Webkombination Wolle+Leinen
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Eintrag #1 vom 29. Aug. 2002 14:43 Uhr
Angelina Von Borcke
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Hallo,
in einem Buch über Textilfunde der Eisenzeit (Schlabow) wurde ein Gewebe erwähnt, daß aus Wolle + Leinen gewebt wurde. Was davon Schuß und was Kette, darüber war der Autor sich auch nicht klar, es wurde beides für möglich gehalten.
Nun habe ich mich mit einer Weberin ausführlich drüber unterhalten, sie wiederum hat eine Weblehrerin befragt, die von einer solchen Kombination abrät, weil sich Wolle und Leinen nicht "vertragen" würden.
Hat jemand von Euch schon in dieser Kombination gewebt und weiß etwas darüber? Oder weiß jemand, ob solche Stoffe früher hergestellt wurden? Außer diesem eisenzeitlichen fund hab ich das noch nirgendwo gelesen.
Grüße, Angy
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Eintrag #2 vom 29. Aug. 2002 15:35 Uhr
Lorenz Rittscher
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Hallo,
das sich Wolle und Leinen nicht "vertragen kann ich mir nicht vorstellen, da es eine Firma wwwflachs.de gibt die LiWo-Stoffe herstellt bzw. verkauft.
Grüße
Lorenz
Dat Hamborch eyn is und eyn bliwen scal jummermeire!
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Eintrag #3 vom 29. Aug. 2002 16:09 Uhr
Timo Krisch
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Hallo Angy,
ich weiß ja nicht, woher die von Dir benannte Weblehrerin die Information hat, und es liegt mir fern, der Frau zu nahe zu treten. Zumal ich selbst auch nur ein Laie bin und keine genaueren Kenntnisse zum Weberhandwerk habe.
Allerdings gebe ich Lorenz Recht, daß das mit der Unverträglichkeit so nicht stimmen kann.
Ich beziehe mich dabei auf die Recherche des Herrn Lennert in seinem Werk "Kleidung und Waffen in Früh- und Hochgotik 1150-1320", wo der Autor - welcher übrigens sehr genau recherchiert hat - ebenjene Webart als für das MA übliche Webart charakterisiert. Er spricht eindeutig von einem "Mischgewebe", bei welchem die Kette aus Leinen und der Schuß aus Wolle ist.
Soweit mir bekannt ist, versteht man unter Kette (fachlich: Kettfäden) die senkrecht gespannten Garnfäden, unter Schuß (fachlich: Schußfäden) die durch diese Kette laufenden Grundfäden.
Bin wie gesagt kein Fachmann, aber dies sind die Fakten, die mir bekannt sind.
Viele Grüße
Timo
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Eintrag #4 vom 31. Aug. 2002 14:44 Uhr
Lorenz Rittscher
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Moin
Ich kann mir vorstellen das die Weblehrerin mehr an die heutigen Textilgewebeansprüche gedacht hat.
LiWo-Mischgewebe in Kochwäsche geht bestimmt nicht gut aus :-)
Grüße
Lorenz Rittscher
Dat Hamborch eyn is und eyn bliwen scal jummermeire!
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Eintrag #5 vom 28. Aug. 2003 09:48 Uhr
Eva von der Bey
Liebe TVs,
was MA angeht, bin ich Laie, bloß interessiert. Ob die Verwendung von Leinenkette mit Wollschuß historisch ist, vermag ich nicht zu sagen: ich halte sie aber für wahrscheinlich, wo beide Rohstoffe zur Verfügung standen.
Als Weberin dilettiere ich zwar auch, aber mit mehr Erfahrung. Die heutige oft praktizierte Trennung von Wolle und Seide einerseits von BW/Leinen andrerseits beruht auf dem Wissen, daß es sich bei den ersteren um Polyamide, bei den zweiteren um Polyester handelt (oder weniger technisch und genauso richtig: um Protein- bzw Cellulosefasern)
Sofern es nicht um Allergien oder um kleine Unterschiede in der Säurebeständigkeit der Fasern geht, ist eine Kombination m.E. unproblematisch.
Wolle und Leinen - als häusliche Rohstoffe - auch zu kombinieren, liegt nahe.
Die Leinenkette bringt Festigkeit, lässt sich stärker spannen als eine (dünne) Wollkette und bringt durch die geringe Längsdehnung des Leinens im Gebrauch eine Formhaltigkeit in Kettrichtung: es hängt sich nichts aus.
Der Wollschuß füllt gut, wärmt, bringt alle Eigenschaften der Wolle ins Gewebe und gibt eine gewisse Elastizität in Schußrichtung (für Kleidung also vorzugsweise in Querrichtung).
Das macht Sinn..
Und es werden auch heute, auch im Handwebbereich, durchaus solche Mischgewebe gewebt, ebenso gibt es Experimente mit Mischgarne aus Wolle und Leinen.
Gruß, evita
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Eintrag #6 vom 28. Aug. 2003 12:14 Uhr
Claudia Schröder
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In Krefeld im Deutschen Textilmuseum läuft zur Zeit eine Ausstellung über koptische Textilien, die in Gräbern gefunden wurden. Ich habe mir die Stoffe angesehen. Die Ausstellung gibt detaillierte Hinweise zur Wolle/Leinen-Bindung, Farbe und Muster (sehr schön!) und auch über Schnitte von Tuniken aus der Zeit.
Sehr umfangreich und sehr informativ.Außerdem wird dort darauf hingewisen, dass man sich nach Terminabsprache auch zu anderen historischen Fragen gerne an die Fachleute wenden kann.
Anna von Veen auf dem Berge wwwmysterium-scribendi.de
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Eintrag #7 vom 28. Aug. 2003 16:20 Uhr
Ulrich
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Hallo,
meine Gedanken dazu:
Probleme bei einem Mischgewebe Wolle/Leinen könnten auftreten wenn nach dem Webvorgang das Gewebe eingefärbt werden soll. Mit den Färbemitteln des MA kann ich mir vorstellen das es schwierig wird eine gleichmäßige Farbsättigung einzufärben. Auch heute noch werden viele verschiedene Färbearten eingesetzt, speziell für einzelne Gewebearten.
Wenn ich nun an das Spinnen von Hand bei Flachs und Wolle denk entstehen Webgarne , die verschiedene Zugeigenschaften haben. Verwebt kann dann der Stoff in Schußrichtung ( Wolle ) die Festigkeit verlieren und in eine Richtung "auslaufen".
Was mir so eingefallen ist
Ulrich
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Eintrag #9 vom 29. Aug. 2003 12:09 Uhr
Claudia Schröder
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Hallo Ulrich,
Die Originalfunde, die ich mir angeschaut hatte, darunter waren auch europäische Stoffe aus dem 13. + 14. Jh., wurden allesamt nicht nach dem Weben gefärbt. Damit hat man das Problem dann nicht.
Anna von Veen auf dem Berge wwwmysterium-scribendi.de
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Eintrag #10 vom 29. Aug. 2003 14:06 Uhr
Ruth
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Hallo,
ein Mischgewebe aus Wolle (Schuß) und Leinen und/oder Hanf (Kette) wurde unter dem Namen Tirtei/Dirredei/Tirtich anscheinend ab dem 14. Jahrhundert in Deutschland in größerer Menge produziert. Die ‘Tirchenmacher’ sind in Köln 1429 das erste Mal als eigenes Handwerk erwähnt.
Allerdings habe ich zu Tirtei auch gefunden, daß es sich dabei um ein Baumwoll-Woll-Mischgewebe handeln soll.
Weiß jemand mehr?
Ruth
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Eintrag #11 vom 01. Sep. 2003 08:40 Uhr
Ameli
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Hallo,
wir waren am Wochenende im Textilmuseum in Krefeld-Linn und haben uns die Ausstellung "Aus Gräbern geborgen - koptische Gewänder" angesehen.
Diese zeichnen sich durch besonders kunstfertige, feine Borten und Verzierungen in Wirktechnik aus. Bis auf wenige Ausnahmen wurde Wolle auf Leinenkette gewirkt.
Vorteil dieser Technik: Wolle läßt sich leicht in fast jeden Farbton färbe, die Leinenkette macht durch ihre höhere Reißfestigkeit das Material haltbar.
Gruß
Ameli / Elisabeth von Tannenberg
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Eintrag #12 vom 01. Sep. 2003 12:42 Uhr
David Seidlitz
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Hallo zusammen!
Mir ist als Mischgewebe das sogenannte Barchant oder Barchent bekannt. Dieses wird meines Wissens aus Baumwolle und Lein gewebt. Erwähnt zu Beispiel in "Stadtluft, Hirsebrei und Bettelmönch" aus dem Theiss Programm. Gebräuchlich wurde Barchent wohl ab dem 14. Jhd. von Süddeutschland sich nach Norden ausbreitent.
Kann mir jemand etwas zu Bockeram oder Pukramo sagen? Ich las eine Deutung als Gewebe mit Bockshaar.
David
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Eintrag #13 vom 09. Okt. 2007 12:15 Uhr
Thorsten Seifert
Hallo
Ist etwas zu anderen Mischgeweben, Kombinationen wie Wolle / Seide oder Seide / Leinen bekannt, ich bin bei der Stoffsuche auf solche Gewebe gestossen und wollte wissen ob sowas überhaupt verwendet wurde.
Thorsten (Dagobert, Ministrie et Miles Karls des Großen)
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Eintrag #14 vom 09. Okt. 2007 12:42 Uhr
David Seidlitz
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Hallo,
nicht wirklich mittelalterlich, aber ich kenn die Kombination von Wolle und Leinen als die sog. "Beiderwand" aus dem 19. Jh. Da war sie allerdings sehr typisch für rustikale Bekleidung und sehr verbreitet.
Gibts leider heute nicht mehr…
David
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