Eintrag #1 vom 10. Dez. 2006 21:46 Uhr
Thorsten Seifert
Hallo
Ich suche info über die Aurüstung eines Turkopolen wärend des 3. Kreuzzuges. Angestrebt ist ein Armenier oder Byzantiener im Dienst der Templer. Hat jemand Belege für die Ausrüstung und Bekleidung eines solchen.
Thorsten
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Eintrag #2 vom 12. Dez. 2006 10:38 Uhr
Benedikt
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Schau doch mal im Templerforum vorbei:
Ansonsten ist zumindest in der Templerregel nicht viel darüber zu finden. Da die Turkopolen aber zumeist aus der ansässigen Bevölkerung rekrutiert wurden, haben sie warscheinlich die eigene Bewaffnung und Kleidung, also passt prinzipiell alles, was zu einem Manne im Orient um 1200 passt + eine Kennzeichnung, dass er auf christlicher Seite kämpft.
Allerings alles nur Mutmaßung ;)
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Eintrag #3 vom 22. Dez. 2006 03:07 Uhr
Grüße!
Also da du meinst du strebst einen Byzantiner bzw. Armenier im Dienste der Templer an, folgendes:
ßber Byzantiner im Dienste von Templern habe ich noch gar nichts gehört, alleine schon da Byzantiner Orthodox sind und der "Westen" von Griechen ja nicht allzu viel hielt.
Armenier bildeten schon seit dem 12. Jhdt begehrte Söldner für die Kreuzritterstaaten, da die Armenier ab da immer weniger im Dienste der Fatimiden von ßgypten standen.
Besonders begehrt waren und dienten sie als Infantry-Bogenschützen aber auch als Kavalerie.Es soll auch einige Armenier gegeben haben die zum Ritter geschlagen wurden, darüber hinweg war das Armenische Königreich Kilikien eines der Hauptverbündeten der Kreuzfahrer, besonders nach der Feudalesierung des Königreichs Ende 12. Anfang 13. Jhdt.
Wie es aus vielen Miniaturen und Fresken in Kirchen dieser Region hervorgeht, war die Ausrüstung der Armenier eine Mischung aus Westlicher mit starkem Byzantinischen Einfluss aber auch Islamischen.
Turkopolen an sich wurden eher aus der einheimischen christlichen Bevölkerung rekrutiert (Maroniten im Libanon z.Bsp.) oder konvertierte Kriegsgefangene oder Spröslinge aus der Ehe von Franken und einheimischen Frauen .Diese haben meist in der traditionellen ihnen vertrauten Ausrüstung gekämpft als berittene Bogenschützen.
Daher werden sie nur leicht gerüstet gewesen sein und als Hauptwaffe eben den Bogen benutzt haben.
In der Kirche des St. Sergius in Palestina ist eine Freske die höchstwahrscheinlich ein Turkopole darstellen soll, dieser ist mit einem runden Helm, Kettenhemd, Rundschild, Bogen und Streitkolben abgebildet, datiert aus Mitte 13. Jhdt.
Hoffe konnte dir etwas helfen.
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Eintrag #4 vom 04. Jun. 2007 19:42 Uhr
David Napierala
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ich kann mich Seif-Eldien El-Awad nur anschließen.
Versuch es mit einer Darstellung die in Richtung Armenien zielt, byzantinisch wird schwer, da ich bisher selbst nix über byz. Turkpolen gelesen habe.
Und die Sache mit dem orthodoxen ist auch stimmig.
Jedoch kannst du dich an der Ausrüstung der byantiner orientieren wenn du dementsprechende Quellen hast.
Viel Erfolg bei deiner angestrebten Darstellung
David van de Lachsje, Spießer
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Eintrag #5 vom 07. Aug. 2007 23:04 Uhr
Yves Laumonnier
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HAllo,
Bitte Seif-Eldien El-Awad, kannst du eine Referenze zum diese Frescoe in Palestina geben?
Bohemond
Bohemond von Antiochia
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Eintrag #6 vom 31. Mai. 2011 13:42 Uhr
Mathis
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Die Beiträge hier sind klasse. Danke euch.
Ich habe jedoch eine für mich wichtige Frage: Gibt es irgendwelche nachweise wie die schilde verziert waren?
Des weiteren, wüsste ich gerne ob Turkopolen nur im Bereich der großen Ritterorden zu finden waren oder auch von anderen militärischen Kreuzfahrern aufgestellt/angeheuert wurden?
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Eintrag #7 vom 03. Jun. 2011 11:00 Uhr
Benedikt
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Hallo,
zuerst kurz zu Mathis Fragen:
- Schildzier: Vermutlich der Zeit und Region folgend - allgemein beantwortet waren Schildverzierungen im heraldischen Sinne noch nicht so weit verbreitet, daher vermtulich einfache Farbmuster wie z.b. im Liber ad honorem Augusti zu sehen.
- Einsatz: Ja, Turkopolen wurden auch von weltlichen Heeren eingesetzt, vermutlich sogar in großer Zahl.
Dann muss ich unbedingt darauf hinweisen, dass ich meinen Eintrag #2 vom 12. Dez. 2006 oben korrigieren möchte. Was ich dort schrieb entspricht nicht mehr meinem Kenntnisstand.
Vor einiger Zeit wurde im Templerforum eine sehr interessante (und schon ältere!) Arbeit zum Thema ausgegraben, die das Thema Turkopolen sehr detailliert bearbeitet und erstaunliche Schlüsse zutage fördert:
Yuval Harari: "The military role of the frankish Turcopoles: A reassessment" im "Medieterranean Historical Review, 12 (Issue 1) von 1997 und dort genauer die Seiten 75-116.
Nachzulesen sind die Details unserer Diskussion im Hinblick auf den Templerorden im Thread "Die militärische Rolle der Turkopolen"[1], er ist aber auch für nicht-Templer sicherlich sehr interessant. Daher hier nur die Quintessenz aus dem Artikel und der Diskussion, der wohlgemerkt nicht die Turkopolen im Templerorden behandelt, sondern Turkopolen in westlichen mittelalterlichen Armeen:
- Der Begriff "Turkopolen" muss als Truppengattung verstanden werden, er lässt keinen Rückschluss auf Herkunft oder Religion zu
- Ursprung des Wortes aus dem Byzantinischen Heer, aber die westlichen Armeen entwickelten einen eigenen Zweig der Truppengattung (sie kupferten also sozusagen ab)
- Die Truppengattung machte einen großen Teil der westlichen Heere aus, zwischen 33%-80% lassen sich nachweisen, betrugen aber meist mindestens um die 50%
- Die Turkopolen waren in der Hauptsache berittene Bogenschützen
- Sie kämpften aber auch im Nahkampf mit
- Schwerpunktaufgaben waren Spähaufträge, kleine Überfälle (Plänkeleien), Hinterhalte, Aufklärung, Geleitschutz und wie gesagt im Gefecht als Unterstützung für die Ritter ("leichte Kavallerie", wobei der Begriff irreführend ist)
- Sie waren leicht gerüstet (leichter als die Ritter)
- Sie waren in der Masse abendländische(sic! d.h. nicht syrische Einwohner) Christen und demnach natürlich nicht wie Araber gekleidet
- Die Kampfesweise mit dem Bogen zu Pferde ist keine alleinige Sarazenische Tradition, der Westen kennt ebenfalls berittene Bogenschützen (z.b. Teppich v. Bayeux)
Mein Tipp: Jeder, den Turkopolen interessieren, sollte sich den Artikel von Harari besorgen. Er ist wirklich sehr aufschlussreich und sehr gut mit Zahlen und Belegen hinterlegt.
Eine umfangreiche Zusammenfassung mit Hinblick auf den Templerorden habe ich auch in meinem Büchlein "Die Dienenden Brüder des Templerordens um 1190" ab Seite 22 (die leider immer noch im Netz herumfliegende Vorab-PDF-Version der ersten Ausgabe ist stellenweise fehlerhaft und enthält obendrein die Turkopolensache nicht).
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