Schuhe! Und was drin?
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Eintrag #1 vom 11. Okt. 2000 21:59 Uhr
Thomas Schlosser
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Hallo zusammen! Ich frage mich was das einfache Volk IN den Schuhen getragen hatt, wenn es sowas gab? Wenn man nicht gerade Beinlinge trug die über die Füße gehen, sondern eine einfache Hose hatte, trug man die Schuhe dann am blanken Fuß oder gab es sowas ähnliches wie Socken aus z.B. Filz oder Stoff?? Ich denke das beim tragen der Schuhe am blanken Fuß, es doch ziemlich gescheuert haben muß!? Bei Bundschuhen dürfte das nicht das Problem gewesen sein, weil die dicht anliegen. Aber bei genähten Schuhen die Massenware waren und nicht gerade auf das perfekte Maß gearbeitet waren; wie sah es da aus?????? Kurzgesagt: Gab es sowas wie Socken??? Falls ihr diesbezüglich Informationen habt, Danke schon mal im vorraus!!
MFG Thomas der Schlosser
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Eintrag #2 vom 12. Okt. 2000 08:04 Uhr
Joachim Meinicke
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Morgen, Thomas, das Scheuern beim Tragen der Schuhe mit blanken Fuß ist nach unserer Erfahrung weniger das Problem. Wohl aber, daß Du kalte Füße bekommen kannst. Ja, es gab Strümpfe. Wurde nicht teilweise auch mit Stroh ausgestopft? Alles weitere bitte von den Spezialisten. Joachim
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Eintrag #3 vom 12. Okt. 2000 08:54 Uhr
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Thomas: Beinlinge ohne Fußteil ? Meines Wissens waren Beinlinge immer mit Füßen. Jedensfalls kenne ich keine andere Variante. Bei sämtlichen Bildern die ich kenne, verschwinden die Beinlinge in den Schuhen. Das geht IMHO nur mit Füßen oder min. Stegen. Schuhe und Massenware ? Schuhe, sowie viele andere Fertigprodukte wurden meist nach Bedarf gefertigt. Dementsprechend dürften sie schon ziemlich gut auf den Träger angepaßt gewesen sein. Zum Thema Stroh: Eine Freundin hat das in Tannenberg probiert, es klappte recht gut und gab warme Füße.
Gruß, Ivain
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Eintrag #4 vom 12. Okt. 2000 08:56 Uhr
Dietrich
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Hallo Thomas. Schuhe waren im Mittelalter keine Massenware; es gab keine Serienherstellung, jeder einzelne Scuh war speziell für den jeweiligen Träger gefertigt. Bundschuhe sind nicht mittelalterlich, sondern frühgeschichtlich. Der späteste Fund sind Kinderschuhe von der Saaalburg, 2. Jhd. nach Christus. Bezüglich der Hosen- von welcher Zeit reden wir hier? Falls es das Hochmittelalter ist- was für Hosen? Beinlinge sind angesagt! Und die haben in den meisten Fällen einen angesetzten Fuß. Und falls kein Fuß dran ist, ist es ein Steg unter dem Fuß, sonst rutscht Dir das gute Stück die Wade hoch. Für regelrechte Socken oder Strümpfe habe ich noch keinen Beleg gesehen; es gibt besagte Fußlinge, es gibt Strümpfe für Frauen, aber Männerstrümpfe habe ich noch nicht gesehen. Kann natürlich auch daran liegen, daß einfach nirgendwo welche abgebildet sind, noch welche gefunden wurden. Zu Deinem Trost: ich trage seit meinem Einstieg in´s Hobby keine Socken in den Schuhen, und es hat meinen Füßen noch nicht geschadet.
Dietrich
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Eintrag #5 vom 12. Okt. 2000 12:46 Uhr
Mirjam Ruppel
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und die Strümpfe für Frauen? Wie sahen die aus? In der Form heutiger Socken? Und aus welchem Material waren sie? Und in welcher Machart? Naalbinding is ja laut meien Infos im MA nicht angesagt… INPUT, bittebitte!
Scorpia
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Eintrag #6 vom 12. Okt. 2000 13:39 Uhr
Patrick Seehaber
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Hallo Leute, gut sitzende Schuhe schaden einem nackten Fuß ganz sicher nicht. Ich habe mir für meine Schuhe Filzsohlen gefilzt und gute Erfahrung damit gemacht. Der Filz wärmt und hält durch das enthaltene Wollfett die Nässe von Unten ab ( besonders toll bei Schuhen , die nur eine Sohle haben ). Wikis sollen sich ihre Schuhe mit roher Schafswolle ausgestopft haben… Damenstrümpfe sehen eigentlich so aus wie zu kurz geratene Beinlinge (mit Fuß) und werden über der Wade mittels eines Bandes gebunden. Als Material würde ich Leinen oder Wolle nehmen. Grüße, Patrick.
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Eintrag #7 vom 12. Okt. 2000 13:42 Uhr
Tim Hesse
Hallo zusammen Also das Ausstopfen mit Stroh ist sehr gut geeignet die Füße warm zu halten… vor allem muss das Stroh feucht sein, was bei meinen Füssen nie ein Problem ist:-) Das nasse Stroh zersetzt sich langsam in den Schuhen, dadurch wird Wärme frei und auch wenn es nicht unbedingt angenehm riecht, so hat man doch immer warme Füsse… Von Socken weiß ich auch nix, aber ab wann wurde denn gestrickt??? Vorstellbar wäre das ja schon… Und so eine Art Winterinnenschuh aus Fell??? Fragen über Fragen, was hat man im Schuh getragen… Bis demnächst, Tim
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Eintrag #8 vom 12. Okt. 2000 13:45 Uhr
Patrick Seehaber
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Hallo Tim, piekt das nicht wie sau ? :0) Grüße, Patrick.
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Eintrag #9 vom 12. Okt. 2000 13:57 Uhr
Tim Hesse
Hallo Patrick Pieken, nicht wenn das Stroh feucht, bzw. nass ist, zumindest hab´ ich dank meiner Hornhaut noch keine Strohhalme in der Fusssohle stecken gehabt, und Filz, piekt das nicht auch, zumindest ein bischen :-)
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Eintrag #10 vom 12. Okt. 2000 14:01 Uhr
Ruth
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Hallo, zum Damenstrumpf gibt es nähere Infos und Schnittmuster in der Bibliothek unter Gewandungen oder so ähnlich. Und zur Geschichte des Strickens gibt es hier auch irgendwo einen thread. Ich trage jetzt seit einer Saison Mittelalter-Schuhe ohne Strümpfe und hatte bis jetzt damit keine Probleme - auch nicht bei naßkaltem Wetter (allerdings bin ich auch ein notorischer Barfußgänger, wann immer es geht - meine Füße sind also sicherlich recht angehärtet). Wenn man die Schuhe immer gut fettet, hat man auch mit Feuchtigkeit kein Problem. Ruth
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Eintrag #11 vom 12. Okt. 2000 18:28 Uhr
Claudia
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Hallo, ich habe versucht, nach der Anleitung in der Bibliothek Struempfe zu schneidern. Erste Versuche haben gezeigt, dass die Fussspitze so nicht hinkommt. Das gibt so eine komische Tuete. Die wuerde zwar prima in Schnabelschuhe passen ;-)), ist aber irgendwie unangenehm. Ich habe die Spitze etwas veraendert und jetzt scheint´s zu gehen. Wenn ich fertig bin, gibt´s ´nen Erfahrungsbericht. Frage an die Experten: Wo kann man diesen ominoesen Halberstaedter Strumpf in natura besichtigen? Oder kommt Otto Normalverbraucher nur an Bilder ran? Die Sache mit dem feuchten Stroh kann ich mir nur schwer vorstellen. Eine Grundbedingung fuer warme Fuesse ist bei mir, dass selbige *trocken* sind. Ausserdem isoliert trockenes Material deutlich besser. Trockenes Stroh oder Heu hingegen kann ich mir sehr gut vorstellen. Die Lappen in Norwegen haben noch bis in die vierziger Jahre ihre traditionellen Schuhe getragen - die werden mit Gras ausgestopft. Dazu braucht man wohl eine spezielle Technik, sonst werden die Dinger unfoermige Klumpen und scheuern. Etwas Aehnliches kann ich mir auch fuer´s Mittelalter vorstellen. Ist halt wie mit den russischen Fusslappen: koennen muss man´s… Seid gegruesst, Claudia
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Eintrag #12 vom 12. Okt. 2000 20:09 Uhr
Oliver Aumüller
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Guten Tag! Also: 1. Warum soll es denn im HM kein Nadelbinding mehr gegeben haben? Blödsinn. Und Nadelgebundene Socken taugen für Männlein und Weiblein. Ich weis es, meine Frau nadelbindet wie wild… 2. Beinlinge mit Füßen sind o.k. Aber bedenkt bitte, daß nicht alle im HM beinlinge trugen. Und die hatten dann wieder? Richtig! Socken, und zwar Nadelgebundene. Oder die Armutsvariante Fußlappen. Die sind allerdings richtig gebunden auch ganz toll warm. 3. Beinlinge für Frauen. Diese kenne ich jetzt nur als Trachtbestandteil der Merowingerzeit. Und da hatten die beileibe nicht immer einen angesetzten Fuß. 4. Stroh. Kann ich mir gut vorstellen, weis ich aber nicht. Fußlappen sind da aber wahrscheinlicher. Schon aus dem Grund, daß der allseits bekannte "Lumpensammler" aus alter Kleidung unter anderem auch Fußwickel machte (und nicht nur Toilettentücher). Ja, nehmt es so hin, so hab ich es jedenfalls gelernt. Oder belehrt mich eines besseren. Aber bitte konstruktive Kritik.
HauptsachekeineFeuerwehrstiefel Aulus
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Eintrag #13 vom 12. Okt. 2000 20:45 Uhr
Patrick Seehaber
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Hallo, gibt es Belege für nadelgebundene ( nadelgebindingte :0) ??)Socken aus dem HMA - oder schriftliche Belege? Wenn ja, würde ich mich über einen Literaturverweis freuen. Grüße, Patrick.
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Eintrag #14 vom 12. Okt. 2000 23:10 Uhr
Andreas Sturm
Hallo Dietrich, Beitrag 4: Hosen sind mittelalterlich. Der mittelhochdeutsche Begriff "hosen", ahd. "hosa", bezeichnet eine strumpfähnliche Beinbekleidung und leitet sich vom germanischen "huson" her, was "Unterschenkel- oder Beinbinden" bedeutet. Die mhd. "hosen" waren ursprünglich Halbstrümpfe, die sich dann zunächst bis zu den Knienkehlen verlängerten und schließlich auch über das Knie hinaus zum "klassischen Beinling" anwuchsen. Die Verlängerung beginnt bereits bei den Karolingern im 9. Jh. und drängt allmählich die lange oder knielange Hose germanischen Ursprungs ("bracca, brouch") zurück (vgl Koch-Mertens und Thiel). Aus diesen überlangen Strümpfen hat sich im Laufe des 15. Jahrhunderts schließlich die moderne Hose entwickelt. Da diese Urform der Hose immer paarweise getragen wurde, hat sich bis heute der Begriff ein Paar Hosen (engl.: a pair of trousers) erhalten (Kühnel 27 - 28, siehe auch Loschek 258). Der Begriff Beinling ist neuzeitlich und leicht irreführend, denn "hose" kann die Beinbekleidung offenbar unabhängig von der Länge bezeichnen. Das Wort "Strumpf" ist erst ab dem 13. Jh. bezeugt und bedeutet ursprünglich und z. T. bis ins 18. Jh. "Stumpf" oder "Rumpf". Erst seit dem frühen 16. Jh. erlangen "Strumpf" und "Hose" langsam den heutigen Sinn (Loschek 439). Neben den langen "hosen" wurden auch weiterhin knielange Strümpfe verschiedener Form getragen. Neue, mir vorliegende Beispiele für knielange Strümpfe sind die Pontifikalstrümpfe des heiligen Desiderius um 1100, die aus Seide geschneidert sind und die Pontifikalstrümpfe des hl. Germanus, eine Nadelarbeit in Leinen aus dem 12. Jh. (beide heute im Musée jurassien d´art et d´historie, Delémont; Koch-Mertens 142 - 143). Die Darstellung einer herrschsüchtigen Frau aus dem SMA belegt die Verwendung von Kniestrümpfen bei Frauen. Strümpfe wurde also auch im Mittelalter von beiden Geschlechtern getragen. Hallo Oliver, Beitrag 12: Wie eben angeführt, können hochmittelalterliche Strümpfe durch Nadelbindung hergestellt werden, sind es aber nicht immer. Tatsächlich scheint die Nadelbindung im zentraleuropäischen Raum des FMA/HMA immer mehr durch das Stricken verdrängt worden zu sein. Nadelbinding-Produkte finden sich oft in der liturgischen Mode. Kircheninventare listen viele kostbare Fingerhandschuhe auf, die entweder gestrickt oder eine Nadelarbeit waren. Strümpfe konnten genauso wie Beinlinge aus Stoff geschneidert werden (siehe hl. Desiderius, Koch Mertens 143; Seidenstrumpf aus Halberstadt, 14. Jh., Loschek 440 oder die Beinlinge aus dem Grab Kaiser Konrads II. von 1093, Ditmar-Trauth 89). Die dritte Variante sind gestrickte Strümpfe oder sogar Beinlinge wie die des Bischofs Konrad Sternberg, der 1192 in Worms beerdigtwurde (Turnau 380). Genauso wie die "hosen" müssen Strümpfe nicht zwingend mit Füßlingen ausgestattet sein. Eine spätmittelalterliche Darstellung der ursprünglich 4 Reliquen der Aachener Heiligtumsfahrt zeigt ein Paar wahrscheinlich knielange Strümpfe mit Steg. Diese Reliquien sind mittlerweile verloren gegangen. Eine selten gezeigte Kombination offenbart die Darstellung Heinrichs des Zänkers von ca. 995 im Regelbuch des Nidermünsters von Bamberg: Er trägt auffällig gemusterte "hosen", die weder einen Fußteil noch einen Steg besitzen und darunter separate Socken (Ditmar-Trauth 51). Hallo Claudia, Beitrag 11: Die betonte, nach oben gebogene Spitze, die beim Zusammennähen des Fußteils entstehen, sind eine Eigenart dieser speziellen Konstruktion. Du kannst den Grad der Spitze dadurch regulieren, dass du den Kurvenzug abflachst. Willst du diese Spitze vollkommen vermeiden, mußt du einen anderen Schnitt wählen, z.B. den eines dreiteiligen Beinlings mit einer echten Sohle. Demnächst werde ich meine Homepage auch um ein mögliches Schnittmuster der Strümpfe des hl. Desiderius erweitern, die anders konstruiert sind. Einen Aufsatz zur Nadelbindung und zum Stricken im Mittelalter und Schnittmuster für "hosen" und Strümpfe findet der interessierte Leser auf meiner Homepage in der "Kostümkunde für re-enactors": wwwoih.rwth-aachen.de/~sturm Thiel, Erika, Hg. Geschichte des Kostüms: Die europäische Mode von den Anfängen bis Gegenwart. 6., verb. und erw. Aufl. Berlin: Henschel, 1997. ISBN 3-89487-260-8. Turnau, Irena. "The Diffusion of Knitting in Medieval Europe". N. B. Harte and K. G. Ponting. Cloth and Clothing in Medieval Europe. Pashold studies in textile history 2. London: Heinemann, 1983.
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Eintrag #15 vom 13. Okt. 2000 10:39 Uhr
Dietrich
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Hallo Andreas, vielen Dank für die Richtigstellung. Wäre aber nicht nötig gewesen, denn die von Dir übermittelten Informationen liegen mir auch vor. Um aber Mißverständnisse zu vermeiden und eine lange Eingangs- Begriffserklärung zu sparen, habe ich mich der "modernen" Bezeichnungen Hose, Beinlinge und Socken bedient. Pontifikalstrümpfe aus dem HMA und Kniestrümpfe für Frauen im SMA beweisen das Tragen von Strümpfen durch beide Geschlechter im gesamten MA? Klingt für mich so, als ob die Existenz von Kilt und Minirock beweisen, daß im 20. Jhd. von beiden Geschlechtern Röcke getragen wurden.
Dietrich
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Eintrag #16 vom 13. Okt. 2000 14:06 Uhr
Andreas Sturm
Doch Dietrich, die Richtigstellung war nötig, denn der fast auschließliche Gebrauch des neuzeitlichen Wortes "Beinling", womit in der "MA-Szene" die oberschenkelange "hose" verbunden wird, verschleiert die Existenz von knielanger, strumpfähnlicher Beinbekleidung, für die du "noch keinen Beleg" gesehen haben willst (vgl. Fund einer Socke in Nadelbindung aus dem englischen York, 10. Jh., siehe Hutschinson; sowie gestrickte Strümpfe aus der Schweiz vom 7. bis 12. Jh., Turnau 380. Die Autorin geht leider nicht näher darauf ein, ob diese Strümpfe Männern oder Frauen zugeordnet werden können). Strümpfe bzw. Strumpfähnliche Beinbekleidung für Frauen kann anhand von Strumpfgarnituren bereits in merowingischer Zeit nachgewiesen werden (vgl. Grab der Königin Arnegunde, gest. 580 oder Frauengrab 75 l, Kösingen, 7. Jh.). Bildbelege für weibliche Strümpfe in der Zeit zwischen 9. und 14./15. zu finden ist schwierig, da es üblich war, das Bein bedeckt darzusellen. Einen Hinweis liefert die Tafel 125 des Codex Manesse: Die Schnitterin, wahrscheinlich eine verkleidete Edeldame (sie trägt weiße Handschuhe!), trägt ein Kleid, das nur bis über die Waden reicht. Die entblößten Schienbeine und Füße sind schwarz dargestellt (Walther 257). Die erhaltenen Strümpfe dieser Zeit stammen fast ausnahmslos aus der katholischen Kirche oder gehören zu den deutschen Reichsinsignien. Sie wurden deshalb naturgemäß von Männern getragen. Dennoch spricht nichts dagegen, dass Frauen an diesem elementaren Kleidungsstück auch in der Zeit vom 9. bis 14./15. festgehalten haben. Andere Autoren benennen deshalb knielange Strümpfe ausdrücklich als Bestandteil der hochmittelalterlichen Frauentracht - leider ohne näher auf Quellen einzugehen (vgl. Thiel 112, siehe auch Loschek 440, siehe auch Koch-Mertens 152). Andreas Sturm ____ Literatur: Archäologisches Landesmuseum Baden- Württemberg, Hg. Die Alamannen. Stuttgart: Theiss 1997. ISBN 3-8062-1302-X. Bertram, Marion, Hg. Merowingerzeit: Die Altertümer im Museum für Vor- und Frühgeschichte. Mainz: Phillipp von Zabern. Hutchinson, Elaine. "Nalebinding". Anglo-Saxon and Viking Crafts. Website. Regia Anglorum Publications. 1999. wwwregia.org/naalbind.htm Koch-Mertens, Wiebke. Der Mensch und seine Kleider. Teil 1: Die Kulturgeschichte der Mode bis 1900. Düsseldorf und Zürich: Artemis & Winkler, 2000. ISBN 3-538-07103-9 Kühnel, Harry, Hg. Bildwörterbuch der Kleidung und Rüstung: Vom Alten Orient bis zum ausgehenden Mittelalter. Kröners Taschenausgabe 453. Stuttgart: Kröner 1992. ISBN 3-520-45301-0. Loschek, Ingrid. Reclams Mode- und Kostümlexikon. 4. Aufl. Stuttgart: Reclam, 1999. ISBN 3-15-010448-3. Thiel, Erika, Hg. Geschichte des Kostüms: Die europäische Mode von den Anfängen bis Gegenwart. 6., verb. und erw. Aufl. Berlin: Henschel, 1997. ISBN 3-89487-260-8. Turnau, Irena. "The Diffusion of Knitting in Medieval Europe". Harte, N. B. and K. G. Ponting. Cloth and Clothing in Medieval Europe. Pashold studies in textile history 2. London: Heinemann, 1983.
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Eintrag #17 vom 13. Okt. 2000 14:55 Uhr
Dietrich
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Hallo Andreas, es hat Strümpfe gegeben, und Frauen haben Strümpfe getragen. Völlig unbestritten; zu Frauenstrümpfen kann ich Dir sogar noch zusätzliche Quellen geben. Die Frage war aber doch (nicht direkt gestellt, aber aus dem Zusammenhang mit der Hose ersichtlich): Haben Männer Socken getragen? Und DAFßR habe ich noch keinen Beleg.
Dietrich
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Eintrag #18 vom 13. Okt. 2000 16:29 Uhr
Andreas Sturm
Und noch mal… Socken/Strümpfe für Männer - Pontifikalstrümpfe des hl. Germanus, Nadelarbeit in Leinen, 12. Jh. Heute im Musée jurassien d´art et d´historie, Delémont; (Koch-Mertens 143). - Pontifikalstrümpfe des heiligen Desiderius, um 1100, aus Seide geschneidert. Heute im Musée jurassien d´art et d´historie, Delémont; (Koch-Mertens 142). - Strümpfe als Teil der deutschen Reichsinsignien, um 1300. Aus Seide geschneidert. Heute in der Weltlichen Schatzkammer, Wien (Thiel 116). - Strümpfe/Socken des Heinrichs des Zänkers ,ca. 995, Regelbuch des Nidermünsters von Bamberg: Auffällig gemusterte "hosen", die weder einen Fußteil noch einen Steg besitzen und darunter separate Socken. Dünne Querlinien könnten ein Gestrick/Nadelarbeit andeuten (vgl. Erscheinungsbild der Strümpfe des hl. Germanus. (Ditmar-Trauth 51). - Socke aus York, Bodenfund aus dem 10. Jh. Nadelarbeit. Andreas Sturm
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Eintrag #19 vom 13. Okt. 2000 16:49 Uhr
Andreas Sturm
P.S.: Und um es ganz genau zu nehmen - "Socke" bezeichnet einen wadenlangen Strumpf. Das Wort leitet sich vom römischen "Soccus" her. Der Soccus war zunächst ein niedriger Schlupfschuh aus Stoff mit einer Ledersohle oder ganz aus Leder. Später wandelte sich der Soccus zu einem wadenlangen, strumpfartigen Schuh, der auch häufig von den Franken (*) getragen wurde. Aus dem römischen Soccus wurde ahd. "soc" und schließlich nhd. "Socke" Loschek 418). Andreas Sturm _____ * vgl. Stuttgarter Bilderpsalter. Nach 830. Würtembergische Landesbibliothek Stuttgart, Bibl. fol. 23. Faksimile: Schreiber Graphische Kunstanstalten, 1965. Cod. Sang. 22, St. Gallen, Stiftsbibliothek. Wandalbert von Prüm. Codex Regimensis latinus 438 - Martyrologium für Kaiser LotharI. Nach 855. Faksimilie: Belser, 1997.
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Eintrag #20 vom 13. Okt. 2000 17:57 Uhr
Dr. Frank Dierkes
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Puh, wat bin ich froh, dat ich Klompen trage und da Schafswolle reingestopft habe. Gibt ein gutes Fußbett, hält warm und fettet den Fuß. Zum Geruch, die ersten zwei Monate: MßßßßHHH!!! Dann verliert die Wolle ihren Eigengeruch und nimmt im Sommer gut den Schweiß auf und verschafft ein gutes Fußklima.
Laudetur Iesus Christus. In eternam, Amen. Frater HdM
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Eintrag #21 vom 14. Okt. 2000 21:16 Uhr
Thomas Schlosser
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Hallo zusammen! Danke erst mal für die zahlreichen Antworten. Was mich allerdings erstaunt hat war die Tatsache das ich mit den Schuhen als Massenprodukt falsch lag. Im Buch von Ulrich Lehnart(Kleidung und Waffen der Früh- und Hochgotig)wird dies nähmlich so angedeutet!!??Also stimmt es nicht !!?? Zum Thema Hosen bzw. Beilinge habe ich noch eine Frage. Man kann also alles was irgentwie die Beine verhüllt Hose oder Beinling nennen, ob mit Sohle oder Steg, oder ohne. Es schein nicht genau unterscheident definiert zu sein?? Da mein Interesse mehr dem Frühmittelalter gilt dürfte ich mit einer Hose(Knöchellange Brouch) richtig liegen. Dann muß ich die Schuhe halt ausstopfen mit was auch immer!!(Grübel)
MFG Thomas der Schlosser
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Eintrag #22 vom 14. Okt. 2000 23:57 Uhr
Andreas Sturm
Hallo Thomas, Schuhe waren Verbrauchsmaterial, d.h. ihre Lebensdauer war gering, der Bedarf an Nachschub entsprechend hoch. Die Mittelalterliche Terminologie bzgl. Bekleidung ist alles andere als genau - das mhd. "hose" dürte wahrscheinlich wirklich alles zusammenfassen, was das Bein bedeckt, aber keine Hose im heutigen Sinn ist, denn die wurde lat. Braccae, Femoralia, Feminalia, mhd. bruech, bruoch genannt. Die mittelalterlichen "hosen" haben sich aber aus dem spätrömischen "Soccus", einem Schuh entwickelt. Zunächst bis zur halben Wade reichend, wurden sie immer länger, bis sie schließlich im SMA an das Wams stießen. Mittelalterliche "hosen" bezeichnen also ein paariges Kleidungsstück mit variierender Länge. Zum Frühmittelalter - der "St. Gallener Mönch" berichtet in seiner "De Gestis Caroli Magni" über die Tracht der Franken im 9. Jh.: "Sie bestand in Schuhen, die außen mit Gold verziert und mit drei Ellen langen Riemen versehen waren, mit scharlachnen (1)Binden um die Beine und darunter leinenen Hosen, obwohl von derselben Farbe, doch in kunstreicher Weise bunt gemacht. (2) ßber diese und die Binden wanden sich kreuzweise, innen und außen, vorn und hinten jene langen Schuhriemen." Auf Abbildungen dieser Zeit erkennt man manchmal wadenhohe Fußbekleidung mit kleinen Zickzacklinien über die gesamte Breite, welche die Zehen freilassen. Unklar ist, ob es sich dabei um die erwähnten Binden handelt oder um die römischen Calceus patricius, ein Halbschuh mit Riemen bis zur halben Wade. Es dürfte aber wenig dagegen sprechen, wenn du die für die fränkische Tracht üblichen Beinwickel auf die Füße ausdehnst. Mit einer germanischen Hose (Braccae), Beinbinden und Schuhen dürftest du gut fahren, allerdings mußt du auf die Gepflogenheiten der Volksgruppe und der Zeit achten. So trugen die Franken z.B. in vorchristlicher Zeit seit dem 5. Jh. knielange Braccae und dazu Binden. Durch den christlichen Einfluß kamen aber wieder knöchellange Hosen in Mode, die Beinbinden wurden weiter beibehalten und über die Hosenbeine geschlagen. Andreas Sturm _____ 1 Unklar bleibt, ob hier der Farbton oder eine Stoffart, nämlich ein besonders hochwertiges Wollgewebe gemeint ist. Scharlach (mlat. scarlatum) bezeichnet zunächst jeden "Stoff von intensiver Farbe". Das flämische Wort scaerlaken bedeutet "geschorenes Tuch"(Kühnel 220. siehe auch Loschek 428). 2 Gemeint sind wohl Stickereien.
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Eintrag #23 vom 21. Okt. 2000 08:46 Uhr
Andreas Sturm
Hallo, hier noch ein Beispiel für knielange "hosen" an Männerbeinen (SMA): jupiter.imareal.oeaw.ac.at:8080/real/docs/006598.html Andreas Sturm
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Eintrag #24 vom 27. Okt. 2000 15:38 Uhr
Dr. Frank Dierkes
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Habe gerade bez. der ursprünglichen Frage, was man IN den Schuhen getragen hat, nochmal in meinen Büchern nachgesehen. Nach der Benediktinerregel (neuere Fassung) erhält der Mönch "Strümpfe", in älteren Fassungen hingegen Fußlappen. Gleiches geht aus dem Buch "Klosterleben im Mittelalter" aus einer Schrift von vor 1000 hervor, wo von Fußlappen zumind. für Mönche gesprochen wird. (Sorry, Thomas, habe ich gestern vergessen zu erzählen). Frank
Laudetur Iesus Christus. In eternam, Amen. Frater HdM
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Eintrag #25 vom 24. Feb. 2002 00:34 Uhr
Michael Effertz
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1.Jh bis 2.Jh n. Chr. wie schützte man sich vor der Kälte/Nässe?
Schönen guten Abend zusammen,
seit einiger Zeit versuche ich mich schon mit dem im Titel meines Eintrags genannten Zeitraum zu beschäfftigen. Dabei dreht es sich insbesondere um das Rheinland bzw das damalige Köln und Umland. Leider gibt es dafür seeeehr wenig Quellen (ich tue mich zumindest schwer etwas zu finden und wenn, dann ist es in einem Buch gerade einmal das Wort "Ubier", und dies in nur einem Satz erwähnt… Naja ;-), so daß ich mich fast nur auf römisches Material stütze, oder zeitliche Abeichungen in kauf nehmen muß.
Der Zeitraum ist mit Absicht so gewählt, eben um mir das Abweichen ins römische, gerade als Ubier (römerfreundlich), relativ gut möglich ist.
Um nun langsam auf das Thema zu kommen. Von der Bekleidung her bin ich mittlerweile "akzeptabel", aber einfachst ausgerüstet. Das einzige Problem, welches ich noch habe sind die Schuhe und das, was man darin getragen hat.
(siehe dazu auch Thread 158 "Schuhe")
Ich bin zur Zeit auf dem Stand, daß ich Bundschuhe oder römischen Militärsandalen tragen möchte.
Zweitere lasen sich wohl (nach M. Junkelmann) auch gut barfuß tragen, demnacht denke ich, daß es sich bei Bundschuhen ähnlich verhält. Jedoch besteht bei diesen nicht die Möglichkeit des "Sauberspülens" nachdem Dreck in den Schuh gekommen ist.
Zudem bieten beide Schuhmodell keinen guten Schutz gegen Kälte und was schlimmer ist kalte Nässe.
Es stellt sich somit die Frage, wie behielt man damals trocken als auch warme Füße?
Meine "Experimente" mit Stoffwickeln haben sich mehr oder weniger erfolgreich erwiesen… Kälte läßt sich mit Schafsfell und den besagten Stoffwickeln ganz gut zurückhalten, jedoch nicht der Matsch bzw. die Nässe in selbigen. Läuft man den ganzen Tag auf matschigem Boden, hat man ganz schnell halb erfrorene Füße/Zehen und das noch nicht mal im tiefsten Winter (gut, da ist der Boden dann auch schon mal gefroren ;-)
Also: Was trug man damals in den Schuhen bzw. gab es besondere Schuhe für kaltes, nasses Wetter? (hier nochmal der Verweis auf Thread 158 "Schuhe")
Wäre dankbar, wenn jemand dazu was sagen könnte!
Gruß, Micha
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Eintrag #26 vom 19. Jun. 2002 17:18 Uhr
Olaf Kirchert
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Stroh im Schuh ist praktisch (getestet kürzlich in Herzberg). Es isoliert gut und gleichzeitig fühlt es sich trocken an. Das Pieken ist nur ganz zu anfang störend.
Tschüß, Olaf
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Eintrag #27 vom 23. Jun. 2002 10:24 Uhr
Fritz Pascual
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Hi,
jawoll, Stroh im Schuh ist klasse! Stroh rein, zack - warme Füsse. Isoliert sogar etwas gegen Nässe, selbst wenn die Schuhe ein winziges bisschen an der Seite aufklaffen.
Aber Filzsohlen sind wohl auch ganz gross.
Gruss
Fritz
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Eintrag #28 vom 18. Jul. 2002 16:32 Uhr
Thomas Schlosser
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Hallo Leute
Habe seit langem mal wieder in diesen Treath geschaut und kann nun auch einiges dazu beisteuern.
Was die Kälte angeht: Ich habe festgestellt, wenn man zusieht das man sich warm einpackt, und vorallem etwas warmes auf dem Kopf hat, damit man dort keine Wärme verliert, kann man gut Barfuß überleben. Habe im Winter bei ca. 2Grad Minut überraschender weise keine Problem gehabt. Wenn der Körper sonst niergends wärme verliert(Warme Klamotten UND Kopfbedeckung) dann kann er wohl die Füße gut mit Wärme durch Blut versorgen.
Die Franziskaner haben das ja auch überlebt?! Wie weit man das treiben kann, bis zu welcher Temperatur kann ich nicht sagen. Bei Temperaturen um 20Grad minus will ich das auch nicht ausprobieren wollen.
Bei Nassen Schuhen funktioniert das auch. Ich habe auf einer Veranstalltung zwei Tage nasse Füße in den Schuhen gehabt, aber die waren nicht kalt!
Das von mir
Thomas
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Eintrag #31 vom 15. Mrz. 2003 11:58 Uhr
Thorsten Klahold
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Hallo ihr Wissenden dort draussen *g*
ich hätte da mal eine frage (wie so oft *fg*)
Wie die schuhe des Mittelalters waren weiss ich mittlerweile so einigermassen, nun aber quält mich eine andere frage, und zwar was wurde in den schuhen getragen?
Was ich bisher gefunden habe, ist das es an den beinlingen direkt füsslinge angenäht gab. Aber was gab es noch. Fusslappen? wie waren die geschnitten und wie wurden sie umgewickelt.Gab es innenschuhe aus Wolltuch oder Leinen.
Bitte wenn ihr etwas drüber wisst, lasst mich teilhaben.
Thorsten K.
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Eintrag #32 vom 15. Mrz. 2003 13:12 Uhr
Thomas Schiebel
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"Das Mittelalter" ist ein ziemlich großer Zeitraum, und fand überall auf der Welt statt :-)
Willst Du jetzt einen kompletten Aufsatz über Fussbekleidungen oder suchst Du konkrete Informationen zu einer bestimmten Zeit / Gegend / Stand ?
Viele Grüße, Gorm
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Eintrag #33 vom 15. Mrz. 2003 13:20 Uhr
Thorsten Klahold
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Also, mir geht es vor allem um den Mittel bis nordeuropäischen raum. zeitabschnitt 11. bis ende 14. anfang 15. Jahrhundert
Mich interessiert es vor allem weill ich in einem Textil und lederwaren Grosshandel arbeite und die Strumpf/socken den grössten teil unseres Textilbereichs ausmachen. Also interessiert mich zum einen das "entwickelungsgeschichtliche" der socke *g* und für meine eigene darstellung die Zeit 1360 +/- 20 Jahre
Thorsten K.
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Eintrag #34 vom 16. Mrz. 2003 14:38 Uhr
Bernd
(Nachname für Gäste nicht sichtbar)
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Zitat aus
"von anfang biss zu unseren zeiten" - das mittelalterliche Rottweil im Spiegel archäologischer Quellen
(Landesdenkmalamt Baden-Würtemberg - ISBN: 0936 5109)
Artikel "Textilien, Lederreste und Schmuck" (Ute Beitler), S. 127
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"ßber die Fußbekleidung der Mönche geben uns mehrere Teile aus groben Leinenstoff Auskunft (Abb.99). Es handelt sich um sogenannte "pedules" (=aus Stoff zusammengenähte Füßlinge), die schon aus den Ordensregeln des Benediktus genannt werden. Diese leichte, waschbare Fußbekleidung wurde zum Schutz gegen die Kälte verwendet und gleichzeitig mit den Schuhen beziehungsweise Stiefeln getragen. Da jedem Mönch bis zu fünf Paar solcher Pedules zugestanden wurden, scheint diese Fußbekleidung häufig gewechselt worden zu sein. Sie entspricht damit unseren Strümpfen, auch wenn sie rein äußerlich nicht sehr viel gemeinsam haben. An einem dieser Pedules haben sich noch Reste von Leder erhalten, was auf ein Ledernes Oberteil schließen läßt.
Unter den übrigen Stoffresten, die sich nicht immer sicher bestimmen lassen, befindet sich eine Schuhsohle aus braunschwarzem Filz, auf der noch der Abdruck eines Fußes zu erkennen ist."
(Zitat Ende)
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Die Abgebildeten Pedules sehen aus wie Espandrills; auf Wunsch kann ich ein Scan davon zumailen.
Die Funde in diesem Artikel stammen aus dem Schutt und Auffüllung des Dominikanerklosters Rottweil. Dadurch ist wohl eine genaue Datierung nicht möglich.
Leider steht in dem Artikel nicht, auf welche Zeit die Pedules datiert werden. Die restlichen Funde sind aber so 1400 aufwärts.
Stellt sich nun die Frage, seit wann die "Pedules" bekannt sind - da sie in den Benediktinerregeln (6.Jhd.) erwähnt werden (z.B. wwwerzabtei.de/antiquariat/Regula.html - "Kleidung und Schuhe der Brüder - Kap. 55")
wäre es möglich, daß die Pedules eine gängige Fußbekleidung im MA war - wenn "Pedules" wirklich explizit diese Art von Schuh bezeichnet und nicht einfach nur "Socke" bedeutet…
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Eintrag #35 vom 16. Mrz. 2003 18:25 Uhr
Thorsten Klahold
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Hallo Bernd,
würde mich sehr über zusendung eines scannes freuen.
diese von dir erwähnten "füsslinge" scheinen wirklich die vorläufer unserer socken zu sein.
War bei diesen "socken" die Fussohle auch aus leinen oder wurde der Obere Leinenteil auf ein Filzstück aufgenäht. Oder wahr das von dir erwähnte Filzstück wohl "nur" eine Art Einlegesohle?
Interessant finde ich das es schon in einer so alten quelle erwähnung findet was in den schuhen zu tragen ist und scheinbar wurde doch schon an fussgesundheit und vorbeuge vor Fusspilzerkrankungen gedacht.
Thorsten K.
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Eintrag #36 vom 16. Mrz. 2003 18:29 Uhr
Bernd
(Nachname für Gäste nicht sichtbar)
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oops, sorry, sollte wohl mit dem aktualisieren der Webseite aufpassen…
Also, auf der Abbildung ist auch die Sohle aus Leinen.
Die Filzsohle wurde wohl separat gefunden, aus dem Text geht nicht hervor, ob die irgendwo angenäht war oder nicht.
Ich schicke Dir aleich mal einen Scan des Artikels…
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Eintrag #37 vom 16. Mrz. 2003 22:53 Uhr
Bernd
(Nachname für Gäste nicht sichtbar)
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… und außerdem sollte ich nach dem abtippen nochmal Korrektur lesen, also:
die ISBN - Nr. lautet: 3-927714-34-8
(nicht die ISSN-Nr…)
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Eintrag #38 vom 09. Apr. 2003 11:55 Uhr
Julia Dix
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Hallo,
in Schleswig wurde eine Filzsohle gefunden die man wohl zusätzlich in die schuhe legte um sich gegen kälte zu schützen. (Gesehen im schloß Gottorf/schleswig) Leider stand nicht viel anbei über Herkunft und Zeit.
liebe Grüße Julia
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