Eintrag #1 vom 01. Sep. 2006 17:11 Uhr
Thomas Geier
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Hallo
Seid etwa andertalb Jahren betreibe ich mit einigen Freunden mittelalterlichen Schwertkampf. Um genu zu sein Kampf mit dem langen Schwert nach Liechtenauer.
Nun sind wir auf die Idee gekommen warum nicht das ganze auch mit einer entsprechenden Darstellung verbinden?
Nach einiger Recherche und ßberlegung haben wir uns auf die Darstellung von Söldnern aus dem bergischen Land im Zeitraum von 1400-1450 geeinigt.
Habe mir nun überlegt nach und nach folgende Ausrüstung zuzulegen:
Kleidung
Bruche und Unterhemd aus einfachen naturfarbenem Leinen
Einfache, flache, wendegenähte Schuhe
Schamlatzhose aus Wollstoff, evtl. Mi-Partie (schwarz/rot)
Wollenes Wams, dann wohl auch Mi-Partie
Schecke, ebenfalls aus Wollstoff
Gugel aus schwarzem oder rotem Wollstoff
Heuke, schwarz oder braun aus gefüttertem Wollstoff
Einfacher schmaler Ledergürtel
Nierenförmige Gürteltasche
Scheibendolch
Rüstung und Waffen
Andertalbhänder (den hab ich ja schon länger *g*)
Längsgesteppter naturfarbener Gambeson mit Stehkragen
Schaller
Plattenhandschuhe
Harnisch
eventuell noch Armschienen dazu…
So, das wärs so in etwa.
Nun würde ich gerne eure Meinung dazu hören.
Ist das für die von mir angestrebte Darstellung/Zeit/Region halbwegs korrekt?
Is irgendwas nicht ganz authentisch?
Fehlt noch irgendetwas?
Grüße
Tomek
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Eintrag #2 vom 02. Sep. 2006 19:33 Uhr
Patrick
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Hallo Thomas!
Ich stelle auch einen SMA Söldner dar, allerdings ist mein Zeitrahmen etwas genauer gefasst (zwischen 1406 und 1426). Gerade in der ersten Hälfte des 15. Jh. gibt es bedeutende Veränderungen, auch in der Mode, 1400 bis 1450 scheint mir da etwas vage. Mit dem Schaller bewegst du dich jedenfalls schon in einem späteren Abschnitt dieses Zeitraums. Für diese Zeit gibt es ausgezeichnete Bildquellen, die Gemälde von van der Weyden sind extrem detailliert, viele davon sind in der web gallery of art zu finden (
wwwwga.hu/index1.html ).
Eigentlich passt bei deiner Ausrüstung ja alles, nur das Untergewand würde ich aus gebleichtem Leinen anfertigen. Meines habe ich auch aus Naturleinen gefertigt, doch habe ich bisher auf Gemälden, auch bei Bauern, bisher immer weißes Leinen gesehen.
Schwarz ist eine eher heikle Farbe, bin da nicht so der Experte, aber es ist wohl sehr aufwendig, mit den damaligen Färbemethoden einen einigermaßen schwarzen Farbton herzustellen. Heuken müssen nicht unbedingt dunkel sein, es gab sie in allen möglichen Farben, im Adlerturm von Trient (um 1406) z.B. tragen zwei Schweinehirten jeweils eine weiße und eine hellblaue Heuke.
Ich hoffe ich konnte dir helfen,
Patrick
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Eintrag #3 vom 03. Sep. 2006 16:19 Uhr
Laura
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Hallo,
Ich denke auch, dass ihr besser vom vielen Schwarz Abstand nehmt… Das mag ja für unsere Begriffe "cool" sein, aber auch wenn man Privat nur schwarze Klamotten trägt, in der Darstellung sollte man über seinen Schatten springen können was Farbe angeht: grade Söldner haben anscheinend viel Wert auf ihre Kleidung gelegt und da auch wirklich Geld investiert! Tobt euch aus, immer nach dem Motto "schöner sterben"!!
Gruß, Laura
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Eintrag #4 vom 04. Sep. 2006 09:10 Uhr
Wolfgang Ritter
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Hallo,
zunächst einmal finde ich es lobenswert, dass Ihr Euch Gedanken macht, bevor Ihr den Geldbeutel belastet!
Ich würde auch für weniger Schwarz in der Kleidung votieren, wenn Ihr nicht gerade eine spezielle Herkunft zum Ausdruck bringen wollt (z.B. Kantonsfarben schwarz-weiß für Söldner aus Zürich oder dergleichen) ist schwarz nicht so passend.
Wendegenähte Schuhe sind der richtige Start, aber warum unbedingt flache? Die sind zwar bei den Talhoffer oder Paulus Kal Tafeln abgebildet, aber ein Söldner hätte eher knöchelhohe Schuhe mit Schnallen oder schnürsenkel getragen.
Auch bei der Rüstung und Waffen gibt es noch ein paar unstimmige Details:
Ihr würdet als Söldner hauptsächlich Halmparten, Piken oder andere Stangenwaffen mit Euch führen, Langschwerter waren auf dem schlachtfeld eher Offizierswaffen und nicht die Bewaffnung eines einfachen Söldners. Also besser Stangenwaffe und KURZE Beiwehr (Kurzschwert, langes Messer, Dolch). Das Langschwert könnt Ihr doch ohne weiteres als Trainingswaffe für das Fechttraining eines Berufssöldners mit Euch führen. Nur wer einmal in einem Gevierthaufen mit einem Schwert an der Seite manövriert hat, weiß, dass diese langen Dinger verflucht unpraktisch in dieser Beziehung sind!
Damit zusammen hängt auch die Rüstung:
ich finde es klasse, dass Ihr offensichtlich auch Harnischfechten machen wollt, aber je teurer die Rüstung, desto höher der Stand. Sicherlich gehen Henzen oder Plattenhandschuhe sowie Brustplatte für einen einfachen Söldner in Ordnung, aber je aufwendiger das ganze wird, desto weniger passt es zu etwas rangniedrigerem als einem Offizier.
Ein einfacher Söldner ist mit einem gutem Gambeson, einfachem Helm und vielleicht Henzen besser bedient. Dann vielleicht noch eine Brustplatte oder eine Brigantine, obwohl diese in den süddeutschen Landen anscheinend nicht sehr verbreitet war.
Noch dazu unterscheiden sich der Gambeson eines Pikeniers/Halmbardiers/einfachem Söldner und ein Rüstwams unter einer gotischen Vollplatte recht deutlich voneinander.
Ansonsten viel Spass!
Wolfgang Ritter
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