Völkerwanderung
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Eintrag #1 vom 21. Jan. 2003 12:08 Uhr
Angelina Von Borcke
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Hallo,
mich würde mal interessiere, wie lange eigentlich die Völker unterwegs waren, welche Strecken sie zurückgelegt haben.
Gibt es Hinweis (Literatur) wie man sich die Wanderungen vorzustellen hat? Mehrere Tage Wanderung, mehrere Tage/Wochen lagern? Sommers wandern, winters lagern? Wie sahen die Hausstände der Familien aus? Ein Wagen, ein Ochse, ein Zelt? Wie aufwendig wurde in Lager gebaut? Wurden zeitweise auch Siedlungen aufgebaut und länger an einem Ort verweilt?
Fragen über Fragen… :) Wie immer halt…..
Angy
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Eintrag #2 vom 22. Jan. 2003 12:43 Uhr
Larissa Fröhlich
Hallo Angy,
ich habe Material zu einer Vorlesung über Die Entstehung Europas ins Netz gestellt. Neben Karten und Bildern gibt es dort auch eine ausführliche Bibliographie und viele weiterführende Links. Dort wirst Du bestimmt fündig.
Grüße, Larissa
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Eintrag #3 vom 23. Jan. 2003 08:44 Uhr
Frank
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Hallo Angy,
es lief vor kurzem sowohl auf ARTE als auch im ZDF eine vierteilige Reihe über die Völkerwanderungszeit. Es sind zwar weder genaue Marschrouten noch exakte Kilometerangaben daraus zu ziehen, aber ich fand’s sehr gut um sich mal ein Bild über die Dimensionen zu machen.
Die ganze Sache hieß "Sturm über Europa"
Die DVDs sind aber recht teuer und bieten soweit ich weiß keine Zusatzfeatures, sodass ich Dir eher Video empfehle. Frag’ doch mal Stefan Deuble, der wohnt glaub’ ich bei Dir ums Eck der hat’s bestimmt…
(oder mich:-))
Gruß aus Franken
Frank
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Eintrag #4 vom 23. Jan. 2003 13:43 Uhr
Thomas Klee
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Hallo Angy
zwar gib es einige Bücher die sich dem Thema verschrieben haben, jedoch sind diese relativ ungenau, bzw. schneiden teilweise nur die Marschrouten an.
Einen besseren Einblick erhältst Du, wenn Du die Bücher zu den einzelnen "Stämmen" zur Brust nimmst , die Daten miteinander vergleicht und dann zusammenfügst *g*
Ok. ist ein wenig Arbeit … denn es waren nicht wenig Völker unterwegs *g*
- Die Goten; Ostgoten (Gotensaga ist da sehr aufschlußreich) und Westgoten
- Die Wandalen
- Die Langobarden
- Die Sachsen, Angeln und Jüten
… dann noch die Franken, Alamannen, Sueben und all die anderen Stämmen, die sich Teilweise den großen Wanderern angeschlossen haben. Denn oft wird nur von der (z.B.) Gotenwanderung gesprochen, doch bei genauerer Untersuchung stellt man fest, daß der Großteil der Menschenmassen ein Sammelsorium verschiedener Völker war.
Thorfinn
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Eintrag #5 vom 23. Jan. 2003 15:45 Uhr
astrid schmitt
Hallo. :)
ich möchte kurz anmerken, daß man sich die Völkerwanderungszeit nicht als einen großen Treck, wie etwa die Besiedelung des Wilden Westens, vorstellen sollte. "Sturm über Europa" gab da leider ein ziehmlich verzerrtes Bild wieder.
Es sah so aus, als wären Tausende permanent mit Planwagen und leichtem Gepäck unterwegs gewesen.
In der Realität war das die absolute Ausnahme.
Wenn man zum Beispiel den Fall der Langobarden nimmt, kann man die Problematik ganz gut erkennen: Nach antiken Quellen und ihren eigenen Entstehungslegenden siedelten sie ursprünglich "im Norden".
Eine germanische Kulturgruppe, die zur älteren Römischen Kaiserzeit in Norddeutschland faßbar ist, wird demnach auch gern mit diesem Volk identifiziert.
In Norditalien kommen die Langobarden schließlich im Frühmittelalter an (was durch ihre Quellen und die Quellen derer, denen sie dort die Schädel einschlagen, recht gut belegt ist).
Dazwischen liegen aber flockige 500 bis 600 Jahre.
Zieht man strammen Schritts los, wie im Film gezeigt, ist man aber innerhalb weniger Monate von der Nordsee nach Pavia gelaufen.
Der Umstand, daß Völkerwanderungen so lange dauerten, erklärt sich nicht etwa dadurch, daß die Leute damals alle keine Karten hatten und sich permanent verliefen.
Vielmehr wurde eigentlich der geringste Teil der Zeit mit Wandern verbracht.
ßber die ganze (vermutete !) Strecke der Langobardischen Wanderung verteilt sind Siedlungen und vor allem über mehrere Generationen belegte Gräberfelder nachzuweisen. Die Leute waren also die meiste Zeit seßhaft, bestellten ihre ßcker und begruben ihre Toten auf festen Plätzen. Wenn die Resourcen knapper werden, wandert eine Generation zwei Orte weiter, während die Alten bleiben, wo sie sind.
Die nächste Teilwanderung findet dann wieder ein- zwei Generationen später statt.
Natürlich gibt es auch Nachrichten über richtiggehende Trecks, das ist aber angesichts der Größe der Bevölkerungsbewegung die absolute Ausnahme, und in der Regel sind nur kleine Gruppen von soetwas betroffen.
Gruß, Astrid
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Eintrag #6 vom 23. Jan. 2003 17:55 Uhr
Thomas Klee
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@ Astrid
Gut das du dies erwähnst! Es ist meines Erachtens wichtig zu erkennen das nicht alle Völker "Germaniens" hopplahopp durch die Landschaft, in Richtung Rom, eierte. Sondern das es sehr lange dauerte bis die Völkchen dort ankamen, wo sie bis zu ihrem Verschwinden/Auflösen/Assimilieren sich breit machten.
Einzig in der Gotensaga wird von einem großen "Menschenzug" gesprochen … Jedoch wissen wir ja alle wie es mit Mengen und Zahlen sich in historischen Schriften verhält ;-)
Thorfinn
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Eintrag #7 vom 24. Jan. 2003 10:11 Uhr
Frank
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Tach zusammen,
natürlich habt Ihr recht und "Sturm über Europa" ist nicht gerade eine wissenschaftliche Abhandlung des Themas. Aber um prinzipiell eine Vorstellung von den Routen zu bekommen und zu verdeutlichen dass wirklich ganz Europa auf den Beinen war ist es m.E. ganz gut.
Zur Thematik Völkerwanderung fällt mir noch ein Buch von S.Fischer Fabian ein das ich mal gelesen habe, da ist das mit den Kimbern und Teutonen auch ausführlicher beschrieben (wenn auch mit einer meiner Meinung nach etwas rosanen Brille nach dem Motto "Die Germanen sind die Guten und die Römersleut’ die Bösen" also auch nicht wissenschaftlich objektiv) Aber es kommt deutlich raus, daß es durchaus lange gedauert hat und gewichtiger Gründe bedurfte sie dazu zu bewegen wieder auf die Reise zu gehen.
Unter dem Aspekt, daß es eben so lange dauerte und da wo die wandernden Völker jeweils ankamen auch schon andere Kulturen ansessig waren ist es meinem Dafürhalten nach auch äusserst interessant die Völkerwanderung aus dem Blickwinkel derer zu betrachten, die mit Stämmen wie den Langobarden, Kimbern, Goten… in Kontakt kamen und sich "vermischten". Es waren ja schliesslich nicht DIE Kimbern die in Norditalien ankamen die auch von der Ostsee loszogen, sondern ein Gemisch aus diversen Kulturgruppen die sich auf der langen Wanderung über die Jahrzehnte hinweg zusammenschlossen.
Dementsprechend ist der Ansatzt von Thomas gezielt die Geschichte der einzelnen Stämme zu verfolgen und zu recherchieren mit Sicherheit der Beste, macht aber auch am meisten Arbeit weil man eben nicht nur die berücksichtigen kann die wanderten sondern eben auch die die schon da waren wo die anderen hinwollten oder ankamen (ohne es vielleicht gar zu wollen… :-))
Es liegt also in der Intention des Einzelnen wie tief er in das Thema Völkerwanderung einsteigen möchte.
Mich interessiert das schon auch, da mein Interessenschwerpunkt im 6. Jhd liegt…
Gruß aus Franken
Frank
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Eintrag #8 vom 03. Feb. 2003 01:08 Uhr
Urs Noetzelmann
Ich empfehle:
KRAUSE, ARNULF: "Die Geschichte der Germanen". Frankfurt & New York: Campus. 2002.
eigentlich Germanist und kein Archöologe/Historiker…. umso interessantere Ansichten!!
Hlorridi
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Eintrag #9 vom 03. Feb. 2003 10:37 Uhr
Sylvia Crumbach
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Hallo,
das Buch von Fischer-Fabian "Die ersten Deutschen" gibt einen schönen Gesamtüberblick, ist aber definitiv kein Fachbuch. Erschienen ist das Buch (ich müsste zu Hause nachsehen) 1977 oder 1978. Wenn man die Entstehungszeit bedenkt, werden die Sichtweisen klarer. Trotzdem ist das ganze echt lesenwert!
Was ich ganz persönlich nicht empfehlen kann, ist das Buch "Die Germanen", Todd, Theiss-Verlag. Noch recht neu kommen keine neuen Anhaltspunkte, was mich besonders interessiert (Tracht, Alltagleben) ist oberflächlich behandelt teilweise widersprüchlich.
Wenn man so einiges überließt (den Klassenkampf der Kimbern und ähnliches) ist das zweibändige "Die Germanen" Herausgeber J. Hermann, DDR-Akademie der Wissenschaften für mich nützlicher.
Die Serie "Sturm über Europa" hatte hier mal einen eigenen Thread, glaube ich. Das Phänomen "Völkerwanderungszeit" kam eher nicht rüber, leider. Zwar finde ich es immer schön wenn solche Sendungen mit Bilder aus dem Bereich lebendige Geschichte unterlegt werden, aber die immer gleichen Wildwest-Treck Germanen und besonders die Frau mit dem Kopftuch…… So wirkt ganze dann eher wie die alte Serie "Burg und Schlossgeschichten" mit grimmigen Grafen und grausig und tragisch verratenen Ehefrauen, fast wie ein Bauern-Theater zur Zuschauerbelustigung. (Es gab auch ganz wenige wirklich gute Aufnahmen wie die zum germanischen Grenzverkehr am Limes, mit guter Ausrüstung und einem festen Thema)
Was die Wanderungswege der einzelnen Völker angeht, ist die Definition nicht so wirklich einfach. Ich denke, es ist das beste sich die Mühe zu machen die lokalen Befunde zu recherchieren und sich auf ein bestimmtes "Schlaglicht" das durch einen konkreten Fund belegt ist, zu konzentrieren.
Sylvia
Projekt Folgari
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