Vermittlung von Vergangenheit – Gelebte Geschichte als Dialog von Wissenschaft, Darstellung und Rezeption
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Eintrag #1 vom 15. Apr. 2009 23:09 Uhr
Roman Grabolle
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Tagung vom 03.-05. Juli 2009 im LVR-LandesMuseum Bonn
“Vermittlung von Vergangenheit – Gelebte Geschichte als Dialog von Wissenschaft, Darstellung und Rezeption”
vom 03.-05. Juli 2009 im LVR-LandesMuseum Bonn
Im Rahmen dieser Tagung wollen die Veranstalter mit VertreterInnen aus Museen und Universitäten sowie Medien und Reenactment / Living History über die verschiedenen Ansätze der Wissensvermittlung und das durch sie transportierte Geschichtsbild diskutieren. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, welche Methoden und Konzepte bei der Präsentation historischer Verhältnisse aus pädagogischer, wissenschaftlicher und darstellerischer Sicht für den Konsumenten überzeugend und für den Anbieter realisierbar sind.
Denn lediglich eine authentische Rekonstruktion unserer Geschichte und eine wissenschaftliche Interpretation unserer Geschichtsbilder kann für alle Grundlage einer modernen und anspruchsvollen Vermittlung von Vergangenheit sein.
Einführungstext zur Tagung
InfoFolder zur Tagung
Vorläufiges Programm
Die Tagung wird in vier thematische Module geteilt sein:
Modul Darstellung
Modul Wissenschaft
Modul Qualität
Modul Gesellschaft
Die Anmeldung zur Tagung ist ab sofort möglich. Folgen Sie diesem Link:
Für das Tagungswochenende steht ein Sonderkontingent von Hotelplätzen zur Verfügung. → Hier gehts zum Angebot.
Diese Tagung ist eine gemeinsame Veranstaltung folgender Verbände/Institutionen:
West- und Süddeutscher Verband für Altertumsforschung
Gesellschaft für Naturwissenschaftliche Archäologie / Archäometrie
Deutsche Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte
Dachverband Archäologischer Studierendenvertretungen
in Zusammenarbeit mit dem LVR-LandesMuseum Bonn
Vorläufiges Programm der Tagung
Freitag, den 3. Juli 2009:
10.00: Tagungsbüro öffnet
14.00: Begrüßung der TeilnehmerInnen?
14.30: Impulsreferate zu den Modulen Darstellung, Wissenschaft & Qualität mit anschließender Diskussion
19.00: Abendvortrag
20.00: Abendempfang
Samstag, den 4. Juli 2009:
9.00: Impulsreferate zum Modul Gesellschaft mit anschließender Diskussion; danach Konstituierung der Module
12.00: Mittagspause
13.00: Beginn der Nachmittagssitzung
Sonntag, den 5. Juli 2009:
9:00: Abschlusssitzungen der Module
12.00: Plenum mit Vorstellung der Ergebnisse
und Abschlussdiskussion
14.00: Ausstellung
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Eintrag #2 vom 15. Apr. 2009 23:42 Uhr
Frank
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Wer sich selbst als Ziel setzt:
"authentische Rekonstruktion unserer Geschichte und eine wissenschaftliche Interpretation unserer Geschichtsbilder"
Sollte nicht mit Linksextremisten zusammen arbeiten…
Daher ist der Poster fragwürdig.
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Eintrag #3 vom 16. Apr. 2009 00:03 Uhr
Roman Grabolle
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Sehr geehrter Herr Koppe,
über Ihren ersten Beitrag unter [Taverne, Thread: Tagung am 3.7.2009 im RGM Köln: Die Erfindung der Deutschen] konnte ich ja noch schmunzeln. Der erklärt sich glaube ich auch gut selbst, wenn man sich nur kurz die Liste der Referent_innen und die beiden veranstaltenden Institutionen anschaut.
Da Sie sich nun aber auch über andere Threads ausbreiten und mich ("der Poster") offenbar der "Zusammenarbeit mit Linksextremisten" bezichtigen und aufgrund von zwei Veranstaltungsankündigungen als "fragwürdig" abdisqualifizieren, bitte ich Sie, diese Anschuldigung in einer Mail - meine Adresse läßt sich hier finden - zu belegen oder sich öffentlich zu entschuldigen. Sollte Ihnen das nicht gelingen, überlege ich mir, ob und welche Konsequenzen ich daraus ziehe.
Mit freundlichen Grüßen
Roman Grabolle
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Eintrag #4 vom 16. Apr. 2009 09:01 Uhr
Lars-Christoph Klein
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Um ganz ehrlich zu sein: Ich kann bei beiden Veranstaltungen keine Linksextremisten erkennen - es sei denn, man sieht alles das als linksextremistisch an, was nicht rechts des Heimatvertriebenenflügels der CSU steht.
Dass ein Veranstalter sich vorbehält, Personen, welche für z.B. antisemitische Äußerungen bekannt sind, auszuschließen, ist sein Hausrecht und dient nicht der Verhinderung einer offenen Diskussion, sondern gerade dazu, eine solche Diskussion zu ermöglichen, ohne dass Rechtsextremisten sie zu Propagandazwecken missbrauchen oder systematisch stören.
Die angeblichen Linksextremisten bei der in diesem Thread besprochenen Veranstaltungen sind mir noch schleierhafter. Geht es Herrn Koppe um die Beteiligung des Dachverbandes archäologischer Studierendenvertretungen? Klar, Studenten sind immer linksradikal.
Und selbst wenn sie es wären: Wer sich über Ausschlussklauseln gegen Rechtsradikale aufregt, sollte nicht den Ausschluss von Linken fordern. Es sei denn natürlich, ihm geht es gar nicht um eine offene Diskussion. Wohin es führt, wenn man die deutsche Geschichtsschreibung zum Privileg einer bestimmten politischen oder weltanschaulichen Richtung erklären will, haben wir gerade in der deutschen Geschichte oft genug gesehen (oder könnten es sehen, wenn wir den Blick auf sie nicht mit ideologischen Filtern verstellten). Und wie Deutschland zehn Jahre nach dem Ausschluss als "links" angesehener Wissenschaftler aus dem Forschungsbetrieb aussah, wissen wir auch. Vielleicht sollte man daraus für die Zukunft lernen.
In diesem Sinne:
Venceremos!
L.
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Eintrag #5 vom 16. Apr. 2009 10:25 Uhr
Wolfgang Ritter
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Wer arbeitet jetzt mit Linksextremisten zusammen? Der DASV e.V.? Das Landesmuseum Bonn? Oder sind das die Linksextremisten? Oder Roman Grabolle? Oder wer? Oder kann es einfach auch nur so sein, dass Du nicht so ganz bei Dir bist und einfach mal so ein bisschen unreflektiert daherschwadronierst? Wo genau kann man eigentlich den Studiengang Rabulistik belegen.?
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Eintrag #6 vom 06. Jul. 2009 22:37 Uhr
Roman Grabolle
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Ultrakurzzusammenfassung und Dank von mir:
Es war sowohl wissenschaftlich interessant und produktiv als auch insgesamt eine sehr nette und angenehme Tagung. Besonders mit den Ergebnissen der AG Gesellschaft, an der ich teilgenommen habe, bin ich sehr zufrieden. Es gab konstruktive Diskussionen, auch wenn wir nicht immer einer Meinung waren. Manch eigenartiges Vorurteil löste sich ganz einfach dadurch in Luft auf, dass man mal miteinander gesprochen hat anstatt nur übereinander.
Vielen Dank zum einen an den DASV für die Spitzen-Organisation und zum anderen an die teilnehmenden Darsteller_innen, von denen zwei anderen und mir Obdach in Bonn und lange Vor- und Nachbereitungsgespräche zur Tagung am großen runden Küchentisch boten.
Die Tagungsbeiträge und die Ergebnisse der vier Arbeitsgruppen sollen veröffentlich werden.
Wesentlich inhaltsreicher ist diese Zusammenfassung:
Tagung “Vermittlung von Vergangenheit – Gelebte Geschichte als Dialog von Wissenschaft, Darstellung und Rezeption” vom 3.-5.07.2009 in Bonn im Rheinischen Landesmuseum
Vermittlung von Vergangenheit - Teil I: Kurzbericht
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Eintrag #7 vom 07. Jul. 2009 13:26 Uhr
Andreas Sturm
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Hallo,
nur als kleine Ergänzung. Ich habe den Hand-out, der die wichtigstens Punkte meines Vortrages zusammenfasst, als PDF zum Download bereitgestellt:
Beste Grüße,
Andreas
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Eintrag #8 vom 07. Jul. 2009 14:14 Uhr
Jens
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Ganz ehrlich, ich lese da das übliche "da müssen Profis ran" (ich weiss, am besten solche, die damit Geld verdienen, gelle?) raus,
und der letzte Absatz regt mich doch sehr zum Schmunzeln an:
"middlemen of happiness"
Himmel, Museen sollen immer noch Geschichte vermitteln, wer Seelsorge will, soll in die Kirche gehen.
Insgesamt niedliche Folie, aber am Ende des Tages steht doch wieder nur ein Mensch im Kostüm vor dem Publikum,redet und zeigt Dinge, während das Interesse dessen irgendwo zwischen den Gedanken ans Mittagessen und echter Faszination schwankt, je nach Person.
Wenn wir mal soweit sind, dass wirklich nur die Dinge, die in dieser Folie stehen, die Probleme von LH im Museum darstellen, dann sind wir verdammt weit gekommen. Und vermutlich ettliche hundert Jahre vergangen.
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Eintrag #9 vom 07. Jul. 2009 14:28 Uhr
Andreas Pilz
Wenn ich ehrlich bin, frage mich oft, was solche Symposien bringen sollen. Bevor über LH und Museen nachgedacht wird, sollte meiner Meinung nach ein schlüssiges Gesamtkonzept (am besten sogar verpflichtendes) für die Qualität an öffentlichen Museen vorhanden sein.
Ich finde es immer wieder verwunderlich, wenn in Museen Rekonstruktionen ausgestellt werden, deren Qualität weit entfernt ist von denen, entsprechend guter Darsteller.
Oder wenn es als Museumspädagogik verkauft wird, wenn irgendeine billige studentische Kraft Kindern ein verzinktes Kettenhemd anziehen lässt und dazu ein paar auswendig gelernte (und inhaltlich falsche) Sätze runterseiert.
Grundsätzlich sind solche Dialoge eigentlich sehr Wünschenswert, auch die Überlegung, wie ein Museum vielleicht ambitionierten Darstellern im Austausch auch entgegen kommen kann (als Darsteller ist es oft sehr schwer an entsprechende Regionale Informationen zu kommen, wenn das örtliche Museum keine entsprechende Ausrichtung hat).
Solange die Museumslandschaft in dt. selbst eine sehr inhomogene Gruppe ist, wird ein Dialog mit einer anderen sehr inhomogenen Gruppe (den LHlern) sehr schwer und wohl kaum viele Früchte tragen, ausser das die Anwesenden vielleicht eine schöne Zeit gehabt haben und im Nachhinein sich auf die Schulter klopfen können "wir waren dabei".
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Eintrag #10 vom 07. Jul. 2009 15:02 Uhr
Radi
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Hallo Andreas (Pilz),
die Punkte, die Du anreißt, waren wichtige Themen auf der Tagung…….
Mit besten Grüßen
Radi
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Eintrag #11 vom 07. Jul. 2009 15:51 Uhr
Roman Grabolle
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> Wenn ich ehrlich bin, frage mich oft, was solche Symposien bringen sollen.
Was sollen Tagungen überhaupt bringen? Es gibt Bücher, Telefon, emails, Mailinglisten, Diskussionsforen. Warum sich da noch persönlich treffen? …. . Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir die in Bonn im Plenum und den AGs erreichten Ergebnisse ohne den persönlichen Kontakt und das gemeinsame Diskutieren vor Ort entweder gar nicht erreicht hätten oder nach zwei Jahren mit ermüdenden, sich ständig wiederholenden Debatten, eigenartigen Einwürfen, zeitweiser Resignation mehrerer Teilnehmer_innen … etc.
Man kann immer und überall sagen, warum habt ihr nicht noch dies und das besprochen und da etwas dazu gesagt. Besonders gut kann man das, wenn man selbst nicht vor Ort war und gar nicht weiß, was in drei Tagen alles im Einzelnen diskutiert wurde, sondern seine Meinungen aufgrund erster kurzer Tagungsberichte bildet.
> Ich finde es immer wieder verwunderlich, wenn in Museen Rekonstruktionen ausgestellt
> werden, deren Qualität weit entfernt ist von denen, entsprechend guter Darsteller.
Keine Frage, schlechte Rekonstruktionen gibt es und sie sind kein Ruhmesblatt für die Museen. Aber ist das wirklich das Hauptproblem deutscher Museen? Ist nicht vielmehr die – in Bonn recht ausführlich diskutierte – Frage, welche Funktion archäologische und historische Museen in unserer Gesellschaft überhaupt haben. Warum stellen wir was wie aus? Wozu dienen Rekonstruktionen, sei es nun auf Anziehpupen oder an Darsteller_innen?
> Solange die Museumslandschaft in dt. selbst eine sehr inhomogene Gruppe ist, wird ein
> Dialog mit einer anderen sehr inhomogenen Gruppe (den LHlern) sehr schwer und wohl
> kaum viele Früchte tragen,
Hmm, welche Konsequenzen zieht diese Feststellung jetzt nach sich? Schnurstracks gleichschalten oder aber nichts machen und weiterwurschteln? Wenn es in absehbarer Zeit ein Dutzend interessierte und engagierte Archäologiemuseen gibt, die sich für die Angebote, Wünsche und Probleme von einem Dutzend guter LH-Gruppen und –Einzelpersonen interessieren, sich gegenseitig kennen, schätzen und austauschen – wem nutzt das schon?
> ausser das die Anwesenden vielleicht eine schöne Zeit gehabt haben und im Nachhinein
> sich auf die Schulter klopfen können "wir waren dabei".
Herzlichsten Dank, jetzt weiß ich endlich, warum ich 600 km hin und wieder zurück durch unsere Republik gegurkt bin. Und warum vergleichsweise wenige Darsteller_innen teilgenommen haben. Die wenigen sind genauso blöd, naiv und egoistisch wie ich. (Das geht nicht an alle die, die zwar Interesse hatten, aber aus welchen Gründen auch immer verhindert und anderswo beschäftigt waren.)
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Eintrag #12 vom 07. Jul. 2009 19:24 Uhr
Roman Grabolle
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Ergänzend zu dem Tagungsbericht unter lunula.twoday.net/stories/5806791 hier noch einige Notizen zu zwei Vorträgen, die mir besonders wichtig waren und daher auch etwas ausführlicher mitnotiert wurden:
“Die strafbare Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen gem. §86a StGb? und der Ausnahmetatbestand”
Staatsanwältin Eva Nicola Schulz, Staatsanwaltschaft Bonn. Sie ist seit ca. fünf Jahren mit politischen Straftaten, extrem rechter und linker Symbolik und Volksverhetzung beschäftigt.
Als wohl bekanntestes Zeichen nahm das Hakenkreuz einen breiten Raum in ihrem Vortrag ein. Sie stellte klar, dass das Hakenkreuz stets ein Kennzeichen einer verfassungswidrigen, d.h. in dem Falle einer ehemaligen nationalsozialistischen Organisation nach § 86a StGB ist. Für den Kennzeichenbegriff ist der Kontext der Verwendung nicht von Bedeutung. de.wikipedia.org/[
]/Kennzeichen_verfassungswidrig[
]
Allerdings ist die Verwendung nicht immer strafbar, denn es gilt die sogenannte "Sozialadäquanzklausel" im § 86. Darunter fallen Handlungen der staatsbürgerlichen Aufklärung, der Abwehr verfassungswidriger Bestrebungen, der Kunst oder der Wissenschaft, der Forschung oder der Lehre, der Berichterstattung über Vorgänge des Zeitgeschehens oder der Geschichte oder ähnlicher Zwecke (Abs. 3 i. V. m. § 86 Abs. 3 StGB). Ebenso ist das Verwenden nicht strafbar, wenn "der unbefangene Beobachter eine Ablehnung der NS-Ideologie erkennen kann".
Es folgten vier Beispiele für den Umgang mit Hakenkreuzen in der bisherigen Rechtssprechung.
Fall 1) Im Antiquitätenhandel tauchte ein Schmuckstück mit einem kleinen Hakenkreuz auf. Dessen Ausstellung und Verkauf wurde vom Gericht als sozialadäquat angesehen, da das kunsthandwerkliche Stück nur Rahmen des Handels gezeigt wurde und unter die Freiheit der Kunst fällt.
Fall 2) Es wurden Uniformen mit NS-Emblemen auf einer Auktion angeboten und dafür ausgestellt. Auch dies wurde angezeigt und von dem zuständigen Gericht für sozialadäquat befunden, da sich die Auktion an informierte Kunden, insbesondere Museen und seriöse Sammler, richtete und somit als im weitesten Sinne wissenschaftliche Veranstaltung gelten kann. Es handelte sich im eine kurzfristige Ausstellung und eine Weiterverwendung für wissenschaftliche Zwecke.
Bei den folgenden Fällen wurde dagegen keine "Sozialadäquanz“ gesehen und entsprechend ein Verstoß gegen § 86a: Fall 3) Flugzeugnachbildung der Luftwaffe, Fall 4) ein Hakenkreuz auf einer Schallplatte und Fall 5) ein Flugzeugmodell mit Hakenkreuz.
Es folgte die kurze Schilderung weiterer vergleichbarer Fälle etwa zu FDJ-Hemden oder Abzeichen und zu einer Kunstaufführung, bei der sich Teile des Publikums nach einem von dem Künstler entbotenen Hitlergruß zur Nachahmung hinreißen ließen und dafür verknackt wurden – nicht aber der Künstler.
Hingewiesen wurde außerdem auf die Entscheidung des für Staatsschutzstrafsachen zuständigen 3. Strafsenats des Bundesgerichtshofs von Oktober/November 2008, wonach das isolierte Verwenden eines stilisierten Keltenkreuzes - die Darstellung eines gleichschenkligen Balkenkreuzes, um dessen Schnittpunkt ein Ring gelegt - grundsätzlich strafbar ist.
Gerade im Bereich der LH besteht aber durch bislang noch fehlende Urteile weiterhin eine gewisse Rechtsunsicherheit.
In der anschließenden Diskussion wurde unter anderem nach Tätowierungen wie etwa dem Hakenkreuz oder dem bekannten SS-Leitspruch gefragt, die in der Öffentlichkeit selbstverständlich abzudecken sind. Desweiteren ging es um die Präsentation einer originalen Hakenkreuz-Fibel, wobei Frau Schulz hier selbstverständlich keine Rechtsberatung geben durfte und darauf verwies, dass unterschiedliche Gerichte auch unterschiedliche Ansichten dazu haben können. Letzteres dürfte im Sinne der Freiheit der Wissenschaft aber eher unproblematisch sein, was bei Repliken bereits wieder nur begrenzt gilt.
Wichtig für die Entscheidung über die Sozialadäquanz ist offenbar immer der Kontext, in dem das Symbol gezeigt wird sowie die Größe und Art der Öffentlichkeit, in der dies geschieht. Einheitliche Normen dafür gibt es jedoch nicht, auch keine Grundsatzentscheidungen als Referenz.
“Geschichte dramatisch nachbessern?”
Prof. Dr. W. Hochbruck, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, präsentierte einige Teil- und Zwischenergebnisse des laufenden DFG-Forschungsprojektes 875 „Historische Lebenswelten in populären Wissenskulturen der Gegenwart“ portal.uni-freiburg.de/historische-lebenswelten
Er nannte eine Reihe von Problemfeldern im Kontaktbereich der LH-Szene mit Museen, von denen ich mir leider nur die ersten drei notieren konnte:
1.) zu lange, zu starke Konzentration einseitig auf „Authentizität“ bei gleichzeitiger Vernachlässigung etwa der Inhalte, des Zwecks und der pädagogischen Umsetzung der Darstellung
2.) Verkettung von Bekanntschaften vs. Qualitätsgarantie
3.) didaktische Ausrichtung vs. „Verschnullerung“ der Inhalte
Er wies besonders auf das „Problem der zirkulären Selbstauthentifizierung“ in der LH-Szene hin. Auch wenn bislang nicht geklärt ist, ob die Qualitätsgarantie durch eigene, unabhängige Plattformen oder eine gemeinsame Plattform für LH und Museum gegeben werden sollte, ist er sich doch sicher, dass es eine oder mehrere solcher Plattformen geben muss.
Wesentlich sind für ihn vier Grundkategorien, die auch schon Katrin in ihrer Zusammenfassung genannt hat.
- Fachwissen
- materielle Qualität
- pädagogisches Konzept und didaktische Ausrichtung
- schauspielerische Befähigung
Diese können unterschiedlich verteilt sein, sollen aber ausreichend vorhanden sein. Fehlt eine dieser Grundkategorien völlig oder ist nicht ausreichend vorhanden, dürfte eine LH-Gruppe nicht für den Einsatz in einem Museum geeignet sein.
Abschließend stellte er einen möglichen Fragenkatalog vor, der selbstverständlich nicht das gesamte Hobby umfasst, sondern nur im Umfeld von Museen gelten kann:
A. Kurzvorstellung und Organisationsform (Epoche, Personenzahl der Gruppe etc.)
B. Historisches Fachwissen
C. Materielle Ausstattung („A“)
D. Pädagogischer Ansatz
E. Didaktisches Konzept und Dramaturgie
F. Schauspielerische Fähigkeiten
G. Referenzen
In der anschließenden Diskussion sorgte vor allem seine weite Definition von „Schauspiel“ für erhebliche Verwirrung, die nach meinem Dafürhalten auch nicht völlig ausgeräumt werden konnte.
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Eintrag #13 vom 08. Jul. 2009 00:05 Uhr
Thorsten
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Wollte mich auf diesem Wege nur kurz bei allen bedanken, die recht ausführlich Ihre Erfahrungen bei diesem Symposium mitgeteilt haben. Mir war es leider aus beruflichen Gründen kurzfristig nicht möglich zu kommen. Deshalb weiß ich den Aufwand, denn die diversen Threadbeiträge, Blogs, PDFs und was auch immer verursachen sehr zu schätzen.
Ich kann von meiner entfernten Warte aus schlecht beurteilen, wieviel die drei Tage per se "gebracht" haben. Doch scheinen zumindest einmal die verschiedenen Gruppen miteinander gesprochen zu haben und das ist meiner Erfahrung nach schon einmal viel wert.
ICh werde diese Diskussion mit Sicherheit weiterhin mit viel Interesse beobachten und mich hoffentlich auch mal aktiv beteiligen - wobei ich mir manchmal bei dem Fragenkatalog auch noch den Punkt "Sozialkompetenz" wünschen würde ;).
Bis denn
Thorsten
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Eintrag #14 vom 08. Jul. 2009 06:48 Uhr
Andreas Pilz
Hallo Roman,
ich hoffe du mißverstehst mich da nicht. Ich möchte solche Ansätze bloß nicht schlecht reden, ich begrüße sie im Gegenteil. Nur frage ich mich immer wieder "Was will diese Werbesendung uns Sagen" oder welche Relevanz hat sie ausserhalb der Mauern in der sie Stattgefunden hat.
Um es mal überspitzt zu plakatieren: In Hintertupfingen können sich gerne ein paar Milchbauern treffen und lang und breit Diskutieren, ändern an der Agrarpolitik der EU wird es rein gar nichts.
Und so sehe ich es oft mit diesen Treffen: Es werden gerne Reden geschwungen, sich gegenseitig Bebauchpinselt, daß man ja zu der guten Seite der Macht gehört und was bewirkt es? Sowohl auf lange, als auf kurze Sicht rein gar nichts, weil das Problem ist, daß es entweder keine zentralen Entscheidungsträger gibt, oder diese nicht eingebunden sind.
Um es kurz zu fassen, würde mich am meisten interessieren: Was für (realistische) Ziele ergeben sich daraus in der Zukunft für die Museums und LH- Szene in Deutschland?
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Eintrag #15 vom 08. Jul. 2009 07:40 Uhr
Timm
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Moin Andreas,
da ists wohl ein bißchen so wie mit den Wahlen,
wer nicht hingeht, sollte sich nicht über die Politik der nächsten vier Jahre beklagen… ;o)
Und wenn nicht so anfangen wie mit diesem Treffen, wie dann?
Gruß,
Timm
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Eintrag #16 vom 08. Jul. 2009 10:47 Uhr
Roman Grabolle
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Hallo Andreas,
Deine Frage ist meines Erachtens falsch gestellt:
> welche Relevanz hat sie ausserhalb der Mauern in der sie Stattgefunden hat?
Es hat vor allem ganz beträchtliche Relevanz innerhalb der Mauern! Die Tagung fand immerhin im Rheinischen Landesmuseum Bonn, dem größten Museum des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR), statt. Das ist, um in Deinem Bild zu bleiben, keine Wiese in Hintertupfingen, sondern wenn schon ein Hochhaus in Brüssel gleich neben dem Europäischen Parlament. Die Teilnehmer_innen waren keine oberbayerischen Milchbauern, sondern – ich bleibe auch hier dabei - Europaabgeordnete, deren Mitarbeiterinnen, Sprecherinnen verschiedener großer Organisationen und bisweilen auch der eine oder andere Lobbyist (in eigener Sache).
Es war eine Veranstaltung der DASV, DGUF, GNAA und WSVA in Zusammenarbeit mit dem LVR LandesMuseum Bonn – einigen der wichtigsten und größten Fachverbände in Deutschland. Für wichtige archäologische (Freilicht-) Museen und Verbände sind Vertreter dabei gewesen, z.B. – und ohne darin nun eine Reihung nach der Bedeutung zu sehen - :
- Dachverband archäologischer Studierendenvertretungen (DASV) e.V. mit mehr oder weniger komplettem Vorstand und vielen Leuten mehr – als Ausrichter der Tagung
- Deutsche Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte (DGUF) e.V. wwwdguf.de , mit Birthe Haak, Stellvertreterin, und Dr. Christian Möller. Stellvertreter des Vorsitzenden, und dem Ex-Vorsitzenden und jetzigem Beiratsmitglied Dr. Gerhard Ermischer
- Römisch-Germanisches Zentralmuseum Mainz ( web.rgzm.de ), Dr. Antje Kluge-Pinsker
- Pfahlbaumuseum Unteruhldingen ( wwwpfahlbauten.de ), Dr. Gunter Schöbel
- Deutsches Archäologisches Institut Berlin ( wwwdainst.de ), Dr. Patricia Rahemipour
- Museum in der „Alten Schule“ Efringen-Kirchen ( wwwfoerderkreis-museum.de ), Dr. Maren Siegmann
- Neanderthal-Museum Mettmann ( wwwneanderthal.de )
- und andere mehr …
Für die LH-Szene müsst ihr selbst entscheiden, ob ihr die angereisten Darsteller_innen als Vertreter_innen akzeptiert. Ich würde es tun, denn es sind sehr gute und engagierte Leute, die für eure Sache gestritten haben. Wer sie nicht akzeptiert, darf nun jedoch nicht darüber jammern, sondern sich nur ärgern, dass er oder sie sich und die eigene Sache nicht selbst vertreten hat.
> weil das Problem ist, daß es entweder keine zentralen Entscheidungsträger gibt, oder diese nicht eingebunden sind.
Es gibt keine zentralen Entscheidungsträger, weder für die archäologischen und historischen Museen noch für die LH-Szene – und das ist gut so! Aber es gibt sozusagen Leitinstitutionen, an denen sich andere, kleinere Häuser orientieren, und von denen waren einige vor Ort.
> Was für (realistische) Ziele ergeben sich daraus in der Zukunft für die Museums und LH- Szene in Deutschland?
Meine persönliche Einschätzung:
- ein engerer Kontakt, eine bessere Kommunikation, ein möglichst beständiger Austausch, eine Zusammenarbeit
- mittelfristig die Schaffung einer gemeinsamen Plattform (im realen Leben und online), auf der solche Kontakte gebündelt werden
- Verschiebung des Hauptaugenmerks für die an einer Zusammenarbeit mit Museen interessierten LH-Gruppen weg vom großen A hin zu Aspekten der Vermittlung von Wissen (didaktische Konzepte, pädagogische Umsetzung etc.)
- darf ergänzt werden …
Grüße
Roman
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Eintrag #17 vom 08. Jul. 2009 13:12 Uhr
Oliver
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„Für die LH-Szene müsst ihr selbst entscheiden, ob ihr die angereisten Darsteller_innen als Vertreter_innen akzeptiert. Ich würde es tun, denn es sind sehr gute und engagierte Leute, die für eure Sache gestritten haben. Wer sie nicht akzeptiert, darf nun jedoch nicht darüber jammern, sondern sich nur ärgern, dass er oder sie sich und die eigene Sache nicht selbst vertreten hat.“
NEIN!
Ich fühle mich nicht vertreten von den Teilnehmern aus dem LH!
Wenn ich einige Teilnehmer an der Veranstaltung schätze, muss ich bei anderen sagen, das ich diesen kein Stück über den Weg traue!
Ärgern tue ich mich dennoch nicht.
Ich vertrete keine Gruppe oder ähnliches und suche auch keine Kontakte um Dienstleistungen anzubieten. Nur ein paar Vorträge hätte ich hören wollen, aber da kann man im Tagungsband auch nachschauen.
Aber was ich bis jetzt gehört und gelesen habe gab es nicht so viel Neues.
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Eintrag #18 vom 08. Jul. 2009 14:12 Uhr
Andre Henning
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… bitte woanders waschen. Ich für meinen Teil finde die bisherige Auflistung der Teilnehmer aus dem LH-Bereich recht ansprechend (mal abgesehen von fragwürdigen "LH-Agenturen"), auch wenn ich meine zeitlichen Interessen weder bei LH-Teilnehmern noch bei musealen Ansprechpartnern vertreten sehe.
Lasst uns hier bitte bei den Inhalten bleiben!
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Eintrag #19 vom 08. Jul. 2009 14:21 Uhr
Thorsten
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Moin Sascha (und natürlich auch die anderen),
abseits der persönlichen Animositäten, die unsere "Szene" ja doch ziemlich durchwabern hast Du einen Begriff aufgebracht, den ich sehr gut finde: "Dienstleistung". Ich komme ja selber aus der Dienstleistungs-Branche, deshalb finde ich an dem Begriff und am Verkauf der eigenen Leistung nichts verwerfliches.
Wenn ich mich als LH-Darsteller einem Museum, einer Stadtverwaltung oder selbst einem Mittelaltermarkt anbiete, dann bin ich in erster Linie Dienstleister. Hier sollte dann überprüft werden, ob das, was ich biete und das was gewünscht wird, übereinstimmt. Gerade solche Dinge können auf Veranstaltungen wie in Bonn abgesteckt werden und insofern hat Roman recht. Die Veranstalter werden sich über das Bild der LH-Szene anhand der Personen, die da waren, orientieren und nicht großartig zusätzlich recherchieren, wer in welchem Reenactment-Forum was gesagt hat. Ich wäre gerne dabei gewesen, um meinen eigenen, pragmatischen Ansatz zu verkaufen, der oft in irgendwelchen "A"-Debatten untergeht. Wenn ich damit auch noch andere Leute, die ähnlich denken wie ich vertreten kann, umso besser.
Es wird in der letzten Zeit überall über Qualitäts-Standards und über Detail-Fragen gestritten. Dabei wird gerne vergessen, dass viele dieser Dinge in der Publikumsarbeit nur eine zweitrangige Rolle spielen.
Bis denn
Thorsten
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Eintrag #20 vom 08. Jul. 2009 14:23 Uhr
Oliver
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Siehst Du Andre, für Dich gibt es auch Fragwürdigkeiten, wenn auch eventuell andere, wie für mich.
Für mich ist es Inhalt, ob man sich dort vertreten fühlt oder nicht!
Roman stellte die Frage und ich habe Sie für mich beantwortet.
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Eintrag #21 vom 08. Jul. 2009 14:48 Uhr
Katrin Auer
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Roman hat sich in dieser Hinsicht etwas unglücklich ausgedrückt. So weit ich es auf der Tagung mitbekommen habe, hat keineR der anwesenden LH-Leute für sich in Anspruch genommen, irgendwen zu "vertreten" - wäre ja auch schlecht gegangen, wir hatten uns ja einfach da angemeldet und wurden von niemandem entsandt oder so.
Also ich seh da eigentlich keinen Grund, sich an diesem Punkt aufzuregen :-)
Bewertung:
Eintrag #22 vom 08. Jul. 2009 15:00 Uhr
Oliver
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…für die Klärung, Katrin.
Zu schnell ist man in der Euphorie dabei, seine eigenen Überzeugungen als Maßstab aller Dinge zu sehen.
Trotzdem bin ich gespannt auf die Ergebnisse und was Ihr erarbeitet habt!
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Eintrag #23 vom 08. Jul. 2009 15:21 Uhr
Laura
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Ich finde es schade, dass hier "A" und pädagoische Ansätze gegeneinander "ausgespielt" werden. Ich sehe darin absolut keinen Widerspruch! Und ich wüsste auch nicht warum es begrüßenswert wäre, den historischen Anspruch runterzuschrauben.
Laura
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Eintrag #24 vom 08. Jul. 2009 15:41 Uhr
Roman Grabolle
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Katrin hat natürlich Recht, niemand hat dort gesagt, er oder sie wolle oder könne "die Szene" repräsentieren. Aber andererseits sind die Darsteller_innen, die teilgenommen haben, natürlich in gewisser Weise auch als Repräsentanten für das Hobby wahrgenommen worden. Genauso gibt es "die Archäologen" und "die Museumsleute" nicht und doch wird hier danach gefragt, was die für Wünsche und Zielsetzungen hatten.
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Eintrag #25 vom 08. Jul. 2009 15:46 Uhr
Thorsten
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Wusste schon, dass sich da sofort jemand zu melden würde ;). Ich sehe eigentlich keinen Gegensatz, nur unterschiedliche Spielplätze. Natürlich hilft eine gute Darstellung. Aber ehrlich gesagt habe ich genug gute Darsteller - deren Arbeit und Fachwissen ich in keiner Weise schmälern möchte - gesehen, die vor Publikum versagt haben oder es schlicht und einfach gelangweilt haben (von mir ganz abgesehen).
Wenn ich ins Publikum gehe - sei es Museum oder öffentlicher Auftritt - sollte die erste Priorität meiner Meinung nach die Wissensvermittlung sein. Die Klamotte und deren Ausführung ist dabei das Tüpfelchen auf dem i. Wobei ich meine, dass man in diesem Zusammenhang dann auch abwägen sollte, was nötig ist. Brauche ich für einen Vortrag über Rüsttechnik handgefärbte Kleidung, wenn die maschinengefärbte von der Farbgebung o.k. ist? Muss ich ein teuer reproduziertes Einzelstück haben oder reicht ein generisches aus? Muss die Quelle für den Helm wirklich aus der Gegend sein oder geht nicht auch eine aus dem Ausland? Wahrscheinlich wird das jetzt wieder zu Aufschreien führen, dass man mit solcher Einstellung die hohe Kunst der Darstellung verwässert. Ich sehe das zugegebenermaßen etwas lockerer.
Thorsten
(der wahrscheinlich aus dem Club geschmissen wird ;)
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Eintrag #26 vom 08. Jul. 2009 15:49 Uhr
Roman Grabolle
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Hallo Laura, da wurde nichts "ausgespielt". Es wurde aber festgestellt, dass selbst A+++ auf einer Museumsveranstaltung wenig nützt, wenn der- oder diejenige mit dem Rücken zum Publikum "bastelt" und von Fragen eher genervt ist.
"A" ist natürlich wichtig, aber längst nicht alles. Über "A" brauchen wir uns im Zusammenhang mit Museen nicht mehr allzu lange unterhalten, da wurden schon viele Debatten geführt und ein guter Stand erreicht. Der soll nun keinesfalls aufgeweicht werden. Nur wurden über den "A"-Debatten leider oft die Aspekte vernachlässigt, die für eine Tätigkeit im Museum mindestens genauso wichtig sind. Da besteht daher ein größerer Nachhole- und Diskussionsbedarf.
Roman
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Eintrag #27 vom 08. Jul. 2009 16:25 Uhr
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Wäre eine andere Wortwahl der Sache zuträglicher.
"Verschieben des Fokus hin zu … weg von …" wirkt deutlich anders als "Ausweiten des Blickwinkels auf…".
Und damit meine ich nicht allein die Formulierung hier im Thread.
Auch wenn ich hoffnungsvoll davon ausging, daß sich die Intention so darstellt, wie in Romans letzten Beitrag, so kann ich die Bedenken verstehen.
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Eintrag #28 vom 08. Jul. 2009 16:39 Uhr
Jens
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Mir geht bei der Diskussion irgendwie der Ansatz in der Realität ab. Natürlich gibt es Leute, die das Publikum langweilen. Solche, die immer das gleiche Prinzip präsentieren.
Nur tendentiell habe ich es bislang selten erlebt, dass die Wissensvermittlung zu bemängeln war, das Publikum am liebsten mit faulem Obst hätte werfen wollen oder ähnliches ;)
Dafür habe ich schon sehr oft erleben dürfen, dass die präsentierte Qualität an vermittelten Wissen und/oder praktischer Umsetzung und Präsentation mangelhaft war. Sei es jetzt, weils dem Museum wurscht war, oder trotz der Tatsache, dass dem nicht so war, aber eben weil nix hinterfragt wurde.
Faktisch erlebe ich bislang Living History in Museen primär als Mittel der Bespassung und als Programmfüller.
Dass jetzt also teils in sich schön lesenden Dokumenten immer von den ja so viel wichtigeren anderen Aspekten geredet wird, macht sich mir nicht begreiflich, und auch, Zitat Roman:
"Über "A" brauchen wir uns im Zusammenhang mit Museen nicht mehr allzu lange unterhalten, da wurden schon viele Debatten geführt und ein guter Stand erreicht."
verstehe ich nicht. Wo denn? Bei den Teilnehmern an dieser Tagung herrscht vlt. jetzt Einvernehmlichkeit, aber in der Praxis hats davon noch wenig. Da hopsen in vielen Museen immer noch sonstwelche Gruppen rum.
Und:
"Nur wurden über den "A"-Debatten leider oft die Aspekte vernachlässigt, die für eine Tätigkeit im Museum mindestens genauso wichtig sind."
Ja welche denn? Darüber gibts doch nicht mal ne allgemeine Einigkeit. Jedenfalls nicht in einer Breite, dass darüber viel mit Darstellern gesprochen wird, ausserhalb solcher Tagungen und deren Teilnehmer.
"Verschiebung des Hauptaugenmerks für die an einer Zusammenarbeit mit Museen interessierten LH-Gruppen weg vom großen A hin zu Aspekten der Vermittlung von Wissen (didaktische Konzepte, pädagogische Umsetzung etc.)
- darf ergänzt werden …"
Was für pädagogische Konzepte denn bitte. Das sind vielleicht Dinge, die man sich innerhalb einer breit angelegten Zusammenarbeit mit Aktionen über Wochen bereitlegen kann, bei 1-2 Tagen vor Ort ist man froh, wenn man den Leuten die Basics über die jeweilige Zeit eintrichtern kann, weil sie die weder im Schulunterricht noch in dem so auf pädagogische Konzepte erpichten Museem mitbekommen.
Und ganz ehrlich: bei vielen Museen ist der größte Schritt zu so etwas wie einem Konzept der Wissensvermittlung doch auch der Einsatz von lebenden Menschen anstatt von Schautafeln.
Also nicht falsch verstehen: ich liebe die Idee einer besseren Zusammenarbeit von LH und Museen im allgemeinen, und jeder kleine Schritt ist einer vorran.
Nur wüsste ich nicht, wo bitte der Punkt mit der Quali so allgemein erklärt wurde dass man jetzt "zu wichtigeren Themen" übergehen kann, weil ich die in der Praxis fast nie sehe.
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Eintrag #29 vom 08. Jul. 2009 21:15 Uhr
Timm
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Moin,
da mich dieses Thema auch beruflich tangiert, möchte ich mich dann doch mal dazu äussern.
Ich sehe gerade im Bereich der Didaktik und Interaktion mit dem Publikum ein großes Potential, dass bisher bei weitem nicht voll ausgeschöpft wird (von dem, was ich im Bereich des LH bisher so kennegelernt habe).
Natürlich hängt es ganz massiv vom Ziel des Einsatzes von LH ab. Es ist eben ein himmelweiter Unterschied, ob ‘einfach nur’ Alltagsleben ohne Kommentierung dargestellt wird und ein Führer dem Publikum die Vorgänge erklärt, oder ob mit dem Publikum ein Workshop veranstaltet wird.
Die meisten Darsteller der LH haben keine professionelle Vorbildung und somit vermutlich auch nicht das Know-How, Wissensvermittlung wirklich effektiv zu gestalten.
Dazu möchte ich als Beispiel das Kochen heran ziehen. Es gibt zunächstmal sehr viele Menschen, die es fertig bringen, sich eine Mahlzeit zuzubereiten. Darüber hinaus gibt es so manchen guten Hobbykoch, der ein gutes Menue zaubern können. Aber beide Gruppen sind vermutlich nicht dazu in der Lage professionell in einem guten Restaurant zu kochen. Denn dazu bedarf es in der Regel einer professionellen Ausbildung. Was nicht heissen soll, dass es nicht Menschen geben kann, die sowas intuitiv können oder es sich autodidaktisch beibringen.
Umso wichter ist es daher, dass sich die Darsteller im LH gut mit den professionellen Museumspädagogen vernetzen und abstimmen und sich auch in diesem Bereich bilden.
Natürlich ist mir klar, dass da auch viel Mist fabriziert wird und viele der Museumspädagogen schlicht keine Ahnung von Pädagogik haben (leider rekrutieren sie sich häufig aus den archäologischen Studiengängen und nutzen diesen Bereich als Alternative zu den klassischen Bereichen, wie mir scheint).
Was ich damit sagen will: das pädagogische und didaktische Wissen fällt ebenso wenig vom Himmel wie das Fachwissen und wir sollten uns immer wieder klar machen, dass wir eben keine Vollprofis sind.
Also wäre es evtl. durchaus sinnvoll auch in Bezug auf die Vermittlung mal in ein Fachbuch zu investieren, wenn man sich in diesem Bereich betätigen will.
Gruß,
Timm
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Eintrag #30 vom 09. Jul. 2009 11:38 Uhr
Jens
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Nur damit mich keiner falsch versteht: Pädagogik und Wissensvermittlungskonzepte im Allgemeinen finde ich prima. Auch und gerade bei der Arbeit mit Besuchern sollte man sich ruhig mal Gedanken machen, wie man sie besser erreicht.
Also kein generelles Nein dazu im Living History, natürlich nicht.
Aber: es klingt für mich fast so, als wäre die Sache der Qualität abgehakt: "lasst uns jetzt über Vermittlung reden". Und das sehe ich bei weitem nicht so, zumal in sehr sehr vielen Fällen die Anwendung von LH in Museen weit davon entfernt ist, hinsichtlich der Wissensvermittlung optimiert werden zu können.
Solange ein Besucher nur mit der Wurst in der Hand am Stand vorbeigeht, mehr oder weniger interessiert zuhört, brauche ich kein großartiges Konzept aufzustellen. Da hapert es einfach an der durchdachteren Einbindung des LH generell.
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Eintrag #31 vom 09. Jul. 2009 16:05 Uhr
Andreas Sturm
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Von wegen abgehakt - Qualität fängt jetzt erst an
Hallo,
ich möchte dem Eindruck widersprechen, dass das Thema Qualität mit der Akzentverschiebung hin zur Pädagogik/Didaktik nun „abgehakt“ sei - das Gegenteil ist der Fall!
Genauso wie Prof. Hochbruck habe ich mich in meinem Vortrag deutlich dagegen ausgesprochen, das Thema Qualität zu sehr auf die materielle Qualität der Ausrüstung zu konzentrieren, sondern auch die anderen für den Besucherkontakt und das Lernen im Museum wesentlichen Kompetenzfelder, nämlich Präsentationstechniken, vor allem aber die Pädagogik/Didaktik stärker in den Fokus zu nehmen, als es bisher geschehen ist.
Um zu illustrieren, warum ich das für geboten halten, habe ich für Bonn aus Prof. Hochbrucks vier Kompenzfeldern (die er gleichberechtigt nebeneinanderstellt) ein Pyramidenmodell entwickelt, das sich verkürzt
im Hand-out befindet.
In diesem Modell bilden Fachwissen und eine gute Ausrüstung die Basis des Vermittlungsprozesses („costumed interpretation“), sie allein reichen aber noch nicht aus, um beim Besucher eine erfolgreiche Lernerfahrung zu gewährleisten. Es handelt gewissermaßen um „notwendige, aber nicht hinreichende Bedingungen“.
Erst wenn ein didaktisches Konzept und geeignete Präsentationstechniken hinzutreten, bilden alle vier Faktoren zusamengenommen „hinreichende Bedingungen“ für eine erfolgreiche Vermittlung.
In diesem Zusammenhang stellte sich natürlich auch mir die Frage nach einer besseren Einbindung von LH-Konzepten in den Museums- und Ausstellungsbetrieb als das bisher geschehen ist. Dies zu bewerkstelligen liegt in erster Linie in den Händen der Auftraggeber - also der Museen - welche dafür die notwendigen strukturellen Voraussetzungen schaffen müssen.
Dazu, und von welchen Faktoren der Wandel abhängig ist, all das wurde auf der Tagung besprochen und diskutiert. Im Modul "Darstellung", an dem ich teilgenommen habe, war es sogar ein zentrales Thema. Mit dem Erscheinen des Tagungsbandes, der die vollständigen Vorträge und die Ergebnisse der Module enthalten soll, wird das hoffentlich deutlicher werden.
Beste Grüße,
Andreas
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Eintrag #32 vom 10. Jul. 2009 00:52 Uhr
Andre Henning
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Pyramidenmodell und middlemen of happiness...
Hallo Andreas,
Dann lass uns doch gleich mal die Probe aufs didaktische Exempel machen: Warum setzt Du Hochbrucks Kompetenzfelder - die ich durchaus als notwendig, aber weder gleichberechtigt, noch alle erwähnenswert erachte - in dieses Modell? Eine Pyramide impliziert im allgemeinen Konsens eine hierarchische Struktur. Also lese ich: Living History besteht in erster Linie aus Fachwissen. Super, da bin ich bei Dir. Dieses Fachwissen bildet die Basis für eine materielle Qualität. Korrekt. Aber warum stehen darüber Didaktik und Präsentationstechniken? Mit Verlaub, das macht einfach keinen Sinn. Ich fände hier beispielsweise eine Feldertafel bzw. sich überschneidende Mengen zur Visualisierung deutlich besser geeignet. ;-)
Zweiter Kritikpunkt an Deiner ja sonst durchaus stringenten Präsentation: Zu viele Anglizismen ohne Aussagekraft. Ein Middleman of Happiness ist für mich ein Drogendealer ;-)
Vielleicht habe ich da als Ingenieur einfach eine zu ergebnisorientierte Sichtweise, aber mir fehlen tatsächlich in allen Beiträgen, die ich bisher gesehen habe, konkrete Vorschläge (ich rede ja noch nichtmal von Absichtserklärungen oder gar Beschlüssen), wie letztlich die auseinander driftende Museumslandschaft mit Extremen wie Präsentation ohne Qualität und Qualität ohne Präsentation homogenisiert werden kann.
Beste Grüße,
André
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Eintrag #33 vom 18. Jul. 2009 00:08 Uhr
Roman Grabolle
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Vermittlung von Vergangenheit - Teil II: Modul Gesellschaft
Die lang erwartete Fortsetzung des persönlichen Tagungsberichtes ist nun online:
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Eintrag #34 vom 20. Okt. 2011 17:27 Uhr
Bernhard A. Greiner
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"Die Tagungsbeiträge und die Ergebnisse der vier Arbeitsgruppen sollen veröffentlich werden. "
Die DASV hat die Beiträge mittlerweile publiziert: ISBN 978-3-86705-042-5
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Eintrag #35 vom 20. Okt. 2011 17:28 Uhr
Bernhard A. Greiner
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Eintrag #36 vom 21. Okt. 2011 09:20 Uhr
Radi
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Nun, auch wenn es nicht ungeübte wissenschaftliche Praxis ist, Tagungsbände wohlgereift nach vielen Jahren zu veröffentlichen, muss ich doch - alt werdend - recht tief in meiner Erinnerung nach Befunden graben, die auf meine Teilnahme an dieser Tagung hinweisen ;-)))
Trotzdem freut es mich sehr, dass der Band erschienen ist …. danke.
Mit besten Grüßen
Ra di Wilh elm
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Eintrag #37 vom 24. Okt. 2011 13:37 Uhr
Katrin Auer
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Wie ich ja schon weiter unten schrieb, fand ich das Format der Veranstaltung recht gut und der DASV scheint mir auch ein recht guter Ausrichter dafür zu sein.
Ist denn auf DASV-Ebene geplant, mal wieder eine Veranstaltung zu dem Themenbereich zu machen? Auf der Tagung war, so weit ich mich erinnere, darüber geredet worden.
Grüße, Katrin.
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