagen wir mal Pfeffer (safran, zimt, nelken, kümmel, … ) in Venedig hinlegen und wie viel bekam er dafür, wenn er es z.b. in München wieder verkaufte? wie schafften es die Händler überhaupt, etwas derart wertvolles über so weite strecken zu transportieren, ohne überfallen zu werden? sicherlich ist mir bewusst, dass einige überfallen wurden, aber viele wurden es nicht! (damit will ich jetzt nicht das Klischee unterstützen, das das Ma eine unsichere Zeit bezüglich diebe und so war, aber auch heute wäre mir noch unwohl, wenn ich mit etwas vom Wert mehrerer einfamilienhäuser zu fuß oder mit dem auto (kutsche) wochenlang unterwegs wäre)
gruß
Martin
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Eintrag #25 vom 31. Jul. 2007 20:40 Uhr
Anna
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Hallo Martin,
je nachdem, wo Dein Gewürzhändler herkommt, kann er ja Teil der Hanse sein. Die Transportwägen und -schiffe reisten in Gruppen und boten damit ein unattraktiveres Ziel für eventuelle Räuber.
In dem Buch "Die Hanse" sind, glaube ich, einige Preise genannt, aber ich weiß leider nicht, welche Zeit und habe das Buch nicht zur Hand.
Das Buch ist aber für Dich evtl. trotzdem interessant, weil Karten mit Handelsrouten darin abgebildet sind.
Liebe Grüße, Anna
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