Ritter mit Plauze
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Eintrag #1 vom 13. Mai. 2004 10:02 Uhr
Stefan Thias
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Hallo Leute,
gestern hatte ich Besuch von ein paar Bekannten, die nicht aus dem Hobby kommen. Die wollten natürlich sofort ein paar Fotos sehen, nachdem sich herausgestellt hatte was ich für ein komisches Hobby habe. Also habe ich ihnen ein paar Bilder und Homepages gezeigt…
Darauf kam dann die Frage wie realistisch es ist, das auf div. Fotos Ritter und Soldaten mit Plauze waren.
Versteht mich jetzt bloß nicht falsch, ich wollte nur mal die Frage von ein paar unbedarften Leuten wiedergeben und keinen beleidigen oder vorführen.
Mich interessiert mal was Ihr dazu denkt.
Viele Grüße
Stefan
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Eintrag #2 vom 13. Mai. 2004 19:24 Uhr
Jens
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…es gab nachweisslich solche, die sogar den dementsprechenden Beinamen hatten ("Lui the fat"), und es kommt wohl drauf an, wer wo wie was normalerweise tut, ein Bürger der in ein Aufgebot kommt wird nicht zwangsläufig gut durchtrainiert sein…
Ich traue mir keine- vor allem generell- Aussage zu treffen nur: jemand, der mit jede Menge überflüssigen Pfunden, die ihn gar behindern, eine militärische Darstellung macht, muss sich imho der Einschränkungen bewusst sein, und jemand, der nach einmal um den Platz rennen nahe dem Herzstillstand ist, den kann ich als Berufssoldat- besonders Panzerreiter- wenig ernst nehmen, aber das ist eine persönliche Einschätzung.
Andererseits spielen da einige Faktoren noch ne Rolle, imho:
-Schlankheitswahn mit 0 Bauch ist eine moderne Krankheit
-der Durchschnittsmann, der gern isst, wenn er was zu Essen bekommt, legt Reserven an, und das ist geplant von Mutter Natur
-wenn man "damals" gut zu Essen bekam- ass man- Diäten hatten sich noch nicht erfunden
-Fasten war je nach Situation, Stand und Jahreszeit (Fastenzeit) bedingt
Mein rein persönliches Fazit ist, dass es wohl alles gab, der, dessen Leben von seiner Kondition abhing, aber wohl wahrscheinlich besser in Schuss war.
Gruss, Esca
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Eintrag #3 vom 13. Mai. 2004 20:00 Uhr
Roman Grabolle
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Eine meiner Lieblingsgeschichten handelt von Dedo dem V., Graf von Groitzsch und Markgraf der Ostmark, aus der Rochlitzer Nebenlinie der Wettiner (um 1130-16.8.1190):
wwwgenealogie-mittelalter.de/[
]/dedi_5_der_feiste[
]
Er liegt im Stift Zschillen, heute Wechselburg, begraben. Dedo bekam (später?) den wenig schmeichelhaften Namen der Feiste oder der Fette.
Und angeblich starb er laut einer Chronik (müßte suchen, wo genau überliefert) "an einer Einschneidung des Bauches". Hierzu wird folgende Geschichte erzählt: Dedo sollte ziemlich bald in den Kreuzzug ziehen. Er war zu fett, um in seine Rüstung zu passen. Also hat er sich kurzerhand mit einem Messer den Wanst abgeschnitten, wodurch er zwar schlagartig schlank wurde, aber leider auch verstarb.
Viele Grüße Roman
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Eintrag #4 vom 13. Mai. 2004 21:03 Uhr
Bernd
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…Was den heutzutage in Darstellerkreisen gerne zitierten Spruch "die warn ja damals auch net bleed" zumindest teilweise entkräftet, sollte an dieser ßberlieferung etwas wahres dran sein…
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Eintrag #5 vom 14. Mai. 2004 00:53 Uhr
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Das ganze ist wie so oft auch wieder eine Frage der Zeit…
Zunächst mal wird nur der dick, der mehr zu essen hat, als er bei der täglichen Arbeit verbrennt.
So gesehn haben Adel und in späteren Zeiten des Mittelalters das Bürgertum am ehesten die ‘Chance’ dicker zu werden.
Ritter war ja nicht nur Kämpfer, sondern auch Verwalter und Politiker. Je nachdem, wie die Zeiten und das Umfeld lagen kann der Ritter eher ein Elitekrieger oder mehr ein Schreibtischtäter sein.
Nicht umsonst gibt es den Spruch der "fetten Zeiten". Wenn kein Krieg anlag und das Wertepotential im zivilen Leben blieb, konnte man mit exotischen und reichhaltigen Speisen protzen.
Zu den Festtafeln des Adels gibts ja einige Berichte. Das setzt sich sicher fest.
Grob gesagt ist ein dicker Ritter also zumindest plausibler als ein dicker Bauer, aber als Kreuzzugsheimkehrer wäre man dünner wohl glaubwürdiger.
Also, immer ans Umfeld denken.
Gruß, Ivain
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Eintrag #6 vom 14. Mai. 2004 11:44 Uhr
David Seidlitz
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Hallo,
im späten 13. bis frühes 14. Jhdt. gab den welfischen Herzog Albrecht II. von Braunschweig(1268-1318). Dieser gute Mann hatte den Beinamen "der Fette".
Gruß,
David
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Eintrag #7 vom 14. Mai. 2004 12:57 Uhr
Claus Winhard
Nun, die genannten Ausnahmen bestätigen die Regel ;-) Man hätte wohl kaum jemanden den Beinamen "der Fette" gegeben, wenn Fettleibigkeit die Regel gewesen wäre.
Im Hochmittelalter zumindest war das Schönheitsideal "schlank und hochgewachsen", den Säulen der Kathedralen ebenbürtig. Diese schlanken Staturen lassen sich auch auf Illustrationen und Skulpturen finden, die Frauen werden dabei fast knabenhaft dargestellt (s. Skulptur der Synagoge, Bamberger Dom, entstanden 1224/25, Bild: wwwhochmittelalter.net/Wissenswertes/[
]/03130006.[
]
(Ja, auch ich bin mit ein paar kg ßbergewicht unterwegs ;-)
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Eintrag #8 vom 14. Mai. 2004 16:53 Uhr
Allerdings ist der Sinn des Schönheitsideals ja gerade, dass es ein Ideal ist, und Ideale sind ziemlich schwer zu erreichen… Erfahrungsgemäß ist das Schönheitsideal oft das Gegenteil der Realität. Wo es wenig zu essen gibt gilt oft Fettleibigkeit als Schönheitsideal, wo die meisten Menschen ihren Lebensunterhalt im Freien unter brennender Sonne verdienen müssen gilt oft Blässe als schön, wo man für viel Geld in den Süden fliegen kann gilt Bräune als schön… Ich weiß nicht, ob man das verallgemeinern kann, aber ich denke, es ist zumindest eine ßberlegung wert.
Grüße,
Sebastian
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Eintrag #9 vom 17. Mai. 2004 11:22 Uhr
Ameli
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Hallo,
Fettleibigkeit ist auch eine Sache der EINSEITIGEN Ernährung:
von Heinrich VIII. weiß man, daß er vorzugsweise Fleisch gegessen hat. In früher Jugend rank und schlank, ging er in seiner Regierungszeit auseinander wie ein Kräppel. Dabei war er nicht faul und bewegungsscheu. Nach heutigen Erkenntnissen hat er sich einfach falsch ernährt. Mehr Gemüse und Obst wäre besser gewesen ;-)
Gruß
Ameli
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Eintrag #10 vom 26. Mai. 2004 08:06 Uhr
Joachim Meinicke
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Ja, danke, Ameli, als wenn ich das zu Hause nicht eh jeden Tag zu hören bekommen würde. :-)
Während der VA in Hemmersdorf sah ich bei Tom übrigens eine ganz besondere Form der Plauze. Den so genannten umlaufenden Wulstbauch. Tom meinte, das käme von seiner Wickelbruche und wäre auch durch historische Abbildungen zu belegen. Sah jedenfalls sehr merkwürdig aus.
Grüße
Joachim (Grünzeughasser)
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Eintrag #11 vom 02. Jun. 2004 09:43 Uhr
Ingo Ludwig
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Noch ein berühmter Mann (Nichtgeistlicher, jedoch wohl recht "fromm") mit Wanne:
Wilhelm "der Eroberer" ist der ßberlieferung nach nicht nur ein ausgesprochen großer Mann gewesen, sondern im fortgeschrittenen Alter (insbesondere nach 1066) auch sehr bald sehr fett geworden.
Gruß, Ingo
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Eintrag #12 vom 02. Jun. 2004 11:13 Uhr
Christopher Strecker
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Hehe…….he…..*schäm*
Ich möchte mich entschuldigen, dass ich diesen Thread nochmals gestartet habe. Ich konnte mir unter dem Wort "Plauze" einfach nichts vorstellen.
Gehabt Euch wohl einstweilen!
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Eintrag #13 vom 02. Jun. 2004 12:00 Uhr
Anna
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Nun, die Menschen mit dem Beinamen "der Fette" oder "der Dicke" sind eben welche, die GANZ BESONDERS dick waren.
Menschen mit dem, was man heute als "Adipositas" bezeichnet, wurde kaum Beachtung geschenkt, es sei denn eben, er war EXTREM dick.
[Quelle gerade nicht zur Hand]
Louis VI "Le Grosse" von Frankreich hatte meines Wissens nach auch eine Krankheit, wegen der er so dick geworden ist, stand so zumindest bei
wwwgenealogie-mittelalter.de
meine ich.
Liebe Grüße, Anna
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