Wein im MA
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Eintrag #1 vom 13. Feb. 2006 18:39 Uhr
Christopher
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Hallo!
Ich habe hier bis jetzt sehr viel zu Bier und Met gelesen, aber ich vermisse den Wein!
Im Mittelalter wurde der Wein doch gewürzt getrunken, oder bin ich da falsch informiert?
Kennt sich jemand mit gewürztem Wein aus und kann mir mittelalterliche (und hoffentlich auch trinkbare oder gar leckere) Rezepte verraten? Wurde der Wein gewärmt, gekühlt oder bei Raumtemperatur getrunken?
Gruß Christopher
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Eintrag #2 vom 13. Feb. 2006 20:31 Uhr
Christoph
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Der Wein im MA wurde gewürzt getrunken, aber aus einem anderen Grund als ihn besser zu machen, sondern um ihn überhaupt trinkbar machen, da der Ausbau im Faß noch nicht wirklich erforscht war. Er wurde mit Honig gesüßt, mit Gewürzen wie Nelke, Pfeffer (seeeeeeeehr teuer) Anis, Kardamon, Zimt und ähnlichem Gewürzt und meines wissens kalt getrunken (kann ich aber auch täuschen)was zeigt, das Wein halt doch nur Leuten mit viiiiiel Geld zur Verfügung stand. Wenn du Rezepte brauchst, kann ich dir leider nicht helfen, da ich wenig bis gar nicht MA koche.
Christoph
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Eintrag #3 vom 13. Feb. 2006 20:33 Uhr
Christoph
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Habe doch noch was gefunden.
Frag bei denen einfach mal nach ob sie was für dich haben.
Christoph
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Eintrag #4 vom 13. Feb. 2006 21:22 Uhr
Eric Meier
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Auf der Burg Rheinfels wird dem interessierten Touristen erzählt, dass es dort ein Weinfass/-becken mit 400.000 Litern Inhalt gab und jeder Bewaffnete Anrecht auf 4 Liter Wein pro Tag hatte (erscheint auch mir unglaubwürdig, ich geb das einfach nur so weiter). Der Wein soll so sauer gewesen sein, dass man ihn in jedem Fall mit Wasser verdünnt hat. Alkoholgehalt wohl so um die 5%.
Hoffe, das hilft.
Grüße
Eric
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Eintrag #5 vom 13. Feb. 2006 21:31 Uhr
Volker Bach
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So pauschal lässt sich das mit dem ‘nur für Reiche’ bestimmt nichrt sagen. Wir wissen ja zum Beispiel, dass in karolingischer Zeit in vielen Weinanbaugebieten die abgabepflichtigen Bauern eine bestimmte Menge Wein schuldeten, ihn also augenscheinlich selbst machten. Und im christlichen Mittelmeerraum war Wein sowieso gängiges Volksgetränk. Im kalten Norden hingegen, besonders in den kälteren Zeiten nach ungefähr 1300, war Wein eher Luxus. Hier war Bierland (und auch Bier trank man gesüsst und gewürzt, wenn man es sich leisten konnte, ich vermute eher weil süss und würzig Mode war als weil es so garstig schmeckte).
Ein großes Problem mit mittelalterlichen Weinen ist, dass wir nicht wirklich rekonstruieren können, wie sie geschmeckt haben. Wir wissen nicht einmal genau, wie sie schmecken sollten (aber einige Hinweise darauf, was mit ihnen angestellt wurde, weisen darauf hin, dass der Publikumsgeschmack sich vom heutigen doch sehr unterschied). Generell scheint Wein nach unseren Vorstellungen jung (unter einem Jahr) getrunken worden zu sei, und viele Sorten waren nicht gut lagerfähig. Es gab durchaus einen internationalem Weinmarkt für die höherwertigen Tropfen, besonders alkoholhaltige und lagerfähige Mittelmeerweine wie Malvasier (nach Monemvasia, einem wichtigen Umschlagplatz). Auch Rheinweine und Burgundische wurden aber exportiert. In Italien wurde Wein in Einheiten von mehreren Hektolitern verzollt, das war also wohl eine übliche Handelgröße.
NB: es scheint sich im Süden die römische Gewohnheit, Wein verdünnt zu trinken, lange gehalten zu habe. In Deutschland habe ich dafür noch keine Nachweise gelesen.
Ianus
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Eintrag #6 vom 14. Feb. 2006 08:38 Uhr
Bettina Drexler
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Gewürzter Wein wird auch Hypocras genannt. Dazu gibts schon einen Thread, der auch Rezepte benennt. Generell kann man im weitesten Sinne heute übliche Glühweingewürze verwenden, es werden aber auch exotische Dinge wie Lavendel, Rosenwasser, Muskatblüte, Langer Pfeffer etc. verwendet. Es scheint, dass gute Rezepte auch innerhalb der Familie weitergegeben wurden, ähnlich wie beim Bierbrauen.
Ich kann in meinen Rezeptsammlungen mal suchen, da sind einige Rezepte dabei.Gerne auch per PM…
Johanna
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Eintrag #7 vom 15. Feb. 2006 15:35 Uhr
Baerbel Hammes
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Hi zusammen,
ich denke auch, dass man beim Wein wirklich die regionale Verfügbarkeit beachten muss.
In typischen Weinbaugebieten (z. B. Rhein, Mosel, Baden, Franken usw.) wird der "edle Tropfen" nicht zu teuer gewesen sein und durchaus auch bei weniger Begüterten auf der "Getränkekarte" gestanden haben.
Das oft ziemlich keimverseuchte Wasser wurde durch die Zugabe von Wein (soweit verfügbar) desinfiziert und dadurch erst unbedenklich trinkbar.
Berichte über enormen Pro-Kopf-Konsum an Wein sind nicht so selten, obwohl man ihre Glaubwürdigkeit im Einzelfall bestimmt anzweifeln muss - da wird gerne übertrieben. (4 Liter pro Nase und Tag (Burg Rheinfels) scheint mir auch etwas viel - macht aber Eindruck auf die Touris :-)))) ).
Bei der Belagerung von Burg Thurant 1246/47 - 1248 sollen (einer ßberlieferung nach ;-) ) die Belagerungstruppen 3000 Fuder Moselwein verputzt haben (nach der Berechnung findiger Zeitgenossen so zwischen 2,5 und 3 Liter pro Nase und Tag).
Wenn man aber die "Desinfektion von Wasser"-These berücksichtig, halte ich 1 - 1,5 Liter pro Nase und Tag nicht für unwahrscheinlich (immer unter der Voraussetzung, dass in der Region selbst Wein angebaut wird (er also leicht, günstig und in ausreichenden Mengen verfügbar ist) - sicher nicht im Großteil Deutschlands.)
Was den Geschmack angeht, so empfehle ich mal den Elbling zu probieren.
Die Rebsorte ist uralt (wurde wahrscheinlich schon von den Römern an Mosel und Rhein angebaut) und dürfte im Mittelalter die wichtigste Rebsorte in Deutschland gewesen sein.
Er wird heute noch an der Obermosel, Saar und Ruwer angebaut.
Er ist recht bodenständig und trocken ("Ignoranten ;-) werden vielleicht "sauer" sagen). Da ich persönlich (wenn ich Wein trinke) trocknen, einheimischen Wein bevorzuge, habe ich in meiner Trierer Zeit abends in der Kneipe natürlich Elbling getrunken. (und lebe noch :-))) ).
Ein Blick in Wikipedia hat mir bestätigt, dass Elbling eine alte Sorte ist. (Hatte die Info vorher nur aus der ßberlieferung an der Mosel.)
Als "Elternsorten" der heutigen Rebsorten (und damit wahrscheinlich die im Mittalter angebauten Rebsorten) sind dort genannte:
- Heunisch (Elbling gehört zur Heunischfamilie)
- Burgunder (Pinot Noir; erste Erwähnung in karoling. Zeit)
- Traminer
- Gutedel
Also mein Tipp: Mal den Elbling probieren und evt. mit Wasser (+ Gewürzen) "verbessern".
Für Darsteller, die sich den Westen (Rheinland, Mosel) (oder andere Weinbaugebiete) als Region ausgesucht haben, dürfte nichts dagegen sprechen, auch der "normalen" Bevölkerung hin und wieder Wein zu erlauben.
Bärbel
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Eintrag #8 vom 16. Feb. 2006 12:16 Uhr
Gerrit G.
…typische Weinbaugebiete im Mittelalter scheinen nicht den heutigen zu entsprechen. Das günstige Klima erlaubte den Weinanbau z. B. auch im Berliner Raum - das versucht meines Wissens heute keiner mehr. Noch 1565 werden für Berlin 55 Weinberge und 19 Weingärten genannt… ein kurzer Text dazu unter:
Jacob.
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Eintrag #9 vom 16. Feb. 2006 16:58 Uhr
Andrej Pfeiffer-Perkuhn
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Ich hab mal was von Weinbau bei Hamburg um das Jahr 1500 gelesen. Müßte die Quelle aber suchen. Alte Weingärten finden sich aber tatsächlich oft in Gebieten die heute über keinerlei Weinbau verfügen. So bebaut mein Onkel als Hobby einen historisch belegten Wingert in der Wetterau.
Schöne Grüße
Andrej
Andrej
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Eintrag #10 vom 16. Feb. 2006 22:02 Uhr
Baerbel Hammes
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Hi,
dass Wein in den wärmeren Perioden bis Anfang/ Mitte des 14. Jh. auch weiter im Norden wuchs, ist klar.
Die nördlichsten Weinstöcke sollen damals in Südschottland gewachsen sein.
Die Frage, inwieweit auch die "einfache Bevölkerung" im Hochmittelalter Zugang zu bezahlbarem (oder selbstangebauten) Wein hatte, ist sicherlich eine Frage der Quantität, also der Erträge in "nördlicheren Gefilden".
Ich denke, dass müsste jeder für seine Region selbst mal recherchieren. - Ausreichend Quantität könnte damit bedeuten, dass auch "Otto und Liese Normal" sich bis um 1300/1340 durchaus hin und wieder (bezahlbaren) Wein in Trinkwasser mischen konnte - wenn auch vielleicht nicht in den Mengen, die wir hier an Mittelrhein und Mosel so gewohnt waren.
Also: Trink’ mer doch en Schöppche!
Bärbel
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Eintrag #11 vom 06. Nov. 2008 08:45 Uhr
Torsten Kreutzfeldt
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Auf der Suche nach seltenen Rebsorten inventarisiert der Biologe und Rebsortenkundler Andreas Jung die noch vorhandenen wurzelechten Bestände mit alten Reben in Deutschland. Im Zuge dieser von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) in Auftrag gegebenen bundesweiten Erhebung ist Herr Jung (Interview mit Herrn Jung auf Drinktank: drinktank.blogg.de/eintrag.php?id=2306) schon auf erstaunlich viele seltene, teils ausgestorben geglaubte Rebsorten wie Adelfränkisch, Fütterer oder Süßschwarz gestoßen, die von ihm für die Zukunft gesichert werden. Auf Einladung des Weingutes von Racknitz hat Herr Jung in den historischen Anlagen des Weingutes von Racknitz recherchiert und dort die nach seiner Einschätzung ältesten Reben Deutschlands gefunden. Aufgrund ampelographischer Vergleiche ist sich Herr Jung sicher, dass es sich bei den 5 Reben um die Rebsorte Orleans handelt. Orleans gehört zu den späten, sehr säurebetonten Rebsorten, die nur in heißen Lagen ausreifen. Eine Bedeutung als Hauptsorte hatte er im 19. Jahrhundert nur am Rüdesheimer Berg, wo er heute wieder im Anbau ist. Zerstreute Vorkommen gab es bei Heidelberg und im Breisgau. Bei Deidesheim wurde er zur Abschreckung entlang der Wege gebaut, um Mundraub vorzubeugen. Während der Kleinen Eiszeit (1550-1850) dürfte diese spätreife Sorte keine Rolle gespielt haben. Säurebetonte, spätreife Sorten waren aber während der 200-jährigen Hochphase der hochmittelalterlichen Wärmeperiode geschätzt. Bei voller Reife bringt Orleans feurige, gewürzhafte und sehr stabile, lagerfähige Weißweine.
Die 5 verwilderten Reben des Weissen Orleans am Disibodenberg haben an den äußeren Mauerkanten schwer zugänglicher und deshalb längst aufgelassener Weinterrassen überlebt, wo sie mehrfach verzweigt die Steilwand herunterhängen und so der Lichtkonkurrenz der Schlehengebüsche entgehen konnten. Unter Berücksichtigung des im Weingut von Racknitz vorhandenen historischen Kartenmaterials kann ausgeschlossen werden, dass es sich bei den identifizierten Reben um Anpflanzungen des Heidelberger Gartenarchitekten und Ampelographen Johann Metzger (1789-1852) handelt, der 1827 eine eigene Ampelographie über den Rheinischen Weinbau verfasste und auch den romantischen Landschaftspark um die Klosterruine Disibodenberg geplant hat. Insofern müssen die Reben aus einer Zeit stammen, als das Kloster Disibodenberg und dessen Weinberge noch in Betrieb gewesen sind, also zwischen 1108 und der Aufgabe des Klosters in 1559. Diese Zeitspanne entspricht der Dauer der mittelalterlichen Warmphase. Hildegard von Bingen war eine der ersten, die vom Hunnischen Wein sprach, zu dem auch der Hartheunisch alias Orleans gehörte.
Der Südwestrundfunk hat diese Neuigkeiten zum Anlass genommen, auf dem Disibodenberg einen Beitrag zu drehen, welcher voraussichtlich am 10. November 2008 im Rahmen der Landesschau gezeigt wird.
Weitere Informationen erhalten Sie bei Andreas Jung oder dem Weingut von Racknitz.
Büro für Rebsortenkunde und Klonzüchtung
Andreas Jung
Weingut von Racknitz
Guten Durst ! Saluz y Saludos de Isidorus
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Eintrag #12 vom 30. Nov. 2008 12:25 Uhr
Andreas
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Hallo im Zusammenhang mit wein möchte ich nur auf folgendes Thema verweisen: [Taverne, Thread: Weinherstellung]
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