Eintrag #1 vom 01. Nov. 2006 03:37 Uhr
Marco Schalamon
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Hallo!
Trugen die Ritter im 13. Jahrhundert beim Reiten, auch nur Beinlinge (und Kettenbeinlinge) und vor allem die Bruche? Ich stelle mir das "unrobust" vor?
Ich möchte die ritterlichenReitkünste erlernen und möchte dies möglichst historisch korrekt machen, auch in der Bekleidung!
Danke!
Marco S.
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Eintrag #2 vom 01. Nov. 2006 23:12 Uhr
Andreas Wenzel
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Auch hierzu meine praktische Erfahrungen vom Reiten sowohl mit Bruche und Beinlingen als auch mit zusätlichen Kettenbeinlingen - kein Problem (in der Tat sogar äußerst bequem). Korrekt geschnittene Beinlinge haben die Naht sowieso hinten, der an Pferd und Sattel anliegende Stoff ist also nahtfrei.
Ich würde die Bruchenbeine allerdings nicht umschlagen, sondern glatt in die Beinlinge stecken.
Es gibt einen Beleg von hirschledernen Reitunterhosen im 13. Jahrhundert aus dem Alpenraum. Ich halte solch eine Investition allerdings für unnötig. Außerdem sind meines Wisses keine Schnittmuster überliefert, der Beleg beruht auf einer Bestandsliste ohne weitere Beschreibung.
Quanti Adversarii. Tantus Honor.
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Eintrag #3 vom 02. Nov. 2006 07:35 Uhr
Jens
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Moin,
Wie lautet dieser Beleg? Würde mich sehr interessieren.
Gruß, Jens
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Eintrag #4 vom 02. Nov. 2006 21:14 Uhr
Andreas Wenzel
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Sorry, habs jetzt nicht da weil das entsprechende Buch ausgeliehen ist. Das wäre der HoMi-Lehnart ("Kleidung & Waffen der Früh- und Hochgotik 1150 - 1320").
Bin mir ziemlich sicher daß ich das dort gelesen habe. Ansonsten müßte ich nochmal durch mein anderes Zeug gucken.
Quanti Adversarii. Tantus Honor.
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Eintrag #5 vom 03. Nov. 2006 06:42 Uhr
Claus Winhard
Andreas,
zum einen behauptet Lehnart, die Existenz von ledernen Reit(unter)hosen sei seit dem 14. Jh. nachgewiesen und zitiert dafür nicht etwa eine Primärquelle, sondern Adrien Harmand, "Jeanne d’Arc", ein Buch von 1929.
Zum anderen spekuliert Lehnart über lederne Reitunterhosen auch in früheren Zeiten, aus "praktischen Gründen". Es gäbe aber keine Abbildungen von Reitunterhosen, weil man Adlige prinzipiell nicht in Unterhose abbildete.
Leider ist Lehnart da auf keinem guten Recherchestand, den stürzenden Reiter von Honnecourt hat er selbst im Buch abgebildet (Bruche ist deutlich zu sehen), die Kreuzritterbibel hat mehr als eine Abbildung von Königen und Adel in Unterhose (Bruche).
Die lederne Reitunterhose ist für mich persönlich ein Szenemythos, solange nicht Belege auftauchen, die über eine interpretierte Textstelle hinausgehen.
Liebe Grüße,
Claus Winhard
AG Hochmittelalter
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Eintrag #6 vom 03. Nov. 2006 20:14 Uhr
Andreas Wenzel
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Claus,
alles klar, herzlichen Dank für die Klarstellung, finde das echt interessant.
Fand das immer etwas wunderlich, und Deine Erläuterungen lassen sich perfekt mit meinen Erfahrungen vereinbaren.
Quanti Adversarii. Tantus Honor.
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Eintrag #7 vom 04. Nov. 2006 17:27 Uhr
Christian Becker
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Ich kann Andreas Wenzels Erfahrungen bezüglich Reiten mit Bruche und Beinlingen nur bestätigen.
Christian
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Eintrag #8 vom 06. Nov. 2006 14:19 Uhr
Alexandra Krug
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Abgeshen von der "Beleglage" habe auch ich die Erfahrung auf mehrtägigen Wanderritten gemacht, daß es völlig egal ist, ob die Bruche nun aus Leinen oder Leder ist. Allerdings hat bei Regen und arger Hitze die Hirschlederne noch einen weit erhöhten Komfort. Traditionell trägt man seit Jahrhunderten in der Wiener Hofreitschule übrigens nur Hirschlederne Reithosen. Ich trage übrigens meine Bruchen auch unter dem Kleid zum Reiten. Das ist zwar außer andeutungshalber in einer Textstelle nicht weiter belegt, aber "ohne" würde ich mich nun auch nicht wohl fühlen. Außer vielleicht im Seitsitzsattel, den ich nun nicht besitze.
Viele Grüsse, Alexandra
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Eintrag #9 vom 14. Nov. 2006 18:22 Uhr
Marco Schalamon
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Hallo!
Ich danke erstmal für alle Antworten, die mir sicher weiterhelfen werden!
Ich werde mich mal durch die Fülle an Informationen durcharbeiten!
Ich danke jedenfalls!
Grüße!
Marco S.
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