Thema als Feed (RSS 2.0) Thema als Feed (ATOM 1.0) Rechteckmäntel, Originale und Reproduktion

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Eintrag #1 vom 20. Okt. 2003 16:20 Uhr Sylvia Crumbach  Profil   Nachricht Bitte einloggen, um Sylvia Crumbach eine Nachricht zu schreiben.

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Hallo,
ich weiß nicht ob das Thema interessiert, aber aktuell wird unter Auktionen ein "keltischer" Mantel angepriesen.
Das Stück ist am Thorbergmantel (welchem?) orientiert. Quellenhinweis ist das "Buch der Gewandungen", was für frühe Kleidung nicht wirklich schlecht ist, vor allem weil im sehr gute Literaturhinweise aufgeführt sind.
Aber ----- und da würde ich gern mit diesem Thread ansetzen.
Einiges Stücke wurden aktuell neu untersucht, reproduziert und in Annäherung gearbeitet. Wer hat sich schon mal informiert, bzw. an das Thema ran gemacht?
Es sind nicht nur Mäntel mit Brettchenwebkanten gefragt, es gibt schließlich auch Originale ohne solche.
Auch nicht nur komplett gewebte Mäntel, denn es wurden auch Kanten an orinalen Mäntel ergänzt.
Es gibt auch solche nach Abbildungen, einige sind nach dem Brettchenwebertreffen entstanden, es gibt Mäntel mit Fransen und solche ohne………
Es gibt Fachartikel zu Mänteln, ich habe meine Ausarbeitung reichlich verteilt (gebe auch gern weite Kopien aus, da unsere HP etwas ins Stocken gekommen ist).
Zur Diskussion freigegeben :-))))
Sylvia
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Eintrag #2 vom 21. Okt. 2003 11:48 Uhr Claudia Mandok  Profil   Nachricht Bitte einloggen, um Claudia Mandok eine Nachricht zu schreiben.

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So wies aussieht, ist der Mantel, der grad bei Auktionen läuft, nach keinem keinem der Thorsberger Prachtmäntel gearbeitet. Bei dem Teil handelt es sich offensichtlich um ein einfaches Stück kariertes Tuch - mit den eisenzeitlichen Mänteln aus den Moorfunden nun wirklich nicht zu vergleichen (schon gar nicht in seiner Farbigkeit). Die sind in ihrer Machart sehr charakteristisch: einheitlich gewebtes Mittelstück in Köperbindung, Anfangs-, End- und Seitenkanten des Gewebes in der Brettchenwebtechnik, Ränder mit dekorative Fransen versehen.
Hm, ja wenn das mal einer hier probiert, würd ich das gern sehen *g* … Als ein ähnliches Stück aus dem Vehnemoor (Kreis Oldenburg, Niedersachsen) im Rahmen eines Experiments nachgewebt wurde, benötigte eine heutige Meisterin für die Produktion nur eines einzigen solchen Mantels insgesamt etwa 1500 Arbeitsstunden auf einem rekonstruiertem Gewichtswebstuhl.
Im übrigen hatte man sich bei dieser Rekonstruktion an den alten Farbbeschreibungen von SCHLABOW orientiert, was n völliger Fehlgriff war. Naturwissenschaftliche Analysen mittels HPLC (High Performance Liquid Chromatgraphy) in Kopplung mit Absorptionsspektroskopie ergaben, dass das Mittelfeld des Kleidungsstückes blauviolett gefärbt war. Umgeben wurde es von weißen und rotbraunen Naturwollstreifen, während die Fransen wiederum blauviolett gewesen sind.
Literatur: C.- H. Fischer, Farbrekonstruktion des Oldenburger Prachtmantels. Archäologische Mitteilungen aus Nordwestdeutschland 23, 2000 (2001), 11-16.
Aus neue Publikationen darf ansonsten gewartet werden - det dauert. Angeblich soll sich in Hannover aber eine neue farbgetreue Rekonstruktion eines solchen Mantels befinden (angeblich einer der Mäntel von Huntebrug). Wenn jemand dies bestätigen könnte, oder genaueres dazu weiß, würd ich mich sehr freuen.
Grüße,
Claudia

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Eintrag #3 vom 21. Okt. 2003 12:50 Uhr Sylvia Crumbach  Profil   Nachricht Bitte einloggen, um Sylvia Crumbach eine Nachricht zu schreiben.

nach oben / Zur Übersicht Hunteburgmantel

Hallo Claudia,
der Hunteburg Mantel aus Hannover wurde anläßlich der Ausstellung "Der Tempel im Moor" gefertigt. Auf die Unterlagen zur Farbanalyse warte ich noch. Spannend ist, daß Grün und Blau angenommen werden, eventuell zusätzlich als Spinnrichtungsmuster. Der Mantel ist auf einem modernen Webstuhl entstanden. Das Video in der Ausstellung zeigt nicht die Fertigung dieses Mantels, sondern den neubespannten Senkrechtwebstuhl aus dem Landesmuseum. Zudem hat der Mantel keine brettchengewebten Kanten. Trotzdem ist es ein wunderschönes und eindruckvolles Stück.
Bei vielen "Gebrauchsrepliken" sind die Kanten in Ripstechnik gewebt, um den Eindruck einer Brettchengeweben Kante zu erziehlen. Von diesen Mäntel kenne ich einige. Bzw. unter den Textilen aus dem Hjemstedt Oldtiedpark, DK.
Leider hat mich die Farbanalyse für den Hunteburg Mantel auch etwas dumm erwischt, meine (einfache) Anfertigung für meinen Mann war eben fertig geworden. Verwendet habe ich ein Wolltuch in annähernder Optik (köperbindig), die langen Kanten sind angenäht, die kurzen angewebt und die Kanten so verbunden.
Im Katalog zur Ausstellung "Der Tempel im Moor" ist eine Illustration zur römischen Eisenzeit mit einer Handelsscene, der germ. Handelpartner trägt einen "lila" Vennemoormantel nach der aktuellen Anlyse. Sehr schick!
Das Original war zuletzt in der Ausstellung "Das rote Tuch" in Frankfurt zu sehen, zu dieser Ausstellung sind leider keine Unterlagen erschienen.
Sylvia
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Eintrag #4 vom 21. Okt. 2003 13:12 Uhr Claudia Mandok  Profil   Nachricht Bitte einloggen, um Claudia Mandok eine Nachricht zu schreiben.

nach oben / Zur Übersicht Dankeschön :)

Ja genau, aus dem Katalog "Der Tempel im Moor" hab ich die Information. Wird dort leider nur in einem Nebensatz erwähnt, sehr schade. Muss also unbedingt mal nach Hannover und mir das gute Stück ansehen. Ist er überhaupt noch in der Ausstellung? Schleswig hat ja auch ne Rekonstruktion von Thorsberg (Ok, ist etwas älter) und zeigt die nicht.
Aber mal ehrlich für ein Museum ist so eine Rekonstruktion schon ein bisschen schwach. Und überhaupt: Macht einen echt ein bisschen wütend, mit was für halbfertigen Informationen man in den Museumveröffentlichungen abgespeißt wird.
Eh absolut schrecklich, dass alle wissenschaftlcihen Publikationen zu dem Thema so ewig auf sich warten lassen. Zum Beispiel Inga Hägg aus Schleswig könnt ruhig mal was genaueres zu ihrer Arbeit schreiben, befasst sich ja schließlich hauptsächlich mir den Moortextilien.
Ui, da könnt mich ich jetzt richtig reinsteigern ;)
Claudia

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Eintrag #5 vom 21. Okt. 2003 18:43 Uhr Sylvia Crumbach  Profil   Nachricht Bitte einloggen, um Sylvia Crumbach eine Nachricht zu schreiben.

nach oben / Zur Übersicht Hannover

Hallo Claudia,
der Katalog ist ein nettes Heft und als "Einstiegsdroge" für interessierte Laien gedacht. Aber ich hätte auch mehr erwartet.
Der Mantel ist nicht in der Dauerausstellung bisher, zur Zeit läuft die Ausstellung "Der Tempel im Moor" in Kanada, und da würde ich auch den Mantel vermuten. Ich kann das aber gelegentlich nachfragen.
Die relativ neue "Vennemoormantel" Variante, die Du erwähnt hast befindet sich in Oldenburg, Oldenburg in Niedersachsen und war im letzten Jahr ausgestellt, was nicht heißt das das noch immer so ist. Oldenburg ist mein persönliches Frustmuseum, nebenbei.
Leider habe ich keine Info´s zum Textilmuseum Neumüster, da sollte sich der Mantel den Karl Schlabow hat weben lassen befinden. Aber das Museum ist geschlossen.
Sylvia
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Eintrag #6 vom 07. Nov. 2003 23:37 Uhr Thomas Klee  Profil   Nachricht Bitte einloggen, um Thomas Klee eine Nachricht zu schreiben.

nach oben / Zur Übersicht Ist zwar etwas O.T. im Bezug der laufenden Diskusion ...

… aber trotzdem. *g*
Mich interessiert brennend die Frage nach dem Verschluß der Rechteckmäntel.
Den einzigen Fund der mir grob was sagt, zugleich auch eine der wenigen (bis auf die röm. Zwiebelkopfdinger) vermeitlich geborgenen "Männerfibel" in diesem Zusammenhang, ist das Bonzeteilchen aus Hassmoor, (späte VWZ, nach angelsächsischem Vorbild) müßte erst stöbern um genaueres sagen zu können.
Auf zeitgenössischen Abb. ist jedoch immer wieder zu erkennen das z.Zt. der Merowinger die Lappen mit Bändcher verschlossen wurden.
Ist dazu näheres bekannt?
Mich würde mal brennend interessieren wie und wo diese Strippe angebracht waren und aus welchem Material sie bestanden.
Gib es dazu brauchbare Literatur, die ihr mir empfehlen könnt?
Bin für jeden Tip in die richtige Richtung dankbar *g*

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Eintrag #7 vom 10. Nov. 2003 09:47 Uhr Sylvia Crumbach  Profil   Nachricht Bitte einloggen, um Sylvia Crumbach eine Nachricht zu schreiben.

nach oben / Zur Übersicht Verschluss

Hallo Thomas,
dazu zwei Punkte:
Auf vielen Abbildungen ist der Mantel mit Bändern geschlossen (karolingerzeitl.) und zusätzlich mit einer Fibel versehen. Eine Ausarbeitung in Bezug auf Münzfibeln hat dazu M. Schulze-Dörrlamm im Archäologischen Korrespondenzblatt veröffentlicht. Eine Kopie kann ich Dir in 2 Wochen mitbringen.
Die "Bänder" an Mänteln halten sich über längere Zeit. Auch bei der Grundlage zur Rekonstruktion der Mammentracht (NESAT Neumünster) ist eine solches Band in der zeitgen. Miniatur zusehen, aber aber eine Art Schal rekonstruiert. Eine Beschreibung zu den Textilen aus dem Mammengrab (11. Jahrh.) in Bezug auf die ßbernahme kontinentaler Mode im Norden ist ebenfalls im Korrespondensblatt publiziert.
Für den Mantel aus dem Befund von Bernutsfeld sind solche Bänder nicht beschrieben (Auswertung nach K. Schlabow, Textien der Eisenzeit). Wären aber nach meiner Auffassung denkbar.
Es gibt einige Befunde von Fibeln in Männergräben, die in der "mantelhalte" Position liegen, für die Völkerwanderungszeit. (Das muß ich nachsehen, ich weiß, einige sind im DDR-Germanenkompendium abgebildet).
Ich weise bei späteren Bestattungen aber darauf hin, das sich die Grabbeigabensitte ändert und der Mantel nicht mehr in Grabkommt oder als "Leichedecke" verwendet wordne sein könnte.
Sylvia

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Eintrag #8 vom 20. Nov. 2003 11:55 Uhr Thomas Klee  Profil   Nachricht Bitte einloggen, um Thomas Klee eine Nachricht zu schreiben.

nach oben / Zur Übersicht ... wer gucken kann ist besser dran ... *g*

Hallo Sylvia,
da hast du Recht, mit den Fibeln, denn ich habe mir mal die Miniaturen aus der Bibel von Karl d. Kahlen und dem Evangelium des Lohtar genauer angesehen.
Jepp, die Bändcher wurden wohl um eine Runde Fibel geknotet. Mir erscheint die Funktion der Fibel hier als eine Art "Knopf".
Auch die Veränderungen der Grabsitte sind eine einleuchtende Erklärung bezüglich der ausbleibenen Männerfibeln.
… Ich glaube, ich brauch ne Zeitmaschiene … *lol*
Viel Grüße

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